Griechenland, Herbstgutachten, Ökostromumlage, Ärztehonorare, Pussy Riot, EADS-BAE-Fusion & Toyota

Dumme kleine Minderheit Egal ob Nazis oder Faschingstrachtler – es gibt Klischees über die Deutschen, die scheinen fest in manchen Köpfen verankert zu sein. Das konnte man bei den Athener Protesten gegen Merkel sehen. Wer aber Völkern Charaktereigenschaften zuweist und Länder nach Gut oder Böse typisiert, der hat aus der blutigen Geschichte des 20. Jahrhunderts nichts gelernt. Süddeutsche Zeitung

Die Dummköpfe vom Anti-Merkel-Clan Am Tag von Angela Merkels Griechenland-Besuch stand Athen Kopf: Zehntausende gingen auf die Straße, auch die Hitler-Karikatur war wieder mit dabei. Die Ausschreitungen grenzen an schiere Dummheit und hindern die Griechen daran, Verantwortung zu übernehmen. Coulisses de Bruxelles

Heilungsversprechen nach der Merkel-Visite Nach den Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen übt sich der griechische Ministerpräsident Samaras in Zweckoptimismus. Doch EU-Diplomaten zeichnen ein düsteres Bild. FAZ

Die Hilfe kommt zu spät Den Griechen wächst der Schuldenberg immer weiter über den Kopf. Für Europa zeigt sich langsam: Ein früherer Schuldenschnitt wäre billiger gewesen. Tagesspiegel

Grenzenloser Streit ist bitter nötig Der Auftritt des Linken-Chefs Riexinger in Athen war populistisch, aber ein richtiger Schritt hin zu einer europäischen Öffentlichkeit. ZEIT

Die Linke verkennt das Prinzip Verantwortung Bernd Riexingers Demo-Teilnahme ist problematisch, richtete sich der Protest doch gegen Merkel und das eigene Land. Frankfurter Rundschau

Die Heilkraft des Euro Der Druck der gemeinsamen Währung wirkt. Er zwingt die Krisenländer der Eurozone zu historischen Reformen. Auf lange Sicht ist das heilsam. Die Krisenländer stehen besser da als andere Länder, die Reformen verschieben. Handelsblatt

Herbstgutachten

Nachhaltige Haushaltssanierung sieht anders aus Eigentlich klingt das Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforscher wie ein Lob für Bundesfinanzminister Schäuble. Doch zusätzliche Steuer-Milliarden verdecken eine dauerhafte Haushaltslücke. Die Welt

Wirtschaftsforscher halbieren Wachstumsprognose Da war es noch ein Prozent: Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognose für 2013 laut Medienberichten halbiert. Im Rest der Euro-Zone erwarten sie im kommenden Jahr zumindest ein leichte Verbesserung – auch in Griechenland. SPIEGEL

Öffentliche Schulden auf Rekordhoch Die öffentlichen Schulden in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2012 einen neuen Rekordstand erreicht. Ende Juni waren Bund, Länder und Gemeinden mit 2,082 Billionen Euro verschuldet – drei Prozent mehr als vor einem Jahr FAZ

IWF lobt Europa fürs Sparen IWF-Ökonomen sehen eine Besserung bei der Haushaltssanierung in Europa. Der Abbau der Schuldenberge werde aber noch Jahre brauchen. Financial Times Deutschland

Ein Scheunentor zur Steuerflucht Es geht nicht an, dass Leute der Steuerpflicht entgehen können, wenn sie nur genug Geld haben und es in einer Scheinfirma verpacken. Diese Hintertür ist groß wie ein Scheunentor und gehört schleunigst verriegelt. FAZ

Ökostromumlage

Robin Wind Peter Altmaier will die List des Gesetzgebers mit der List des Gesetzgebers bekämpfen – was für eine Strategie ist das? FAZ

Geheuchelte Sorge um die Armen Die Kampagne gegen Ökostrom hat die Armen für sich entdeckt – als demagogisches Beiwerk. Mittel zur Teilhabe wären besser. taz

Warum die Energiewende mehr kostet als erwartet Die Ökostromproduktion wächst schneller als von der Bundesregierung erwartet. Über den Erwartungen liegen aber auch die Kosten. Stuttgarter Zeitung

Warum uns Ökostrom so teuer kommt Elektrizität wird ab Januar noch teurer: Die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energie steigt drastisch an. Doch es gibt noch weitere Gründe für den Preissprung. Fachleute glauben, die Verteuerung wäre langfristig ohnehin gekommen. Frankfurter Rundschau

