Wulff, Euro-Krise, Vaclav Havel, Nordkorea, Air Berlin & Freie Wähler

Was die Akten des Bundespräsidenten verraten Der Bundespräsident legt ein Dossier über seinen umstrittenen Privatkredit und den Hauskauf offen. Auch wenn die Details aufschlussreich sind, können sie die Zweifel an der Integrität von Christian Wulff nicht zerstreuen. Mit Hilfe von Akten werden sich die noch offenen Fragen nicht beantworten lassen. Süddeutsche Zeitung

Wulff laut Experten schenkungssteuerpflichtig Bundespräsident Wulff folgte den Einladungen seiner Unternehmer-Freunde und ließ sich Luxusreisen schenken. Das könnte ihm nun zum Verhängnis werden. Berliner Zeitung

Wulffs Wahrheits-Wurstelei Christian Wulff räumt in der Affäre um seinen umstrittenen Privatkredit immer nur so viel ein, wie er nicht mehr leugnen kann. Das hat System – bringt den Bundespräsidenten aber immer mehr in Schwierigkeiten. Eine Rekonstruktion. Süddeutsche Zeitung

Der Bundespräsident ist ein Getriebener Den richtigen Zeitpunkt zur Aufklärung hat Christian Wulff längst verpasst. Wie der Bundespräsident zu Weihnachten überzeugend zu den Deutschen sprechen will, über Kreditklemme und Schuldenkrise etwa, ist kaum vorstellbar. Tagesspiegel

Leerstelle Bellevue Das Präsidentenamt ist überfrachtet mit gegensätzlichen Erwartungen. Christian Wulff hat die falschen bedient. ZEIT

Grüne werfen Union „moralische Selbstinszenierung“ vor In Niedersachsen befasst sich heute der Landtag mit dem in die Kritik geratenen Bundespräsidenten. Die Koalition stärkte Wulff demonstrativ den Rücken. Die Opposition schäumt und erhöht den Druck. Handelsblatt

Ratlose Wulff-Kritiker Die Reisen des Präsidenten und sein Kredit sorgen für mächtigen Wirbel. Doch mit einer abschließenden moralischen und juristischen Bewertung tun sich viele schwer. ZEIT

Jeden Anschein vermeiden Der Ministerpräsident darf kein Geschenk mit Amtsbezug annehmen. Es bleibt die Frage, inwieweit Wulff durch den besagten Kredit bessergestellt wurde. FAZ

Euro-Krise

Doppelt so viel Geld für die Euro-Rettung 2012 Die erste Tranche wird früher fällig – und größer: Einem Zeitungsbericht zufolge wird Finanzminister Schäuble im kommenden Jahr einen doppelt so hohen Milliardenbetrag in den Euro-Rettungsschirm ESM einzahlen müssen, als ursprünglich geplant. Süddeutsche Zeitung

Wenn die Euro-Krise eskaliert, reicht das Kapital nicht 80 Milliarden an Kapital und 620 Milliarden Euro an Garantien sind viel Geld, aber nicht genug. Die Probleme in der Euro-Zone sind ungelöst. Die Welt

Kompliziert und blöd Der IWF wird offenbar eingeschaltet, um zu verschleiern, dass die Notenbanken bereit sind, die Staatshaushalte zu finanzieren. Denn offiziell gilt ja noch immer: Auf gar keinen Fall dürfen Notenbanken aktiv werden, um Euro-Staaten zu retten. taz

Die Welt hat schon Schlimmeres erlebt Vom Ende der Geschichte kann man nicht ernsthaft sprechen. Die Krisen sind ernüchternd, doch kein Grund zur Angst. Die Welt

„Für eine gute Sanierung brauchen Sie Geld“ Europa droht die Rezession. Michael Baur, Deutschlandchef der Unternehmensberatung Alix Partners, spricht mit manager magazin Online über die Folgen der Bankenkrise für das Restrukurierungsgeschäft und die Probleme deutscher Mittelständler mit dem Sprung nach Asien. manager magazin

Vaclav Havel

Ein guter Politiker erklärt, ohne zu verführen Der verstorbene tschechische Präsident Vaclav Havel formulierte 1998 seine Gedanken über das Verhältnis zwischen Intellektuellen und Politik. Die Welt

Der Intellektuelle und die Politik Der am 18. Dezember gestorbene Václav Havel war einer der wenigen Intellektuellen, denen, statt in die Politik zu drängen, die Politik aufgedrängt wurde. 1998, während seiner Zeit als Präsident der tschechischen Republik, schrieb er die folgenden Gedanken über die Vorteile und Gefahren seiner Karriere. Project Sydicate

