Steinbrück, Merkel, EZB, ESM, Vatileaks & Transplantations-Medizin

Auf seinen Stil kommt es an Wenn Steinbrück die Kritik an seinen Einkünften „dämlich“ und „absurd“ nennt, begeht er einen Fehler. Es ist nicht der einzige. Zusammen ergeben sie das Bild eines Mannes, der sich politisch unsensibel verhält. Denn entscheidend ist weniger, was der neue Kanzlerkandidat getan hat, sondern ob er anständig mit denen umgeht, die danach fragen. Süddeutsche Zeitung

Im Haifischbecken ist Blut im Wasser Der Generalverdacht, unseren Politikern sei nicht zu trauen, wird von den Verdächtigen selbst befeuert. Über Politikverdrossenheit muss man sich nicht wundern angesichts der Schlammschlacht, die nun losbricht. WAZ

Guter Marktwert, schlechtes Benehmen Nicht das Geld besticht den Kandidaten. Steinbrück ist bereits durch seine Hybris korrumpiert, durch sein ihm unwiderstehlich erscheinendes Gehabe als toller Typ. taz

Kraft wirft Koalition „geheuchelte Empörung“ vor In der Debatte um die Nebeneinkünfte von Peer Steinbrück schart sich die SPD-Spitze um ihren Kanzlerkandidaten. Parteivize Hannelore Kraft verurteilt das Verhalten von Schwarz-Gelb als „mehr als peinlich“. Auch Steinbrück selbst wehrt sich. Süddeutsche Zeitung

Erbärmlicher Streit Da man dem designierten SPD-Kanzlerkandidaten in der Sache bislang nichts vorwerfen kann, versucht man seinen Ruf zu beschädigen. Badische Zeitung

Ertappte Heuchler Bestechlich war Peer Steinbrück sicher nicht. Eher schon wird er sich darüber amüsiert haben, dass Banken ihm so viel dafür zahlten, mal Klartext über ihre Branche zu hören. Lausitzer Rundschau

Schluss mit dem Transparenzwahn! Ob die Sündenliste des Versicherers Ergo oder die Offenlegung der Steuererklärung von Peer Steinbrück: Oft geht es gar nicht mehr um Aufklärung. Sondern um niedere Motive. Financial Times Deutschland

Merkel-Reise nach Griechenland

Heikler Lückenfüller Reines Kalkül oder echte Entschlossenheit, Athen im Euro-Raum zu halten: Der Besuch von Merkel in Griechenland, der nur durch eine unerwartete Lücke im Kalender zustande kam, wird begleitet von Mutmaßungen über die Beweggründe der Kanzlerin. Süddeutsche Zeitung

Merkels heikelste Reise Seit drei Jahren war Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht in Griechenland. Diese Woche reist sie nach Athen – um zu zeigen, dass sie das Land unterstützt. Doch um die Griechen zu befrieden, braucht es mehr als nur eine Reise. Financial Times Deutschland

Merkel beweist mit ihrer Reise nach Athen Mut Kanzlerin Angela Merkel muss in der Krise Griechenlands mit den hohen Erwartungen an die Deutschen fertig werden. Athen hingegen spielt weiter auf Zeit. Wie weit soll man dem Land noch entgegenkommen? Die Welt

7000 Polizisten für die Kanzlerin Griechenlands Linke will Angela Merkel an diesem Montag mit Protesten begrüßen. Zum Schutz der Kanzlerin sollen Polizisten aus dem ganzen Land anreisen. Die Regierung in Athen will Frau Merkel dagegen – vielleicht – mit einer Einigung auf ein Sparpaket empfangen. FAZ

Merkel trifft auf die geballte Wut vieler Griechen Die Kanzlerin besucht Athen, etliche Akteure laufen heiß: Die griechische Opposition heizt die Stimmung gegen Merkel an, in Berlin wetteifern Politiker mit Ratschlägen. ZEIT

Zeichen setzen Wenn Angela Merkel sich nun in die „Höhle des Löwen“ wagt, so ließe sich einwenden, dass die da- rin anzutreffende Raubkatze weitgehend zahm sein dürf- te. Dies gilt zumindest für die Regierung Samaras. Märkische Allgemeine

EZB

EZB verstößt gegen Europa-Recht EZB-Präsident Draghi beteuert, der angekündigte Kauf von Staatsanleihen diene allein geldpolitischen Zwecken. Doch einer ökonomischen Prüfung hält das nicht stand, schreibt der Mannheimer Professor Roland Vaubel. Handelsblatt

