Ukraine, Edathy, Facebook & Olympia

Höchste Zeit für Machtpolitik Noch sehen die Verantwortlichen in der Ukraine anscheinend keinen Grund, EU-Europa als Machtfaktor ernst zu nehmen. Deshalb muss sich die Europäische Union für eine Machtpolitik entschließen, die verstanden wird: Sanktionen. Tagessiegel

Verwirrung um Treffen der Außenminister mit Janukowitsch Es gibt neue Gewalt in der ukrainischen Hauptstadt, die Waffenruhe ist gebrochen. Polizisten töteten mehrere Menschen. Panzer rücken vor. ZEIT

Am Abgrund Der Westen muss versuchen, in der Ukraine ein noch größeres Blutvergießen zu verhindern. In Kiew geht es derzeit um die Zukunft des Landes – und um noch viel mehr. FAZ

Die Zerrissenheit der Ukraine ist ihr Verhängnis Sie erscheint unfertig in Lebensformen, Wirtschaft und Identität. Der östliche Teil strebt nach Russland, der westliche will in die Arme der EU. Eine Teilung des Landes ist nicht mehr ausgeschlossen. Die Welt

Moskau wird unter keinen Umständen nachgeben Die Ukraine ist für Russland die letzte Möglichkeit, einen Staat in seinen Einflussbereich zu ziehen. Der Zusammenbruch des Sowjetreiches hinterließ ein verwundetes Land, das nach Macht giert. Die Welt

Stellvertreterkrieg in der Ukraine Nach der Eskalation in Kiew sieht Präsident Janukowitsch wie der Sieger aus. Aber dieser Schein trügt: Der Konflikt ist nur zu lösen, wenn die EU und Russland sich endlich einigen. Frankfurter Rundschau

Die Strafe folgt auf dem Fuße Angesichts der Gewalt in der Ukraine bereitet die EU Sanktionen vor. Brüssel wird die Konten der ukrainischen Verantwortlichen sperren und Einreiseverbote verhängen. FAZ

Begrenzte Mittel Die EU versucht es angesichts der Gewaltorgie in Kiew mit Sanktionen gegen das Regime Janukowitsch. Gut so. Bonner General-Anzeiger

„Es tut mir weh, nicht dort zu sein“ Marina Weisband, die ehemalige politische Geschäftsführerin der Piraten, war bis Sonntag bei den Demonstranten in Kiew. Seitdem berichtet sie regelmäßig über die Zustände vor Ort. Ein Interview über die Zukunft ihrer Heimat – mit wenig Hoffnung. Süddeutsche Zeitung

Der Protest braucht eine zweite Front Die Proteste auf dem Majdan in Kiew reißen nicht ab. Es steht Rauch über dem Platz, und es wird scharf geschossen. Wie kann das Ausland noch helfen? Der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch im Gespräch. FAZ

„Man riecht die Gewalt“ Kyryl Savin war am Montagabend auf dem Maidan. Er berichtet von brennenden Autoreifen, Tränengas und einer „tierischen Angst,“ die um sich greift. Beide Seiten würden aufrüsten. Ein Ende der Gewalt sei nicht absehbar. Handelsblatt

„Die Opposition bremst die Revolution“ Der Maidan gehorche Oppositionsführern wie Klitschko nicht mehr, sagt der geflohene Führer der rechten „Spilna Sprava“, Oleksandr Danylyk. taz

„Die Proteste in Kiew nenne ich widerlich“ Der Aufstand in der Ukraine wird dem Volk schaden, sagt der Präsident der Republik Abchasien. Alexander Ankwab erklärt, wann man mit dem Nachbarn Russland feiern sollte. ZEIT

Hey Ukraine, That Crackdown Is Gonna Cost You With Kiev in flames, the West hopes sanctions will force the Ukrainian government to put down its guns. Foreign Policy

Ukraine’s Big Three In recent weeks, three opposition politicians have attempted to guide the protests in Ukraine: Vitali Klitschko, Oleh Tyahnybok, and Arseniy Yatsenyuk. With violence now rising in Kiev’s Independence Square, they must decide what to do next. Foreign Affairs

