Gauck, Grüne, Schlecker & Frankreich

Satte Mehrheit für den Bürgerpräsidenten. Joachim Gauck ist gewählt – und bleibt sich treu. Die Versöhnung von Regierenden und Regierten macht er sich zur Aufgabe für die nächsten fünf Jahre Wirtschaftswoche

„Was für ein schöner Sonntag!“ Joachim Gauck ist der elfte Bundespräsident Deutschlands. Der 72 Jahre alte Theologe erhielt in der Bundesversammlung im ersten Wahlgang 991 von 1228 gültigen Stimmen. Gegenkandidatin Beate Klarsfeld bekam drei Stimmen mehr als die Linke Wahlleute entsandt hatte. FAZ

Fast alle für einen. Ungeachtet der politischen Heuchelei mancher seiner Unterstützer hat Joachim Gauck den Tag seiner Wahl zu einem Fest gemacht – und die bleierne Wulff-Zeit so endgültig beendet Stern

Ein Präsident, wie er gebraucht wird. Der neue Bundespräsident tritt vor ein Land, das an allem zweifelt. Er will Bürger und Regierende einander näher bringen – das muss er auch Die Zeit

Seelsorger der Nation. Joachim Gauck, den elften Bundespräsidenten, begleiten gewaltige Erwartungen ins Amt. Die Deutschen sehnen sich nach einem Havel an der Spitze ihres Staates. FAZ

Ziemlich beste Freunde. Alle lieben Gauck, und am Ende klatscht sogar die Linke. Bei der Wahl des Bundespräsidenten herrscht große Einigkeit – und ebenso großes Desinteresse. Weil die politischen Akteure derzeit ganz andere Sorgen haben. Tagesspiegel

Manege frei für Gauck – der Wortartist ab jetzt am Hochseil WAZ

Der scheue Stolz eines deutsch-deutschen Migranten. Gauck hat das Zeug zum Aufbruch in neue Gefilde. Er verkörpert den Auszug aus dem Reich der Unfreiheit und die Ankunft im verwirrenden, unübersichtlichen Reich der Freiheit. Die Welt

Der Freiheits-Lehrer macht es spannend. Wer von Joachim Gauck einen ersten politischen Wurf erwartet hat, wurde enttäuscht. In seiner Dankesrede nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten hielt er sich auffällig bedeckt. Ein Eingeständnis ließ aber aufhorchen Handelsblatt

Mensch Gauck! Joachim Gauck wird von vielen Menschen mit riesigen Erwartungen bestürmt – er wird sicherlich einige davon enttäuschen. Trotzdem hat er alle Chancen, ein großer Präsident zu werden. Einer seiner wichtigsten Vorzüge ist sein Alter Der Spiegel

Nach seiner kurzen Rede am Sonntag darf man guten Mutes sein, dass Joachim Gauck ein gutes Staatsoberhaupt wird. Eine seiner Aufgaben wird sein, dem Verdruss am politischen System und seinen Akteuren zu begegnen. Kölner Stadt-Anzeiger

Ein Querdenker im Schloss Bellevue. Nun ist Joachim Gauck also unser Staatsoberhaupt. Getragen, nicht nur von fünf Parteien, sondern vor allem von der Mehrheit der Menschen. Große Erwartungen sind mit seiner Wahl verbunden. Er wird viele, aber nicht alle erfüllen können. Er mag ein Präsident der Herzen sein, „Everybody’s Darling“ ist er aber gewiss nicht WAZ

Der Freiheitskämpfer muss sich öffnen. Als Präsident darf Joachim Gauck sich nicht auf den Freiheitsbegriff beschränken. Er muss sich neue Themen erschließen, um die Problemzonen der Gesellschaft zu erreichen Stern

Gauck, der Schüler. Es gibt Schlimmeres, als einen Präsidenten, mit dem man streiten muss taz

Sehnsucht nach mehr Anstand und Stabilität. Rhetorisch habe Bundestagspräsident Lammert dem neuen Bundespräsidenten die Show gestohlen. Doch viel wichtiger sei, dass mit Joachim Gauck nach der Wulff-Affäre wieder Anstand und Stabiliät ins Schloss Bellevue Einzug hielten. Gauck sei ein Glücksfall für den politischen Alltag. tagesschau.de

Ein Fan der freien Marktwirtschaft. Für den künftigen Bundespräsidenten ist die freie Marktwirtschaft der Gegenentwurf zu Unterdrückung im einstigen Sozialismus. Das macht Joachim Gauck aber nicht automatisch zu einem Unternehmerfreund. Wirtschaftswoche

