FDP, Saarland, Großbritannien, Börsen-Crash, USA, Schulden-Krise, Schweiz & E.on

Lindner liefert Die FDP hat ein neues Thema gefunden. Klar, die Partei sucht händeringend Wege, wieder ins Gespräch zu kommen. Doch platter als mit dem Vorstoß, Älteren früher das Arbeitslosengeld I zu streichen, geht’s kaum noch. Frankfurter Rundschau

Alte raus aus dem Job? Das ist vorbei! Die FDP fordert endlich ein klares Ende der unseligen Frühverrentungspolitik. Zu Recht, denn die lange Bezugsdauer passt nicht mehr in die Zeit. Die Welt

FDP-Vorstoß zum Arbeitslosengeld spaltet die Union Die FDP will die längere Bezugsdauer des ALG I für ältere Arbeitslose abschaffen. Das ist Zündstoff für die Union: Der Wirtschaftsflügel ist dafür, der Arbeitnehmerflügel dagegen. Die Welt

Saarland

Verdorbener Auftakt Es hätte ein Signal sein können für das Saarland: Eine Frau als Ministerpräsidentin, relativ jung, mit eigener Meinung, die dazu nicht in abgedroschenen Floskeln spricht. Aber ihre Premiere wurde unsinnigerweise verborben – von mittelmäßigen Politikern, die sich aus gekränkter Eitelkeit mehr um sich sorgen als um das Gemeinwohl. Süddeutsche Zeitung

Die Wut der Abweichler richtet sich gegen Jamaika Erst im zweiten Wahlgang wurde Kramp-Karrenbauer zu Saarlands neuer Regierenden gewählt. Widerstand kam aus den eigenen Reihen und sollte das Regierungsbündnis treffen. Die Welt

Jamaika sucht die Stimmungskiller Bei der Ministerpräsidenten-Wahl im Saarland haben Abgeordnete Kramp-Karrenbauer überraschend die Stimme verweigert. Die Abweichler kamen wohl aus ihrer eigenen Partei. ZEIT

Schreckschuss Der schlechte Start der saarländischen Ministerpräsidentin lässt nicht auf eine instabile Regierung schließen. Mitteldeutsche Zeitung

Großbritannien

Kulturkampf in England Cameron und die von ihm geführte Regierung stehen vor einer gewaltigen Aufgabe: Sie müssen das Vertrauen der Bürger in die Institutionen des Staates wiedergewinnen, und sie müssen sich ernsthaft mit jenen Milieus befassen, die einen besonderen Hang zur Gewalt haben. FAZ

Überall Verwahrlosung Gewalttätige Ausschreitungen haben in Großbritannien durchaus Tradition und moralisch verwahrlost zeigten sich auf der Insel zuletzt auch vermeintliche Eliten. Bei den aktuellen Krawallen handelt es sich aber nicht um eine Rebellion der sozial und politisch Ausgegrenzten. Tagesspiegel

Königreich der Ungleichheit taz

Plünderer sehen sich als Opfer – zu Unrecht Die marodierenden Banden in Großbritannien sind keine Opfer schlechter Verhältnisse. Sie sind die Kinder eines falschen Anspruchsdenkens. Die Welt

Steine, Brandbomben, Blackberrys „Ich hatte mal zwei, aber damit schaut dich keine Frau mehr an“ – Blackberrys sind von Managerspielzeugen zu Mob-Werkzeugen geworden. Die Krawalle in England machen klar, dass die einstigen Statussymbole jetzt die Smartphones der Armen sind. Ihr Sicherheitssystem gerät unter Druck der Behörden, der Hersteller hat ein Problem. Süddeutsche Zeitung

Es brennt Was unterscheidet Jugendproteste von Jugendkrawallen? ZEIT

Polizei und Regen bremsen den Krawall Das erste Mal seit Tagen blieb es in englischen Großstädten ruhig. Grund ist offenbar der Großeinsatz der Polizei – und Regen. Erste Randalierer wurden verurteilt. ZEIT

Islamisten rufen zu Sturz der britischen Regierung auf Straßenschlachten, Plünderungen und Tote – die Gewalt in Großbritannien nimmt kein Ende. Premier Cameron kündigt eine harte Gangart an. Doch jetzt befeuern auch noch Islamisten die Randale mit einem Aufruf zum Umsturz. Handelsblatt

Instant-Angst mit Schauderlust Echte Sorge, Rechthaberei oder egozentrische Profilierungssucht? Kaum brennt es in London, flackert hier die Debatte hoch, ob und wann die Gewalt uns erreicht. Deutsche Politastrologen verwenden schlechte Nachrichten aus aller Welt allzu gern für ihre Zwecke – das Kalkül erinnert an Tütensuppen: aufreißen, Wasser rein, hochkochen. Süddeutsche Zeitung

Neue deutsche Spaltung Das ist nun wirklich mal eine gute Nachricht! In Deutschland kann „so etwas“ nicht passieren. Deutschland ist ziemlich sicher vor explodierender Straßengewalt, wie sie England erschüttert. Berliner Zeitung

