Schuldenkrise, Kundus-Affäre, Missbrauchsskandal, Hypo Real Estate & USA-Israel

Der vernachlässigte Patient Währungsunion. Die Einigung zwischen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy hat Griechenland vorerst aus der Intensivstation geholt. Doch für die Euro-Zone fängt die Leidenszeit jetzt erst an. Financial Times Deutschland

Einigung bei EU-Gipfel in Brüssel Merkel setzt sich durch Bild

Solides Handwerk. Beim EU-Gipfel konnte ein Durchbruch erzielt werden: Dazu trug auch Angela Merkel bei, die sich mit Nicolas Sarkozy einigen konnte. Danach werden im Notfall IWF-Kredite für die Unterstützung Griechenlands verwendet. Kölnische Rundschau

Merkel benimmt sich wie Wilhelm II. Angela Merkel berauscht sich an der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands. Die Spannungen innerhalb Europas nimmt sie zwar wahr, ignoriert sie aber dennoch hartnäckig. Eine solche Großmannspolitik mündete unter Wilhelm II. direkt in den Ersten Weltkrieg. Wohin verrennt sich die Kanzlerin nur? Die Welt

Merkels bitterer Sieg über das Euro-Land. Die Kanzlerin hat sich durchgesetzt. Was die Kosten dafür sein werden, wird sich erst noch zeigen. Ein deutscher EZB-Präsident oder ein europäischer Währungsfonds dürften aber weitaus schwieriger geworden sein. Handelsblatt (Print)

Hilfspaket der EU für den Fall der Fälle. Deutschland und Frankreich haben sich auf eine Lösung im Streit um Finanzhilfen für Griechenland geeinigt. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Sarkozy verabredeten vor Beginn des EU-Gipfels am Donnerstag in Brüssel eine gemeinsame Linie, wie es aus deutschen und französischen Regierungskreisen hieß. FAZ

Tschüs, Europa. In Deutschland jubelt so mancher, dass sich Merkel mit ihrer Griechenlandpolitik durchgesetzt hat. Doch die Kanzlerin gefährdet das politische Erbe Helmut Kohls und den Zusammenhalt der Europäischen Union. Financial Times Deutschland

Detail mit Signalwirkung. Die EZB akzeptiert weiterhin griechische Staatsanleihen als Sicherheit. Für Griechenland ist das eine große Hilfe – und für die Finanzwelt ein wichtiges Zeichen Süddeutsche Zeitung

Die Griechenland-Sünde der EZB. Es ist der Umfaller des Jahres: Die Europäische Zentralbank garantiert jetzt doch, dass griechische Staatsanleihen 2011 als Sicherheiten akzeptiert werden. Mag das sachlich auch gerechtfertigt sein, so ist die Kommunikation fatal. Financial Times Deutschland

Weiche Regeln. Um Griechenland vor der Blamage zu bewahren, dass seine Anleihen nicht mehr für die Beleihung taugen, verlängert die EZB eine Ausnahme. Solche Erleichterungen waren in der Krise berechtigt, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Heute vermitteln sie keine Sicherheit. FAZ

Spekulanten treiben den Euro-Kurs in den Keller. Devisenhändler treiben den Kurs des Euro langsam aber sicher in die Tiefe. Die Einheitswährung sackte zwischenzeitlich auf ein neues 10-Monats-Tief. Im Vergleich zum härteren Schweizer Franken sieht die Lage noch schlimmer aus. Ökonomen halten den Euro aber immer noch für überbewertet. Die Welt

„Ein Hammerschlag für alle Portugiesen“ Die Finanzmisere in Portugal erzwingt drastische Maßnahmen: Das Land verkauft staatlichen Besitz und friert Beamtenlöhne ein. Es gibt kein Tabu Süddeutsche Zeitung

Germany Begins to Shed Its Role as E.U. Integrator New York Times

Kundus-Affäre

Kommt jetzt die Affäre Merkel? Eine Email belegt, dass das Kanzleramt eine Information über 50 bis 100 zivile Opfer bei dem Luftangriff hatte, als die Kanzlerin ihre Regierungserklärung gab. Noch wird sie Merkel nicht gefährlich. Sie sollte vor allem eines draus lernen: Wir müssen den Krieg in Afghanistan öffentlich debattieren. Handelsblatt