Gaucks Glaubensbekenntnis. Er war der Wunschkandidat von SPD und Grünen für das Amt des deutschen Staatsoberhaupts. Viele Positionen des neuen Präsidenten passen aber eher zu Schwarz-Gelb. Wer Gauck zugehört hat, konnte das wissen. Financial Times Deutschland

„Es ist unser Land“ Rede von Joachim Gauck im Wortlaut

Unser Gauck, eure Abweichler. Eigentlich war bei der Gauck-Wahl alles klar. Aber erstaunlich viele Delegierte machten von der Freiheit Gebrauch, sich zu enthalten. Die Zeit

Grüne

Grüne wollen es mit einem Duo versuchen. Mit einer Doppelspitze wollen die Grünen in die kommende Bundestagswahl ziehen, als wahrscheinlich gelten Claudia Roth und Jürgen Trittin. Eine Urwahl über die Spitzenkandidatur soll es nur dann geben, wenn sich Gegenkandidaten finden. Parteiintern ist die Personalie jedoch sensibel. Süddeutsche Zeitung

Grüne wollen Kandidaten per Urwahl bestimmen Bild

Parteibasis soll Spitzenkandidaten der Grünen wählen. Die Grünen wollen mit einer Doppelspitze in den Wahlkampf zur Bundestagswahl gehen. Gibt es mehr als zwei Bewerber, soll eine Urwahl die Kandidaten bestimmen. Die Zeit

Spitzenduo per Urwahl. Ein quotiertes Duo soll die Grünen im Wahlkampf anführen – und von allen Mitgliedern per Urwahl gewählt werden. Aber nur dann, wenn es Konkurrenz gibt. taz

Streit über schwarz-grüne Option. „Ausschließeritis darf es nicht geben“: Der bisherige Vorsitzende der Grünen-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Reiner Priggen, zeigt sich in der F.A.Z. irritiert über die Absage seines Parteifreundes Jürgen Trittin an Schwarz-Grün. FAZ

Schlecker

Schlecker streicht weniger Stellen als geplant. Verdi, Betriebsrat und Insolvenzverwalter haben sich geeinigt: Bei der insolventen Drogeriekette Schlecker sollen 2.200 statt 2.400 Filialen geschlossen werden. Die Finanzierung der Transfergesellschaften steht noch aus FAZ

Schlecker schließt weniger Filialen. Ein paar Mitarbeiter der zusammengebrochenen Drogeriekette können hoffen: Der Kahlschlag dem Unternehmen fällt nicht ganz so schlimm aus wie befürchtet. Financial Times Deutschland

Rösler lehnt Bundesbürgschaft ab. Wer muss gehen? Wer darf bleiben? Und gibt es Geld für eine Transfergesellschaft, die entlassene „Schleckerfrauen“ auffängt? Zur Zukunft der Drogerieketten sind noch wichtige Fragen offen. Doch eins ist inzwischen klar: Eine Bürgschaft seitens des Bundes lehnt Wirtschaftsminister Rösler ab Süddeutsche Zeitung

Schnell Klarheit schaffen. 500 weitere Jobs sind gerettet. Eine geringe Zahl, zugegeben. Über 11 000 Schlecker-Mitarbeiter müssen nämlich gehen. Ein harter Schnitt für das ehemalige Familienunternehmen, der aber nötig ist, um den Fortbestand der insolventen Drogeriekette zu gewährleisten. Das wissen alle Beteiligten. WAZ

Frankreich

Unter Freunden. Mit einem Sieg bei der Wahl in Frankreich wollen Sozialisten und Sozialdemokraten einen Machtwechsel in ganz Europa einleiten. Daher sind viele von ihnen nach Paris gekommen, um Präsidentschaftskandidat François Hollande zu unterstützen. Das Problem nur: Seine Unterstützer begeistern die Zuhörer mehr, als das Hollande vermag. Süddeutsche Zeitung

Hollande kritisiert europäischen Fiskalpakt. Mit harscher Kritik am europäischen Fiskalpakt macht der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande Stimmung gegen die Europapolitik der Merkel-Regierung. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel unterstützt ihn darin. FAZ

Sozialisten raufen sich zusammen. Mit einer Erklärung von Paris wollen die Sozialdemokraten in Europa eine Basis für die kommenden Wahlen schaffen. Im Mittelpunkt steht die Finanzkrise. taz

Sarkozy macht weiter Boden gut. Herausforderer Hollande will deutsche Vormacht in Europa brechen NZZ

Merkel kritisiert Sarkozys Sprunghaftigkeit. Erst soll sie ihn im Wahlkampf unterstützen, dann sagt Frankreichs Präsident der deutschen Kanzlerin wieder ab – und das per Radiointerview. Angela Merkel ist verärgert Süddeutsche Zeitung

… one more thing!!!