„Deutschland ist auf dem Weg in britische Verhältnisse“ Haben deutsche Chaoten britisches Krawallpotenzial? Der Bundesinnenminister hält das für undenkbar. Die Polizeigewerkschaft widerspricht und warnt vor einer explosiven Mischung, die sich in Deutschland zusammenbraut. Handelsblatt

Die Rezepte des Herrn Wendt So musste es kommen. Kaum brennen in London die Häuser, beginnt in Deutschland die Debatte – oder besser gesagt, es wird eine Debatte simuliert. Augsburger Allgemeine

Vorsicht beim Sozialabbau Deutsche Politiker verweisen zu Recht darauf, dass Krawalle wie in britischen Großstädten hierzulande eher unwahrscheinlich sind. Märkische Allgemeine

Börsen-Crash

Arena der Gerissenheit Die Bilder vom turbulenten Börsenparkett und die Sprache der Krise täuschen. Panik und Hysterie spielen bei den Kursschwankungen kaum eine Rolle. Frankfurter Rundschau

Europas Fehler führten zum Börsencrash Der Beschluss der EU, Privatgläubiger an griechischen Schulden zu beteiligen, war unsinnig und teuer. Nun droht Deutschland eine Rezession – allerdings nur kurzfristig. Financial Times Deutschland

Dax startet mit Gewinnen Der Dax setzt heute erneut zum Erholungsversuch an. Doch die Anleger am Aktienmarkt sind nach der jüngsten Verlustserie so nervös geworden, dass auch reine Gerüchte die Börsen abrutschen lassen. Handelsblatt

Börsianer zittern vor nächstem Kurssturz Weltweit steigt die Nervosität an den Börsen, die Kurse brechen immer wieder ein. Die Welt

USA

Problemfall USA Die Amerikaner werden nur lernen, nicht mehr über ihre Verhältnisse zu leben, wenn Anleger im Ausland sie dazu zwingen Frankfurter Rundschau

Die Fed in der Falle Der Vorsitzende der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve Ben Bernanke hat gerade zugesichert, für mindestens weitere 24 Monate den Leitzins nahe Null zu halten. So reagiert eine Zentralbank, die in eine Falle getappt ist. FAZ

America as Less Than No. 1 This is what a shrinking superpower will feel like. Enjoying it yet? Wall Street Journal

Schulden-Krise

Zentralbanken können die Schuldenkrise nicht lösen Gegen die Krise hilft nur noch Sparen. Konjunkturprogramme können sich die Industriestaaten des Westens ohnehin kaum noch leisten. Die Welt

Ein echter Schuldenschnitt muss her Das weltweite Problem finanziell überforderter Staaten ist nur noch zu lösen, wenn Gläubiger – auch private – auf Forderungen verzichten. Das ist ehrlich und gerecht. Rettungsschirme schaffen kein Vertrauen. Financial Times Deutschland

Weg mit der Währungsunion! Hoch verschuldete Länder sollen aus der EU austreten taz

Sarkozy schaltet in Krisenmodus Die Zweifel an Frankreichs Bonität wachsen. Eigentlich wollte Nicolas Sarkozy den Urlaub genießen – jetzt eilt er zurück nach Paris. Um die Märkte zu beruhigen, will der Präsident eisern sparen. Und könnte sich so reichlich Probleme einhandeln. Süddeutsche Zeitung

Welche Staaten wackeln Die Schuldenkrise lässt die Märkte nicht los. Diesseits und jenseits des Atlantiks droht neues Ungemach. Welche Länder besonders pleitegefährdet scheinen und wie es um Deutschland bestellt ist – eine Übersicht. Handelsblatt

Wenn Währungsräume zusammenbrechen Der Euro ist erst zwölfeinhalb Jahre alt, doch der Fortbestand der Europäischen Währungsunion (EWU) ist schon in Gefahr. Kann die eskalierte Schuldenkrise zu einem Zusammenbruch der EWU führen? Mit Blick auf die Geschichte fällt die Antwort deutlich aus: ja. Wenngleich die USA als erfolgreiches Beispiel eines großen nationalen Währungsraums gelten, sind Währungszonen supranationaler Art – also Zusammenschlüsse mehrerer Staaten – recht fragile Systeme. Börsen-Zeitung

Deutsch-Schweizer Steuerabkommen

Kriminelles Risiko Ehrliche Steuerzahler werden die Faust in der Tasche ballen: Ausgerechnet jene Steuerhinterzieher, die ihr Geld besonders hartnäckig in der Schweiz gebunkert haben, kommen nun anonym und zum Discount-Tarif davon. FAZ

Teuer erkaufter Steuerfrieden Schweizer Banker jubeln: Ihr Land will Schwarzgeld legalisieren, das Abkommen mit Berlin läuft auf eine Amnestie für reiche deutsche Steuersünder hinaus. Schon hofft die nächste Steueroase auf einen ähnlichen Deal. Süddeutsche Zeitung

Fragwürdiger Kompromiss Deutschland ist nicht die USA. Aus der Ferne lässt sich leicht – gleichermaßen massiv wie erfolgreich – Druck ausüben. Doch Amerika ist weit und für Deutschland ist die Schweiz ein guter und wichtiger Nachbar. Badische Zeitung

