NSA-Abhörskandal, Ägypten & Wahlkampf

Transatlantische Händel. Gestern dominierten zwei Fragen die Diskussionen im Brüsseler Europaviertel. Erstens: Was zum Teufel ist im EU-Ratsgebäude so spannend, dass es lohnt, von den USA heimlich aufgezeichnet zu werden. Wirtschaftsgeheimnisse? Wohl kaum, schon gar nicht bei Agrar- oder Justizministern. Politische Strategien? Nein, zumal die bei EU-Ministertreffen sowieso nur eine Halbwertszeit von wenigen Stunden haben Börsenzeitung

Merkel muss den USA jetzt drohen. Es reicht nicht, dass die Kanzlerin das US-Spähprogramm kritisiert. Der Lauschangriff auf Deutsche und Europäer muss ernste Konsequenzen haben Die Zeit

Jeder Laie hätte von der Spionage wissen können. Die allgemeine Empörung über die Spionageaktionen des NSA verwundert. Schließlich sind es nur Details einer Ausspähoperation, die seit mindestens 30 Jahren bekannt ist – für Politiker und Laien Die Welt

„Vertrauen ist verloren gegangen“
Bislang hat sich die Bundesregierung sehr zurückhaltend über die Abhöraffäre geäußert. Jetzt fordert Wirtschaftsminister Rösler von den USA Aufklärung. Er sieht eine Gefahr für die Gespräche über das Freihandelsabkommen. Handelsblatt

Viel Empörung, wenig Wissen. Die Überraschung ist verwunderlich taz

Abhörskandal gefährdet Abkommen über Freihandel. „Solange abgehört wird, kann nicht verhandelt werden,“ sagen europäische Politiker zur NSA-Affäre. Wirtschaftsminister Rösler warnt vor „typisch anti-amerikanischen Reflexen“. Die Welt

Na und ?! Politiker in Europa sind empört über die Praktiken der US-Spione: EU-Gebäude und Botschaften verwanzen, das gehe eindeutig zu weit. Doch in den USA regt das niemanden auf. Sicherheit geht vor Freundschaft, heißt es kühl. Handelsblatt

Eine Übung in Diplomatie. Die EU-Kommission hält den Bericht über die angeblichen Ausspähungen durch die Amerikaner für „besorgniserregend“ – und pfeift Justizkommissarin Viviane Reding zurück. FAZ

Gut und Böse. In Berlin hat sich Barack Obama als Freund der Deutschen präsentiert. Aber was sind seine schönen Worte wert, wenn die USA den Begriff „Freiheit“ als Blankoscheck einer „Alles-ist-möglich“-Gesellschaft interpretieren? Handelsblatt

Gereiztheit unter Freunden. „Skandal allererster Güte“ oder „Business as usual“? Während die Europäer empört darüber sind, dass der Geheimdienst NSA offenbar EU-Einrichtungen abgehört und Metadaten im großen Stil abgegriffen hat, wiegeln die Amerikaner ab. Doch die Affäre ist längst zur Belastungsprobe für die transatlantischen Beziehungen geworden. Süddeutsche Zeitung

Der um Vertrauen wirbt. Donald Rumsfeld machte ihn zum Vier-Sterne-General und zum Kommandeur der National Security Agency (NSA). Jetzt hat Keith Alexander 40.000 Leute unter sich – und einen Milliardenetat. FAZ

Die skandalträchtige Geschichte der Atlantikkabel. Die Meldungen über abgehörte Glasfaserkabel im Atlantik sorgen für Aufregung. Verdrängt wird dabei, dass diese transkontinentalen Verbindungen seit jeher für Kritik und Spott sorgten Die Welt

Snowdon

Snowden nimmt Putins Asyl-Angebot an. Der US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden nimmt Putins Angebot an, in Russland zu bleiben. Er musste allerdings eine Bedingung akzeptieren: Snowden darf den USA nicht mehr schaden. Die Welt

„Deutschland sollte ihm Asyl gewähren“ Nach Grünen und Linken plädiert nun auch SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil für den besonderen Schutz des Whistleblowers Edward Snowden. Zumindest für den Fall, dass seine Vorwürfe zutreffen. Und noch eine weitere Asyloption könnte für den in Moskau festsitzenden ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter in Frage kommen. Süddeutsche Zeitung

Gauck, blind vor Staatsglauben.
Der Bundespräsident hat dem Prism-Enthüller „puren Verrat“ unterstellt. Das ist unsensibel und steht dem obersten DDR-Aufarbeiter nicht gut an Die Zeit

Ägypten

Neue Phase. Außergewöhnliche Umstände verhalfen den Muslimbrüdern zu ihren Wahlerfolgen. Nach Mubaraks Sturz waren sie die einzige organisierte Kraft. Nur ein Jahr später ist der Lack ab. FAZ

Seine Exzellenz, die Sturheit von Kairo. Vermutlich sind derzeit mehr Demonstranten auf Ägyptens Straßen unterwegs als zu Zeiten des Mubarak-Sturzes. Warum? Die Antwort ist einfach: Jetzt rächt sich die Sturheit von Präsident Mohammed Mursi. Stern

Wie Präsident Mursi Ägypten zu Grunde richtet. Demonstranten stürmen die Zentrale der Muslimbruderschaft und die Armee stellt Präsident Mursi ein Ultimatum. Das Volk erhebt sich erneut. Ein Besuch in Mahalla, wo die Proteste 2008 begannen. Die Welt

