Linke, Schulden-Krise, Libyen, Jugendproteste & Hewlett Packard

Linke Dösbaddel Zwei Dösbaddel führen eine Partei: Die Linken-Chefs Lötzsch und Ernst haben Fidel Castro zum Geburtstag gratuliert und ihn zu einem „kampferfüllten Leben“ beglückwünscht. Kuba sei ein „Orientierungspunkt für viele Völker“. Frankfurter Rundschau

Die Chefs der Linken blamieren sich mit Inbrunst Die Glückwünsche für Fidel Castro können nur der Anfang gewesen sein. Auch Margot Honecker oder Kim Jong-un würden sich über Post freuen. Die Welt

Bei Castro angebiedert Die Linke ist nicht die Partei der „kleinen Leute“, die Antworten auf die Frage nach Gerechtigkeit in der Globalisierung hat. Denn der Mensch und seine Rechte sind ihr egal. Sie hat ihren Anspruch verwirkt, für eine „besser Welt“ zu streiten. FAZ

Wie vor 25 Jahren Kommunismus, Mauerbau und jetzt Fidel Castro: Wenn es so weiter geht, wird sich die Linke demnächst mit dem Vermächtnis Lenins befassen, der Rolle Trotzkis und der Bedeutung des Maoismus für das 21. Jahrhundert. Zur Aufarbeitung lang gepflegter Irrtümer ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zwar unerlässlich. Aber: Die Linke bleibt stehen. Mitteldeutsche Zeitung

Dokument der Dummheit Die Linkspartei hat zwei Probleme, die zusammen für die Partei einen äußerst unerfreulichen Effekt haben: Es fällt manchmal schwer, sie noch ernst zu nehmen. Erstens: Im Osten ist sie nach innen eine sehr libertäre Partei. Jeder kann ungestraft jeden Unfug von sich geben oder die DDR-Diktatur schönreden. taz

Linke im Abseits Erst die windelweiche Mauer-Erklärung der Vorsitzenden Gesine Lötzsch, jetzt das Glückwunschschreiben von Lötzsch und dem Co-Vorsitzenden Klaus Ernst an Kubas Diktator Fidel Castro. Es war nicht alles schlecht am Sozialismus – das ist die trotzige Botschaft, die es nach 1945 auch schon mal in Deutschland gab. Lausitzer Rundschau

Die Last der Vergangenheit Die Fähigkeit, sich selbst ein Bein zu stellen, ist unter den Parteien keineswegs auf die Linke beschränkt. Man denke nur an den Fall Boetticher in der schleswig-holsteinischen CDU. Und doch stellt sich bei der Linken die Sache noch immer etwas anders dar: Weil bei ihr sich gleich die Frage stellt, ob sie nicht doch eine andere ist, als sie vorgibt zu sein – eine zwar linke, aber demokratische Partei. Märkische Oderzeitung

Verdammte Linkspartei Die Linke hat sich selbst einen Fluch auferlegt. Zwei Mal im Jahr frischt sie ihn auf: zum Jahrestag des Mauerbaus und zum Jahrestag des Mauerfalls. ZEIT

Schulden-Krise

Auf schlankem Fuß SPD und Grüne stehen gerne bereit, die Eurostaaten, die sich finanziell übernommen haben, dauerhaft über gemeinsame Anleihen zu stützen. Opposition ist aber kein Freibrief, sich einen schlanken Fuß zu machen. FAZ

Eurobonds für deutsche Jobs Mit jeder neuen Krisenwoche wächst die Gefahr, dass die verselbstständigten Panikschübe der Finanzbranche auch Deutschlands Konjunktur torpedieren. Höchste Zeit für radikalere Mittel. Financial Times Deutschland

Zusammenarbeit statt Eurobonds Bundeskanzlerin Merkel schließt Eurobonds zur Lösung der Schuldenkrise weiterhin aus und sucht den Schulterschluss mit FDP-Chef Rösler. Trotz verschlechterter Konjunkturzahlen sieht die Kanzlerin keine Rezessionsgefahr für Deutschland. FAZ

Ganz oder gar nicht Merkel geht bei der Euro-Rettung stets den Mittelweg, meint Alexander Gauland. Dabei sind radikale Entscheidungen nötig. Tagesspiegel

