Wenn man mag, wenn man Optimist sein will, kann man das alles so deuten, dass die Welt aus dieser Krise vielleicht tatsächlich besser herauskommt als sie hineingegangen ist. Ein schöner Frühlingsanfangsgedanke. Berliner Morgenpost
Der Präsident hat recht – und der Präsident irrt: In seiner Prager Rede wies Barack Obama richtigerweise auf die Gefahr des neuen atomaren Wettrüstens und das wachsende Risiko des Einsatzes von Nuklearwaffen hin. Aber falsch ist seine Forderung, deshalb zu einer atomwaffenfreien Welt zu kommen. Die Welt
Der amerikanische Präsident ist trotz seiner Vision kein weltfremder Schwärmer, der die vorhandenen Gefahren ignoriert. Seiner Lageanalyse, dass die atomare Bedrohung nach dem Ende des Kalten Krieges paradoxerweise gewachsen und das Risiko regional begrenzter nuklearer Angriffe gestiegen sei, kann leider nicht widersprochen werden. Märkische Allgemeine
Bei allem Jubel über Obamas Vorstoß: Er darf nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr sich die Nato am Wochenende selbst gelähmt hat. Das Gezerre um die Benennung eines neuen Generalsekretärs war mehr als peinlich. Und die Bemühungen um einen neuen Anlauf zur Befriedung Afghanistan erwiesen sich als ebenso zaghaft wie erfolglos. Schweriner Volkszeitung
Obamas Rede zeigt, dass er überprüfbare Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge wieder zu einem Gestaltungsmittel der internationalen Politik machen will. Nach acht Jahren rüstungskontrollpolitischen Kahlschlags unter George W. Bush ist das ein realpolitischer Fortschritt. Tageszeitung
Doch muss Barack Obama erst noch beweisen, dass seinen Worten tatsächlich auch substanzielle Taten folgen. Er hat die Führungsrolle Amerikas bekräftigt. Als Nächstes muss der Präsident die Frage beantworten, wie eine internationale Sicherheitsordnung zu schaffen ist, in der ein Land wie Israel sein Überleben auch ohne Kernwaffen gewährleistet sieht. Tagesspiegel
Leitartikel
Das NATO-Bündnis wird kein Weltpolizist. Die Rolle kann es gar nicht spielen. Es hat mit Afghanistan genug Probleme. Und die Interessen der Mitglieder liegen weit auseinander. Frankfurter Rundschau
Der Nato-Gipfel markierte, wenn auch in kleinen Schritten, den Beginn von etwas Neuem. Denn die Türkei gab nach, Amerika will nicht mehr nur fordern, sondern auch zuhören und Frankreich kehrte zurück. So könnte mit Deutschland und Großbritannien der Aufbau eines „europäischen Pfeilers“ gelingen. Frankfurter Allgemeine
Barack Obamas Abrüstungsinitiative bietet viele Chancen – aber Nordkorea hat ihm gleich die Grenzen aufgezeigt. Financial Times Deutschland
Passender geht’s nicht. Fast zur selben Stunde, da Nordkoreas unberechenbare Machthaber mit ihrer Rakete spielen, wiederholt Barack Obama in Prag seine kühne Vision von einer neuen Welt ohne Atomwaffen. WAZ
Neue Gefahren drohen, wie der Start der nordkoreanischen Rakete zeigt. Da ist es gut zu wissen, dass die tragenden Pfeiler der Weltordnung stabil sind: G20, NATO und die amerikanisch-europäische Partnerschaft. BILD
Einige Republikaner werfen Obama vor, er habe nichts Brauchbares gewonnen auf seiner Europa-Reise. Sie irren. Er hat erreicht, was die USA benötigen: Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Süddeutsche Zeitung
Kleinkinder haben ihre eigene Art des Zählens: Mit „eins, zwei – viele“ können sie die ganze Welt berechnen. Wir Erwachsenen lachen darüber – und haben doch selbst ein recht beschränktes Zahlenverständnis. Wenn die Bundesregierung in diesen Krisenzeiten mit dreistelligen Milliardensummen hantiert und auf internationalen Finanzgipfeltreffen gar Billionenpakete geschnürt werden, zucken die Bürger nicht entsetzt zusammen, obwohl sie irgendwann die Zeche dieser Wundertütenpolitik zahlen werden. Die Welt
Weltweit geht unter, was die Mittelklasse angespart hat: Das Eigenheim verfällt im Wert ebenso wie Aktien. Pffffft, es ist, als ob die Luft aus dem Ballon entwiche, der mal unsere Vorsorge war. Daran kann auch der Londoner Finanzgipfel nichts mehr ändern. Wirtschaftswoche