Nato stellt nationale Einsatzvorbehalte in Frage Die Nato will über nationale Einsatzvorbehalte diskutieren – um zu verhindern, dass einzelne Verbündete den Zugriff auf gemeinsame Waffensysteme verhindern. Das neue Raketenabwehrsystem für Europa ist indes teilweise einsatzbereit. FAZ
Hollandes Versprechen Beim Nato-Gipfel in Chicago wird über die Franzosen und ihren geplanten Abzug aus Afghanistan lamentiert. Das Lamento ist unangebracht, denn es ist ein Versprechen Hollandes aus rein populistischen Motiven. Frankfurter Rundschau
Merkel pocht auf Abzugsplan der Nato Zwei Wochen nach der Präsidentenwahl in Frankreich treten erste Differenzen zwischen Paris und Berlin offen zutage. Während Frankreichs Präsident Hollande bekräftigt, seine Kampftruppen noch 2012 aus Afghanistan abzuziehen, beharrt Kanzlerin Merkel auf den bisherigen Absprachen. FAZ
Deutschland, die verlorene Nation Die Nato steht an einem historischen Wendepunkt. Sie müsste eigentlich erklären, wie sie in Zukunft noch relevant bleiben will. Doch die militärische Schwäche Deutschlands schadet dem Bündnis – vor allem, seit sich unser Land im Angesicht einer rasch heraufziehenden humanitären Katastrophe in Libyen ins Abseits stellte. Die USA sind zurecht enttäuscht von Deutschland. Süddeutsche Zeitung
Wenig Substanz Selten hat die diplomatische Regie des Gipfels der bedeutendsten Industrienationen mehr Rücksicht auf die jeweilige Innenpolitik der beteiligten Staaten nehmen müssen als an diesem Wochenende in Camp David. US-Präsident Barack Obama wollte seinem Land, das sich mitten im Wahlkampf befindet, durch den Aufmarsch der wichtigsten Staatsleute weltpolitische Anerkennung bieten, die der USA und ihm gebührt. Fortsetzung folgt beim Nato-Gipfel in Chicago, zufälligerweise die Geburtsstadt des Präsidenten. Bonner General-Anzeiger
The Alliance Gathers What NATO Should and Shouldn’t Do in Chicago Foreign Affairs
Globalizing NATO The immediate topic on the agenda at NATO’s upcoming summit in Chicago will be getting the Alliance’s forces out of Afghanistan. But the longer-term subject will be getting as many countries as possible into the global NATO security network. Project Syndicate
G-8-Treffen in Camp David
Merkel gegen den Rest der Welt Europa ist der gefährlichste Krisenherd der Weltwirtschaft. Aus Sicht der wichtigsten Verbündeten kann die Lösung nur aus Deutschland kommen, Merkels Sparkurs gilt als massiver Fehler. Der G8-Gipfel zeigt, wie sehr die Kanzlerin nun international isoliert ist. Süddeutsche Zeitung
Hollande erhöht den Druck auf Berlin Eurobonds? Ja! Schäuble als Eurogruppen-Chef? Nunja! Frankreichs neuer Präsident Hollande geht auf Konfrontationskurs zur Kanzlerin und nimmt in zentralen Fragen eine andere Position ein. Er findet dabei viel Unterstützung – anders als Merkel. Süddeutsche Zeitung
Folklore statt Fortschritt In der Zange zwischen den Präsidenten Obama und Hollande, die auf kostspielige Wachstumsimpulse dringen, hat es Frau Merkel beim G8-Gipfel geschafft, sich zu nichts verpflichten zu lassen. Angesichts der schwierigen Ausgangslage ist das kein geringer Erfolg. FAZ
Gipfel der Ratlosigkeit Griechenland? Spanien? Ratingagenturen? Die drängendsten Fragen wurden beim G8-Treffen in Camp David nicht beantwortet – ja größtenteils nicht mal angesprochen. taz
Austausch als Katalysator Viel Konkretes ist nicht herausgekommen beim ersten der beiden Mammut-Gipfel, die US-Präsident Barack Obama derzeit ausrichtet. Beschlüsse, die etwa die Euro-Krise aus der Welt schaffen, waren beim Treffen der G-8-Chefs auch nicht zu erwarten. Badische Zeitung
