Bostoner Anschlag, NSU-Prozess, Merkel, Frauenquote, Frankreich, Venezuela & Gold

Der Terror ist zurück Ein Doppelanschlag erschüttert Amerika: Bei zwei Explosionen am Rande des Boston Marathons wurden drei Menschen getötet, darunter ein Kind, und mindestens 140 verletzt. Erst allmählich zeigt sich das Ausmaß der Tat. Handelsblatt

Die Rückkehr des Terrors Noch sind viele Fragen zu den beiden tödlichen Explosionen in Boston ungeklärt, aber unzweifelhaft handelt es sich um einen gezielten Terroranschlag. Für Amerika bedeutet dies eine Zäsur mit noch unabsehbaren Folgen. NZZ

FBI stellt sich auf Terrorermittlungen ein US-Präsident Barack Obama vermeidet in seiner TV-Ansprache zwar das Wort „Terrorismus“ – doch die Ermittler rechnen damit, dass es sich bei den Bombenexplosionen im Zielbereich des Boston-Marathons um einen Terrorakt handelt. Über die Hintergründe gibt es bisher nur Spekulationen. Die Entwicklungen im Newsblog. Süddeutsche Zeitung

„Keiner trägt seine Medaille“ Nach den Terroranschlägen beim Bostoner Marathon stehen die Läufer unter Schock, auch wenn sie unverletzt geblieben sind. Erinnerungen an den 11. September 2001 werden wach. Offensichtlich war die Stadt an der Ostküste Ziel eines koordinierten Angriffs. FAZ

Bombenanschlag in Boston schockiert USA Bei einem Bombenanschlag auf den weltbekannten Boston-Marathon sind mindestens drei Menschen getötet worden. Mehr als 100 weitere Menschen wurden durch zwei fast zeitgleiche Explosionen verletzt, einige von ihnen schwer. Die Hintergründe sind noch unklar. Berliner Zeitung

Lauf des Schreckens 27.000 Menschen treten beim Boston-Marathon an, es ist ein friedliches Sportfest – bis zwei Bomben explodieren. Die Teilnehmer, die mit dem Leben davonkommen, können ihr Entsetzen nur schwer in Worte fassen. Süddeutsche Zeitung

Refuse to Be Terrorized It is easy to feel scared and powerless in the wake of attacks like those at the Boston Marathon. The Atlantic

When You Attack a Crowd of People, You Also Get a Crowd of Witnesses This is more true than ever in the digital age. The Atlantic

NSU-Prozess

Drei weitere Stühle hätten auch gereicht Das Bundesverfassungsgericht gab dem Oberlandesgericht München Hinweise für die Platzvergabe. Entscheiden muss der Senatsvorsitzende. FAZ

Der juristische Neustart ist das einzig Richtige Die Reaktionen zum Sitzplatzstreit beim Neonazi-Prozess in München können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der deutsche Rechtsstaat funktioniert – einem Fehler folgt ein sauberer Neuanfang. Gut so. Die Welt

Die Richter entscheiden erstmals richtig Es ist korrekt, das Anmeldeverfahren für den NSU-Prozess neu zu überdenken. Nun sollte das Münchner Gericht auch eine Video-Konferenz ermöglichen ZEIT

Zurück auf Los Es ist ein Trauerspiel. Aber im Ergebnis verfährt das Münchner Oberlandesgericht richtig. WAZ

Ein Desaster als Ausweg Die Verschiebung des NSU-Mordprozesses bedeutet für etliche Nebenkläger und Hinterbliebene, die am Prozess teilnehmen wollten, eine Katastrophe. Sie alle hatten sich seelisch auf den Beginn des Verfahrens eingestellt und fühlen sich jetzt zurückgestoßen. Dennoch ist die Verschiebung richtig. Frankfurter Rundschau

Sträfliches Verhalten Der NSU-Prozess wird verschoben. Das OLG setzt ein neues Akkreditierungsverfahren an. Der Zeitplan mit der Befragung von fast 370 Zeugen ist nun schon vorab aus den Fugen geraten. Tagesspiegel

Die letzte Chance! Es ist richtig, dass der Prozess nun erst einmal verschoben wird und die Sitzplätze für Journalisten neu vergeben werden. Die Richter in München sollten aber wissen, dass es die letzte Chance ist, vor der Welt das Vertrauen in deutsche Behörden und in die deutsche Justiz zurück zu gewinnen. BILD

Jetzt aber richtig! Nach den Unregelmäßigkeiten im Vorfeld muss es für alle Journalisten gleiche Bedingungen geben. Es ist sinnvoll, ein unangreifbares Verfahren zu wählen. taz

Überfordert In wenigen Tagen beginnt der Prozess gegen Beate Zschäpe und den mutmaßlichen NSU-Helfern. Doch ist weiterhin unklar, wie mit der Platzvergabe für türkische Medien verfahren wird. In München wirken sie überfordert. Frankfurter Rundschau

Blamage vor dem Auftakt Kann ein Richter, der nicht einmal ein vernünftiges Akkreditierungsverfahren für Journalisten zustande bringt, wirklich unbefangen einen der größten Strafprozesse zum rechtsextremen Terror in der Geschichte der Bundesrepublik leiten? Er wird es versuchen. Märkische Allgemeine