Sind wir Deutschen wirklich scheiße? Der US-Autor Michael Lewis diagnostiziert bei uns eine unterbewusste anale Fixierung – deshalb wollen wir Europa nicht retten. Seine Theorie lässt sich weiterspinnen. Financial Times Deutschland

Bundesregierung erwartet 2011 Defizit von nur 1,5 Prozent Mitten in der Eurokrise kommen ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus dem Finanzministerium: Jüngsten Berechnungen zufolge fällt die Staatsverschuldung 2011 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts rückt immer näher. Stern

Job-Wunder hält an Euro-Schuldenkrise, Turbulenzen an den Finanzmärkten und jetzt auch noch eine Abkühlung der Konjunktur – dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, ist um den deutschen Arbeitsmarkt dennoch nicht bange. Lausitzer Rundschau

Die nächste Stufe der Finanzkrise Welche Möglichkeiten hat die Politik noch, des Finanzsystems Herr zu werden? Die Lösung der Schuldenkrise ist eine Verteilungsfrage: Wer bezahlt, was längst ausgegeben wurde? FAZ

Auf dem Weg in den real existierenden Staatskapitalismus Der Kapitalismus neigt dazu, die „schützenden Schichten und Institutionen“ von Wirtschaft und Gesellschaft zu zersetzen und damit seine eigenen Voraussetzungen zu untergraben. Diese These des Ökonomen Joseph Schumpeter, 1942 in seinem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ dargelegt, sehen viele durch die gegenwärtige Finanzkrise bestätigt. Weite Kreise des bürgerlichen Lagers sind ins Grübeln geraten, ob das von ihnen gelebte kapitalistische Modell das richtige ist. Börsen-Zeitung

Das Geld lagert im Ausland Unternehmen wie Apple oder Microsoft haben den größten Teil ihrer Barbestände außerhalb der Heimat. Eine Rückführung würde hohe Steuern verursachen. Das beeinflusst die Investitionen. FAZ

Falsche Tränenbilder vom Börsenparkett So ein Börsencrash ist ganz schön schwer zu bebildern, schon klar. Irgendwelche nach unten zuckenden Graphen, an denen wahlweise merkwürdige Ziffern und Namen wie DAX, Dow Jones oder Stoxx stehen, können bei Weitem nicht jene Anteilnahme erzeugen, wie, sagen wir mal völlig willkürlich, Fotos von HSV-Fans in München. Oder in Dortmund. Financial Times Deutschland

Börsianer brauchen starken Staat Die Aktienkurse fallen dramatisch, aber viele Unternehmer sind trotzdem optimistisch. Jedoch: Starke Börsen benötigen einen starken Staat, der nicht vor allem die Arbeitnehmer zur Kasse bittet. Oder anders gesagt: Reich werden Reiche nur, wenn nicht alle anderen arm sind. taz

Vom Sturm zum Orkan Von einem vorübergehenden Sommergewitter spricht mittlerweile keiner mehr. Was sich an den Finanzmärkten abspielt, ist längst ein Sturm geworden, vielleicht sogar ein schwerer Sturm. Börsen-Zeitung

Die Welt ist aus den Fugen Im Krisensommer 2011 offenbart sich der desaströse Zustand unserer Demokratien. Eine übermächtige Finanzwirtschaft führt Politik und Eliten vor. ZEIT

Libyen

Demokratie für Libyen Die Nato hat ein Massaker in Libyen verhindert. Das Land ist nun fast befreit – doch das heißt noch lange nicht, dass hier demnächst Demokratie und Freiheit herrschen. Frankfurter Rundschau

Der Stolz der Araber Vieles spricht dafür, dass der Kampf gegen Gaddafi in der Endphase ist. Ohne die Unterstützung der Nato wäre der libysche Aufstand wohl blutig erstickt worden. Der Sturz der diktatorischen Herrscher ist in allen Ländern der Arabellion aber nur ein erster Schritt. FAZ

Nur der Schatten einer Regierung Der Übergangsrat der Aufständischen plant für die Zeit nach Gaddafi. Moderate Anhänger des Machthabers müssen eingebunden und das nur locker verbundene, von Stämmen dominierte Staatsgebiet irgendwie zusammengehalten werden. Doch wer hat wirklich die Macht bei den mutmaßlichen neuen Herrschern des Landes? Süddeutsche Zeitung

