Grüne, Extremismus, Portugal, Griechenland, Europa & Japan

Roth versucht die Flucht nach vorn Claudia Roth will es nochmal wissen. Sie kandidiert wieder für den Parteivorsitz. Gut möglich, dass sie ein ordentliches, vielleicht sogar ein sehr gutes Ergebnis einfährt. Frankfurter Rundschau

Gut so, Frau Roth! Claudia Roth will Grünen-Chefin bleiben – zu Recht. Ihr Fall zeigt, dass wir in Sachen direkter Demokratie noch einiges lernen müssen ZEIT

Zweizack? Nein danke! Hätte Claudia Roth jetzt hingeworfen, wäre das ganze schöne Gleichgewicht der grünen Mächte wieder gefährdet gewesen. Und eigentlich lieben sie doch alle. FAZ

Der bunte Vogel wird noch gebraucht Alle Solidaritätsadressen können nicht darüber hinwegtäuschen: Claudia Roth ist nur noch Parteichefin auf Abruf. Doch die Grünen brauchen sie weiterhin – als schrägen, bunten Vogel, der linke Stammwähler hält. Handelsblatt

Die Grünen haben alles richtig gemacht Claudia Roth wäre definitiv die falsche Spitzenkandidatin. Sie steht für die Grünen, wie es sie schon lange nicht mehr gibt. Trotzdem ist es gut, dass sie als Vorsitzende nicht hinschmeißt. stern

Die Grünen sind kein Anhängsel mehr Nach der Urwahl ihrer Spitzenkandidaten sind die Grünen bereit für eine Koalition mit der Union. Und dennoch: Die SPD bleibt ihre erste Wahl. Tagesspiegel

Basis im Machtrausch Claudia Roth war und ist wichtig für die Grünen. Weil sie einen eigenen Stil hat. Aber ernst genommen wird sie nicht. taz

Doppelrolle mit Geschmäckle Kaum war sie Spitzenkandidatin der Grünen, schon folgte die Rücktrittsforderung: Katrin Göring-Eckardt müsse ihr Amt als Bundestagsvizepräsidentin aufgeben, heißt es aus der schwarz-gelben Koalition. Ist das tatsächlich nötig? Süddeutsche Zeitung

Karriere mit Kanzelreden Katrin Göring-Eckardt kommt aus Ostdeutschland, ist aber keine typische Ostdeutsche. Stattdessen wird sie immer frömmelnder und alltagsferner. taz

Schwarz-Grün, der ungelebte Traum Kanzlerin Merkel, Vizekanzler Trittin: Das ist für manchen Sozialdemokraten eine Schreckensvision. Die Kür der grünen Spitzenkandidaten wirft die Frage nach möglichen Koalitionspartnern wieder auf. Doch in wichtigen Politikfeldern zeigt sich: Schwarz und Grün können im Bund (noch) nicht miteinander. Süddeutsche Zeitung

„Kein doppeltes Spiel“ Die Grünen-Führung weist Unterstellungen des SPD-Vorsitzenden Gabriel zurück, im Hinblick auf die Bundestagswahl „schwarz-grüne Überlegungen“ zu haben. Claudia Roth hält an ihrer abermaligen Kandidatur für den Parteivorsitz fest. FAZ

Extremismus-Studie

Braune Gedanken breiten sich aus Rechtsextreme Positionen sickern immer tiefer in die Mitte der Gesellschaft – vor allem im Osten. Fast jeder Siebte in Ostdeutschland hat ein geschlossene rechtsextremes Weltbild, so der alarmierender Befund einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Frankfurter Rundschau

Noch viel extrem rechte Gesinnung Zunächst das Positive: Zwischen 60 und knapp 80 Prozent der Deutschen sind nicht der Meinung, dass wir wieder einen Führer oder einen Einparteienstaat brauchen. Nach wie vor hat die Demokratie eine stabile Mehrheit. WAZ

Die Ausländerfeindlichkeit nimmt zu Hamburg schneidet in neuer Studie zu Rechtsextremismus besser ab als ländliche Regionen. Situation in Ostdeutschland beunruhigt Forscher. Hamburger Abendblatt

Erschreckend Es ist nur eine Studie unter vielen. Aber sie bestätigt einen seit langem bestehenden Trend. Vor allem im Osten Deutschlands lebt eine große Anzahl von Menschen mit einem rechtsextremen Weltbild. Bonner General-Anzeiger

Wie zementiert Was man tun kann, wie Ressentiments und Resignation gemindert werden können – das ist die Aufgabe fürsorgender Politik. Tagesspiegel

Die neue Hassgeneration wächst Innenminister Friedrich hatte recht und unrecht, als er sagte, der Osten werde von Neonazis unterwandert. Es ist noch schlimmer. taz