Affäre Edathy

Oppermanns und Zierckes Version SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und BKA-Chef Jörg Ziercke beantworten Fragen zu dem Telefonat, das sie über Sebastian Edathy geführt haben – die beiden präsentieren dabei eine Version, die Zweifel aufkommen lässt. Süddeutsche Zeitung

Edathy? Keine Fragen, keine Antworten Ein Lehrstück der politischen Kommunikation über vier Minuten, in denen keine Fragen gestellt und keine Antworten erwartet wurden. Berliner Zeitung

Oppermann windet sich heraus Mit juristisch perfekt synchronisierten Statements kontern SPD-Fraktionschef Oppermann und BKA-Chef Ziercke die Dauerkritik an ihrem Telefonat. Gibt die CSU ihre Fatwa auf? stern

Bedingt geklärt Der Jurist Oppermann ruft den BKA-Präsidenten an und lässt sich von ihm den Fall Edathy bestätigen, so seine Wortwahl. Bonner General-Anzeiger

Im Staate Deutschland Die Karawane der großen Koalition zieht weiter. Eine große Koalition des Rechtsstaats wird aus ihr nicht mehr werden. FAZ

Die Koalition der Hütchenspieler Es ist ein politischer Hütchenspielertrick, mit dem Angela Merkel, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer davonkommen wollen. Aber wenn alles am Ende so normal war, dann dürfte sich künftig jeder Bürger das Recht herausnehmen, bei offen bleibenden Fragen direkt mal beim lieben Onkel vom BKA anzurufen. Tagesspiegel

Deutschland, die Angstrepublik Manchmal möchte man schaudern darüber, wie sehr Politiker in Deutschland vor der öffentlichen Meinung kuschen. ZEIT

Der Ekel und der Rechtsstaat Bei Anne Will wurde die Schwäche der Politik im Umgang mit dem Fall Edathy deutlich. Das könnte Folgen haben. FAZ

Gehen wir mit Sebastian Edathy richtig um? Ja, denn er hat sich an Nacktbildern von Kindern berauscht, sagt Sabine Menkens. Nein, auch für Politiker und Parlamentarier gilt die Unschuldsvermutung, erwidert Jacques Schuster. Die Welt

In der Schuld Wurde Sebastian Edathy von den Ermittlungsbehörden lange Zeit geschont? Wenn sich abzeichnet, dass Strafverfolger gegenüber Politikern eine andere Umsicht walten lassen als gegenüber Ottonormalbeschuldigten, läuft etwas schief im System. Tagesspiegel

Die dreckige Vorgeschichte der Edathy-Affäre Wie ein deutscher Pädofilmer in Rumänien die Operation „Spade“ auslöste – die in Kanada einen Videohändler in den Knast brachte und in Deutschland zwei Politiker stürzte. stern

Facebook kauft WhatsApp

Zuckerberg hat verstanden Facebook verdient sein Geld mit dem Schaulaufen um Aufmerksamkeit – WhatsApp funktioniert ganz anders. Und wird genau deshalb jetzt übernommen. Wieso die Kommunikationssoftware Mark Zuckerberg insgesamt 19 Milliarden Dollar wert ist. Süddeutsche Zeitung

Mark Zuckerberg kauft sich die Jugend Die Abgesänge auf Facebook klingen nun noch schräger: Durch die Übernahme von WhatsApp holt sich Mark Zuckerberg die jungen Nutzer zurück. Ein Versprechen wird dabei kaum zu halten sein. Tagesspiegel

Für Zuckerberg ist Größe alles 19 Milliarden Dollar zahlt Facebook für den Nachrichtendienst Whatsapp. Die Zahl klingt atemberaubend, aber der Kauf ist nicht zwingend teuer. Entscheidend ist, wie Mark Zuckerberg mit dem Zukauf Geld verdienen will. Und hier bleibt er vage. Wall Street Journal

Das Imperium kauft ein Für 19 Milliarden Dollar erwirbt Facebook-Chef Zuckerberg mit Whatsapp sein eigenes Twitter – und gewinnt einen weiteren Studienabbrecher als Weggefährten für seinen Verwaltungsrat. Wirtschaftswoche