Libyen hat für den Neustart das Öl – sonst nichts In Libyen hat das Endspiel begonnen. Doch nach dem Sturz des Diktators wird die Arbeit erst anfangen, vor allem in Hinsicht auf die politische Bildung. Die Welt

Zu früh für eine Siegesfreude Die Rebellen in Libyen beginnen zu feiern. Das dürfe nicht zu Rache und Plünderung führen, mahnte Mahmud Dschibril, ein Vertreter des Nationalen Übergangsrats. Auch US-Präsident Obama beobachtet die Lage in Libyen. Handelsblatt

Gaddafi. Und dann? Richtig freuen mag man sich ja nicht, dass jetzt für den libyschen Despoten Gaddafi offensichtlich das letzte Stündlein geschlagen hat. So sehr man den Libyern gönnt, sich nach über 40 Jahren Gaddafi-Diktatur endlich die Freiheit zu erkämpfen, so sehr drückt doch die Ungewissheit, was nach der Revolution in der arabischen Welt geschieht. Der Westen

Kein Präzedenzfall Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi verliert nach sechs Monaten Bürgerkrieg die Kontrolle über sein Land. Die Aufständischen eroberten Sonntagnacht Tripolis schneller als erwartet. Am Ende brach das System Gaddafi mit wachsender Geschwindigkeit zusammen Bonner General-Anzeiger

Ein schwieriger Frieden in Libyen Die Wende? Enge Weggefährten haben dem Diktator Gaddafi den Rücken gekehrt und Rebellen melden Kämpfe aus der libyschen Hauptstadt Tripolis. Auf die westlichen Staaten käme nach einem Sieg der Widersacher die Aufgabe zu, beim Wiederaufbau zu helfen. Kölner Stadt-Anzeiger

Tausende feiern in Tripolis das „freie Libyen“ Gadhafis Regime hat seine Macht verloren. Der Übergangsrat mahnt, die Freude darüber nicht mit Rache zu verknüpfen. Vom Diktator selbst hören die Libyer ganz anderes. ZEIT

Frühlings Erwachen Von Ägypten über Gaza bis Libyen ist die arabische Welt ins Wanken geraten. Doch diese „Arabellion“ stärkt auch die Falschen. Tagesspiegel

Weltweite Jugendproteste

Die Botschaft der Nicht-Revolte Man muss den englischen Jugendlichen eigentlich dankbar dafür sein, dass sie nicht vorgaben, die Welt vom Bösen zu erlösen. Frankfurter Rundschau

Zwischen Vision und Gerede Schuld an den Krawallen in London ist ein Verfall der Familien, sagt Premierminister Cameron. Er hat recht: Der beste Schutz gegen Gleichgültigkeit ist, mit Menschen zu leben, die einen lieben, die man liebt. Nur: wie fördert man das in diesem Staat? FAZ

Ausgegrenzt im eigenen Staat Die jugendlichen Protestbewegungen einen vor allem wirtschaftliche Motive. Die Bewegungen haben Staaten erfasst, in denen die Arbeitslosenrate unter jungen Leuten so hoch liegt, dass diesen eine Teilhabe am Arbeitsleben kaum noch möglich ist. Kölner Stadt-Anzeiger

Heiliger Zorn der Jugend Die englischen Unruhen hatten einen Fehler: Sie mündeten in sinnlose Randale. Die Blödheit der Randalierer hat es der Regierung erleichtert, in der eigenen Dummheit zu verharren. So leicht machen es die jungen Demonstranten im Rest der Welt ihren Regierungen nicht. Sie demonstrieren friedlich für eine Demokratie, die ihrem eigenen Anspruch gerecht wird: gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Süddeutsche Zeitung

Weltjugendtag

Eine Messe wert Mit seinem Auftritt auf dem Weltjugendtag hat Papst Benedikt XVI. seiner Kirche neue Energie gegeben. Es war ein Triumph für die katholische Kirche im neosäkularen Spanien des sozialistischen Ministerpräsidenten Zapatero FAZ