Wird die EZB zu mächtig? Immer mehr Parlamentariern wird mulmig bei dem Gedanken, dass die Zentralbank alle Geldhäuser des Kontinents überwachen soll. Sie begehren auf. Financial Times Deutschland

Vor dem Lackmustest Mit der Ankündigung umfangreicher Staatsanleihekäufe hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, den Aktienmärkten den wahrscheinlich stärksten Impuls dieses Jahres beschert. Die Entwicklung der Indizes im zurückliegenden Quartal zeigt deutlich, dass Draghi eine Zäsur gesetzt hat. Börsen-Zeitung

Vorbild Island? Für die Bewältigung der Schuldenkrise gibt es keine Rezepte von der Stange. Der isländische Weg bietet aber gute Denkanstöße. Dass die Rettung maroder Banken auf Kosten der Allgemeinheit alternativlos sei, hat das Land jedenfalls widerlegt. FAZ

ESM

Die Brandgefahr bleibt Wenn heute der dauerhafte Euro-Rettungsfonds seine Arbeit aufnimmt, müssen die Steuerzahler im Krisenkampf ihrer Regierungen neue Risiken schultern. Das ist bedauerlich – aber es geht nicht anders. Immerhin haben die Europäer mit dem dauerhaften Nottopf ein Hilfsmittel geschaffen, das Staaten in Not beiseite springen kann. Bonner General-Anzeiger

Schlagen Spanien und Italien nun beim ESM zu? Der permanente Rettungsschirm tritt heute in Kraft. Wie reagieren die Euro-Pleiteländer und wird’s für Deutschland nun richtig teuer? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum ESM. Wirtschaftswoche

Schirm der Hoffnung oder gefräßiges Monster? Die Politiker treffen sich am Montag, um den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM aus der Taufe zu heben – drei Buchstaben, bei denen die Deutschen misstrauisch werden und um ihr Geld fürchten. Dabei ist die Bundesrepublik bis heute gut aus allen Krisenprogrammen herausgekommen. Tagesspiegel

Multimilliarden-Rettungsfonds verändert EU für immer Über Monate wurde gerungen, nun tritt der Euro-Hilfsfonds ESM in Kraft. Die „Welt“ erklärt, wie der dauerhafte Rettungsschirm arbeitet – und was das für deutsche Steuerzahler bedeutet. Die Welt

Der Herr der Schirme Klaus Regling ist der Mann mit dem Geld, Herr über 500 Milliarden Euro. Der Leiter des Rettungsschirms ESM kennt sich aus: mit Kämpfen, dem Euro und den Widerspenstigkeiten unter Politikern. Frankfurter Rundschau

Vatileaks

Im Ansatz transparent Das milde Urteil gegen Paolo Gabriele mag gut begründet sein. Die Zweifel aber, ob der Kammerdiener des Papstes wirklich keine Komplizen hatte, kann es nicht ausräumen. Immerhin hat der Papst das Verfahren nicht unterbunden. Süddeutsche Zeitung

Ein gnädiges Urteil Der einstige Kammerdiener des Papstes muss wegen Diebstahls von Dokumenten für eineinhalb Jahre in Haft. Beobachter des Prozesses kritisieren die Verschleierung der Hintergründe und werfen dem Vatikan vor, weitere Fragen zu „Vakileaks“ vermeiden zu wollen. FAZ

Des Papstes untreuer Diener Im Zwergstaat Vatikanstadt ist der Prozess gegen den Angestellten Paolo Gabriele, der mit vertraulichen päpstlichen Dokumenten ein Privatarchiv angelegt hatte, mit dem erwarteten Schuldspruch zu Ende gegangen. NZZ

Machtfragen Das Interesse für den Fall „Vatileaks“ um die Veröffentlichung geheimer Dokumente der Kurie ist Paolo Gabriele nicht entgangen, im Gegenteil. Im Apostolischen Palast wird befürchtet, der berühmteste Ex-Butler der Welt könnte nun mit seinem Wissen und Halbwissen hausieren gehen und weiter die Öffentlichkeit suchen, etwa in Talkshows oder mit einer Buchveröffentlichung. Um das zu verhindern, behält sich der Vatikan einen weiteren Prozess gegen Gabriele vor, wegen Geheimnisverrats. Bonner General-Anzeiger