Der Vater des Protektionismus. Friedrich List gilt in Deutschland als historisch überholt. Dabei bietet er kluge Ansätze, wie der Staat die Wirtschaft fördern kann – und wann er lieber die Hände davon lassen sollte. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Phänomenales Ergebnis. Die Bundesversammlung hat Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt. Doch die Zusammensetzung aus Schauspielern, Sportlern und Musikern ist eine verpasste Chance: Es wäre volksnäher, einfache Berufstätige, Studenten und Rentner zu entsenden. FAZ

Präsident Moses. Auch wenn manche Joachim Gauck die Kräfte eines politischen Moses zuschreiben: Der neue Bundespräsident wird Deutschland nicht in ein Pfarrhaus verwandeln. Man wünscht sich jedenfalls, nach den Erfahrungen mit den beiden Vorgängern, von Gauck nur in zuträglichem Umfang enttäuscht zu werden. Er könnte ein Präsident werden, der das sperrige Wort Zivilgesellschaft entsperren kann. Wenn das die Kraft der Freiheit ist, an die er so gern appelliert, dann könnte man sich auf ihre Wirkung freuen. Süddeutsche Zeitung

Gebt Gauck die Freiheit zum Anecken. Die Menschen in Deutschland wollten einen eigenständigen Kopf als Bundespräsidenten – mit Joachim Gauck haben sie einen bekommen. Man sollte jetzt nicht jeden Halbsatz von ihm gleich zerreden Financial Times Deutschland

Der Bürgerpräsident.
Joachim Gauck ist ein Mann, an dem sich die Geister scheiden. Doch vieles spricht schon jetzt dafür, dass er ein guter, ein würdiger Vertreter unseres Landes werden wird Frankfurter Rundschau

Ein starker Präsident Joachim Gauck weiß: Freiheit braucht Verantwortung. Integration braucht selbstbewusste Gastgeber; soziale Gerechtigkeit braucht eine starke Wirtschaft. Ein starkes Programm. Kann er das schaffen? BILD

Scheitern inklusive. Er darf nicht nur, er muss uns auf die Nerven gehen, der neue Bundespräsident. AZ München

Der letzte Rest. Das bürgerliche Lager existiert nicht mehr. Nur die FDP, nur diese „fast drei Prozent“ sind noch nicht Teil der ganz großen Koalition aus CDU, SPD und Grünen. Tagesspiegel

Am Geldhahn drehen Die aktuellen Lohnrunden sind von verwegenem Ton geprägt: „Her mit den Milliarden“ und werden zu einem Grundsatzstreit zwischen Reich und Arm hochstilisiert. Die großen Unterschiede in der Arbeitsrealität werden ignoriert Die Welt

Flucht aus Hotel Mutti. Als Bundeskanzlerin punktet Angela Merkel bei den Wählern – die aber der CDU in den Ländern davonlaufen. Wie lange geht das gut? Wirtschaftswoche

Der Leviten-Leser Titelgeschichte Der Spiegel (Print)

Der große Wissens-Test Titelgeschichte Focus (Print)

Hey China! Stop Stealing Our Stuff (Cover Story) Businessweek

When Americans Made Toys by Hand: Inside a 1915 Teddy Bear Factory The Atlantic

Dollars everywhere – so where’s the inflation? Breakingviews

The New Science of the Birth and Death of Words. Have physicists discovered the evolutionary laws of language in Google’s library? Wall Street Journal

South Korea’s Iran project syndicate

The Occupy Spring? To casual observers, it would appear as if the Occupy movement faded away this winter almost as suddenly as it burst onto the scene in September. The Nation

The Banks Win, Again. The foreclosure settlement and stress tests reveal more “banks first” favoritism. So homeowners are still bearing the brunt of the mortgage debacle New York Times

Challenging the two parties. Americans should challenge parties and presidential candidates to make three commitments. politico

Who might save Obamacare. Why the Supreme Court may uphold reform. Washington Post

The president and the pump. Voters will hold Barack Obama responsible for rising petrol prices, even though he isn’t Economist

On Detaining Citizens. The Senator From Michigan Makes His Case. Activists on both the right and the left have alleged that the National Defense Authorization Act contains new authority for the military to detain American citizens. The new law does no such thing. Foreign Affairs