Loveparade, Löhne, Wikileaks, BP & Kuba

Was die Tragödie mit uns macht Das Grauen der Duisburger Katastrophe sitzt tief, es erschüttert nicht nur das Ruhrgebiet. Deutschland und die Welt sind schockiert und voller Trauer. Die Panik in den Gesichtern, die Menschenmassen ohne Ausweg – diese Tragödie kommt so nahe an uns heran wie es selten eine Katastrophe zuvor tat. WAZ

Duisburg macht dicht. Die Hinweise mehren sich: Das Duisburger Rathaus wusste von Sicherheitsbedenken. Die Stadtverwaltung scheint verstockt. Sie reagiert mit undurchdringlichem Schweigen Die Zeit

Einsam im Unglück. Es kann kein Zweifel bestehen, dass bei Planung und Genehmigung der Loveparade schwere Fehler begangen wurden. Die Verantwortung dafür trägt der Oberbürgermeister – ob ihm persönliches Verschulden nachzuweisen ist oder nicht. Er muss daraus die Konsequenz ziehen. FAZ

Keiner will es gewesen sein. Bei der Nachbereitung des Desasters von Duisburg schieben sich die Beteiligten nun gegenseitig die Schuld zu. Wer sich an den Archiv-Einsturz erinnert, ist geneigt, hier von einem „Kölner Modell“ zu sprechen. Kölner Stadt-Anzeiger

„Wir haben alle Auflagen zu 100 Prozent erfüllt“ Chef der Loveparade im Interview Bild

Selbstschonung. Ein endgültiges und gerechtes Urteil über die Ursachen der Katastrophe von Duisburg wird man erst nach Abschluss der Ermittlungen fällen können. Und es ist angemessen, dass die Aufarbeitung des Loveparade-Desasters ohne politischen Streit begonnen hat. Hannoversche Allgemeine

Augen zu und durch. Der Druck auf Duisburg war groß taz

Löhne

Wirtschaftsmacht dank Mäßigung Im Ranking der OECD-Staaten findet sich Deutschland nicht in der Top Ten der Einkommensliga wieder, die Deutschen verdienen heute im Durchschnitt real weniger als vor zehn Jahren. Doch das ist kein Grund zum Klagen: Vor allem der früher nicht existente Niedriglohnsektor boomt. Handelsblatt

Der Brutto-Schock Immer mehr Deutsche verdienen Niedriglöhne Bild

Jeder fünfte Deutsche arbeitet für Niedriglohn. Eine Studie zeigt: Nie zuvor waren mehr Deutsche im Niedriglohnsektor tätig. In den letzten zehn Jahren stieg ihre Zahl um mehr als zwei Millionen Die Zeit

Unsoziale Leiharbeit. Die Regierung muss handeln, weil mit der völligen Arbeitnehmerfreizügigkeit in der Europäischen Union ein Lohndumping in neuer Dimension droht Frankfurter Rundschau

Die Lust auf mehr Lohn bricht sich Bahn. Der Aufschwung ist kein zartes Pflänzchen mehr, er treibt kräftige Triebe. Das wird allmählich auch Deutschlands Arbeitnehmern klar, nach Jahren von Krise und Kurzarbeit beginnt es in den Betrieben zu rumoren. Die Basis drängt die Gewerkschaften, wieder stärker zuzulangen. Dagegen raten die Unternehmen zum Maßhalten. Die Gewerkschaftsspitzen folgen ihnen – noch. Handelsblatt

Wikileaks zu Afghanistan

Washington spielt Daten-Affäre herunter. Demokraten wie Republikaner in Amerika haben verhalten auf die Veröffentlichung von Militärakten durch die Internetseite Wikileaks reagiert. Die Dokumente betätigten nur Bekanntes. Der demokratische Senator Kerry fordert indes eine Korrektur der Pakistan-Politik. FAZ

Enthüller mit PR-Strategie. Der Vergleich mit Pentagon Papers und Stasi-Archiven hinkt: Warum die Afghanistan-Dokumente allein weniger zur Aufklärung beitragen, als Wikileaks glauben macht. Mehr Transparenz würde auch den Aufklärern selbst gut stehen. Süddeutsche Zeitung

Das Pentagon sucht nach dem Maulwurf. In Washington beginnt die Suche nach dem Leck: Wer hat die Geheimdokumente über den Afghanistan-Krieg an Wikileaks gegeben? Das Pentagon verdächtigt einen alten Bekannten. Die Zeit