Kunduz-Affäre wird zum Problem der Kanzlerin. Was wusste das Kanzleramt wann über das Kunduz-Bombardement? Eine E-Mail zeigt, dass die Regierungsspitze offenbar früh über mögliche zivile Opfer informiert war. Jetzt fordert die Opposition Aufklärung – in den Fokus gerät erstmals Kanzlerin Merkel. Spiegel

Alles wegen der Machtbalance. Karl Theodor zu Guttenberg hat sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert und die Kundus-Affäre alles andere als gekonnt gemanagt. Das lässt wenig Hoffnung auf Besserung. Frankfurter Rundschau

Jung verteidigt Luftschlag – nach wie vor. Ex-Verteidigungsminister Jung schildert die Ereignisse vom 4. September. Möglicherweise war die Regierungsspitze früh über zivile Opfer informiert. Süddeutsche Zeitung

Missbrauch in der Katholischen Kirche

Papst Benedikt und der Missbrauch. Ein Priester missbrauchte gehörlose Jungen. Wie die vatikanische Glaubenskongregation und ihr damaliger Chef Kardinal Ratzinger den Fall verharmlost haben. Süddeutsche Zeitung

Schwarzer Petrus. Der Vatikan hat Fälle von Kindesmissbrauch streng geheim gehalten. Was wusste der Papst, als er noch Kardinal Ratzinger war? Frankfurter Rundschau

Was hat der Papst damit zu tun? Zwischen Hirtenbrief und alten Sünden: Papst Benedikt XVI. sucht nach der richtigen Haltung im Missbrauchsskandal. Die Zeit

Fuldaer Bischof bittet Opfer um Vergebung FAZ

Mit Samthandschuhen gegen die Trutzburg. Unabhängige Aufklärung? Von wegen. Die Besetzung des Runden Tischs der Bundesregierung ist zwar hochkarätig, sendet aber eine klare Botschaft an die katholische Kirche: Fürchtet euch nicht! Stern

Herr, vergib ihm seine Geduld. Der Papst gerät wegen des Umgangs mit Missbrauchfällen weiter ins Zwielicht: Die im Jahr 1996 von ihm geführte Glaubenskongregation hat damals auf Strafen gegen einen pädophilen Priester verzichtet. Benedikts Autorität als Kirchenführer schwindet – warum ist er eigentlich noch im Amt? Spiegel

Vatican Declined to Defrock U.S. Priest Who Abused Boys New York Times

Hypo Real Estate

Chef der Hypo Real Estate wirft hin. Der Vorstandschef der Krisenbank HRE, Axel Wieandt, ist überraschend zurückgetreten. Das bestätigte die Bank in München – einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz. Als Grund werden Differenzen mit dem Bankenrettungsfonds Soffin genannt. Nachfolgerin wird übergangsweise Risikovorstand Manuela Better. FAZ

Abgang mit Knalleffekt. Wenn ein Manager am Tag vor der Bilanzpressekonferenz den Bettel hinwirft, dann muss es gekracht haben. Im Fall Axel Wieandt gab es Differenzen mit dem staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin. Dabei ging es zum einen ums Geld. Börsenzeitung

Kardinal Richelieus Flucht. Der Chefposten bei der Hypo Real Estate war Axel Wieandts große Chance, sich als Topbanker zu beweisen. Sein übereilter Rückzug stellt dies nun in Frage Manager Magazin

HRE-Chef Wieandt geht im Streit. Chaos bei der Krisenbank Hypo Real Estate: Chef Axel Wieandt verlässt das Institut nach Auseinandersetzungen mit dem neuen Eigentümer – dem Bund. Auch die Höhe des Gehalts soll eine Rolle gespielt haben Süddeutsche Zeitung

HRE-Chef Wieandt geht wegen Streit um Gehälter. Wirtschaftswoche

HRE-Chef Wieandt gibt entnervt auf. Der Chef der verstaatlichten Skandalbank Hypo Real Estate, Axel Wieandt, ist völlig überraschend zurückgetreten. Offiziell begründet wurde der Schritt mit „unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Geschäftsleitung“ zwischen Wieandt und dem Bankenrettungsfonds Soffin. Handelsblatt

Netanjahu & Obama

Wie der Wesir von Unter-Senegal. Netanjahu in der Honigfalle: Beim Treffen im Weißen Haus ließ Präsident Obama den Premier spüren, was er von Israels Provokationen hält. Süddeutsche Zeitung

