Dr. Merkels sprechendes Schweigen Was macht eigentlich Angela Merkel? Die Spekulanten treiben ihr Kasinospiel mit der Zukunft ganzer Länder an den Börsen immer toller, und die Lenker mancher Staaten brechen ihren Urlaub ab oder gar nicht erst in die Ferien auf. Berliner Zeitung
Die Pragmatikerin Die Frau hat Nerven: Angela Merkel verlässt sich auf ihre – ohne Zweifel noch reichlich vorhandene – innerparteiliche Autorität. Spektakuläres steht bei der Bundeskanzlerin nicht auf dem Programm. Die CDU-Vorsitzende weiß, dass durch Sonderparteitage kein einziges Euro-Finanzproblem gelöst wird, aber dass durch intensive Arbeit hinter den EU-Kulissen viele der drängendsten Fragen beantwortet werden können. Bonner General-Anzeiger
Rasche Reform des EU-Rettungsschirms in Gefahr Kanzlerin unter Zeitdruck: Sollen die Turbulenzen an den Finanzmärkten eingedämmt werden, ist eine schnelle Umsetzung der Beschlüsse zum Euro-Rettungsfonds in nationales Recht nötig. Doch die Chancen, dass Angela Merkel die Änderungen im geplanten Zeitraum umsetzen kann, schwinden – und die Kritik aus den eigenen Reihen wächst. Süddeutsche Zeitung
Großinvestor Soros attackiert Merkels Krisenmanagement Deutschland ist schuld an der Eskalation der Eurokrise, sagt US-Investor George Soros und bemängelt insbesondere Angela Merkels Politik der kleinen Schritte. Die Kanzlerin will sich kommende Woche mit Frankreichs Präsident Sarkozy treffen – um zu beraten, wie der Weg aus der Krise doch noch zu meistern ist. Süddeutsche Zeitung
Raus aus der Koalition und neu wählen? Es geht los. Das, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand gesagt worden ist, wird zunehmend öffentlich und offen verhandelt werden. Lohnt sich die Koalition im Bund noch für FDP und CDU? Tagesspiegel
Börsen-Crash
Mehrere Euro-Staaten verbieten Leerverkäufe Sie wollen gegen „falsche Gerüchte“ vorgehen: Frankreich, Italien, Spanien und Belgien werden wohl Leerverkäufe verbieten. Bei Leerverkäufen setzen Spekulanten auf schwächelnde Kurse einer Aktie, die sie gegen eine Gebühr leihen und dann weiterverkaufen. Den ersten Schritt machte Frankreich: Dort untersagte die Börsenaufsicht AMF für die kommenden 15 Tage Leerverkäufe der Aktien von elf Banken und Versicherungen. Süddeutsche Zeitung
Bürokratie gegen Grundgesetze der Ökonomie Mit aller Macht und allen nur denkbaren administrativen Eingriffen versuchen die Bürokraten der Welt sich gegen die Impulse der Märkte zu stellen. Das ist allerdings dann zum Scheitern verurteilt, wenn sie gegen die Grundgesetze der Ökonomie verstoßen. FAZ
Cash und Crash Meinung Rettungspaket für den Euro, bestandene Stresstests für Finanzkonzerne – und dennoch scheint es möglich, dass Banken kollabieren und das Finanzsystem zerstören. Regierungen und Regulierer haben zwar viel getan, um Banken stabiler zu machen – doch entscheidende Webfehler im Finanzsystem sind nicht behoben. Süddeutsche Zeitung
Wie Hedgefonds von der Krise profitieren Nach dem Börsencrash 1929 reagierte die Politik mit einer intensiven Regulierung der Finanzmärkte. Die wäre auch heute nötig, um die Spekulation zu bremsen. Frankfurter Rundschau
Schulden-Krise
Umwertung aller Werte Weltuntergangsstimmung. Die Zeit der Schwarzmaler ist angebrochen, seit die USA ihr Triple-A-Rating verloren haben und sich zur Schuldenkrise die Börsenkrise gesellt. Wenn so viel Krise ist wie jetzt, dann greift mancher beim Wettrennen um die schärfste Formulierung daneben. Börsen-Zeitung
Warum die Ökonomen die Welt nicht verstehen Die Mehrheit macht Staatsschulden und Inflationsängste für die Krise verantwortlich. Weit gefehlt! Ursache sind zu niedrige Löhne und zu wenig privater Konsum. Financial Times Deutschland
Teure Handwerker Die nächste Krise kommt bestimmt. Womöglich sind die Turbulenzen an den Finanzmärkten erste Vorboten einer neuen wirtschaftlichen Eintrübung. Bonner General-Anzeiger
Italiens Sommer des bösen Erwachens Lange, viel zu lange, hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi die Krise verharmlost und verdrängt Berliner Zeitung