Endlich trockengelegt Durch das Steuerabkommen mit der Schweiz wird endlich eine beliebte Steueroase trockengelegt. Künftig werden die Kapitalerträge deutscher Steuerbürger, die dort anfallen, genauso wie hierzulande versteuert. Märkische Allgemeine

E.on

Eons Rosskur Eon stellt 11.000 Arbeitsplätze in Frage. Nach Lage der Dinge wird dieser Arbeitsplatzabbau vor allem die Beschäftigten in Deutschland treffen. Zwar sind die drastischen Einschnitte nicht allein dem Atomausstieg anzulasten, aber die acht abgeschalteten deutschen Meiler haben einen starken Einfluss. FAZ

Die Energiewende als Anlass Nun macht Eon-Chef Johannes Teyssen das, was fast alle Manager für schnelle Erfolge versuchen: Er spart am Personal. Doch die politische Großwetterlage ist allenfalls der Anlass für die Radikalkur. Die Ursachen sind an anderen Stellen zu suchen. Kölner Stadt-Anzeiger

Viele Fragen an den Eon-Chef Auch nach den ersten offiziellen Äußerungen bleibt eine kaum erträgliche Verunsicherung Der Westen

Tabula rasa bei Eon Jetzt ist es raus: Bis zu 11 000 Arbeitsplätze stehen bei Deutschlands größtem Versorger Eon weltweit vor dem Aus. Im Inland stehen mehrere tausend Stellen zur Disposition. Das ist eine Folge der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende – aber längst nicht nur. Börsen-Zeitung

„Wir bleiben in Deutschland“ Eon-Chef Johannes Teyssen hat im Gespräch Sorgen zerstreut, dass der Konzern sich aus Deutschland zurückziehen könnte. Außerdem spricht er über den geplanten Abbau von bis zu 11.000 Stellen und sozialverträgliche Lösungen. Rheinische Post

…one more thing!

Die stillen Helfer von al Shabaab Die radikale islamistische Miliz in Somalia braucht für ihren Kriege Geld. Einen Teil erwirtschaften die Radikalen durch Handel und Erpressung, doch beträchtliche finanzielle und logistische Unterstützung kommt auch aus Eritrea. FAZ

Leitartikel

Verleugneter Konflikt Ausschreitungen wie in England gibt es hier – noch – nicht. Wenn die Regierung will, dass das auch künftig so bleibt, muss sie entschieden mehr für soziale Integration tun. Frankfurter Rundschau

Eine kranke Gesellschaft Wie die britische Regierung mit der Jugendgewalt umgeht, wird über die Zukunft des Königreiches entscheiden. David Cameron hat mit seiner frühen Diagnose einer „broken society“ mehr recht, als ihm lieb sein kann Die Welt

Opposition im „Untersuchungsisolator“ Nicht nur der Prozess gegen Julija Timoschenko zeigt: die Ukraine schleift die Bastionen der Demokratie und verwandelt sich in eine Halbdiktatur. Und weiß dabei, dass die EU sie braucht, wenn diese nicht will, dass Russland weiter expandiert. FAZ

Später Sieg für Steinbrücks Kavallerie Der Steuerstreit ist endlich beigelegt: Deutschland und die Schweiz haben sich auf ein Doppelbesteuerungsabkommen geeinigt. Steuerflüchtlinge können Schwarzgeld also im Nachbarland künftig nicht mehr vor dem Fiskus verstecken. Warum dieser Weg richtig ist. Süddeutsche Zeitung

Ein Steuerparadies weniger Ablasshandel! Faktische Amnestie für Steuerflüchtlinge! Man kann sich über diesen Pakt, der den Umgang mit den gebunkerten deutschen Schwarzgeldmilliarden in der Schweiz regelt, trefflich echauffieren. Financial Times Deutschland

Eine Ohrfeige Über die FDP und das Arbeitslosengeld AZ München

Der Preis der Atom-Flucht Selten hat die deutsche Politik so schnell gehandelt wie beim Atomausstieg – unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe in Japan. Ratzfatz Rolle rückwärts, und das fast im Alleingang in Europa. Jetzt zeigt das Beispiel E.​on: Das ganze Manöver hat einen deftigen Preis: 11 000 Jobs sind kein Pappenstiel – auch wenn nicht jeder Einzelne 1:1 am Atomausstieg hängt. BILD

Afrika, jenseits der Katastrophe Eine wachsende Zahl oft demokratischer Staaten bekämpft erfolgreich die Armut. Eine Chance für die Entwicklungskooperation ZEIT

Ein Lob der Faulheit Nicht mehr fürs Leben, sondern für den Lebenslauf wird heutzutage gelernt, und das von Anfang an. Tilmann Warnecke findet das pervers und rät der Jugend in seinem Kontrapunkt stattdessen zu mehr Gelassenheit bei der Karriereplanung. Tagesspiegel

Obama’s No Good, Very Bad Week There was opportunity in some of last week’s bad news, but the president failed to seize it. Wall Street Journal