Guttenberg, FDP, Terrorismus, Heimkinder, Euro-Krise & Italien

Truppenbild mit Dame. Neue Pirouetten im „Paarlauf fürs Kanzleramt“: Karl-Theodor zu Guttenberg reist mit Ehefrau und Talkmaster ins Kriegsgebiet und treibt seine Selbstinszenierung auf die Spitze. Süddeutsche Zeitung

Fahrender Frontschauspieler. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg inszeniert sich in Afghanistan. Die Soldaten missbraucht er als Kulisse. Frankfurter Rundschau

Zu viel des Guttenberg. Mit seinem Weihnachtsbesuch in Afghanistan schießt das Polit-Traumpaar zu Guttenberg ein Eigentor: Das durchsichtige Spektakel mit eingeschlossener Talkshow dient allein der Eigenwerbung. Dafür ist der gefährliche Einsatz die falsche Kulisse. Finacial Times Deutschland

Die Guttenberg-Show. Mit Frau und Kerner zum Truppentheater an die Front: Der Verteidigungsminister muss langsam aufpassen, nicht für Thomas Gottschalk gehalten zu werden. FAZ

Eine kleine Geschichte der Truppenbetreuung. Stars an die Front: Die Show für die Truppen ist so alt, wie es Truppen gibt. Warum reist Verteidigungsminister Guttenberg samt Gattin ins Kriegsgebiet? Die Zeit

Mit Guttenbergs verlieren Themen ihre Tristesse. Manchem mag der Auftritt der Freifrau Stephanie zu Guttenberg in Afghanistan etwas zu extrovertiert sein – der Truppe hat es sicher geholfen. Die Welt

Woher nimmt sie diesen Mut? Den Verteidigungsminister und seine Frau beim Überraschungsbesuch in Afghanistan begleitete BILD.de

Ego-Feldzug am Hindukusch. Wie ein Fürst in alten Zeiten zieht Karl-Theodor zu Guttenberg mit Gattin und Haushofmeister zu seinen Soldaten. Der Verteidigungsminister tut zwar gut daran, die Truppe in Afghanistan zu besuchen, aber leider macht er eine Show daraus. Süddeutsche Zeitung

Viel Show, wenig Substanz. Das Ehepaar Guttenberg dreht die Unterhaltungsschraube unerbittlich weiter. Die Reise mit Kerner an den Hindukusch zeigt, dass das Adelspaar mehr auf Show als Substanz setzt. Kölner Stadt-Anzeiger

Unter den Laternen. Den Deutschen sind solche Auftritte wie der der Guttenbergs unvertraut. Prompt gibt es Empörung. Aber Hand aufs Herz: Hätte Guttenbergs Vorgänger, Franz Josef Jung, seine Frau Beate einmal mit nach Afghanistan genommen, hätte sich kaum jemand aufgeregt. Tagesspiegel

FDP-Krise

Von Tacitus zu Honecker. Die FDP bedarf einer Radikalkur. Um ihren beispiellosen Niedergang abzuwenden, muss die Partei in Ruhe über Programm und Führung befinden. Frankfurter Rundschau

Westerwelles Schicksalswochen. Empört haben Spitzen-Liberale Kubickis Kritik am Parteichef zurückgewiesen. Dabei wissen alle, dass er Recht hat. Die Zeit

Kubicki legt den Finger in die Wunden der Liberalen. Die FDP-Führung weist Kubickis SED-Vergleich einhellig zurück. Mit Teilen seiner Analyse trifft er aber das Gefühl in der Partei. Die Welt

Und Kubicki hat doch Recht. Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Kubicki verglich seine Partei mit der untergehenden DDR – und bekam prompt Schelte. Warum eigentlich? Stern

In den FDP-Landesverbänden brodelt es. Für FDP-Chef Westerwelle wird es immer enger: Insbesondere im Süden pochen die Landesverbände auf eine Trennung der Ämter von Parteichef und Außenminister. Die Parteizentrale versucht, die Angriffe abzuwehren. Handelsblatt

Brüderle lauert auf Westerwelles Posten. Wann kippt Guido Westerwelle? Die harten Angriffe von FDP-Rebell Kubicki gegen den Vorsitzenden treffen bei den Liberalen einen Nerv. Die Partei hat ein Führungsproblem. Rainer Brüderle könnte von der Krise profitieren – als lachender Dritter. Spiegel