Die Angst vor dem Bankrott Am Montag zählt’s. Dann kehren viele Investoren aus dem verlängerten Wochenende zurück und werden entscheiden müssen, ob die Meldungen der zurückliegenden Tage über die prekäre Lage des griechischen Finanzsektors und die Herabstufungen von 16 spanischen Banken sowie die Ergebnisse des G 8-Gipfels in Camp David eine Neuausrichtung der Anlagestrategie erfordern. Je mehr Anleger zu dieser Einschätzung kommen, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Notierungen – ebenso wie bereits in den beiden Vorjahren – im Sommer massiv unter Druck geraten. Börsen-Zeitung
Röttgen-Entlassung
Schäuble und Leyen nennen Röttgen-Entlassung verständlich Kanzlerin Merkel bekommt aus der Union Rückendeckung dafür, dass sie Bundesumweltminister Röttgen entlassen hat. Über die Ratschläge der Kanzlerin an den früheren Minister gibt es indes unterschiedliche Darstellungen. FAZ
Zwei Mal im Leben Angela Merkel hat sich von der Lebenserfahrung „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“ abgewandt. Nur ein Nachweis, dass sich Röttgen ihr gegenüber grob illoyal verhalten habe, würde sie glaubwürdig machen. FAZ
Lange Liste an Feinden Die Bundeskanzlerin hat ihren Umweltminister gefeuert. Norbert Röttgen ist entlassen – aber politisch entsorgen lassen will der sich deshalb noch lange nicht. Droht eine Konfrontation? Tagesspiegel
Kauder warnt Röttgen vor „Abrechnung“ mit Merkel In der Union reißt die Debatte nach der Entlassung von Umweltminister Norbert Röttgen durch Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) nicht ab. Unionsfraktionschef Volker Kauder warnte Röttgen am Wochenende vor einer „Abrechnung“ mit der CDU-Vorsitzenden. Rheinische Post
Die Lücke hinter ihr Wenn Röttgen nun der Sinn nach Rache steht, würde das die Kanzlerin in ihrem Urteil nur bestätigen. Auf einen, der öffentlich nachtritt, kann sie erst recht verzichten. Augsburger Allgemeine
Linkspartei
Linke ficht verschobenen Machtkampf aus West gegen Ost, Radikale gegen Reformer, Lafontaine gegen Bartsch: Beim Führungsstreit der Linken geht es um mehr als Personalien – es geht um die Richtung der Partei. Süddeutsche Zeitung
Doppelt hält schlechter Die Linke: Das sind unverändert zwei Parteien. Die vertragen sich jetzt gar nicht mehr. Tagesspiegel
Machtkampf als Chance Die Linkspartei implodiert und scheint keine Rolle zu haben. Dabei wird sie gebraucht: Als einzige Partei vertritt sie die Interessen des unteren Fünftels in Deutschland. taz
Thilo Sarrazin
Thilo Sarrazin – ein Meister des Ressentiments Thilo Sarrazins neues Buch wird sicher ein Bestseller. Denn der frühere Berliner Finanzsenator spricht all das aus, was D-Mark-Nostalgiker schon lange beseelt. Das funktioniert, weil sein Argument ein Kern der Wahrheit enthält. Frankfurter Rundschau
Steuerzahler haben ein Recht auf Sarrazins Thesen In seinem neuen Buch „Europa braucht den Euro nicht“ bringt Thilo Sarrazin Euro-Bonds mit Holocaust-Wiedergutmachung in Verbindung. Diese Debatte um die Währungsunion ist notwendig und überfällig. Die Welt
Steinbrück demaskiert Sarrazin Deutschlands bewährtester Provokateur Thilo Sarrazin durfte bei „Günther Jauch“ auf großer Bühne wieder einmal fragwürdige Thesen in die Welt setzen. „Der kann hier größten Bullshit erzählen“, ereiferte sich sein Diskussionspartner Peer Steinbrück. Am Ende der kleinen Runde blieb die Einsicht: An Sarrazin wird der Euro nicht scheitern. Rheinische Post
„Europa könnte auch ganz gut ohne den Euro leben“ In dieser Woche erscheint das neue Buch des ehemaligen Bundesbankvorstandes Thilo Sarrazin. Darin legt er sich mit großen Teilen der politischen Szene an. Auch im Interview erhebt er schwere Vorwürfe gegen deutsche Politiker. FAZ
Entfachen wir den Sturm! Sarrazin wütet gerne: gegen Immigranten, Muslime, Bedürftige. Jetzt erscheint sein neues Buch. Ein Brief wie ihn Sarrazin geschrieben haben könnte. stern
Tarifabschluss in der Metallbranche
Menschen bestimmen, Märkte folgen Der Tarifabschluss der Metallbranche versucht, eine mittlerweile eingeübte Logik wieder umzukehren: Dem vermeintlichen Zwang der Verhältnisse und der Märkte soll etwas entgegengesetzt werden. Doch funktioniert das? Oder gibt am Ende der Abschluss nur anderen Formen prekärer Beschäftigung noch mehr Bedeutung? Süddeutsche Zeitung