19 Milliarden sind gar nicht so viel Facebook zahlt 19 Milliarden Dollar für eine Klitsche mit 50 Mitarbeitern. Ist das nicht vollkommen übertrieben? Nein. Im Internet fließen riesige Geldsummen – mit gutem Grund. FAZ

„Wir schmeißen keinen raus“ In einer deutschen Bäckerei im Silicon Valley gab es den ersten Kontakt zwischen Facebook-Chef Zuckerberg und Whatsapp-Boss Koum. Die Chefin des Cafés spricht im Interview über gutes Brot und Silicon-Valley-Größen. Handelsblatt

No algorithm makes Facebook-WhatsApp deal compute Mark Zuckerberg’s social network is spending some $19 bln for the 55-employee, 450 mln-user, no-ads messaging service. Facebook says growth is the point, not making money. That’s the kind of magical thinking shareholders signed up for when they surrendered control to the founder.
Breakingviews

Medaillenspiegel bei Olympia

Deutschland in Wahrheit auf Platz 6! Die Goldmedaillenfixierung bei Olympia ist Quatsch. Nur ein Punktesystem erlaubt eine gerechte Aussage über die sportlichen Qualitäten eines Landes. Das aber hört der deutsche Michel derzeit nur ungern – so steht er nämlich deutlich schlechter da. Tagesspiegel

Auch in Sotschi sind wir „Schlaaand!“ Bei den Winterspielen mischen die Deutschen vorn mit. Aber es gibt verschiedene Arten von Medaillenspiegeln: mal zählt nur Gold, mal zählen alle Medaillen. Der Höhepunkt: das „Ewigkeits“-Ranking! Die Welt

Der andere Medaillenspiegel In unseren alternativen Medaillenspiegel fließen alle Top-10-Platzierungen ein. Der Vergleich zum gewöhnlichen Ranking zeigt Überraschungen. ZEIT

….one more thing!

Im Dickicht des Beschaffungswesens Ursula von der Leyen muss sich mit einem Thema beschäftigen, bei dem Verteidigungsminister fast nur verlieren können: den Rüstungskäufen für die Bundeswehr. Wegen der jüngsten Probleme bei der Aufklärungsdrohne „Euro Hawk“ steht vor allem ein Mann heftig in der Kritik: Staatssekretär Stéphane Beemelmans. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Düsternis in Kiew Von dieser Gewalteskalation wird sich die Ukraine lange nicht erholen. Selbst wenn es Janukowitsch gelingen sollte, den Aufruhr niederzuschlagen, wird er keine Stabilität mehr herstellen können. FAZ

Es geht um Leben und Tod! Es ist das eingetreten, wovor Vitali Klitschko alle immer wieder gewarnt hatte: Ein Blutbad, angeordnet vom ukrainischen Präsidenten! Bild

Brüssel greift die deutsche Förderpolitik an Die EU-Kommission beanstandet die Berliner Ökostrom-Rabatte. Dabei sind sie nötig, um die fatalen Folgen der Energiewende zu dämpfen. Fielen sie weg, wanderten noch mehr Firmen ins Ausland ab. Die Welt

Ansage mit Folgen Der Richterspruch zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen war für die Gegner eine deutliche Watschn. Und so direkt, dass es zu Tumulten vor Gericht kam. Das ist bemerkenswert, denn das Urteil wird in der Realität zunächst kaum Folgen haben. Süddeutsche Zeitung

Heißes Eisen Über das Urteil zur dritten Startbahn. Eine interessante Situation. Es ist ein eindeutiges Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, und die Startbahnbefürworter hätten Grund zu jubeln. Aber die verhaltenen Äußerungen der Sieger und die entrüsteten Reaktionen der Gegner sprechen Bände. AZ München

Gegenläufige Kräfte bei Peugeot Der französische Autobauer kommt noch einmal an einer Pleite vorbei. Gerettet ist er deswegen noch nicht. Berliner Zeitung

Peugeot’s Three Masters Paris wants to protect jobs but the company needs restructuring Wall Street Journal