Terrorismus in Stockholm

Unauffällig bis zuletzt. Der Attentäter von Stockholm kam als Kind mit seinen Eltern aus dem Irak nach Schweden. Er ist dem Geheimdienst nicht aufgefallen, auch seine Familie ahnte nichts. Am Tag vor den Explosionen hat er sich noch mit Freunden getroffen. Süddeutsche Zeitung

Auf eigene Rechnung? Der misslungene Anschlag in Stockholm zeigt den transnationalen Charakter der jüngsten Generation islamistischer Terroristen. Das macht die Aufgabe für die Sicherheitsbehörden nicht einfacher. FAZ

Das steckt wirklich hinter dem Terror in Schweden Bild

Die reale Gefahr. Über die Motive junger Islamisten weiss man hierzulande zu wenig taz

„Vergleichbar mit Amokläufern“ Einzelgänger oder nicht: Der Attentäter von Stockholm war den Geheimdiensten unbekannt. Vor so einem Szenario fürchtet man sich auch in Deutschland. Die Zeit

Entschädigung für Heimkinder

Ein Fonds als Kartenhausmodell. Ehemalige Heimkinder, die zwischen 1949 und 1975 Unrecht erlitten haben, können auf Entschädigungen hoffen. Der „Runde Tisch Heimerziehung“ empfiehlt nach zwei Jahre langen Beratungen die Einrichtung eines Fonds. Doch die Einigung ist wacklig wie ein Kartenhaus. FAZ

120-Mio.-Euro-Fonds für missbrauchte Heimkinder Bild

Im Zweifel für die Opfer. Der Bund und die Kirchen bekennen sich zu ihrer Schuld taz

Viel zu wenig. Der Bericht des Runden Tischs Heimerziehung krankt an einem Punkt. 120 Millionen Euro für geschädigte Heimkinder sind viel zu wenig Geld. Wer als Kind über Jahre gepeinigt, gedemütigt und misshandelt wurde, der muss wenige Tausend Euro „Ausgleich“ als Hohn empfinden. WAZ

„Da müssen wir uns schämen“ Mit 120 Millionen Euro aus einem Hilfsfonds sollen Hunderttausende Menschen entschädigt werden, die als Kinder in Heimen misshandelt wurden. Die Opfer sind verbittert: Es könnte noch Jahre dauern, bis die Summen ausgezahlt werden – für viele kommt das Geld bereits zu spät. Spiegel

Das moralisch Nötige. Das Ergebnis des „Runden Tisches“ zur Entschädigung von Heimkindern kann sich sehen lassen. Die Summe von 120 Millionen Euro, mit denen der Fonds ausgestattet werden soll, scheint angemessen. Sie vereint das politisch Mögliche mit dem moralisch Nötigen. FAZ

Euro-Krise

Mehr Befugnisse für den Rettungsfonds? Auf dem EU-Gipfel wollen sich die Staats- und Regierungschefs auf eine Formulierung für die „kleine“ Änderung der Europäischen Verträge einigen. Zwei Sätze sollen eingefügt werden. Zudem könnte der EU-Rettungsschirm EFSF in die Lage versetzt werden, Anleihen überschuldeter Euro-Staaten aufzukaufen. FAZ

Europäische Rosinen. Die deutschen Krämerseelen verweigern den Partnern in Europa die Solidarität: Aufstockung des 750-Mrd.-Euro-Rettungsschirms? Nicht mit den Deutschen. Erweiterung des Mandats des Stabilisierungsfonds auf den Kauf von Staatsanleihen der Krisenländer? Veto aus Berlin. Begebung gemeinsamer Anleihen? Scheitert am Widerstand der Bundesregierung. Die deutschen Egoisten wollen ihren Zinsvorteil einfach nicht teilen. So etwa sieht das Zerrbild aus, an dem nicht nur in Luxemburg tatkräftig gearbeitet wird Börsenzeitung

Ich bin pleite – bitte rettet mich mal! Retten lassen ohne Gegenleistung: In einigen Krisenstaaten kursieren gewagte Gedankenspiele. Sie würden gerne den EU-Rettungsschirm anzapfen – ohne selbst Sparprogramme auflegen zu müssen. Süddeutsche Zeitung