Papst und Zukunft Selbst wenn es nur eine Marketing-Maßnahme der Kirche gewesen wäre: Weltjugendtage müsste man erfinden, wenn es sie nicht längst gäbe. Papst Johannes Paul II. hatte vor 27 Jahren die Idee, sie wurde sofort zum Erfolg – und ist es seitdem geblieben. Obwohl. Bonner General-Anzeiger

Massenereignis Keine Frage, der Papst ist bei den Jugendlichen nach wie vor beliebt, wahrscheinlich beliebter als die katholische Kirche insgesamt. Märkische Oderzeitung

Hewlett Packard

Wie der iPad-Effekt Hewlett-Packard zum Angsthasen machte Markt voller Unruhe: In der neuen Welt der Tablets und Smartphones heißt der Zweikampf Google gegen Apple. Hewlett-Packard hätte als weltgrößter PC-Hersteller der dritte große Rivale werden können – doch der Computerbauer kneift und vergibt damit eine wichtige Chance. Süddeutsche Zeitung

Aktionismus bei Hewlett-Packard Früher war Léo Apotheker SAP-Chef, seit fast einem Jahr steht er an der Spitze des amerikanischen Konzerns Hewlett-Packard. Dort baut er jetzt radikal um. Ganz schlüssig erscheint seine neue Strategie aber nicht. FAZ

Seismic shift in Silicon Valley The tech titan plans to ditch a big part of its consumer business and will buy a software firm Economist

…one more thing!

Hungern im Namen Gandhis Er will weitermachen, notfalls bis zum Tod. Indiens bekanntester Aktivist Anna Hazare kämpft mit einem Hungerstreik für ein wirksameres Gesetz gegen Korruption – und ist damit zum Star geworden. Fernsehsender berichten live von seinen Kundgebungen. Die indische Regierung reagiert hilflos. Sie haben Angst vor der Massenwirkung des 74-Jährigen, der sich als moralischer Nachfahre Mahatma Gandhis gibt. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Vollholz statt Furnier Trotz des Dauerkonflikts über Stuttgart 21 hat Winfried Kretschmann sensationelle Beliebtheitswerte. Der atypische Politiker passt zu Baden-Württemberg. Längst hat er das Image des Landesvaters erworben – davon konnten seine beiden CDU-Vorgänger nur träumen. FAZ

Im Dienste der Nutzer Die Ablehnung jeglicher Regulierung für das Internet ist naiv. Die Politik hat durchaus die Aufgabe, die User vor der Datensammelwut privater Konzerne zu schützen. Frankfurter Rundschau

Israel, postmodern Das Land leidet gegenwärtig unter einer weiteren Terrorserie. Doch die äußere Bedrohung als Disziplinierungsmaßnahme gegen das eigene Volk verliert an Kraft Die Welt

Chaos-Folklore Eine Parallele zu den Krawallen in London zu ziehen, ist abwegig. Über die brennenden Autos in Berlin. AZ München

Stoppt den Giga-Stau! Ab Ende des Jahres sollen Super-Brummis auf deutschen Autobahnen fahren dürfen. Noch länger, noch schwerer, noch langsamer …Hoffentlich ist dieser Unfug noch zu stoppen! BILD

Reboot mit Risiko Zu sagen, Léo Apotheker habe sich viel vorgenommen, wäre wohl die Untertreibung des Jahres. Die schönste PC-Tradition nützt nichts, wenn die Rendite nicht stimmt. Financial Times Deutschland

Eurokalyptische Reiter Der Euro wird von der Politik mit allen Mitteln ver‧teidigt – ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Realitäten. Das kann nicht gut gehen. Wirtschaftswoche

Gelduntergang – Die zerstörerische Macht der Finanzmärkte Die unkontrollierte Gier der Finanzmärkte bedroht die globale Gesellschaft Der Spiegel

Das Ich-Training Gestik, Mimik, Ausstrahlung: Wie Sie besser wirken Moritz Bleibtreu über Selbstdarstellung und wahre Persönlichkeit FOCUS

The German growth engine stutters Weak figures from Germany add to the pressure on Europe’s leaders Economist

Power Struggle in Iran Pits President Against Supreme Leader As a dramatic showdown between Ahmadinejad and Khamenei sets the stage for elections next year, can the beleaguered reform movement make a comeback? The Nation