Länderfinanzausgleich, Steinbrück, EU, Mali, Algerien, Boeing, Armstrong & Katholische Kirche

Solange andere die Kosten tragen Es gibt deutsche Länder, die wollen lieber sexy sein als reich. Und solche, die reich(er) sind, aber nicht blöd. FAZ

Drei Länder zahlen für 13 andere Hamburg ist raus, nun sind nur noch Bayern, Baden-Württemberg und Hessen die Nettozahler beim Länderfinanzausgleich. Die wehren sich – mit mäßigen Chancen. Wirtschaftswoche

„Einwohnerveredelung“ und andere Ungetüme Finanzkraftmesszahl, Ergänzungszuweisung, horizontaler Finanzausgleich – aufgrund solcher Kriterien wurden im vergangenen Jahr fast acht Milliarden Euro von wenigen reichen in viele arme Bundesländer verschoben. Bayern und Hessen wollen das per Klage ändern. Zahlen wirklich immer nur die Gleichen? SPIEGEL

Berlin nimmt so viel wie nie Es gibt einige neue Rekorde im Länderfinanzausgleich. Die Hauptstadt bleibt Hauptnehmerin. Bayern zahlt so viel wie nie. Und Hamburg fällt aus der Riege der Zahlerländer heraus. Jetzt sind es nur noch drei. Tagesspiegel

Bayern und Hessen preschen mit Brachialrhetorik vor Der Länderfinanzausgleich bringt Geber und Empfänger gegeneinander auf. Nur noch drei Länder teilen sich die gesamte Last. Das Nehmerland Mecklenburg-Vorpommern hat kein Verständnis für eine Klage. Die Welt

Da waren es noch drei – na und? Nur noch Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zahlen in den Länderfinanzausgleich ein. Drei von sechzehn Ländern. Alle anderen halten die Hand auf. Ist das nicht schrecklich ungerecht? Märkische Oderzeitung

Peer Steinbrück

Schlagabtausch zwischen Merkels Finanzministern Finanzpolitik erklären: Das kann Steinbrück, das nehmen ihm die Deutschen ab. Also attackiert der SPD-Kanzlerkandidat die Bundesregierung für ihre zaghaften Versuche, die Banken zu bändigen. Persönliche Angriffe meidet der Ex-Finanzminister aber. Anders Amtsnachfolger Wolfgang Schäuble. Der fackelt nicht lange – und geht Steinbrück frontal an. Süddeutsche Zeitung

Die Kernkompetenzen des Peer Steinbrück Peer Steinbrück muss gerade feststellen, dass es nicht einfach ist, aus seiner Vergangenheit als Bankenretter Kapital zu schlagen. Mit seinem neuen Vorstoß bei den Dispozinsen versucht er nun mit kleineren Themen zu punkten – und trifft den Nerv der Leute. FAZ

Der Mann von gestern Nicht die Kommunikationspatzer Peer Steinbrücks sind das Problem, es ist seine autoritäre Staatsgläubigkeit. Sie passt nicht mehr zur Partei. taz

EU

Weniger Europa für alle Auch der Haager Ministerpräsident Rutte stößt sich an Brüssel – aber den Briten folgt er nicht. Sein Wahlversprechen, den Griechen „keinen Cent mehr“ zu leihen, hat er schon gebrochen. FAZ

Europa sollte sich an Großbritannien ein Vorbild nehmen Die Briten wollen mehr Distanz zur EU. Das wäre auch gut für den Kontinent. Denn mit überteuerten Sozialsystemen lässt sich der globale Wettbewerb nicht gewinnen. Tagesspiegel

Britische Zurückhaltung verwirrt Europa Kurz vor der mit großer Spannung erwarteten Rede des britischen Regierungschefs über die europäische Zukunft Großbritanniens, behauptet der Brüssel-Korrespondent der griechischen Tageszeitung I Kathimerini, dass Großbritannien sich bereits selbst vom Kontinent losgerissen hat, ganz gleich was David Cameron noch in Amsterdam dazu sagen wird. I Kathimerini Athen

Großbritanniens europäische Heimat Project Syndicate

Wallonien holt auf Lange galt Wallonien als Armenviertel Belgiens, das nicht ohne die helfenden Hände des reichen Flanderns auskam. Nun erholt sich die Wirtschaft und ermutigt die Wallonen dazu, ihr Schicksal erneut selbst in die Hand zu nehmen, und auf die separatistischen Bestrebungen der Flamen reagieren. De Volkskrant Amsterdam

Mali / Algerien

Das religiöse Feuer ist zum Ernstfall geworden Nordafrika ist ungeahnt brüchig und wird vom religiösen Hass der Islamisten weiter destabilisiert. Soll die Entwicklung gestoppt werden, müssen die europäischen Staaten gemeinsam eingreifen. Die Welt

Malis schwache Helfer Sie stellen mehr als 3000 Mann, um dem Krisenland zur Seite zu stehen – und sind selber alles andere als stabil. Die Nachbarländer Malis haben oft mit religiösen und ethnischen Konflikten zu kämpfen. Die Geiselnahme mit vielen Toten in Algerien zeigt bereits, dass der Einsatz gegen die Islamisten die westafrikanischen Länder tief in den Kampf hineinziehen könnte. Süddeutsche Zeitung