Bedrohtes Vertrauen Die Gefahr, dass das Vertrauen in Frankreich und seine Großbanken unabhängig von den Fakten dauerhaft angeschlagen ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Wo Rauch ist, muss auch Feuer sein, sagen sich viele Beobachter – eingedenk der Tatsache, dass auch in der Vergangenheit nicht jedes Dementi einer Bank hielt, was es versprach. Börsen-Zeitung
Umdenken an der Seine Das Gerücht, sagt ein Sprichwort, ist meist so nahe an der Wahrheit wie der Duft am Braten. Und so glaubten einige Anleger diesen schon riechen zu können, nämlich eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs von der Bestnote AAA. Bonner General-Anzeiger
Too Big to Save? If Italy’s economy goes bust, it could blow up Europe as well — and small measures to save these economies won’t work. It’s time for the big guns. Foreign Policy
Großbritannien
Diese Wunden werden England lange schmerzen Es ist die dramatische Bilanz der Chaos-Nächte: Vier Menschen sterben, Häuser brennen, Läden werden ausgeraubt. Auch Prominente sind betroffen. Die Welt
Der Streit wird vertagt Die Opposition nimmt die Krawalle noch nicht zum Anlass, mit der Sozialpolitik Camerons abzurechnen. Die Sondersitzung im Unterhaus verlief nach anderen Regeln. FAZ
Die Randalierer und ihre Vorbilder Weiteres Todesopfer bei den Krawallen in Großbritannien: Kurz vor Mitternacht erlag ein Mann seinen Verletzungen. Als Ursache für die Unruhen führen Konservative das Verhalten von Bankern und Abgeordneten in den Zeiten der Krise an. FAZ
Mit Härte in den Klassenkampf Die britische Elite sagt der Unterschicht den Kulturkampf an taz
Englische Zustände Der Zustand des niederen Volks von Paris ist indessen so trostlos“, schrieb Heinrich Heine im Dezember 1831 in einem Aufsatz über „Französische Zustände“, „dass beim geringsten Anlasse, der von außen her gegeben würde, eine mehr als sonst bedrohliche Emeute stattfinden kann.“ Berliner Zeitung
Zerbrochene Gesellschaft Es ist unbestritten, dass das Angebot von Lebens- und Aufstiegschancen das beste Mittel zur Vermeidung sozialer Unruhen ist. Doch gerade darin hinkt Großbritannien, wo Einkommen und Chancen sehr ungleich verteilt sind, dem Rest Europas weit hinterher. Aber es gibt positive Ansätze. Börsen-Zeitung
„Sie wähnen sich mit der Obrigkeit auf Augenhöhe“ Feindbilder, Frust, ein zündendes Ereignis: Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer entwirrt die Wurzeln der Unruhen in Großbritannien. Im Gespräch erklärt er, warum die zumeist jugendlichen Randalierer zu Gewalt greifen – und ob in deutschen Problemvierteln eine ähnliche Eskalation möglich wäre. Süddeutsche Zeitung
Heer der Chancenlosen, Sprachlosigkeit der Macht Ob in Norwegen ein Killer wütet, in der Südsee ein Taifun oder in England der Mob – das deutsche Expertenwesen ist immer im Bild. Aufruhr wie in Großbritannien könne bei uns nicht passieren, da sind sich CSU-Minister, SPD-Innenexperte und Jugendforscher einig. So selbstgewiss waren die Mächtigen 1967 auch. Geht uns doch gold. Berliner Morgenpost
The Sons of Brixton Unlike Margaret Thatcher in 1981, British Prime Minister David Cameron has appeared totally unprepared for the social unrest that his spending cuts have inevitably unleashed. The result: ugly class politics are back in Britain. Foreign Affairs
USA
Prediger stiehlt Palin die Show „Heiliger Vater, wir sehen Zorn in den Hallen der Regierung“: Wenn Rick Perry betet, hören ihm schon mal 30.000 Menschen andächtig zu. Jetzt strebt er nach Höherem. Der US-Republikaner will offenbar Obama aus dem Weißen Haus verjagen und Präsident werden. Zuvor muss er sich aber gegen andere republikanische Anwärter wie Sarah Palin durchsetzen – seine Chancen stehen gut. Süddeutsche Zeitung
GOP Debate Land Washington Post
Rick Perry on the Record From scrapping Social Security and Medicare to immigration to Constitutional amendments, Texas Governor Rick Perry spoke openly last fall The Daily Beast
Debate Night in Iowa Republican presidential candidates spent the evening digging at each other and Fox’s moderators ahead of Saturday’s straw poll The Atlantic
