Wahlkampf, Bank-Boni, VW/Porsche, Afghanistan & Leichtathletik-WM

Müntefering verfolgt ein  Ziel. Er will Merkels inhaltsleere, präsidiale Wahlkampfstrategie durchkreuzen, die CDU von ihrem Thron herunter ins Getümmel zerren und damit die eigenen Leute motivieren. Er ist überzeugt, dass die Sozialdemokraten Merkel angreifen müssen, sonst können sie gleich im Urlaub bleiben. Berliner Zeitung

Münteferings Breitseite auf Angela Merkel kommt zu einem Zeitpunkt, da die Beliebtheit der Kanzlerin kaum steigerungsfähig ist. Wer darauf herabsetzend reagiert, wirkt schnell stil- und ratlos. Frankfurter Rundschau

Die Äußerung von SPD-Chef Müntefering, Kanzlerin Merkel sei mit Blick auf steigende Arbeitslosigkeit „ignorant“, schlägt Wellen. Es zeigt, wie harmlos der Wahlkampf bisher verläuft. Financial Times Deutschland

Union und FDP wollen die Wahl gewinnen, doch sie klingen wie ein Bündnis in den letzten Zügen. Manche scheinen jetzt, da es ernst wird, zu merken, dass sie gar nicht so gut zueinander passen, wie sie lange geglaubt haben. Süddeutsche Zeitung

Politik ist zum Gegenstand der Fernsehkritik verkommen. Es mag wohl sein, dass die Steuerzahler heute für ihr Geld nicht mehr nur staatliche Daseinsfürsorge in allen Lebensbereichen verlangen, sondern auch noch gute Unterhaltung. Darin sollte man sie allerdings nicht noch bestärken. FAZ

Die weiterhin auf Krawall gebürstete CSU gefährdet unter ihrem Parteichef Horst Seehofer den Wahlkampf von Angela Merkel. Die Christsozialen aus München haben zwar zuletzt die Attacken auf die Bundeskanzlerin eingestellt, sie haben aber nur die Zielscheibe gewechselt: Jetzt geht es ein ums andere Mal gegen die Liberalen. Kölnische Rundschau

Althaus könnte recht haben. Es war klar, dass sie alle über den Mann herfallen würden und der prompt zurückzuckt. Dabei hat Dieter Althaus, der christdemokratische Ministerpräsident von Thüringen, nur etwas ausgesprochen, was naheliegend und vernünftig ist. Lausitzer Rundschau

Die SPD findet einfach kein Rezept gegen den Wahlkampf der Union, die völlig unverhohlen auf die Popularität von Angela Merkel setzt. Die Kanzlerin verbreitet Wärme, während sich ihre Partei politisch dem absoluten Nullpunkt nähert. Kölner Stadtanzeiger

Otto Normalwähler und die Sommermärchen. Nun sind die politischen Sommerferien einigermaßen vorbei, und Otto Normalwähler reibt sich verwundert die Augen angesichts dessen, was da gerade über ihn hinwegrollt. Berliner Morgenpost

Jetzt kommt die Kanzlerinnen-Offensive. Angela Merkel hat an diesem Wochenende begonnen auszuspielen, dass sie die erste Frau als Kanzlerin ist. Tagesspiegel

Angela Merkel beginnt den Wahlkampf präsidial und leidenschaftslos – das könnte sich rächen Berliner Zeitung

Warum dreschen so viele Journalisten besonders hart auf die SPD ein? DIE ZEIT

Bank-Boni

Wenn ein positives Ergebnis einen Bonus erlaubt, dann muss ein negatives Ergebnis auch einen Malus nach sich ziehen Handelsblatt

In Deutschland  packt die Finanzaufsicht BaFin mit ihren neuen Mindestanforderungen  das Risikomanagement an, (MaRisk) zwar nicht den Durchschnittsbanker, wohl aber die Vorstände und die „risk taker“ – jene, die hohe Risikopositionen begründen können – dort, wo es am meisten wehtut: am Geldbeutel. Und das ist grundsätzlich gut so. Börsenzeitung

Der Bankenüberfall. Kaum hat der Staat die Finanzindustrie gerettet, drehen Banken wieder das große Rad. Das darf die Politik nicht dulden DIE ZEIT

Bonuszahlungen – Künstliche Erregung.
Das Thema hat alles, was ein Wahlkampfschlager braucht: garantierte öffentliche Aufmerksamkeit und hohes Erregungsniveau in weiten Teilen der Bevölkerung. Wer es „den Bankern“ mal so richtig zeigen will, darf sich breiter Zustimmung sicher sein. Financial Times Deutschland

VW/Porsche

„Es gibt nur Gewinner“ – wenn das jemand sagt, sollte man hellhörig werden. Denn der Satz ist Unsinn. Ohne Verlierer gibt es keine Gewinner, niemals. Und wenn, wie gestern Abend, VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch es ist, der die paradoxe Plattitüde bemüht, dann sollte man noch genauer hinhören. Wirtschaftswoche