Botschaft für die Religiösen Ägypten Mursi Proteste. Niemand weiß, wer Ägypten Ende dieser Woche regieren wird. Mursi? Ein Übergangspräsident? Die Armee? Doch es gibt auch Gewissheiten: Die Muslimbrüder, die noch vor einem Jahr schier unbesiegbar schienen, sind spektakulär gescheitert. Süddeutsche Zeitung

Rote Karte für Präsident Mursi WAZ

Die Armee zwingt die Ägypter zur Vernunft. Kein Wunder, dass die Massen in Ägypten aufbegehren, doch ein Sturz Mursis wäre falsch. Das Ultimatum der Armee zeigt: Es geht jetzt ums Ganze Die Zeit

Eine Wahl ist kein Freibrief. Die Gewalt in Ägypten lässt wenig Gutes erahnen taz

Kritische Massenlehren. Während sich Anhänger und Gegner Mursis streiten, wer für die Mehrheit spricht, geht das Volk wieder friedlich und in großer Zahl auf die Straße. Die „Tamarud“-Bewegung hat großen Anteil daran FAZ

Wahlkampf

Linke fordert SPD zu rot-rot-grüner Offenheit auf. Die Linkspartei wirbt dafür, dass sich die SPD für eine rot-rot-grüne Koalition öffnet. Offiziell bleiben wegen der „Ausschlusseritis“ der Parteien aber nur die Optionen Schwarz-Gelb oder Rot-Grün. Die Welt

Sturz eines Denkmals Früher war sein Wort Gesetz, doch mittlerweile schrumpft der Einfluss von Oskar Lafontaine bei den saarländischen Linken immer mehr. Die Partei zerlegt ihr früheres Idol – und sich selbst gleich mit. FAZ

Nichtwähler entscheiden, wer Kanzler wird. Nie gab es mehr Wahlverweigerer als heute, nie wurden sie heftiger umworben. Was wir über Nichtwähler wissen und für wen sie die Wahl entscheiden könnten Wirtschaftswoche

Träume jenseits von Realität und Wahrscheinlichkeit. Im Moment würde es weder für Schwarz-Gelb noch für Rot-Grün reichen. Die Parteien beeilen sich dennoch, Alternativen auszuschließen. Warum nur hat die SPD so eine Angst vor einer großen Koalition? Tagesspiegel

… one more thing!!!

Zu spät. Obama besucht Afrika. Nur: Die Chinesen waren längst da. Und sie sind erstaunlich beliebt – auch weil sie bequemerweise auf moralische Belehrungen verzichten. Der US-Präsident kommt in vielerlei Hinsicht als Nachzügler. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Handeln statt Lauschen. Das Freihandelsabkommen sollte nicht abgeblasen werden wegen der Abhöraktion der Amerikaner. Vielmehr wissen die Europäer nun, woran sie sind und können ihre Interessen klar vorantreiben. FAZ

#Zwischenruf Unter Freunden schnüffelt man nicht! Bild

Belauscht, betrogen; die NSA-Abhöraffäre. AZ München

Wie der Abhörskandal den Handel gefährdet. Die Freihandelszone zwischen den USA und der EU ist das wichtigste Projekt des Westens in diesem Jahrhundert. Es darf auf keinen Fall durch die Empörung über die US-Geheimdienste verhindert werden. Die Welt

Ein Versuch über die Empörung. Die Bundesregierung ist über die US-Spionage empört. Die Opposition ist über die US-Spionage empört, wobei sie noch mehr über die Bundeskanzlerin empört ist, weil die nicht genug empört ist. Die Europäische Union ist über die US-Spionage empört. Bei so viel Empörung – hier weitere Gründe für diese emotionale Befindlichkeit WAZ

Die Linke spielt die nationale Karte. In Sahra Wagenknecht spielt wieder einmal eine prominente Vertreterin der Linkspartei im Wahlkampf die nationale Karte. Sie spielt mit dem Feuer, um beim dumpfnationalen Teil der Europamüden zu punkten. Frankfurter Rundschau

Taub bis in den Untergang. Der ägyptische Präsident Mursi hat vergessen, wie knapp er ins Amt gewählt wurde. Er führt sich fast so machtbewusst auf wie sein Vorgänger Mubarak. NZZ

The Happiness of Pursuit Americans are free to pursue happiness, but there’s no guarantee we’ll achieve it. The secret is knowing how — and where — to look (Cover story) Time

The Boddy-Data Craze Newsweek

Why Republicans should shut up about Hillary Clinton’s age.
Even though the GOP nominee’s relative youth would be a huge advantage The Week

An Internet Armageddon? Technological progress isn’t always good. Washington Post

An Apple for the Teacher. Freeing public-school teachers from rules won’t turn them into great innovators. Wall Street Journal

Let’s sequester secrecy. The size and scope of America’s secrecy state is staggering. politico

Ireland and the Austerity Debate, writes Mohamed A. El-Erian in project syndicate

Obama message to Africa. President Obama’s trip through sub-Saharan Africa this week appropriately elevates the region’s prominence in the administration’s pantheon of foreign policy priorities. Los Angeles Times

Seeking New Leadership, Millions of Egyptians Take to the Streets. The Arab Spring, take two. The Atlantic

War On the Unemployed. Bad economy? Punish the victims New York Times

Who Will Save Egypt? The Economic Disaster and Those Vying to Fix It. Underneath all the anger in Egypt lies a basic fact: The country’s economy is in deep trouble. Normally a country in such dire straits would go to the IMF for support. Instead, it has tried to play the fund and Gulf donors off one another to stay afloat. Foreign Affairs