Altmaier will Ökoenergie-Reform vorstellen Die Ökostromumlage soll kommendes Jahr auf Rekordniveau steigen. Verbrauchervertreter gehen auf die Barrikaden – und auch der Politik wird es unheimlich. Umweltminister Altmaier will das Erneuerbare-Energien-Gesetz deshalb komplett umkrempeln. FOCUS

Ärztehonorare

Der Patient ist dem System egal Der Streit um die Ärztehonorare ist nur ein Nebenschauplatz. Das gesamte System ist Irrsinn und muss sich dringend zum Wohle der Patienten ändern. ZEIT

Mängel im System Das sei „kein Glanzstück der Selbstverwaltung“ im Gesundheitswesen gewesen, meinte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zum Honorarstreit zwischen Ärzten und Krankenkassen. Das ist noch milde ausgedrückt. Auf Bundesebene dürfte nun nach der Einigung am späten Dienstagabend das Hauen und Stechen ein Ende haben, in den Regionen geht es aber weiter. Bonner General-Anzeiger

Ärzteprotest – die Grenzen des Verständnis’ Es ist wie so oft im deutschen Gesundheitswesen: Das Wünschenswerte hat einen hohen Preis. Das gilt für höhere und gerechtere Ärztehonorare genauso wie für die bessere Vergütung von Pflegepersonal und Arzthelferinnen. WAZ

Ärzte tun sich keinen Gefallen Das erlebt man auch nicht alle Tage: Es gibt eine Einigung im Honorarstreit und die niedergelassenen Ärzte gehen trotzdem auf die Straße. Damit tun sie sich keinen Gefallen. WAZ

Das Geld geht an die Richtigen Da es den meisten Ärzten wirtschaftlich gut geht, sogar besser als in den Vorjahren, hätte man bei den Honorarverhandlungen mehr Sachlichkeit erwarten können. Frankfurter Rundschau

Pussy Riot

Schmierenkomödie um Pussy Riot Pussy-Riot-Mitglied Jekatarina Samuzewitsch bekommt die zweijährige Lagerhaft erlassen, weil die Polizei sie festnahm bevor sie gegen Putin protestieren konnte. Alles eine neuerliche Schmierenkomödie der russischen Justiz. Frankfurter Rundschau

Die Kremllogik gewinnt Das neue Urteil zu Pussy Riot ist auch ein Signal an die Opposition im Land: Wir geben nicht nach – du kannst schon der Nächste sein. taz

Spielball der Interessen Manchmal verändert nur eine Vorsilbe die Lage. Im Russischen gibt es das Wort „Wystuplenije“ (Auftritt) und das Wort „Prestuplenije“ (Verbrechen). Es ist dieser buchstäbliche „Schritt“ („stupat“), der die Bedeutungen trennt. Bonner General-Anzeiger

Kirchenstaat Es bleibt dabei: Ein weltliches Gericht verurteilt die jungen Frauen wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“. Bei neutraleren Beobachtern untermauert der Schuldspruch dagegen den Eindruck, dass in Putins Machtapparat die Grenze zwischen Staat und Kirche zunehmend verschwimmt. Nordwest Zeitung

Besser ohne Zorn Wer Wladimir Putins Politik in den vergangenen zwölf Jahren beobachtet hat, den kann das Berufungsurteil gegen Pussy Riot nicht überraschen. Echte Einsicht hat der Kremlchef noch nie gezeigt. Lausitzer Rundschau

EADS-BAE-Fusion

Aus dem Super-Rüstungsgeschäft wird nichts EADS-Chef Thomas Enders ging die Fusion mit BAE zu forsch an – und wollte die Politik außen vor lassen. Ein Fehler: Der Zusammenschluss zum größten Luftfahrt- und Rüstungskonzern ist geplatzt, Enders angeschlagen. Eine Katastrophe ist das nicht. Frankfurter Rundschau

Enders scheitert an Heuchlern und Egoisten Das Scheitern der Rüstungsfusion ist ein Debakel für alle Akteure. Besonders negative Rollen spielten dabei Daimler und Lagardère. EADS-Chef Thomas Enders ist angeschlagen, wird aber einen Plan B haben – und weiter hoch pokern. Financial Times Deutschland

Das Scheitern der EADS-Fusion ist peinlich Die Art und Weise, wie die Regierung die Fusion von EADS und BAE hat platzen lassen, ist nicht nachvollziehbar. Kontinentaleuropa täte gut daran, seine Rüstungsindustrie mit den Briten zu bündeln. Die Welt

EADS steht im Regen Das betriebswirtschaftlich sinnvolle Vorhaben, EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems zu verschmelzen, hat in Deutschland politisch offensichtlich keine Chance. Das ist schade. FAZ

