Fussball-WM, Spionage, Nahost & Afghanistan

Unfassbar! Mit Volldampf ins Finale Deutschland steht im Finale und träumt vom ersten WM-Titel seit 24 Jahren. In einem Spiel für die Ewigkeit schlägt die DFB-Elf Brasilien mit 7:1 (5:0). Das i-Tüpfelchen: Miroslav Klose stellt einen neuen Torrekord auf. Handelsblatt

Melange aus Geschrei und Tränen Am Ende weinen die Spieler am Mittelkreis und die Nation ist geschockt: Im WM-Halbfinale gegen Deutschland wird die brasilianische Nationalmannschaft gedemütigt wie nie. Weil Neymar fehlt und Trainer Scolari die falsche Aufstellung wählt, erlebt der WM-Gastgeber ein kolossales Trauma. Süddeutsche Zeitung

Belo sieht keinen Horizonte Nach einem grandiosen Sieg zieht Deutschland ins WM-Finale. Die Brasilianer gratulieren, mit verlaufener Schminke, stummen Trommeln und der Trauer des WM-Gastgebers. Zeit

Löw? 7:1! Bundestrainer Joachim Löw lässt gegen Brasilien Jogi-Fußball spielen. Das Ergebnis ist eine Erniedrigung des Gastgebers. taz

Sehnsucht nach dem WM-Pokal Je näher ein möglicher WM-Triumph rückt, desto größer wird die Sehnsucht. Der spektakuläre Auftritt der deutschen Mannschaft in Belo Horizonte war nicht dazu angetan, diese Sehnsucht zu mindern – im Gegenteil. Kölner Stadt-Anzeiger

Mit Bodenhaftung auf dem Weg zum Titel Sie statteten ihrer Kurve einen Pflichtbesuch ab, sie machten mit den Fans die Welle, sie ließen sich von den brasilianischen Zuschauern feiern. Aber kein deutscher Spieler stimmte Triumphgeheul an. Rheinische Post

2,7 Milliarden Daumen für deutschen Finalsieg In keinem anderen Land hat das DFB-Team mehr Anhänger als in der Volksrepublik. Jeden Tag werden Hunderte Trikots von Müller oder Klose verkauft. Im Internet bekennen sich 1,5 Millionen Nutzer zu Jogis Truppe. FAZ

32,6 Millionen sehen deutschen Sieg Das Jahrhundertspiel gegen Brasilien bricht reihenweise Rekorde: Mehr als 32 Millionen Deutsche verfolgten das Spiel – Bestwert in der deutschen Fernsehgeschichte. Auch bei Twitter gab es eine neue Bestmarke. FAZ

Wo sind all die Demonstranten hin? Vor einem Jahr demonstrierten Hunderttausende Brasilianer gegen ihre korrupten Eliten und gegen die Fifa. Für die Weltmeisterschaft wurden Massenproteste und Straßenschlachten vorhergesagt. Nichts davon trat ein. Wie ist das möglich? FAZ

Brasiliens WM-Schmach liefert politischen Zündstoff Nach der 7:1-Niederlage gegen die deutsche Fußballnationalmannschaft entlädt sich der Frust vieler Brasilianer über die teure WM erneut in Straßenkrawallen. Präsidentin Dilma Rousseff, die sich im Oktober zur Wiederwahl stellt, sitzt auf einem politischen Pulverfass. Wall Street Journal

Spionage

„Antwort für Washington muss schmerzhaft sein“ Aus Sicht von Wolfgang Kubicki sind Protestnoten die falsche Antwort auf den jüngsten US-Spionagefall. Der FDP-Vize plädiert für eine massive Antwort, die für die USA und auch für Deutschland schmerzhaft sein wird. Handelsblatt

„Das ist ein Angriff auf unsere Demokratie“ Nicht nur der Spionageverdacht bringt Unruhe in den NSA-Ausschuss. SPD-Obmann Christian Flisek nennt das Agieren von Generalbundesanwalt „lebensfremd“ und sieht Snowden bei einer Aussage gefährdet. Stern

Der Cyberkrieg ist längst Alltag Die Empörung der Politik in der Spionage-Affäre zeigt nur deren Hilflosigkeit. Daher lautet die Empfehlung: verbal abrüsten und digital aufrüsten. Deutschland muss mithalten können. Tagesspiegel

Unverfroren Natürlich ist die Sache eine ausgemachte Unverfrorenheit. Dass die USA selbst nach all den Aufregungen, die die NSA-Affäre bis heute verursacht, weiter mit geheimdienstlichen Mitteln die deutsche Politik ausforschen, zeigt nur: Man sollte den Begriff Freundschaft aus dem politischen Vokabular streichen und durch einen angemesseneren ersetzen: Interessen. Bonner General-Anzeiger

Edward Snowden gehört in ein Zeugenschutzprogramm Nach den neuesten Geheimdienstübergriffen der USA sollte die Bundesregierung – ohne jede falsche Hemmung und Rücksicht – eines tun: den früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden nach Berlin einladen Tagesspiegel

Streng gegen Pjöngjang, lasch gegen Washington Die deutsche Spionageabwehr kennt nur Gut und Böse. Gegen Agenten aus China, Russland, Nordkorea wird ermittelt. Ein US-Spion hat hingegen kaum etwas zu befürchten. Das soll sich jetzt ändern. Angeblich. Süddeutsche Zeitung

Streitet euch! Die Affäre um den Doppelagenten beim BND hat die Regierung aufgeweckt, selbst CDU-Leute wollen auf einmal US-Spione ausweisen. Die neue Härte tut der bilateralen Beziehung gut. Stern