The Worldly Philosophers As politician, playwright, poet, dissident, and essayist, Václav Havel – who died on December 18 – led one of the most remarkable and influential lives of modern times. In March 1997, while serving as President of the Czech Republic, Havel offered the following assessment of the intersection of politics and playwriting in his unique career. Project Syndicate

Machtwechsel in Nordkorea

Machtmensch und Reformverweigerer Offiziell wurde Kim Jong-il in Nordkorea vergöttert. Und vielleicht ist die Trauer um ihn, die nach seinem Tod auf den Straßen zu sehen war, sogar echt. Aber schon zu Lebzeiten des „Geliebten Führers“ gab es Zweifel an seiner Führungsfähigkeit. FAZ

Kim hat Nordkorea zum Armenhaus gemacht In der Weltwirtschaft spielt Nordkorea kaum eine Rolle. Dennoch fielen die Kurse an den Börsen Asiens nach Kims Tod deutlich. Er lebte im Luxus, sein Volk musste hungern. FAZ

Und ewig grüßt ein Kim Der Führer ist tot, es lebe der Führer: Nach dem Tod von Kim Jong Il beeilt sich das Regime, den Sohn als Nachfolger zu inthronisieren. Doch Kim Jong Uns Macht ist wacklig. Es besteht die Gefahr, dass er sich als ebenbürtiger Despot beweisen will. Kölner Stadt-Anzeiger

Gefährlicher Übergang Um den Grad der Gleichschaltung in Nordkorea auch nur zu erahnen, muss man sich die absurd-hysterischen Trauerbilder anschauen. Dieses Regime hat es offenbar geschafft, das eigene Volk fast verhungern und gleichzeitig glauben zu lassen, es sei auf dem Weg ins kommunistische Paradies. Märkische Allgemeine

Aussicht auf Bewegung Nordkoreas neuer Machthaber tritt auf, wie sein Vater abgetreten ist: mit einer Machtdemonstration. Wenige Stunden nach der Bekanntgabe von Kim Jong-ils Tod hat sein jüngster Sohn Kim Jong-un eine Mittelstreckenrakete ins Meer schießen lassen. Badische Zeitung

Pufferstaat Nordkorea Nordkorea ist die weltweit bizarrste Kombination von Stalinismus, dynastischer Erbfolge und Personenkult, von angedeutetem Atompotenzial und realer Hungersnot. Doch den jetzt verstorbenen Kim als „Irren mit der Bombe“ abzutun, verkennt die Lage. taz

Kims Tod offenbart Chinas kranken Zustand Chinesen bejubeln den Tod des angeblich befreundeten Diktators. Für die Führung in Peking muss das ein weiteres Warnsignal sein. Denn für die Kommunistische Partei der Volksrepublik ist Nordkorea längst nicht mehr nur eine finanzielle Belastung. Financial Times Deutschland

Kim Jong Il and Vaclav Havel: Two leaders a world apart Kim Jong Il put his interests ahead of North Korea’s. Czech leader Vaclav Havel put democracy first. Los Angeles Times

Pyongyang’s Options The regime is desperate for stability; why that may be impossible. Foreign Affairs

Air Berlin

Der Sparfuchs landet einen Coup Hartmut Mehdorn ist seit dreieinhalb Monaten Chef der zweitgrößten deutschen Airline. Der Einstieg des arabischen Investors ist auch sein ganz persönlicher Erfolg Frankfurter Rundschau

Araber beglücken Mehdorn und Flugreisende Ein Deal mit vielen Siegern: Air Berlin kann das Geld aus Abu Dhabi gut gebrauchen. Etihad Airways schafft den Sprung nach Europa. Und der Wettbewerb wird gestärkt. Financial Times Deutschland

Arabisches Geld hilft Air Berlin Der Einstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad spült nicht nur frisches Geld in die leeren Kassen des angeschlagenen Lufthansa-Konkurrenten. Mit dem Langstrecken-Spezialisten als Partner klärt sich auch die strategische Zukunft von Air Berlin als Euro-Flieger. Rheinische Post

Der Weihnachtsmann fliegt Air Berlin Air Berlin überlebt einfach immer weiter. Ob Kapitalerhöhungen, Unternehmensanleihen, außerbilanzielle Finanzierungen oder jetzt die doppelte Kapitalspritze durch Etihad – stets zaubert die Airline neues Kapital hervor. Bewundernswert. Financial Times Deutschland

Ein Tor zum Orient Der Einstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad bei Air Berlin bringt beiden gewaltige Vorteile. Der zweitgrößten deutschen Airline, die seit vier Jahren rote Zahlen einfliegt, und ihrem neuen Chef Hartmut Mehdorn verschafft er die dringend benötigte Luft. Märkische Allgemeine

