Castor, HSH, Griechenland & Gold

Geduldsspiel auf dem Weg nach Gorleben. Tausende Castor-Gegner behindern den Atommüll-Transport in der Nacht zum Dienstag auf seinem Weg ins Zwischenlager Gorleben. Der letzte der elf radioaktiven Behälter wurde gegen 22 Uhr auf Tieflader umgeladen. In den frühen Morgenstunden soll der Transport weitergehen. FAZ

Verbrannte Erde. Die Sache ist völlig verfahren. Gorleben wäre wohl selbst dann nicht mehr durchzusetzen, wenn der dortige Salzstock sich trotz der bekannten Zweifel als geologische 1-a-Endlagerstätte herausstellen würde. Frankfurter Rundschau

Atomenergie ohne Basis. Massiv wie lange nicht, aber auch aggressiv wie lange nicht standen sich am Wochenende Atom-Gegner und Polizei gegenüber General-Anzeiger Bonn

Lasst die Folklore sein! Die Regierung betreibt die falsche Energiepolitik. Die Anti-Castor-Proteste helfen dagegen wenig. Der Streit muss in Berlin geführt werden. Die Zeit

Castor-Rechnung bitte an den Bund. Niedersachsen will sich das Geld für das Polizeigroßaufgebot von den Länderkollegen holen, Bayern will die Demonstranten belangen. Der Streit ist absurd, der Bund sollte für die Folgen seiner Atompolitik aufkommen. Financial Times Deutschland

Knatsch im Konsensland. Deutschland ist Konsensland und keine Krawallrepublik. In der Regel wird lange nach Lösungen gesucht und gerungen; dann trägt der Kompromiss. Bis auf Ausnahmen, etwa die Kernkraft, hat das auch gut funktioniert. Doch dieser Herbst ist anders. Angela Merkel sollte sich Sorgen machen. Tagesspiegel

Protest und Prozeduren. Ob Gorleben oder Stuttgart 21 – die Informationspolitik gleicht in mancher Hinsicht einer asymmetrischen Kriegsführung. Mit aufwendigen Anhörungsverfahren, die eher etwas für Feinschmecker sind, ist dem Protest der „Partisanen“ nicht beizukommen. FAZ

Maßloser Protest im Wendland. Gewalttätige Demonstranten und PR-süchtige Politiker: Die Proteste gegen den Castor-Transport haben mit dem Ereignis selbst längst nichts mehr zu tun. Leidtragende sind vor allem die Polizisten Kölner Stadt-Anzeiger

Wer hat Angst vor der Bürgereinschaltung? Die Castoren rollen, das Wendland kettet sich an, Stuttgart wankt, und die Politik wird zum Opfer ihrer eigenen Redensarten. Die Bürger protestieren nicht einfach nur gegen Inhalte, sondern auch gegen den rein taktischen Umgang mit ihnen. FAZ

Sie wollen Argumente, das ist gut so. Bessere Zeiten für die Freunde der Demokratie taz

Wie stark strahlt der Castor? Greenpeace warnt vor einer zu hohen Strahlenbelastung durch den Castortransport. Übertreiben die Umweltschützer oder besteht wirklich Grund zur Sorge? Die Zeit

Schwarz-Gelb will Atommüll nach Russland schaffen. 951 Brennelemente aus Ahaus zum Ural: Die Bundesregierung von Angela Merkel plant Castor-Transporte nach Russland. Nach SZ-Informationen will Berlin noch in diesem Monat ein Abkommen mit Moskau über den strahlenden Deal schließen Süddeutsche Zeitung

HSH Nordbank

Für Nonnenmacher ist der Zug abgefahren. Hamburg und Schleswig-Holstein wollen einen personellen Neubeginn an der Spitze der HSH Nordbank. Die Frage ist nur: Wie reagiert Aufsichtsratschef Kopper? FAZ

Nein zu „Dr. No“ Affäre über Affäre bei der HSH Nordbank – doch Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher erklärt, er habe sich nichts vorzuwerfen. Die Landesregierungen in Hamburg und Schleswig-Holstein sehen das anders Süddeutsche Zeitung