Peinliches Chaos Die Münchener Richter haben es geschafft, die Vorbereitungen für das wichtigste Verfahren des Jahrzehnts zu einer chaotischen Posse verkommen zu lassen. Nordwest Zeitung

„Hinterbliebene dürfen nicht auf Kosten sitzenbleiben“ Viele Angehörige der NSU-Opfer haben bereits Flüge und Unterkünfte für den Prozess in München gebucht – Ombudsfrau Barbara John fordert nach der Verschiebung dafür eine finanzielle Entschädigung vom Oberlandesgericht. Wie die neue Akkreditierung ablaufen soll, ist noch völlig offen. Süddeutsche Zeitung

Merkel

Merkels Nachfolgedebatte ist eröffnet – und beendet Im September will Angela Merkel ein drittes Mal Bundeskanzlerin werden. Und im Jahr 2015 dann von diesem Amt zurücktreten, mutmaßt ein Buchautor. Das Dementi folgt prompt. Süddeutsche Zeitung

Wie lange will Angela Merkel noch regieren? Seit acht Jahren regiert sie mit ruhiger Hand das Land und spricht wenig über ihre privaten Pläne. Doch die Bundeskanzlerin könnte sich schon bald von allen Ämtern zurückziehen, meint ein Biograf. Die Welt

Merkel tritt vom Rücktritt zurück „Bild“-Journalist Blome hatte behauptet, die Kanzlerin wolle 2015 zurücktreten. Nun kann sie es nicht mehr, selbst wenn sie es gewollt hätte. Kruzibildnochamol! stern

Die halbe Merkel Wenn die Kanzlerin die Wahl gewinnt, ist nach der Halbzeit Schluss. Das behauptet „Bild“-Zeitungs-Redakteur Nikolaus Blome in einem Buch. Für die SPD ist das die letzte Hoffnung: Diese Kanzlerin ist unschlagbar – sie muss schon freiwillig zurücktreten. SPIEGEL

Frauenquote

Erfolg mit der nicht ganz so feinen Art Bei CDU und CSU vollzieht sich eine bemerkenswerte Wende: Beide Parteien stimmen der Frauenquote zu. Einige beschweren sich jedoch, von der Leyen hätten die Partei erpresst. Frankfurter Rundschau

Riskantes Spiel Arbeitsministerin von der Leyen ist für die Quote, das ist bekannt. Weniger sicher ist, wie sie sich bei der Abstimmung um die Frauenquote verhalten wird. Stimmt sie mit Nein, ist ihre Glaubwürdigkeit dahin. Mit einem Ja stürzt sie die Koalition mitten im Wahlkampf in eine Krise – und bringt ihre eigene politische Karriere in Gefahr. Süddeutsche Zeitung

Die gelungene Erpressung in der Union Wie es einigen Rebellinnen in der Union gelang, eine Art Frauenquote durchzudrücken. Das Projekt ist zwar Symbolpolitik, stellt aber dennoch einen radikalen Kurswechsel dar. Tagesspiegel

Die Umfallerin Wieder ist sie zurückgewichen. Aber der Quotenkompromiss der CDU schadet nicht nur der Ministerin, sondern der ganzen Gesellschaft. taz

Wirtschaft torpediert Quoten-Kompromiss der CDU Ein Kompromiss soll den CDU-Streit um die Frauenquote befrieden. Eine gesetzliche Regelung soll demnach erst ab 2020 kommen. Die Wirtschaft hält davon nichts und fordert den endgültigen Abschied von der starren Quote. Handelsblatt

Lauer Kompromiss Ursula von der Leyen ist nicht zu beneiden: Stimmt sie am Donnerstag gegen den Antrag der Opposition, eine feste Frauenquote für Aufsichtsratsmitglieder in deutschen Aktiengesellschaften einzuführen, dann tut sie das gegen ihre Überzeugung. Nordwest Zeitung

Frankreich

Hollandes Orgie der Offenbarung Alle 38 Kabinettsmitglieder der französischen Regierung mussten auf Geheiß von Staatspräsident Hollande ihren Besitz offenlegen. Reichstes Kabinettsmitglied ist demnach der Außenminister, andere deklarieren ihr altes Fahrrad oder ein T-Shirt von David Beckham. Kritiker bemängeln, die Aktion verführe zum Voyeurismus und gebe keine Garantie auf Vollständigkeit. Süddeutsche Zeitung

Eine Regierung zieht blank Nach der Affäre um die Geheimkonten des früheren Haushaltsministers Cahuzac treibt die Transparenzoffensive des französischen Präsidenten bizarre Blüten. Alle Regierungsmitglieder legten ihr Vermögen offen. FAZ

Die Champagner-Regierung Konten, Wertpapiere, Immobilien, Kunst und Autos – die sozialistischen Minister legen ihr Vermögen offen. Und die Franzosen sind überrascht, wie gut betucht ihre Regierung ist. Allen voran Außenminister Laurent Fabius. Handelsblatt