„Ein Hinterhalt für Netanjahu“ Der israelische Ministerpräsident habe Amerika „in Schimpf und Schande“ verlassen, „isoliert und schwächer“ als zuvor, heißt es in israelischen Zeitungen. Netanjahu war ohne eine Lösung im Streit über israelische Bauaktivitäten in Ostjerusalem und eine Aussicht auf neue Friedensgespräche mit den Palästinensern zurückgekehrt. FAZ

A wall of suspicion Despite a rare dressing down from America, Israel’s leader shows no sign of yielding Economist

Netanyahu Heads Home, Still at Odds with U.S. Time

Israel Won’t Change Unless the Status Quo Has a Downside Mother Jones

… one more thing!!

Die fiesen Expansionsstrategien der Weltmacht China. Ein Gespenst geht um in den Industrienationen, das Gespenst heißt Targeting. Das englische Wort bedeutet Anpeilen, Angreifen und Ausschalten. Mit dieser Strategie wollen chinesische Unternehmen weltweit Zukunftsmärkte erobern. Vorreiter ist der bis vor Kurzem unbekannte Netzausrüster Huawei – mit Brachialmethoden. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Der Verrat. Mit ihrem Ruf nach dem Internationalen Währungsfonds beschädigt die Kanzlerin das europäische Projekt. Welch jämmerliches Bild! Als könnte die EU ihre Probleme nicht selbst lösen. Frankfurter Rundschau

Der Präsident enttäuscht. Die Regionalwahlen haben Frankreich aus dem politischen Winterschlaf gerissen. Das Land ist zu einem Pluralismus zurückgekehrt, der sich nicht länger auf die von Präsident Sarkozy einberufenen Kommissionen beschränkt. FAZ (Print)

Bedrohlicher Riss. Die Deutschen gelten als rechthaberisch und eigensinnig AZ München

Die Koalition ist am Zug. Wenn sich Bahnchef Rüdiger Grube über mangelnden Wettbewerb in Frankreich beklagt, macht er sich unglaubwürdig. In Deutschland behindert sein Konzern selbst die Konkurrenz. Schwarz-Gelb muss eingreifen udn die Zugang zum Schienenenetz liberalisieren. Financial Times Deutschland

Vom Wert der Pflege Es ist überfällig in der Pflegebranche einen Mindestlohn einzuführen; das Bundeskabinett sollte ihn schnellstmöglich auf den Weg bringen. Das wäre nicht nur eine ökonomische Entscheidung, sondern auch eine ethische. Süddeutsche Zeitung (Print)

Rund 800 000 Beschäftigte in den Pflegeberufen erhalten künftig einen Mindestlohn. Richtig so! Kranke, Behinderte, Demente zu betreuen ist Schwerstarbeit. Körperlich und seelisch. Dafür mindestens 8,50 Euro pro Stunde bzw. im Osten 7,50 Euro, das ist noch nicht üppig – aber immerhin! Löhne sind in Deutschland die Sache von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Denn die wissen, was geht – und was nicht finanzierbar ist. Der Staat gibt am Ende nur seinen Segen dazu. Mehr nicht. BILD

Alles geht. Datenschutz wird gemeinhin als eines dieser Dinge verstanden, gegen die man nicht sein kann. So wie Gerechtigkeit oder Liebe. Natürlich ist man dafür. Dabei hat sich die Lage in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten total geändert. Computer und Internet haben dazu geführt, dass die Menschen inzwischen alles freiwillig preisgeben und das auch noch toll finden Tagesspiegel

Große alte Männer
Ein Abend in der American Academy in Berlin: Nach dem Vortrag gab es Wortmeldungen, jeder Frager stand auf und nannte seinen Namen.Und so auch Richard von Weizsäcker: Darauf folgte allgemeines Gelächter, das der Freiherr knapp mit „Ruhe da“ quittierte. Die Welt

House of Anger. By embracing the Tea Party movement, Republicans are turning into the party of the hissy fit. New York Times

The Moderate Republican: An Endangered Species. Republicans sure know how to make Barack Obama look good. What are they going to do now, threaten to repeal a law that forces insurance companies to cover the sick? The Nation

Now what? Barack Obama needs to use a bruising victory to unleash the promise of his presidency Economist