Vatikan entsorgt Skandal Der Vatileaks-Skandal soll nur eine kleine Geschichte gewesen sein. Nach dem Prozess drängt sich aber ein anderer Eindruck auf. taz

Transplantations-Medizin

Ränkespiele statt Patientenwohl Machtspiele, Intrigen, eigene Vorteile: Am Transplantationszentrum im Münchner Klinikum rechts der Isar ging es in der Vergangenheit um vieles – aber nur nachrangig um das Wohl des Patienten. Die Maßnahmen des Aufsichtsrats, den bisher Zuständigen ihre Aufgaben zu entreißen, sind daher klug. Doch bestätigen sich die Vorwürfe, muss mehr passieren. Süddeutsche Zeitung

Herztod Transplantation geht nur, wenn es Spender gibt. Es gibt nie genug. Um an mehr Organe zu kommen, haben die Ärzte die Grenzen des Todes verschoben. FAZ

Grenzverschiebung Diese Debatte hat uns gerade noch gefehlt. In den Transplantationszentren wird manipuliert und betrogen, ein Skandal jagt den nächsten, das Vertrauen der Bürger ins Organspendesystem ist im Keller – und jetzt fordern Experten auch noch, den Spendern die Organe früher herausschneiden zu dürfen. Tagesspiegel

Funktion und Grenzen von Todesdefinitionen Angesichts der Fortschritte in der Transplantationsmedizin wurde mit dem Hirntod-Kriterium in der Grauzone zwischen Leben und Tod eine angeblich eindeutige Todessituation definiert. Das Kriterium ist aber umstritten, die Frage verlangt nach einer politischen Klärung. NZZ

…one more thing!

Leistungsgedanke muss den Unterricht bestimmen An deutschen Schulen gilt, was auch in der Gesellschaft gilt: Gerechtigkeit zählt mehr als Lernerfolg. Darunter leiden besonders die schwachen Schüler. Langfristig kostet es Wohlstand. Die Welt

Leitartikel

Nicht ganz dicht Transparenz ist das Gebot der Stunde. Aber auch für die Nebeneinkünfte der Politiker gilt: Ein Rest von Geheimnis muss bleiben. Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht. FAZ

Berlin schweigt leider Auch die Euro-Zone könnte künftig ein eigenes Budget bekommen. Dafür wirbt auch Deutschland – zumindest hinter den Kulissen. Doch ein weiterer Haushaltstopf würde viele Fragen aufwerfen – und er birgt die Gefahr von Parallelstrukturen zur EU. Financial Times Deutschland

Hart bleiben, Kanzlerin Eigentlich müssten die Griechen sich mit Merkel-Postern und Deutschland-Fähnchen auf den Besuch der Kanzlerin vorbereiten. BILD

Helmut Schmidt für alle Was immer der Altkanzler sagt – die Deutschen hängen an seinen Lippen. Der Hanseat hat seine Rolle als bescheidener Macher und weiser Patriarch perfektioniert. Dabei geraten die Fehler seiner Kanzlerschaft in Vergessenheit Die Welt

Wowereit im Sinkflug Ein Jahr nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus schwebt Klaus Wowereit nicht mehr unangefochten über seiner Partei. Bei den Berliner Sozialdemokraten setzen längst andere die Agenda. Ein vorzeitiger Abgang steht zwar noch nicht im Raum – aber das kann sich ändern. Tagesspiegel

Krieg und Frieden am Mittelmeer Die Europäische Union hat sich selbst entmachtet. Sie ist außerstande in den Konflikt zwischen Syrien und der Türkei eingreifen zu können. Die internationalen Auswirkungen können katastrophal werden. Frankfurter Rundschau

Super-Mario in der Falle Schon den ersten Konflikt um die Staatsfinanzierung aus der Notenpresse droht die Europäische Zentralbank zu verlieren – wir alle zahlen. Wirtschaftswoche

Vorsicht, Inflation! Die schleichende Enteignung der Deutschen SPIEGEL (Print)

Die Kunst, auch mal nein zu sagen Wege aus der Gefälligkeitsfalle FOCUS (Print)

Inside Germany’s central bank: Europe’s monetary opposition Tensions between the Bundesbank and the ECB are rooted in concerns about central-bank independence Economist

A Politics of Love In this election and after, we need to write a new story for our changing nation that places care and connection at the center. The Nation