VW-Porsche ist noch weit von der Ziellinie entfernt. Die Autobauer haben einen Fahrplan ihrer Fusion erstellt. Es könnte aber immer noch sein, dass es nicht zu einer vollständigen Verschmelzung kommt. Handelsblatt

Noch ein Porsche für VW. Wolfsburg startet mit beeindruckender Dynamik und wird den FC Bayern noch lange ärgern. Aber erst die Champions League wird zeigen, wie strapazierfähig die Elf ist. Süddeutsche Zeitung

Afghanistan

In Afghanistan wurde viel erreicht. Das wird hierzulande oft zu gering geschätzt. Schulen wurden gebaut, die medizinische Versorgung verbessert und die Stellung der Frauen aufgewertet. Am Donnerstag wird gewählt – eine Weichenstellung für die Zukunft des Landes. Tagesspiegel

Deutschland schließt die Augen vor der Realität in Afghanistan. Die blutigen Konsequenzen trägt die afghanische Zivilbevölkerung. taz

Die Taliban haben erneut bewiesen, dass nichts und niemand sicher ist vor ihnen. Das dürfte der Vertrauen der Menschen in die Politik nicht stärken. Frankfurter Rundschau

Hamid Karsai hat als Staatschef Afghanistans tief enttäuscht. Eine neue Amtszeit wird er bei der Präsidentenwahl dennoch erhalten Süddeutsche Zeitung

Leichtathletik-WM

Der schnellste Clown der Welt, historisches Rennen in Berlin: In der Weltrekordzeit von 9,58 Sekunden düpiert Usain Bolt im 100-Meter-Finale den starken Amerikaner Tyson Gay und wird Weltmeister. Süddeutsche Zeitung

Ein properes Schwergewicht hat die erste deutsche Medaille bei der Leichtathletik-WM in Berlin gewonnen. Die Bronze-Kugel von Ralf Bartels riss die Zuschauer im Olympiastadion schier von den Bänken. Nürnberger Nachrichten

Die Bronzemedaille für Kugelstoßer Bartels zeigt, dass Deutschland in den komplizierteren technischen Disziplinen Weltklasse ist. Tradition ist nur einer der Gründe. Die Welt

Das Auftaktwochenende der Leichtathletik-Weltmeisterschaften macht Appetit auf mehr. Dazu trug zuerst sicherlich das faszinierende Duell der schnellsten Männer am Sonntagabend bei. Zwar war das Olympiastadion am Tag zuvor nur zu zwei Dritteln gefüllt, aber der Stimmung auf den Rängen tat das keinen Abbruch. Märkische Allgemeine

… one more thing!

Exxon gegen Obama, der amerikanische Ölkonzern wird zum gefährlichsten Gegner des Präsidenten und seiner Umweltpolitik DIE ZEIT

Leitartikel

Natürlich sind Wahlkämpfe keine Bibelstunden; da darf ruhig zugespitzt werden. Doch wenn die Polemik lauter ist als die Politik, hören die Bürger weg – und bleiben am Wahltag einfach zu Hause. BILD

Die europäischsten der Europäer zu sein, das bleibt, wollen sie Desaster vermeiden, den Deutschen auf immer aufgegeben. Deutschland und die EU nach dem Lissabon-Urteil des BVG Die Welt

Die Solarbranche in Deutschland steckt in den roten Zahlen. Dennoch sollten die Subventionen schneller sinken als geplant. Denn helfen können sich die Unternehmen nur selbst. Financial Times Deutschland

Schule vom anderen Stern, was Eltern wünschen und wohl nie bekommen werden: gleiche Chancen und Lernbedingungen für alle Schüler. Kein Potpourri der Länder mehr. Und keine 16 Bildungsminister. Frankfurter Rundschau

Unser Gesundheitssystem taumelt in die Flatrate-Falle… zeigt alle jene Konsequenzen, die jetzt anhand von Bordellen, Saufpartys und Sushi-Bars staunend diskutiert werden: Nichts in diesem Land ist so billig wie ein Arztbesuch; und deshalb sammeln sich in den Wartezimmern die eingebildeten Kranken. Wirtschaftswoche

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Bosch Siemens Hausgeräte werfen ein Licht auf die schmutzige Provisions-Praxis im Einzelhandel. AZ München

Per Knopfdruck ist das amerikanisch-russische Verhältnis nicht zu reparieren. Die Ankündigung der Regierung Obama, die Beziehungen sollten durch Betätigung einer „Reset“- Taste gleichsam neu aufgebaut werden, hat sich zwar als griffige Formel eingeprägt. FAZ (Print)

Susan Rice’s speech was a good start toward global re-engagement. But it was only that — a start. Foreign Policy

Healthcare We Can Believe In The Nation

Whose side is Brazil on? Time for Lula to stand up for democracy rather than embrace autocrats Economist