Die zwei Seiten der Medaille Europa. Schmidt, Kohl, das waren noch Europäer. Doch unter der Kohl-Enkelin Angela Merkel enteinigt sich Deutschland von Europa. Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff erläutert im heutigen Kontrapunkt, warum der Bundeskanzler gleichwohl recht hat Tagesspiegel

„Wir müssen Europa und den Euro schützen“ Bundesaußenminister Guido Westerwelle über die Rolle Deutschlands als Zahl- und Zuchtmeister Europas. Wirtschaftswoche

Krise am Bondmarkt trifft Deutschland. Ist kein Land mehr sicher vor der Schuldenkrise? Die Unruhe am Finanzmarkt trifft selbst Deutschland, das für seine Bundesanleihen inzwischen auch höhere Zinsen zahlen muss. Der Schuldendienst wird teurer – auch wenn dahinter eigentlich gute Nachrichten stehen manager magazin

Snooty Europhiles should be forced to crawl in penitence The Telegraph

Take Euroland Boasting With a Pinch of Disaggregation Wall Street Journal

Vertrauensfrage in Italien

Sturz wäre Irrsinn. Vor den Vertrauensabstimmungen in Senat und Abgeordnetenhaus hat der italienische Ministerpräsident die Abgeordneten davor gewarnt, seine Regierung zu stürzen. Die Front seiner Kritiker bröckelt; selbst die Opposition rechnete mit einem Sieg Berlusconis an diesem Dienstag. FAZ

Es geht nicht mit, aber auch nicht ohne ihn. Silvio Berlusconi steht mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Der italienische Ministerpräsident muss sich gleich drei Vertrauensfragen stellen. Doch ganz gleich wie die Abstimmungen ausfallen – das Land wird danach nicht viel schlauer sein Stern

Nichts geht ohne Silvio. Italiens Regierung steht vor dem Misstrauensvotum taz

An Italian Fringe Firebrand Gains Votes, Power in Crisis Wall Street Journal

… one more thing!!!

Conflict or Cooperation? Three Visions Revisited After the Cold War, Francis Fukuyama, Samuel Huntington, and John Mearsheimer each presented a bold vision of what the driving forces of world politics would be. The world in 2010 hardly seems on a more promising track — a reminder that simple visions, however powerful, do not hold up as reliable predictors of particular developments. Foreign Affairs

Leitartikel

Der anmaßende Schlichter. Landauf, landab zieht Heiner Geißler und singt das Loblied seiner Schlichtung des Konflikts über „Stuttgart 21“. Er spricht von einer „neuen Form unmittelbarer Demokratie“, der „weite Verbreitung in Deutschland“ zu wünschen sei. FAZ (Print)

Laut, aber wahr. Westerwelles Prinzip heißt nun Wegducken – wie lange noch? AZ München

Geld oder Leben
Wenn Gesundheit zur Massenware wird und vor allem das Geld zählt, trifft es die Alten zuerst. Denn die können sich oft nicht wehren. Bild

Epoche der Anmaßung. Silvio Berlusconi war die italienische Variante des amerikanischen Traums, und diesen Mythos hat er gepflegt. Doch selbst wenn er eine Gnadenfrist erhält – sein Nimbus bröckelt. Frankfurter Rundschau

Chancen für Nahost
Trotz allem: Ein Frieden zwischen Israel und Palästinensern ist nicht unmöglich. Es gibt Bewegung in der Region, wie Wikileaks offenbarte: Die arabischen Staaten werden aktiv. Es entstehen stille Allianzen. Die Welt

What Does She Want? Is Sarah Palin running for President? Or to be America’s leading conservative celebrity? The former Alaska governor spent most of 2010 having it both ways. How long will she keep everyone guessing? (Cover Story) Time

The Colossus of Wall Street. Bestride the bond and equity markets, counseling the Treasury and the Fed, BlackRock CEO Larry Fink is the most influential man you’ve never heard of Businessweek

Was Ronald Reagan a secret snitch? During the 1940s, he simply told the FBI what he told others publicly about communist influences in Hollywood. Los Angeles Times

Obama needs more decisive moves. Tax move was badly explained – the president’s message must be far more deliberate and consistent Financial Times

Block Those Metaphors. The idea that the economic “engine” is going to catch encourages policy makers to settle for sloppy, short-term measures when the economy really needs well-designed, sustained support. New York Times