Das US-Imperium befindet sich in seiner Spätphase Amerika will auf seine Rolle als Weltpolizist verzichten. Das birgt Gefahren. Doch Obamas Strategie des Rückzugs ist richtig. Auch Großbritannien musste einst diesen Weg gehen. Die Welt

Nahost

Israels innere Feinde Der Rachemord an dem palästinensischen Jungen ist die Frucht einer Fehlentwicklung in einem grausamen Klima. Die Verdächtigen sollen selbst noch Jugendliche sein – wer hat sie diesen Hass gelehrt, wer hat ihre Rachegelüste angestachelt? Süddeutsche Zeitung

Israel muss sich wehren An der Eskalation in Nahost sind nicht beide Seiten gleich schuld: Während Israel extremistische Gewalt verurteilt, wird sie auf palästinensischer Seite verherrlicht. Dadurch wird Frieden unmöglich. Die Welt

Der neue Krieg im Nahen Osten Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu reagierte auf den heftigen Raketen-Beschuss aus dem Gaza-Streifen mit einer klaren Ansage: Die Hamas, so sagte er, habe sich für die Eskalation entschieden und werde „einen hohen Preis“ bezahlen. WAZ

In der Not allein Eskalation in Nahost – und im Westen sind sie alle viel zu beschäftigt. Wenig überraschend, dass jede Regierung in Israel davon ausgeht: In der Not müssen wir uns selbst genug sein. Tagesspiegel

Zynisch Was in diesen Tagen rund um Gaza passiert, ist der Offenbarungseid der Hamas. Nordwest Zeitung

Somalische Verhältnisse in Gaza Israel hat das Recht, seine Bürger zu schützen. Doch es kann sich eigentlich keine Zerschlagung der Hamas leisten. Berliner Zeitung

Die Hamas als kleineres Übel Zwingt Israel die Hamas in die Knie, werden noch radikalere Islamisten in die Bresche springen. Bislang verhält sich Netanjahu vernünftig. taz

Nur Verlierer Die trügerische Ruhe, in der sich Israel gewogen hat, ist vorbei. Falls die israelische Regierung gehofft hatte, die Ausbrüche von Hass und Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern, Juden und Arabern, die seit einer Woche lodern, in den Griff zu bekommen, stehen die Zeichen seit Dienstag auf Krieg. Bonner General-Anzeiger

Unsere Verzweiflung ist unser Untergang Der Nahe Osten droht zu explodieren. Wer jetzt noch an den Frieden glaubt, braucht Hoffnung. Genau daran fehlt es. Ein Weckruf an die israelische Politik. FAZ

How Should Israel’s Violence Be Judged? Holding the land of the chosen people to a higher standard The Atlantic

Wahl in Afghanistan

Zwei Regierungen, null Zukunft In Kabul beanspruchen jetzt zwei Männer den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen: Doch wenn der Sieger alles nimmt, dann droht Afghanistan ein Desaster. Süddeutsche Zeitung

Afghanistans Wähler sind klüger als ihre Führer Am Hindukusch wurde unter schwierigsten Bedingungen gewählt. Aber die Bürger erwiesen sich als demokratiefähig. Jetzt drohen die Spitzenkandidaten diesen Erfolg zunichte zu machen. Die Welt

Afghanische Gräben Die Taliban sind nicht die einzige große Gefahr für Afghanistan. Sollte am Ende der Wirren um die Präsidentenwahl nicht eine von der Bevölkerung anerkannte Regierung stehen, wäre das der Todesstoß für den fragilen Staat. FAZ

…one more thing!

Verzweifeltes Großreinemachen Gegen Sarkozy wird schon wegen des Verdachts der Untreue ermittelt – nun rückt seine Partei mit horrenden Schulden und fragwürdigen Ausgaben ins Rampenlicht. Mancher sieht die UMP schon am Ende. FAZ

Leitartikel

Vertriebene dieser Erde Erika Steinbach wird nach 16 Jahren nicht länger Präsidentin der deutschen Vertriebenen sein. Das bedeutet eine Zäsur. In Zeiten globaler Flüchtlingsströme wirft Vertreibung neue Fragen auf. Und sie erfordert neue Antworten Die Welt

Flüchtlinge gegeneinander ausspielen Deutsche Gesetzeslogik in Sachen Flucht und Asyl: Wir nehmen ein paar Syrer mehr, dafür müssen die Roma vom Westbalkan zu Hause bleiben. Und alle kommen leichter in den Knast. Frankfurter Rundschau

Einflüsterungen Es ehrt die Bundeskanzlerin, dass sie trotz aller „Einflüsterungen“ vor chinesischen Studenten ein Loblied auf die Freiheit gesungen hat. Die deutschen Manager sind dagegen wohl mit „Wichtigerem“ beschäftigt. FAZ

Israel allein zu Haus Raketen aus Gaza hageln auf Israel. Die israelische Luftwaffe fliegt Vergeltungsangriffe. Bild

Siebeneins – ist das wirklich wahr? Das 7:1 der DFB-Elf gegen Brasilien wird lange nachhallen. Jeder Versuch einer Erklärung zielt zunächst ins Leere. Bundestrainer Löw hat sein Meisterstück abgeliefert – beim WM-Finale am Sonntag kann sich der Bundestrainer nur noch selbst übertreffen. Süddeutsche Zeitung

Ein Titan, ein Spielverderber und die Tormaschinen Manuel Neuer wird trotz des historischen 7:1-Siegs noch einmal fuchsig. Sami Khedira vermasselt Toni Kroos einen Hattrick. Und Miroslav Klose beeindruckt die Brasilianer. Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik. Handelsblatt

France Decapitated The French dislike modernity. They mistrust it. That is the nub of the problem. New York Times

Businesses behaving badly Our view: How to make corporate sinners get religion. USA Today

Don’t condemn the whole lot Opposing view: The business environment is not in disrepair. USA Today