Großbritannien, Israel & Schavan

Der Aufstand der Sonnenschein-Europäer Der britische Premier Cameron ist der König der Extrawürste, seit seinem Amtsantritt nervt er die EU-Partner. Deutschland und Frankreich sollten ihn endlich auflaufen lassen. Frankfurter Rundschau

Gruß von der Insel Camerons Strategie mag gefährlich sein, seine Analyse ist nicht falsch: Die Integration in der Eurozone wird enger, das hat Konsequenzen für die EU-Länder, die ihr nicht angehören. Es gibt einiges zu klären. FAZ

Cameron verlangt eine mit Grossbritannien kompatible EU Grossbritanniens Geschichte ist von souveräner Selbstbehauptung gegenüber dem «Kontinent» geprägt. Ihr fühlt sich Premierminister Cameron verpflichtet, aber er anerkennt auch die Vorteile einer fortgesetzten Mitgliedschaft in der EU. Deshalb verlangt er eine Reform der EU mit dem Ziel, diese «Grossbritannien-kompatibel» zu machen. NZZ

Cameron geht volles Risiko Treten die Briten aus der EU aus? Ihr Premier David Cameron will darüber abstimmen lassen, eine Mehrheit wäre heute dafür. Der Premierminister will sein Volk zwar vom Gegenteil überzeugen – aber nur, wenn Brüssel ihm große Zugeständnisse macht. Er erpresst Merkel und Hollande, um seine eigene Wiederwahl zu retten. Süddeutsche Zeitung

Einsam auf der Insel Camerons Kurs ist riskant. Sein Spiel mit dem Abschied forciert eine neue politische Geometrie in Europa. Die deutsch-französische Mitte ist erstarrt. Die neue Empathie kommt aus dem Osten – etwa aus Polen. Frankfurter Rundschau

Camerons Spagat Premierminister Cameron muss einen geradezu artistischen Spagat vollbringen zwischen den Euroskeptikern im Königreich und seinen europäischen Partnern. Das angekündigte Referendum ist ein Befreiungsschlag mit großen Risiken. FAZ

Camerons Visionen Zwei Überraschungen steckten in der Grundsatzrede zur EU. Die erste: Dass David Cameron Großbritannien tatsächlich ein Referendum verspricht Bonner General-Anzeiger

Camerons Restrisiko Premier Cameron beschert mit dem EU-Referendum Großbritannien innenpolitischen Frieden – und ökonomische Unsicherheiten. taz

Ein flexibles Europa hat zwei Seiten Wenn der britische Premier sich als radikaler Reformierer der Europäischen Union empfiehlt, lohnt es sich, genau hinzuschauen. WAZ

David Camerons Euro-Nemesis Project Syndicate

Cameron sollte Churchill lesen! Großbritanniens Konservative haben sich in ihrer Europakritik verrannt. Inmitten der schwersten europäischen Krise verliert sich die Partei in ideologischen Wunschwelten. Die Taktik von Premier David Cameron ist gefährlich. Für Großbritannien und die EU. Ein Gastbeitrag von Joschka Fischer Süddeutsche Zeitung

Die EU darf sich nicht erpressen lassen Die Briten tun sich schwer mit der Europäischen Union. Ein „Europa à la carte“, ein Rosinenpicken sozusagen, kann es für die Briten aber ebensowenig geben wie für alle anderen EU-Mitglieder. Die Welt

Die Ignoranz des Rosinenpickers Westerwelle Der britische Premierminister David Cameron hat die Europäische Union zu einer grundlegenden Reform aufgefordert, damit sein Land EU-Mitglied bleibt. Dies hat nichts mit Erpressung zu tun. Die Welt

Nicht Schmuddelkind, sondern Partner Camerons Ideen mögen vielen Pro-Europäern nicht passen, aber es wäre fahrlässig, den britischen Vorstoß einfach abzutun. Zweifel an der Integration gibt es nicht nur auf der Insel. Man möchte schon gerne wissen, was „mehr Europa“ im Einzelnen bedeutet – dazu hat der Brite legitime Fragen gestellt. Süddeutsche Zeitung