Die Schattenseite des Tarifvertrages Der hohe Lohnabschluss wird zu Recht mit viel Lob bedacht. Doch was die Übernahme von Azubis und Zeitarbeitern in unbefristete Arbeitsverhältnisse betrifft, gibt es noch zu viele Ausnahmen. Frankfurter Rundschau
Die Lohnerhöhung überdeckt das Kleingedruckte Ein so hoher Abschluss wie in der Tarifrunde der IG Metall hat es in Deutschland lange nicht gegeben. Die 4,3 Prozent kommen aber nicht ohne Abstriche bei anderen Forderungen. Die Welt
Magerkost für die Malocher Mehr Lohn, weniger Leiharbeit, keine willkürlichen Befristungen – diese drei Ziele hatte die IG Metall. Erreicht hat sie keines davon, sie scheute den Konflikt. taz
Ein Signal gegen den Fachkräftemangel Ohne das übliche Säbelrasseln und mit nur einer Warnstreikwelle ist die Tarifrunde für eine deutsche Schlüsselbranche über die Bühne gegangen. WAZ
Katholikentag
Das Nadelöhr Nichts befreit so sehr aus der Armut wie wirtschaftliches Wachstum. Das hat der Freiburger Erzbischof Zollitsch nicht bedacht, als er auf dem Katholikentag predigte: „Mit dem immer neuen Ruf nach mehr Wachstum brechen wir die weltweite Ungerechtigkeit nicht auf.“ Doch, Exzellenz! FAZ
Aufbruch in die Gesellschaft Katholiken- und Kirchentage sollen Zeitansagen sein. Sie sollen erspüren, was Kirche und Gesellschaft bewegt, und Impulse für eine neue Richtung geben. Da haben die Organisatoren des Mannheimer Katholikentags die Latte hoch gelegt mit ihrem Leitwort vom Aufbruch. WAZ
Mannheimer Zeichen Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte Recht, als er im Schlussgottesdienst des Katholikentages unter Bezugnahme auf das Leitwort daran erinnerte, dass Aufbruch immer etwas mit Wagnis zu tun hat und es ungewiss ist, was kommen wird. Das gilt auch für die katholische Kirche, von der Walter Kardinal Kasper sagte, dass sie in zehn oder 20 Jahren völlig anders aussehen werde als heute. Bonner General-Anzeiger
Ungeduld wächst Die Laien leiden unter dem Reformstau. Dass die Bischöfe auf Zeit spielen, ist gefährlich. Stuttgarter Zeitung
…one more thing!
Die Wall Street muss dringend reguliert werden Der Verlust von einigen Milliarden Dollar der JPMorgan Chase ist der beste Beweis, dass die Wall Street dringend reguliert werden muss. Frankfurter Rundschau
Leitartikel
Wir sind erpressbar Deutschland hat viel Geld in die Reformfähigkeit Griechenlands gesteckt. Nun sind wir mit der klassischen Zockerfrage konfrontiert: Noch mehr verwetten – oder einen Schnitt setzen und die Verluste abschreiben? Die Welt
Griechenland zwischen Wut und Angst Unter dem Druck von Obama und Hollande spricht nun auch Merkel von einer Wachstumsstrategie. Doch das reicht nicht. Frankfurter Rundschau
Gemerkelt Merkel hat Röttgen entlassen, oder, wie es ein Twitterer formulierte: „He was merkeled.“ Gemerkelt wurden nun schon viele – und man kann nicht sagen, dass dieses System Merkel, das auf Gefolgschaft zielt, immer die Falschen getroffen hat. FAZ
Merkel kann sich keine Ausfälle leisten Angela Merkel als männermordende, eiskalte, gnadenlose Machtpolitikerin: Die Entlassung ihres Umweltministers Norbert Röttgen hat eine Diskussion ausgelöst, was ein Regierungschef darf, soll und muss. BILD
Es lebe die Inflation Der neue französische Präsident zwingt Europa auf Inflationskurs. Die Bürger spüren das längst und stellen sich darauf ein. Wirtschaftswoche
Ziemlich beste Feinde Neid und Niedertracht in der Politik SPIEGEL (Print)
Sarrazin rechnet mit dem Euro ab FOCUS (Print)
Rethink the reset NATO should not give in to Russian aggression Economist
A Tale of Two NATOs The protests against NATO have been a weird mix of permitted marches and black bloc actions. The Nation