Iran, Bildung, EU-Agrarsubventionen

Der Gottesstaat der Revolutions-Ayatollahs zerfällt, weil das Land nicht Demokratie und theokratische Diktatur gleichzeitig sein kann. Das Ende des Chomeini-Staates ist deshalb aber noch nicht zu erwarten, urteilt die Süddeutsche Zeitung.

Die Machthaber im Iran zeigen Nerven: Überstürzt setzen sie eine Nachzählung der umstrittenen Präsidentenwahl an. Die Mullahs wollen Zeit gewinnen, doch die läuft ihnen davon. Für einen Abgesang ist es trotzdem zu früh, so die Financial Times Deutschland.

Kluge Opposition, der iranische Oppositionsführer ist geschickt: Er vermeidet den direkten Konflikt auf der Straße, meint der Tagesspiegel.

Der Wandel ist greifbar nah: Die Iraner wollen endlich in Freiheit leben. Aber sie benötigen die Unterstützung des Westens, glaubt Die Zeit.

Von schiitischer Geistlichkeit bis zur laizistischen Opposition: Alle sind geeint gegen Ahmadinedschad. Zum ersten Mal haben sie einen gemeinsamen Gegner – und die Proteste haben ein solch gewaltiges Ausmaß angenommen, dass sie das Regime in seinen Grundfesten erschüttern. Navid Kermani schreibt in der Süddeutschen Zeitung

Bildung

Seit der Krise wird Bildung neu gesehen. Die streikenden Jugendlichen sehen, dass es nicht nur um Qualifikationen geht, sondern darum, wie wir leben wollen, stellt Die Zeit fest.

Die Lage bedrückt offenbar viele Jugendliche. Sie wollen nicht zur Schule oder zur Uni gehen, um dort möglichst schnell auf den Tanz ums goldene Kalb vorbereitet zu werden. Sie wollen nicht nur funktionieren. Sie fordern Zeit zum Lernen und eine gute Betreuung. Das ist nicht zu viel verlangt, findet der Berliner Tagesspiegel.

Beim Bildungsstreik wollen auch SchülerInnen und StudentInnen demonstrieren gehen – angeblich bis zu 150.000. Wo sie richtig liegen – und wofür es sich wirklich zu protestieren lohnen würde, darüber mehr in der TAZ.

Notwendig ist es allerdings, die Qualität des Studiums zu verbessern. Etwas Druck muss raus aus dem Turbo. Die Unis sollten Studenten aller Fachrichtungen ermöglichen, neben dem angepaukten Wissen die frische Luft der Erkenntnis zu genießen. Zum Lernen gehört auch Lust, konstatiert die Mitteldeutsche Zeitung.

Man darf darüber nachdenken, man darf immer auch Neues wagen, gerade im Bildungsbereich. Nur: Daran hat es ja nicht gefehlt in der Vergangenheit. Eher an Beständigkeit, Berechenbarkeit, Kontinuität. Qualitäten, die verdammt wichtig sind fürs Erwachsenwerden, in der Familie. Aber eben auch in unseren Schulen und Hochschulen, meint die Berliner Morgenpost.

Deutschen Schulen gehen die Lehrer aus: Obwohl die Schülerzahlen in den kommenden Jahren sinken werden, gibt es längst nicht genug Pädagogen. Das hat verheerende Folgen für die Bildungsqualität, stellt die Süddeutsche Zeitung fest.

Agrarsubventionen

Agrarhilfen – Verrat an der eigenen Klientel, findet die Financial Times Deutschland.

Warum haben die Bauern so eine Angst davor, dass von nun an jeder mit zwei Mausklicks im Internet nachschauen kann, wie viel EU-Subventionen jeder von ihnen erhält? Sie können doch angeblich rechtfertigen, warum sie die Milliardenhilfen brauchen, meint die Frankfurter Allgemeie Zeitung.

Erst durch die Offenlegung wird deutlich, dass die meisten Bauern gar keine üppigen Subventionen erhalten, sondern nur einige wenige Profiteure – und oft genug sind das noch nicht einmal Bauern, stellt die Westfalenpost klar.

Herauskam, was stets klar war: dass Betriebe mit großer Fläche am meisten Hilfen bekommen. Und dass es üppige Exportsubventionen gibt, weil so Agrarüberschüsse entsorgt werden. Davon profitieren 
große Konzerne wie Südzucker oder Nordmilch mit Millionenbeträgen. Der Steuerzahler sollte solche Wahrheiten schon erfahren, so die Märkische Oderzeitung.

Wenn auch auf Druck, endlich hat die Politik Rückgrat bewiesen, hat sich nicht dem Druck der Bauernlobby gebeugt und die Veröffentlichung zugelassen. […] Wer Steuergeschenke kassiert, muss sich gefallen lassen, dass detaillierte Offenheit über die Verwendung eingeklagt wird, meint die Schweriner Volkszeitung.

Leitartikel

Mehrfach hat der amerikanische Präsident den „Führern der Islamischen Republik“ Avancen gemacht und ging dabei nah an die Grenze zur Selbstverleugnung. Doch Obamas ausgestreckte Hand wurde nicht ergriffen. Frankfurter Allgemeine Zeitung

Für die jungen Demonstranten in Teheran ist Oppositionskandidat Mussawi nur ein Symbol. Sie wollen den Dogmatismus aus der iranischen Gesellschaft verdrängen. Frankfurter Rundschau

Der Weg zum wahren Frieden mag wohl noch ein steiniger sein, doch Benjamin Netanjahus Rede war zumindest ein Wegweiser zum Ausgangspunkt für den Frieden. Die Welt

Die Öffentlichkeit soll nicht wissen, wie viel Geld welcher Bauer oder Nahrungsmittelkonzern von der Europäischen Union (EU) bekommt. Nicht wenn es nach Bayern und seiner inoffiziellen Vertretung im Bund, dem Landwirtschaftsministerium, geht. Financial Times Deutschland

Dass die EU noch immer Jahr für Jahr knapp die Hälfte ihrer gesamten Ausgaben in die Landwirtschaft pumpt, ist ein Skandal. Dass große Agrarunternehmen davon den Löwenanteil bekommen und kleine Bauern nur die Reste, ebenso. BILD

Von den EU-Agrarsubventionen profitieren vor allem die landwirtschaftlichen Großbetriebe – dabei bräuchten die kleinen Höfe das Geld viel dringender. Süddeutsche Zeitung

The Virtual Mosque. In Iran, the more secular forces of moderation are using social networking Web sites as a place to plan and mobilize. But the Islamists have a trump card: guns. New York Times