Venezuela

Der Sozialismus quält sich zu einem letzten Sieg Die Wahl zum Nachfolger des verstorbenen Hugo Chávez endete mit einer Überraschung. Kronprinz Maduro liegt nur knapp vor seinem Gegner. Der diffamierende Hass zwischen den Klassen hat ausgedient. Die Welt

Magischer Sozialismus Chávez-Protegé Nicolás Maduro gewinnt die Wahl. Doch an seiner Aufgabe wird er nicht nur Freude haben. Die Inflation ist nicht zu bremsen, die Gewalt im Land immens. Die Wahl zeigt: Venezuela ist jetzt gespaltener denn je – in zwei nun praktisch gleich große Teile. Süddeutsche Zeitung

Chávez’ Kapital verspielt Wenn sich das Wahlergebnis in Venezuela bestätigen sollte, werden dem knappen Wahlsieger Maduro nur zwei Möglichkeiten bleiben: Entweder er geht auf die Opposition zu, oder er setzt auf eine weitere Radikalisierung. FAZ

Ein schwacher Kandidat In Venezuela haben die Chavistas haben ihr Wahlziel erreicht: Sie bleiben an der Macht. Ob es dabei am Wahltag überall mit rechten Dingen zuging, darüber werden sich Anhänger und Gegner des Chavismus in und außerhalb Venezuelas streiten. taz

Goldpreis

Geld der Pessimisten Ein Krisenmetall, das von seinem Mythos lebt: Gold ist unproduktives Kapital, das schwer im Tresor liegt und sich nicht verzinst. Die Hoffnung der Anleger trügt, mit Gold ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Denn beim ungleichen Kampf mit Spekulanten können kleine Privatanleger oft nur den Kürzeren ziehen. Süddeutsche Zeitung

Wie viel ist Gold heute noch wert? Es wirkt wie David gegen Goliath: Großinvestoren und private Sparer liefern sich derzeit einen heftigen Kampf um den Goldkurs. Doch entscheiden wird ihn in diesem Jahr wohl eine dritte Partei. Die Welt

Gold ist die Geldanlage von gestern Mit einem sinkenden Goldpreis umgehen lernen und dies schneller als der Rest der Welt, das ist die Gewinnerstrategie. Und dies ganz unabhängig vom aktuellen Preisverfall des Goldes. Wirtschaftswoche

Gold is the canary in the financial mine The safe-haven metal has suffered a dramatic reversal. It is an extreme case because for a decade it benefited from the U.S. housing bubble and then QE. Gold at a tipping point offers a lesson investors should know. Markets are distorted by excess liquidity, corrections will come – and hurt. Breakingviews

…one more thing!

Lastwagen mit Autopilot nehmen Fahrt auf Im fahrerlosen Güterverkehr ist schon einiges machbar. Trotzdem ist es noch undenkbar, den Menschen komplett zu ersetzen. Das größte Problem ist nicht die Technik, sondern die Unberechenbarkeit der anderen Verkehrsteilnehmer. FAZ

Leitartikel

Die Lotsin Angela Merkel Hört die Bundeskanzlerin 2015 auf? Nur dann, wenn sie den CDU-Vorsitz vertrauensvoll abgeben kann – und wenn Europa so krisenfest geworden ist, dass es auf sie nicht mehr ankommt Die Welt

Flex-ibel Auch mit der Ursulafrage bringt die SPD die CDU nicht in Bedrängnis. Die holt einfach wieder die große Trennschleifmaschine heraus. FAZ

Erlösung und Fiasko zugleich Das Oberlandesgericht München nimmt sich fast drei Wochen Auszeit, Denkzeit, Vorbereitungs- und Besinnungszeit. Das ist besser, als hektisch immer neue, nachgeschobene und verquere Sicherheitsverfügungen zu erlassen. Das ist besser, als sich im eigenen Versagen zu verheddern. Süddeutsche Zeitung

Richtig, aber … Nun also hat das Oberlandesgericht München den Beginn des NSU-Prozesses verschoben, so dass ein neues Akkreditierungsverfahren stattfinden kann. Das ist im Prinzip eine gute Nachricht. AZ München

Die Entzauberung des Caudillo Venezuelas Wahlsieger Maduro wird Chávez’ Weg nicht einfach fortsetzen können. Die Frage ist nur, ob die Kurskorrektur mit einer autoritären Verhärtung einhergeht oder ob er Brücken zur Opposition schlägt. Frankfurter Rundschau

Glückwunsch, Israel Der 65. Geburtstag – ein Grund zum Feiern! Israel, das heutige Geburtstagskind, sieht sich von seiner Umgebung jedoch mehr Verwünschungen statt guten Wünschen ausgesetzt. BILD

Europe is no longer Spain’s solution The people are losing faith in national and EU institutions Financial Times

U.S. needs a better disaster plan The goal should be to use federal money for prevention, not just clean-up Los Angeles Times

Planet Pyongyang Why everyone gets North Korea dangerously wrong. Newsweek

Made In The USA Against all odds, manufacturing is staging a comeback. Why it’s rebounding — and what it means for jobs and the economy TIME