Portugal

Ein Land trägt Schwarz In höchsten Tönen lobt Merkel Portugal für seine Sparmaßnahmen. Das Land aber merkt wenig von den vermeintlichen Fortschritten. Die Wirtschaft schrumpft, die Menschen resignieren – Arbeit gibt es kaum, und wenn, dann ist sie miserabel bezahlt. Nein, die Kanzlerin hat ein anderes Motiv, weshalb sie Portugal mal eben zum Erfolgsmodell erklärt. Süddeutsche Zeitung

Besuch der kalten Dame Weniger störrisch und uneinsichtig als die Griechen, weniger stolz und zögerlich als die Spanier: Lange Zeit galt Portugal in Berlin als Musterknabe unter den Problemländern Südeuropas. Die lautstarken Proteste in Lissabon zeigen aber, dass die Reformen kein Selbstläufer sind. Merkel ist ihr Besuch dennoch wichtig: Der Kanzlerin kommt Portugal in der öffentlichen Debatte zu kurz. Süddeutsche Zeitung

Frau do Carmo reicht’s Angela Merkel reist nach Portugal, das Volk protestiert. Auch Maria do Carmo ist auf der Straße – um ihre Existenz zu verteidigen. ZEIT

Die Schattenseite des Euro Portugal und Spanien gehören zu den europäischen Ländern, zu denen Deutschland bis vor kurzem sehr gute Beziehungen hatte. Das hat auch historische Gründe. Sie waren nie von deutschen Truppen besetzt, stattdessen kamen in den vergangenen Jahrzehnten Millionen von Touristen und ließen dort viel Geld. Märkische Allgemeine

Flagge zeigen Respekt. Bundeskanzlerin Angela Merkel reist auch dorthin, wo es politisch wehtut: erst Griechenland, jetzt Portugal. Die größten Sorgenkinder in der Euro-Zone. Nordwest Zeitung

Griechenland

Euro-Retter haben Troika-Bericht genau so bestellt Kein Wunder, dass das Gutachten positiv ausfällt: Die Politik wollte es ja so. Griechenland kann nun mit erneuten Hilfen rechnen. Der Streit über den Weg aus der Krise in Europa ist nicht beigelegt. Die Welt

Griechenlands Geldgeber driften auseinander Die beiden wichtigsten Geldgeber streiten sich offen über die Frage, bis wann Griechenland seine Schulden auf ein “tragfähiges” Niveau senken muss. Das Rettungsteam steht vor einer Zerreißprobe. Handelsblatt

Mit der Notenpresse Die Troika lobt die Sparanstrengung Griechenlands. Verschwiegen wird, dass die griechische Staatsschuld schon wieder so hoch ist wie vor dem angeblich erlösenden Schuldenschnitt. Jetzt soll wieder die Notenpresse angeworfen werden – nur kurzfristig, versteht sich! FAZ

Griechenland muss sein wirtschaftliches Potenzial heben Ein Reformpaket, das weder die Regierung noch die Bevölkerung überzeugt mitträgt, wird für eine Wende zum Besseren noch nicht genügen. NZZ

Ein großer Schnitt für die Menschheit Nach der Verabschiedung des Haushalts für 2013 spekuliert die griechische Regierung über Möglichkeiten zur Verringerung der Schuldenlast. Ideen gibt es, doch die meisten sind umstritten. FAZ

Aufschub für Athen kostet etwa 32 Milliarden Euro Die Euro-Finanzminister verhandeln über die Schließung der Finanzierungslücke von 32 Milliarden Euro im laufenden Hilfsprogramm für Griechenland. Athen soll nach dem Willen der Kreditgeber für die Erreichung seiner Haushaltsziele zwei Jahre mehr Zeit eingeräumt werden. FAZ

Geld und gute Worte Die Botschaft lautet: Griechenlands Reformen beginnen zu wirken. Das ist zugegebenermaßen eine sehr oberflächliche Zusammenfassung dieses mehrfach verschobenen Berichtes der Troika. Aber es ist das entscheidende politische Signal – nicht für die Geldgeber, die trotzdem eine nächste Rate über 31,5 Milliarden Euro überweisen müssen. Bonner General-Anzeiger

Was scheren uns die Fakten? Der Bericht der Troika zu Griechenland fällt insgesamt positiv aus. Aber Schäuble und Merkel spielen auf Zeit. Das ist gefährlich. taz

Europa

Der grosse Konflikt um Europas Zukunft Wie stellt man das angeschlagene Vertrauen in die Euro-Zone und letztlich die ganze EU wieder her? Wie balanciert man das Verhältnis zwischen Brüsseler Zentralmacht und den Mitgliedsstaaten neu aus? Findet die europäische Integration am Nationalstaat ihre Grenze? NZZ

Das ganze Unheil Europas Der alte Kontinent kämpft gleichzeitig gegen eine moderate Wirtschaftskrise, eine schwere politische Krise, eine dramatische Kulturkrise und eine vielleicht tödliche Geisteskrise, warnt der polnische Philosoph Marcin Król. Polska The Times Warschau