Energiewirtschaft
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Harte Zeiten für Solarinvestoren: Eine Firma nach der anderen nähert sich der Pleite. Keiner kauft mehr Fotovoltaikpaneele. Doch es ist nur eine Frage der Zeit – irgendwann wird die Sonne wieder scheinen. Financial Times Deutschland
Erneuerbare Energien übernehmen Leitfunktion Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird die Energieerzeugung in Deutschland dezentraler. Gleichzeitig wird sie im Vergleich zum heutigen Erzeugungsmix deutlich anspruchsvoller. Da die Stromerzeugung aus Wind und Sonne stark schwankt, muss das Gesamtsystem flexibler werden, um jederzeit eine sichere Versorgung zu garantieren. Das heißt auch: Wer nur auf erneuerbare Energien setzt, greift zu kurz. Börsen-Zeitung
Der Preis der Wende Was soll die Kritik an Eon aus der Führung der Unionsfraktion? Gerade die Partei (auch) der Marktwirtschaft, die für die Wendemanöver verantwortlich ist und um ihren Kurs ringt, sollte in sich gehen. Eine Energiewende ist nicht kostenlos zu haben. FAZ
Atomkonzerne brauchen Radikalkur Wenn es noch Zweifel über die Verlierer der Energiewende gab, herrscht nun Klarheit. Die Ergebnisse der Atombetreiber sind desaströs. Die Konzerne müssen drastisch umdenken. Financial Times Deutschland
Abgeschaltet Die Regierung musste nicht lange warten, bis sie die sauren Früchte ihrer überfallartigen Energiewende erntet: Die Konzerne schwächeln, die Preise steigen und der Einfluss Russlands erhöht sich. FAZ
Im Wandel In der deutschen Energiebranche ist ein fundamentaler Wandel im Gange. Das Zeitalter der Riesen, die die Stromproduktion zum Großteil untereinander ausmachten, geht unweigerlich zu Ende. Nordwest Zeitung
…one more thing!
Der Deal mit den Mauersteinchen Stefan Wolle wuchs in Ostdeutschland auf, heute leitet er das DDR-Museum in Berlin. Im stern.de-Interview spricht er über das Sandmännchen, Mauer-Reliquien und neue Grenzen. Stern
Leitartikel
Unsere Mauer Das Bauwerk konservierte für 28 Jahre einen Staat, der nie lebensfähig war. Es war der bittere Preis für einen äußeren Frieden, in dem sich der Westen modernisieren konnte Die Welt
Die Nation hat im Innersten zusammengehalten Millionen Deutsche im Westen mit Wurzeln im Osten trugen wesentlich dazu bei, die Nation in den Jahren der Trennung zusammenhalten – zum Beispiel Herbert Wehner und Hans-Dietrich Genscher. Tagesspiegel
Dreifacher Schlag ins Gesicht Da gelingt es den Spezialkräften der Bundeswehr, einen Taliban-Drahtzieher ausfindig zu machen und in einer wagemutigen Operation zu fassen. Doch statt ihn vor Gericht zu stellen, lassen die Afghanen ihn laufen – angeblich aus Mangel an Beweisen. Wir können euch noch fünfzig Jahre helfen – ohne Recht, Gerichte und Gesetz wird Afghanistan niemals ein funktionierender Staat werden! BILD
Dämonen des Populismus Nach dem Massenmord in Norwegen beschwörte das Land seine „Offenheit“. Doch war damit nicht eigentlich Geschlossenheit gemeint? Die Geschlossenheit, die Populisten und politisch Korrekte brauchen, um ihr Süppchen zu kochen? Wie jetzt wieder in Großbritannien. FAZ
Schweizer Machtwort zum Franken Dass es das noch gibt in diesen Zeiten: Eine Zentralbank macht nur eine kleine Andeutung, und prompt reagieren die Märkte wie gewünscht Financial Times Deutschland
The Hijacked Crisis This is what happens when influential people exploit a crisis instead of doing something about solving it. New York Times
Central bankers to the rescue? They can buy a little time, but the real remedy must come from Western politicians Economist
The system works Our government is functioning as designed. Washington Post
Clueless in Washington D.C. continues to ignore what voters want: jobs. Washington Post
Do US Online Counterterrorism Tactics Incite Jihadists? The Pentagon is posing as Al Qaeda and posting extreme jihadist orders online to scare away young men considering terrorism. But what if someone actually follows these commands? Mother Jones