Enders‘ geplatzter Traum EADS-Chef Thomas Enders ist mit seiner Vision, einen europäischen Rüstungsweltmarktführer zu schaffen, gescheitert. Wahr ist, dass die divergierenden nationalen Interessen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens den geplanten Zusammenschluss mit BAE Systems torpedierten. Börsen-Zeitung

Grenzen der Integration Die geplante europäische Grossfusion des führenden europäischen Luftfahrtkonzerns EADS mit dem grössten britischen Rüstungskonzern BAE Systems werden wegen politischen Widerständen abgesagt. Kommentar von Manfred Rist. NZZ

Toyota

Seuchenalarm bei Toyota Für Toyota ist es die größtmögliche Katastrophe, 7,5 Millionen Autos muss der Konzern zurückrufen. Der weltgrößte Autobauer verzweifelt an Fußmatten und klemmenden Pedalen. Das ist grotesk, kann der Konkurrenz aber genauso passieren. Denn viele Hersteller produzieren vor allem Masse – und sparen dabei, wo es nur geht. Süddeutsche Zeitung

Nicht allein Toyota Toyota ruft weltweit Autos wegen Problemen mit dem elektrischen Fensterheber in die Werkstätten zurück. Das erinnert an frühere Pannenserien. Doch dieses Mal zeichnet sich keine Anti-Toyota-Kampagne patriotischer amerikanischer Politiker ab. FAZ

Toyota gleicht einem traumatisierten Riesen Verrutschte Fußmatten, klemmende Gaspedale, verzögerte Bremsen: Die Pannenserie der letzten Jahre hat das Image von Toyota beschädigt. Der erneute Rückruf zeigt die große Verunsicherung. Die Welt

Mängel-Riese So schnell kann es gehen: Gerade schien Toyota zurück auf der Erfolgsspur, da holen den Autoriesen alte Sünden ein. Märkische Oderzeitung

…one more thing!

Wie ein unnötiges Gesetz notwendig wurde Es war nur ein einzelnes Gericht, das aus einer gefestigten Rechtsprechung ausgebrochen ist und die Beschneidung von Knaben für strafbar erklärt hat. Juristischer Alltag. Eigentlich keine Situation, die nach einem Gesetz schreit. Doch in der öffentlichen Debatte nach dem Urteil aus Köln ist derart viel Unsinn verbreitet worden, dass die Regierung diesen Unsinn wieder abräumen muss. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Keine Angst vor der Ampelkoalition Auch wenn es keiner wahrhaben will: Die Chancen für ein Bündnis aus SPD, FDP und Grünen stehen besser denn je. Nur so kann Peer Steinbrück glaubhaft als Kanzlerkandidat auftreten. Tagesspiegel

Romneys Zuversicht Der Herausforderer Obamas will in der Außenpolitik nicht alles anders, aber einiges besser machen. Romneys Gestaltungsoptimismus würde dem verunsicherten Westen guttun Die Welt

Ballmers Brief ist eine Zäsur Lange Jahre gab es nur das Apple-Prinzip und die Microsoft-Philosophie. Jetzt schwenkt Steve Ballmer auf das Credo von Steve Jobs um: Er will alles aus einer Hand. Doch Ballmer kann sich nicht ohne Weiteres von seinem früheren Partnern abwenden. Financial Times Deutschland

Täter Magnus Gäfgen ist in erster Linie Täter. Daran ändern auch die 3000 Euro nichts, die der Kindsmörder nun erhält. FAZ

Vertane Chance! Wir wollen Europa stärken! Europa soll auf dem Weltmarkt ein unbezwingbares Kraftpaket sein. Doch gestern wurde eine riesige Chance für die Zukunft vertan. Der Bundesregierung fehlte der Mut! BILD

„Macht was!“ Über Wege aus der Feinstaub-Falle. AZ München

Die Wahrheit als Feind In Erinnerung bleibt vor allem Uwe Barschel als der Mann, der die Wirklichkeit durch den systematischen Rufmord, die organisierte Lüge zu ersetzen versuchte und daran zugrunde ging. Frankfurter Rundschau

Der ewige Fall Wer Verschwörungstheorien mag, glaubt nicht an Suizid oder Sterbehilfe. Eher an Waffengeschäfte mit Iran oder dubiose Mafia-Verstrickungen. Auch 25 Jahre später regt der Tod des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten zu Spekulationen an. Süddeutsche Zeitung

Gleichstellung in der Kunstwelt? Die Zahl der Museumsdirektorinnen wächst. Einflussreiche Galeristinnen gestalten Karrieren und Preise. Haben Frauen die Macht im Kunstbetrieb übernommen? ZEIT

Iran’s Mullahs Blame Mahmoud For the regime in Tehran, the Iranian president makes a convenient scapegoat for the plummeting rial and dire economic conditions. Wall Street Journal