Auf sich allein gestellt Die französischen Truppen in Mali können sich nicht auf die afrikanische Unterstützung verlassen. Es wächst die Sorge, dass der Konflikt eine Nummer zu groß ist. FAZ

Das ist auch Europas Krieg Frankreich hat den Mali-Krieg zur Verhinderung einer Al-Kaida-Zone umsichtig vorbereitet. Bitter für Paris ist die fehlende Solidarität Berlins. ZEIT

Pulverfass Das Geiseldrama von Algerien mündete in ein Blutbad. Der Terror wird immer von Horror, Tod und Unrecht begleitet. Deswegen muss dieser Fanatismus entschlossen und allerorten bekämpft werden. Ob freilich die Taktik der algerischen Armee, die die islamistischen Terroristen offenbar mit Hubschraubern angriff und bombardierte, die einzige Option war, um dieses Drama zu Ende zu bringen, steht auf einem anderen Blatt. Bonner General-Anzeiger

Kurzsichtige Strategie im Antiterror-Kampf Wenn es eines Beweises bedurft hätte, wie vital und bedrohlich der islamistische Terror in Nordafrika ist, haben ihn die Fundamentalisten in Algerien auf blutige Weise geliefert. WAZ

Realpolitik auf dem Vormarsch Man kann es empörend finden, dass die Welt die Mission Frankreichs in Afrika billigt und unterstützt, aber Syrien sich selbst überlässt. Es ist dennoch richtig, dass sich Frankreichs Präsident Hollande zum Eingreifen entschlossen hat. Tagesspiegel

Der Arabische Frühling wird teuer Nun sind die Diktatoren im Exil, tot oder im Gefängnis. Sie hinterließen ein Machtvakuum, das die gemäßigten Kräfte noch nicht gefüllt haben. WAZ

„Wer eingreift, ist ein Unterdrücker“ Mokhtar Belmokhtar hat seine ersten Erfahrungen im „Heiligen Krieg“ in Afghanistan gegen die Sowjets gemacht. Da war er 19 Jahre alt. Der Ideologie ist er treu geblieben – doch sein Geld verdient er mit Entführungen und Zigarettenschmuggel. Tagesspiegel

„Ich sehe in Mali keine Rolle für die Nato“ Der Nato-Generalsekretär begrüßt das schnelle Eingreifen der Franzosen in Afrika, sieht aber keinen Grund für einen Einsatz des Bündnisses. Im Interview mit der F.A.Z. spricht Rasmussen auch über Chemiewaffen in Syrien und die afghanische Armee. FAZ

Boeing

Leicht, sparsam, gefährlich Wenn ein Unternehmen zu innovativ ist: Bei der Entwicklung des Dreamliners wollte Boeing unter allen Umständen technisch modern sein und hat dafür Risiken ignoriert. Das rächt sich nun – doch nicht nur Boeing wird sich Fragen gefallen lassen müssen. Süddeutsche Zeitung

Grounding für den Vorzeigeflieger Mit dem Dreamliner steht für Boeing sehr viel auf dem Spiel. Der Traum droht zum Alptraum zu werden. NZZ

Vom Prestigeprojekt zum Pannenflieger Für Boeing stehen durch die Pannen beim einstigen Prestigeobjekt „Dreamliner“ Ansehen und Milliardeninvestionen auf dem Spiel. Wann das nächste Flugzeug abhebt, ist völlig offen – und die Folgen für das Unternehmen sind noch nicht abzusehen. FAZ

Keine Schadenfreude Mit 588 Auslieferungen und 914 neuen Bestellungen im vergangenen Jahr hat Airbus die Erwartungen übertroffen, musste aber erstmals seit neun Jahren wieder Boeing die Führungsposition im Markt überlassen. Eingebrochen ist jedoch der Boeing-Aktienkurs. Die Aktie der Airbus-Mutter EADS legte dagegen massiv zu. Börsen-Zeitung

Richtige Notlandung Der Dreamliner muss wegen Sicherheitsmängeln erstmal am Boden bleiben. Diesen Pannenstopp kann man positiv interpretieren. taz

Lance Armstrong

Doping so selbstverständlich wie „Reifen aufpumpen“ Einst gefeierter Held, nun geständiger Betrüger: Lance Armstrong gibt im ersten Teil seiner TV-Beichte zu, dass er bei seinen sieben Tour-de-France-Siegen gedopt hat. Er habe nie Angst gehabt, erwischt zu werden – und sei früher „arrogant“ und „rücksichtslos“ gewesen. Im Gespräch mit Oprah Winfrey wirkt der Amerikaner extrem nervös und bleibt viele Antworten schuldig. Süddeutsche Zeitung

Tue Gutes und rede darüber Wer wie Lance Armstrong bei Oprah Winfrey ein Vergehen gesteht, erbittet nicht Vergebung für eine Sünde, sondern Absolution für die Fehlbarkeit unserer Spezies. NZZ