Muss Gierbanker Nonnenmacher gehen? Bild

Politik bleibt Politik. Ein Bankvorstand muss bei Bevölkerung und Boulevardmedien nicht beliebt sein, um erfolgreich seinem Job nachzugehen. Das führte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann jahrelang vor. Financial Times Deutschland

HSH Nordbank braucht Chance auf Neuanfang. Der Politik bleibt nichts anderes übrig, als HSH-Chef Nonnemacher zu entlassen. Die Privatisierung der Bank hat Vorrang. Die Welt

Ex und hopp. Politiker ließen der HSH Nordbank einst freien Lauf, um sich auf vielen Märkten dieser Welt zu verirren. Jetzt sind es wieder die Politiker, die den von ihnen als Sanierer aufs Schild gehobenen Nonnenmacher abservieren wollen. Ungereimtheiten gibt es zuhauf. FAZ

Untragbar. Es ist ein Abgang mit Ansage. Spätestens seitdem auch die Landesregierungen in Hamburg und Kiel über „offene Fragen“ und „weiteren Klärungsbedarf“ laut nachdenken, war absehbar, dass die Tage von Dirk Jens Nonnenmacher gezählt sind. Hannoversche Allgemeine

„Dr. No“ und die Windräder. Modell Ramschladen ist kein Zukunftskonzept taz

Einer von vielen. Jetzt ist er also weg vom Fenster, der Professor Dirk Jens Nonnenmacher, Chef der staatseigenen HSH-Nordbank und in den letzten Monaten in der Presse die Steilvorlage für einen gewissenlosen, noch dazu auch erfolglosen Finanzmanager – einer, der die eigene Kasse füllt und die öffentlichen leerte. Hamburg und vor allem das hoch verschuldete Schleswig-Holstein haben sich die Geschäftspraktiken der Bank drei Milliarden Euro an Kapitalspritze und weitere zehn Milliarden Euro an Bürgschaften kosten lassen. Lausitzer Rundschau

Regionalwahlen in Griechenland

Papandreou will nichts von Neuwahlen wissen. Obwohl die regierenden Sozialisten in Griechenland bei den Kommunal- und Regionalwahlen zehn Prozentpunkte verlieren, sieht der Premier das Ergebnis als Bestätigung seiner Politik. Und kündigt an, weiter eisern zu sparen. Neuwahlen schließt er aus. Handelsblatt

Griechische Enthaltung. Diese Wahl zeigt: Die Griechen haben keine Wahl. Deshalb gingen so viele gar nicht erst zu den Urnen. Das Neuwahlszenario des sozialistischen Premiers Papandreou ist damit vom Tisch. Das ist gut so. Frankfurter Rundschau

Die ehrliche Wahl der Griechen in der Krise. Die Kommunalwahlen in Griechenland bestätigen auch Papandreous harten Sparkurs. Ob der Sieg von Dauer ist, wird sich zeigen. Die Welt

Keine Wahl. Stell dir vor, es sind Wahlen, und keiner geht hin. So ähnlich war es am Sonntag bei den Kommunalwahlen in Griechenland. Dabei hatten beide große Parteien nichts unversucht gelassen, den Urnengang zu einem Schicksalsvotum zu stilisieren. Hannoversche Allgemeine

Auf die Pleite folgt die Apathie. Die Erpressung mit Neuwahlen stärkt das Misstrauen taz

Goldstandard

Goldstandard soll den Währungskrieg schlichten. Der Vorschlag des Weltbank-Chefs, die großen Währungen am Gold zu verankern, soll die Devisenmärkte beruhigen. Doch geht das wirklich? Die Welt

Das Gold soll es richten. Weltbank-Chef Robert Zoellick überrascht im Währungsstreit mit einer Idee: In einem reformierten Wechselkurssystem soll der gute alte Gold-Standard eine Rolle spielen. Der war mit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems gescheitert. Süddeutsche Zeitung