Zimmer ohne Aussicht Camerons Europa-Rede war in In- und Ausland längst gründlich kommentiert worden, bevor er sie endlich hielt. Nach dem größtmöglichen Spannungsaufbau beginnt jetzt die Politik. Es gilt das Prinzip Zuversicht. FAZ

Ohne Plan Mit der Ankündigung einer Abstimmung im Jahr 2017, die zum ersten Austritt eines Mitgliedslandes aus der EU führen könnte, hat Cameron neue Unsicherheiten geschaffen: Für die Union, weil nun noch offener ist, wie der ohnehin schleppende Prozess der europäischen Integration vorankommen soll. Vor allem aber auch für Großbritannien selbst. Börsen-Zeitung

Ritt auf der Rasierklinge David Cameron versucht den innenpolitischen Befreiungsschlag, doch er riskiert viel dabei – für Großbritannien und für die EU. Seine Forderung nach einem neuen Vertrag mit noch mehr Sonderrechten gleicht einem Erpressungsversuch. Märkische Allgemeine

Politisch schwierig, juristisch möglich Cameron schielt mit seiner Rede zwar auf seinen euroskeptischen Parteiflügel, rein von den EU-Verträgen her wären seine Pläne aber prinzipiell möglich. Doch wenn die EU-Partner den Briten tatsächlich Ausnahmerechte einräumen würden, würde das auch anderswo Begehrlichkeiten wecken. Süddeutsche Zeitung

Exportwirtschaft offen für „geordneten“ Briten-Austritt Empörung, Bestürzung, Mahnungen: Der britische Premier hat mit seiner EU-Austrittsdrohung viel Wirbel ausgelöst. Auch die deutsche Wirtschaft reagiert verschnupft. Nur der Außenhandelsverband übt sich in Gelassenheit. Handelsblatt

Camerons Rede zu Europa «Flexibilität eines Netzwerks – nicht die Starre eines Blocks» NZZ

Cameron bets big on confused European ideas The British prime minister’s vision of a largely economic European Union may play well at home, but is far too simplistic for today’s EU. The UK referendum on membership is a pointless distraction. It will reduce British clout in Europe and discourage business activity. Breakingviews

Israel

Israels Mitte meldet sich zu Wort Da kann auch Benjamin Netanjahu nichts schön färben. Für Israels Regierungschef ist dieser Wahlausgang eine Blamage. Frankfurter Rundschau

Israelis sehnen sich nach moderatem Zentrum Israels internationale Politik könnte eine Koalition mit der Zukunftspartei in der Mitte gut tun. Aber auch nach Innen könnten die modernen Kräfte die Rechtsausleger in Netanjahus Partei eindämmen. Die Welt

Eine neue Konstellation Benjamin Netanjahu ist angezählt. Auf dem internationalen Parkett trifft nun ein geschwächter israelischer Premier auf einen starken amerikanischen Präsidenten in seiner zweiten Amtszeit. Tagesspiegel

Revolution an der Wahlurne Fast alles kam anders als vorhergesagt. Statt desinteressiert zu sein, drängten sich am Wahltag 66 Prozent der Israelis vor den Urnen. Statt des erwarteten Rechtsrucks gab es einen Linksruck WAZ

Sieger sehen anders aus Benjamin Netanjahu hatte ein Wahlbündnis mit Lieberman geschlossen, um die Politik in Israels zu dominieren. Am Ende sicherte er damit bloß sein politisches Überleben. FAZ

Wie der Vater, so der Sohn Ein neuer Hoffnungsträger: Bei der Parlamentswahl in Israel wurde die Partei des Fernsehmoderators Jair Lapid überraschend zweitstärkste Kraft. Sollte Netanjahu bei der Regierungsbildung scheitern, könnte er zum Zug kommen. FAZ

Schavan

Noch ist nichts entschieden Am 5. Februar wird der Fakultätsrat der Universität Düsseldorf über Annette Schavans Dissertation beraten. Die Bildungsministerin spricht von „unbegründeten Plagiatsvorwürfen“. Sicher ist: Verliert sie den Doktorgrad, ist sie ihr Amt los. FAZ