Die billige Beichte Lance Armstrong kann sich nach seiner Doping-Beichte auf zahlreiche Gerichtsprozesse einstellen. Doch nur wenige Schadenersatzforderungen haben Aussicht auf Erfolg. Schwere finanzielle Einbußen sind unwahrscheinlich. Handelsblatt

Beichten macht glücklich Lance Armstrong kostet Nerven. Er gesteht, jahrelang gedopt zu haben. Aber die öffentliche Abrechnung mit seinen Fehlern, katalysiert durch die nette Frau auf dem Stuhl gegenüber, ist nur ein einziger, langer, lauter Monolog. Ein Fall für den Psychotherapeuten. FAZ

Armstrongs egoistische Offenheit Er hat es also getan: Lance Armstrong hat jahrelanges Doping zugegeben. Den großen Rundumschlag bot der Texaner aber nicht. Armstrong ging es nur um sich, um seine Reinwaschung. Aber es ging ihm nicht um die Sache. Anstoß, der Kommentar. Kölner Stadt-Anzieger

Katholische Kirche

„Bedauerlicher Zwischenfall“ in Gottes Namen Um ihre „ethischen Grundsätze“ geht es den katholischen Krankenhäusern, wenn sie sich weigern, die „Pille danach“ herauszugeben. Eine Praxis, die offenbar bis ins Absurde übersteigert wird, wie nun ein Fall aus Köln zeigt. Dort haben gleich zwei katholische Kliniken einer vergewaltigten Frau Hilfe verweigert. Süddeutsche Zeitung

Die Unbarmherzigen Dass zwei katholische Krankenhäuser in Köln einer vergewaltigten Frau die Behandlung verweigert haben, verstößt gegen eine Grundfeste der Kirche: die „gelebte Barmherzigkeit“. Frankfurter Rundschau

Den Menschen vergessen Das Verhalten der katholischen Kirche im Fall vergewaltigter Frauen ist skandalös. Mitteldeutsche Zeitung

Wieder unter Verdacht Die katholische Kirche hat sich um die Aufklärung von Fällen sexueller Gewalt bemüht. Aber es ist noch viel zu tun. FAZ

Das Herrschaftsgehabe der Priester muss weg Der Wille der katholischen Kirche in der Aufklärung der Missbrauchsfälle ist groß. Auch vor ihren gewaltigen, grundsätzlichen Problemen darf die Diskussion nun keinen Halt machen. Die Welt

…one more thing!

Die gefährliche deutsch-französische Liebschaft Der Elysée-Vertrag war nicht der Beginn deutsch-französischer Freundschaft, sondern das Ende eines gefährlichen Flirts der deutschen politischen Klasse mit dem Gaullismus. Dabei sollte es bleiben. Die Welt

Leitartikel

Nicht nur in Mali Der Terror der Dschihadisten mit Verbindung zu Al Qaida keine Grenzen. Das Geiseldrama auf einem algerischen Gasfeld zeigt, welche Gefahr sich da zusammenbraut. FAZ

Ausweitung der KampfzoneSelbst eine Rückeroberung des Nordens von Mali garantiert keine Stabilität. Die Zukunft Malis hängt davon ab, ob Europa bereit ist, dem Land auch dann zu helfen, wenn es den Terrorismus besiegt hat. Frankfurter Rundschau

Hartz IV für Sparverweigerer Deutschland ist ein ungerechtes Land. Es belohnt nicht Leistung, sondern Handaufhalten. Seit Jahrzehnten zahlen Bayern, Hessen und die Schaffe-schaffe-Schwaben Milliarden in den Finanzausgleich der Bundesländer. Sie sind die reichen Onkels unserer Republik. Sie sind stolz auf ihren Fleiß. Sie erwarten von den Habenichtsen: Macht es so wie wir! BILD

Wir können die Welt nicht im Supermarkt retten Wir sollen auf Fleisch verzichten und nur noch Bioprodukte essen. Die Grüne Woche zeigt: Der Streit um die richtige Ernährung trägt fast schon religiöse Züge. Das geht am Alltag der Menschen vorbei. Tagesspiegel

Computer sind keine Schusswaffen Die Liste der staatlich verfolgten Hacker, Netzaktivisten und Whistleblower ist lang. Im besten Fall sind sie Kämpfer für eine bessere Welt, so wie Aaron Swartz einer war. Von seiner Arbeit wird die Gesellschaft noch lange nach seinem Tod profitieren. Süddeutsche Zeitung

How will history see me? If Barack Obama wants to be remembered as a great president, he should focus on three long-term problems Economist

Are the Congressional Chaplains Attending an Anti-Obama Prayer Breakfast? Religious conservatives are hosting an inauguration event packed with Obama conspiracy mongers. Mother Jones

The Dwindling Deficit The budget deficit isn’t our biggest problem. Not by a long shot. In fact, to a large degree, it’s mostly solved. New York Times

The ‘impossible’ in reach The president was right to go big on guns. Washington Post