Freie Wähler

Die Freien kommen Die Freien Wähler wollen vom Niedergang der FDP profitieren. Mit von der Partie ist der Eurokritiker Hans-Olaf Henkel, wobei zunächst offen bleiben muss, wer hier wen huckepack nimmt – Henkel die Freien Wähler oder diese ihn. Der Westen

Henkels reife Pflaume Hans-Olaf Henkel, früher einmal BDI-Präsident und nun vehementer Euroskeptiker, unterstützt die „Freien Wähler“. Die sollen sich 2013 bei der nächsten Bundestagswahl „als neue liberale Kraft etablieren“. FAZ

Politischer Selbstmord Mit Henkel haben die Freien Wähler einen Marktliberalen adoptiert, der in Bayern eine Koalition mit SPD und Grünen ausschließt. Er wird sie 2013 endgültig ins politische Aus katapultieren. taz

Konkurrenz für die FDP Die Europawahl 2009 war der vorerst letzte Versuch der Freien Wähler, bei einer überregionalen Wahl bundesweite Bedeutung zu erlangen. Damals schickten sie die bekannte, aber wenig seriöse frühere CSU-Rebellin und Stoiber-Kritikerin Gabriele Pauli als Spitzenkandidatin ins Rennen. Sie verfehlte die seinerzeit bei Europawahlen noch gültige Fünf-Prozent-Hürde klar. Badische Zeitung

Eine neue Heimat für die Liberalen Mit der Entscheidung der Mitglieder der FDP für den permanenten „Rettungsschirm“ (ESM) hat die letzte im Bundestag vertretene liberale Kraft ihren Geist aufgegeben. Wo die Liberalen eine neue Heimat finden können Handelsblatt

…one more thing!

Mutig gegen die Islamisten Hillary Clinton hat recht: Es steht um die Emanzipation der Frauen in Ägypten nicht gut. Doch die Revolution geht weiter. Noch sind die Rollen nicht endgültig verteilt. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Auftritt Kim III. Die Herrschaft von Nordkoreas Kim-Clans geht in die dritte Generation. Doch dem Veränderungsdruck kann das Regime nur noch schwer standhalten. Frankfurter Rundschau

Ein unbestelltes Haus Auch unter neuer Führung ist Nordkoreas Atompolitik eine globale Herausforderung. Denn der neue Machthaber Kim Jong-un ist längst nicht gefestigt – die wahren Machthaber stehen hinter ihm. FAZ

Gulag mit Atomwaffen Ein gefährlicher Despot geht, dieses Mal Kim Jong-il, der Nordkorea wie ein Lager führte. Doch was wird nun? Der nächste Kim ist bereit, aggressiv wie Vater und Großvater. Ostasien stehen turbulente Jahre bevor Die Welt

Diktatur zwischen Übergang und Chaos Kim Jong Il hat den wohl letzten wirklich totalitären Staat beherrscht. Nach seinem Tod ist zweifelhaft, ob dieses System eine Zukunft hat. Für seinen Nachfolger geht die größte Gefahr nicht von der gehirngewaschenen Bevölkerung aus, sondern von jenen mächtigen Kadern, die auch die Welt außerhalb kennen. Nicht auszuschließen, dass der neue Kim seine Autorität nur durch einen Krieg sichern kann. Süddeutsche Zeitung

Die Diktatur in Nordkorea ist sicher Das Land hat mit Kim Jong-un einen neuen Machthaber. Die vom Hunger geplagten Bürger dürfen sich dennoch kaum Chancen auf ein Ende des Steinzeitkommunismus ausrechnen. In Pjöngjang regiert ein sich selbst stabilisierendes System. Financial Times Deutschland

Preisabzocke stoppen! Autofahrer in Deutschland sind den fünf großen Tankstellenketten hilflos ausgeliefert. BILD

Farewell to a dumb war in Iraq In sharp contrast to the Bush era, it is European nations that want more confrontational policies in the Middle East Financial Times

Ron Paul’s naive promises The Texas libertarian has big plans for his presidency — if he’s elected. But moving into the White House won’t turn the lone voice of dissent into someone who can persuade Congress to carry out his wishes. Los Angeles Times

Meryl Streep Film and EU Debates Bring Maggie Thatcher’s Moment The euro crisis seems to vindicate her skepticism, and with serendipitous timing, she’s on the big screen in a biopic, played by Meryl Streep. Plus, Robin Givhan on the secret language of Thatcher’s handbags. Newsweek

TIME’s Person of the Year: The Protester A year after a Tunisian fruit vendor set himself ablaze, dissent has spread across the Middle East, reaching Europe and the U.S., reshaping global politics and redefining people power TIME