Unzumutbares Verfahren der Uni Düsseldorf Die Universität Düsseldorf gibt sich alle Mühe, das Verfahren um den Entzug von Annette Schavans Doktor-Titel so rechtsstaatlich wie möglich aussehen zu lassen. Aber sie braucht zu lange. Längst sind alle Beteiligten beschädigt. Frankfurter Rundschau

Annette Schavan, Dr. Fehler Recht, Rache oder ein Schmierentheater? Die Plagiatsaffäre um Annette Schavan erzürnt die Bildungsministerin und entzweit die Wissenschaft. Der Vorwurf eines Politikerbonus ist dabei nicht gerechtfertigt: Die Arbeit wurde gründlich geprüft, die Mängel sind offensichtlich. Ein Titelentzug ist dennoch nicht nötig. Süddeutsche Zeitung

Frau Jedermanns Plagiat Braucht es Fachgutachten, um darüber zu entscheiden, ob die Ministerin ihre Doktorarbeit zum Teil abgeschrieben hat? Durchaus nicht! Aber mittlerweile hat sich der Fall Schavan weit über seine Bedeutung hinaus entwickelt. FAZ

Kleinkarierte Vorwürfe Die Düsseldorfer Uni prüft Annette Schavans Doktorarbeit. Die Ministerin ist mehr als angeschlagen. Sie wird damit zum Problemfall für die Koalition. taz

Parteifreunde, haltet Euch raus! So oder so – der Fall schadet der Union. Deshalb kann man den Parteifreunden der Bildungsministerin nur raten: Sie müssen sich zurückhalten, bis das Verfahren abgeschlossen ist. Handelsblatt

Annette Schavans Titelkampf Annette Schavan ist nicht nur die Vertraute der Kanzlerin. Sie ist seit Jahrzehnten Bildungspolitikerin. Die Uni Düsseldorf zweifelt, dass sie vor 30 Jahren bei ihrer Doktorarbeit korrekt zitiert hat. Für Schavan geht es jetzt um mehr als nur den akademischen Grad Berliner Zeitung

…one more thing!

Männer, die vorm Baumarkt warten Sie bevölkern die Gehsteige im Norden Londons: Tagelöhner aus Bulgarien und Rumänien. Mit ihrer Kleidung – dreckige, mit Farbe und Mörtel bespritzte Trainingsanzüge – machen sie auf sich und ihr „Gewerbe“ aufmerksam. Arbeiten dürfen sie nur unter strengen Beschränkungen, am äußersten Rand der Bauwirtschaft. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Reif für die Insel Europa ist empört über die Ankündigung des britischen Premiers, ein Referendum über einen EU-Austritt abhalten zu wollen. Dabei hat Europa eine breite Debatte über seine Ausrichtung dringend nötig. Tagesspiegel

Der Islamismus ist im Weltkrieg gegen den Westen Einzig Frankreich hat erkannt, dass in Mali die westliche Zivilisation angegriffen wird – und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Das verdient Unterstützung, nicht nur Lippenbekenntnisse. Die Welt

Zurück zur Mitte Die Zeit der alten großen Parteien Israels ist vorbei. Die Regierungsbildung wird nach der Parlamentswahl nun noch schwerer. FAZ

Netanjahu versteht Denkzettel Israels Wähler haben Ministerpräsident Netanjahu klar als führenden Politiker bestätigt. Doch gleichzeitig haben sie ihm einen Denkzettel verpasst. Sein Likud-Bündnis verlor kräftig an Stimmen. BILD

Schavan fürchtet um ihr Lebenswerk Annette Schavan sieht sich als Vollblut-Wissenschaftlerin. In der Plagiatsaffäre spielt sie auf Zeit, denn es geht nicht nur um ihre politische Zukunft. ZEIT

Ein schwieriger Fall Jetzt wird es eng für Annette Schavan. Das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels ist ein Schritt, den die Vertraute der Kanzlerin nicht mehr so einfach abtun kann wie Vorwürfe aus dem Internet. AZ München

The Unbearable Vanity of Davos The annual conference is a monument to man’s need for self-actualization. Wall Street Journal