Gold als neue Referenz. Weltbankchef Robert Zoellick fordert ein neues internationales Währungssystem, in dem die Staaten eng miteinander kooperieren und Gold ein „Referenzpunkt“ sein soll. Die G-20-Staaten dürften daran kaum Interesse haben Wirtschaftswoche

Goldene Fessel. Weltbankpräsident Zoellick meint es gut. Aber sein Vorschlag eines modifizierten Goldstandards wird untergehen. Das ist erfreulich und bedauerlich zugleich. FAZ

Sparer im Goldrausch. Die Angst vor einer Inflation erfreut die Edelmetall-Händler. Anleger kaufen Gold trotz Rekordpreisen. Eine Reportage von der Münchener Edelmetall- und Rohstoffmesse. Die Zeit

Not just inflation fears boosting gold. Key letters see other reasons for metal’s gains MarketWatch

… one more thing!!!

Müllberge zu Goldgruben. Chinas Ankündigung, den Export Seltener Erden zu verknappen, gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieunternehmen. Doch an unerwarteter Stelle schlummern noch unerschlossene Rohstoffquellen: An deutschen Mülldeponien wurden Probebohrungen gestartet. Abfallforscher erwarten fette Beute. manager magazin

Leitartikel

Die dänische Pest. Das kleine skandinavische Land rühmt sich seiner Fremdenfeindlichkeit. Und das Schlimmste daran ist: Dieses abschreckende Beispiel könnte sich ausbreiten über Europa Frankfurter Rundschau

Plötzlich ist Alarm. Innenminister Thomas de Maizière warnt vor Terroranschlägen und redet unerwartet alarmistisch: Jedermann soll nun Verdächtiges melden. Stephan-Andreas Casdorff erklärt im heutigen Kontrapunkt, warum das ungewollte Ängste schürt. Tagesspiegel

Larmoyante Linke. Die Linkspartei hat den Anschluss verpasst – und zeigt sich als schlechter Verlierer. Würde die Partei danach beurteilt, wer in ihr gedeihen darf und wie oft sie die Grenze überschreitet, hätte sie die Umfrageergebnisse mit Dankbarkeit zu quittieren. FAZ

Bildung ade, desolate Missstände in der Schulpolitik AZ München

Die Mär vom schnellen Abzug. Fortschritt in Afghanistan bemisst sich in Zentimetern Die Welt

Riskantes Eon-Manöver. Dass dem Energiekonzern Eon unter seinem neuen Chef Johannes Teyssen eine kleine Revolution bevorstehen würde, war schon länger klar. Doch dass die Revolution derart an die Grundfesten des Konzerns gehen würde, ist eine Überraschung. Financial Times Deutschland

The G20’s seven pillars of friction. Discord between the US and China is one conflict among many Financial Times

The Lies of Islamophobia. The three unfinished wars of the West against the rest. Mother Jones

Mr. Speaker. Yes, John Boehner plays a lot of golf. Yes, he has a deep tan. And yes, he hangs out with corporate lobbyists. But there’s more to him than that. Meet the Washington insider who’s leading the opposition (Cover Story) Time

Tea for Tim. He hails from where the Civil War began, but this black Republican Tea Party favorite doesn’t want to be a leader on race. Newsweek

U.S. Backs India Seat on U.N. Council Wall Street Journal

The bashing of American exceptionalism. Leftists mocking those who believe in the greatness of the U.S. is nothing new. But their bizarre insistence that it’s an artifact of right-wing jingoism and xenophobia certainly isn’t helping Obama. Los Angeles Times

The Crossroads Nation. From Bill Clinton’s bridge to the 21st century to President Obama’s new foundation, the next American century is often described vaguely. Here’s why. New York Times

Conflict or Cooperation? After the Cold War, Francis Fukuyama, Samuel Huntington, and John Mearsheimer each presented a bold vision of what the driving forces of world politics would be. The world in 2010 hardly seems on a more promising track — a reminder that simple visions, however powerful, do not hold up as reliable predictors of particular developments. Foreign Affairs