Der Tag, an dem Deutschland den Euro verlässt Was geschieht, wenn Deutschland den Euro aufgibt? Der Ökonom Gustav Horn beschreibt die Tage nach dem Austritt – und Thilo Sarrazin tritt auch auf. ZEIT

Japan

Japan rutscht in die Rezession Der drittgrößten Wirtschaftsmacht droht die Rezession. Ein Hauptgrund ist die weltweit sinkende Nachfrage nach japanischen Exportwaren, insbesondere bei Autos und Computerchips. Der Territorialstreit mit China hält an. Frankfurter Rundschau

Japans Krise ist hausgemacht Japans Wirtschaft ist im letzten Quartal so stark geschrumpft wie seit Ausbruch der Finanzkrise und dem verheerenden Erdbeben im März 2011 nicht mehr. Die Politiker in Tokio waren sich am Montag schnell einig, die Schuldigen dafür NZZ

Neuer Weckruf Die Zeit der Illusionen ist vorbei. Zum Jahresauftakt hatte sich Japan noch im Glanz einer Wachstumsrate von 1,3 % zum Vorquartal gesonnt. Nun macht der Einbruch im dritten Quartal um 0,9 % deutlich, dass es sich nur um ein Strohfeuer gehandelt hatte, das vom Wiederaufbauprogramm für die Tsunami-Gebiete genährt worden war. Strukturell bleibt alles festgefahren. Börsen-Zeitung

Ein Populist gegen Japans Establishment Direkt, aggressiv, widersprüchlich – und ziemlich unjapanisch: Toru Hashimoto will neuer Premier werden. Im Krisenstaat droht er mit Traditionen zu brechen. ZEIT

Das Japan-Paradox Trotz 20 Jahre andauernder Wirtschaftskrise geht es den Japanern gut. Kein verarmender Mittelstand, topmoderne Städte und Menschen, die immer die neusten Gadgets kaufen. Wie geht das? Tages-Anzeiger

…one more thing!

Die neue Ordnung der Welt Eines Tages wacht man auf, und die Welt hat sich verändert. Über Nacht, so scheint es, haben die allmählichen Prozesse und kleinen Schritte eine neue Qualität erzeugt. Diese Tage im Spätherbst 2012 wird uns als ein solcher Moment in Erinnerung bleiben. Denn er führt uns vor Augen, wie die künftige Weltordnung aussehen wird. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Alle Sünder an den Pranger! Linkspartei-Chef Riexinger will Steuersünder im Internet bloßstellen. Das Finanzministerium solle die Namen der „großen Fische“ zur Abschreckung veröffentlichen. Eine ausbaufähige Idee, meint unsere Autorin. Bringt den Pranger zurück! Frankfurter Rundschau

Die der Neo-Bürger die Parteienlandschaft umkrempelt Eigentlich wurde das Bürgertum in den 60er Jahren zu Grabe getragen. Doch seit einigen Jahren regt sich eine neue Sehnsucht nach Halt im Herkommen und tröstlicher Verlässlichkeit. Was zunächst nach einer Aufforderung zum Einkauf bei Manufactum klingt, könnte allerdings handfeste politische Folgen haben. Süddeutsche Zeitung

Opposition ist Mist Allen Treueschwüren in Richtung SPD zum Trotz: Die Grünen werden jede Machtoption nutzen – auch die Koalition mit der CDU. Schwarz-Grün wäre in der Tat eine maßgeschneiderte Kooperation Die Welt

Die klebende Claudia Claudia Roth ist das Maskottchen der 
Grünen. Schön schrill. Schön bunt. Und immer mit Gefühl. Doch damit ist kein Staat zu machen. BILD

Claudia Roth, die grüne Sirene Claudia Roth hat Image und Erfolg der Grünen geprägt. AZ München

Im Keller Angesichts desaströser Umfragewerte braucht die FDP zur Positionierung und Profilierung vor allem Persönlichkeiten. Ist es deshalb klug, eine Führungsdiskussion, die ohnehin kommen wird, in das Wahljahr zu verschieben? FAZ

Kraftloses Europa Ein internationaler Handelskrieg wurde abgewendet, und den europäischen Fluggesellschaften bleiben immense Mehrkosten für die Klimaschutzabgabe vorerst erspart. Aber die Verschiebung der Klimaschutzabgabe zeigt auch, wie wenig Europa bewegen kann. Financial Times Deutschland

Fortunate One Sure, Obama’s lucky. He also relentlessly seizes his chances and makes every one of them count. Newsweek

For Obama, Survival Is the New Winning TIME

China and US navigate in risky waters The narrowing of the power gap between the two countries is already raising tensions Financial Times

A necessary man David Petraeus‘ intellectualism was crucial to the U.S. military. Now the nation loses his skills. Los Angeles Times