Frieden in weiter Ferne. Brisanz birgt der von WikiLeaks veröffentlichte Datenwust vor allem, weil er die ohnehin sinkende Zustimmung des Wahlvolks für den Afghanistan-Einsatz weiter auf Talfahrt schicken wird. In Afghanistan, so scheint es, kann nichts so sein, wie wir es uns wünschen. Kölner Stadt-Anzeiger

Die Afghanistan-Lüge ist jetzt amtlich. Die Veröffentlichung der Wikileaks-Papiere ist politisch brisant, weil sie den Regierungen den Spiegel vorhält und ihre Lügen als solche leuchten lässt. Die Erkenntnisse selbst sind für alle vor Ort keine Sensation. Stern

Die deutschen Soldaten sind hoch gefährdet. Der Krieg in Afghanistan ist härter, schmutziger als offiziell dargestellt. Wenn das für die politische Elite nichts Neues ist, dann wussten die Regierungen also, dass die Soldaten im vermeintlich sicheren Norden seit langem hoch gefährdet sind. Aber wussten das auch die Abgeordneten, die dem Einsatz zugestimmt haben? Tagesspiegel

Entscheidend ist der Zeitpunkt. Afghanistan-Dokumente bringen kaum Neues taz

Pentagon Eyes Accused Analyst Over WikiLeaks Data Wall Street Journal

Pakistan’s Double Game. If President Obama cannot persuade Islamabad to cut its ties to, and then aggressively fight, the extremists in Pakistan, there is no hope of defeating the Taliban in Afghanistan. New York Times

WikiLeaks Throws Obama Off Message (Again) on Afghanistan Time

BP

Schwieriger Neustart für Dudley. Milliardenverluste und ein ramponiertes Image: BP ist am Boden. Nun rückt Robert Dudley an die Spitze – und darf bloß nicht die Fehler seines Vorgängers wiederholen. Die Zeit

BPs geschickter Zug mit tapferem Südstaatler. Gründe für die Abberufung von Tony Hayward von der BP-Spitze gibt es schon seit Wochen. Der Zeitpunkt für den Chefwechsel ist dennoch goldrichtig. Nachfolger Robert Dudley darf die guten Nachrichten verkünden. Financial Times Deutschland

Rotzigkeit hat ihre Grenzen. BP-Chef Hayward liebt die Lässigkeit – doch er hat es übertrieben. Das wurde nicht nur ihm zum Verhängnis, sondern auch BP. Der Konzern muss lernen, sich nicht nur in der Öffentlichkeit zu hinterfragen Süddeutsche Zeitung

Der schwierigste Job der Welt. Bob Dudley nimmt auf einem Schleudersitz Platz. Der Amerikaner wird neuer BP-Chef und Nachfolger des ungeschickten Tony Hayward. Seine heikle Mission: die Zerschlagung des Ölmultis verhindern. Stern

Vom Riesen zum Zwerg. Wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexico wird BP wohl nicht Insolvenz anmelden müssen. Offen aber bleibt, was vom einst so mächtigen Ölkonzern nach der Tragödie übrig bleibt. Der Riese könnte zum Zwerg schrumpfen. FAZ

Es donnert bei BP. Der BP-Konzern tauscht den Chef aus. Tony Hayward soll künftig ein britisch-russisches Joint Venture leiten und wird nach Moskau abgeschoben. Der Fall zeigt: Öffentliche Kontrolle wirkt. Tagesspiegel

Regeln für die Risikogesellschaft. Nicht eine Person allein war Schuld taz

BP to Slim Down, Refocus in Wake of Oil Spill Wall Street Journal

Kuba

Stillstand auf Kuba. Am Revolutionsfeiertag haben die Castros überraschend geschwiegen. Die Hoffnung auf weitere Reformen ist damit vorerst gestorben Frankfuter Rundschau

Der ewige Revolutionär. Die Reden beim kubanischen Revolutionsfeiertag klangen kryptisch und nicht nach Veränderung. Ex-Staatspräsident Fidel Castro sprach nicht. Trotzdem rätselt Kuba, warum El Comandante plötzlich wieder in Militärkluft auftritt Süddeutsche Zeitung

Keinen Euro für Kubas siechen Sozialismus. Castros Kuba steht wirtschaftlich am Abgrund. Es wäre nun grundfalsch, die Diktatur mit EU-Geldern wieder hochzupäppeln Die Welt

… one more thing!!!

Iranian Re-Revolution. For months, commentators have assumed that Iran’s Green Movement was finished, but the history of political turmoil in twentieth-century Iran suggests otherwise. Foreign Affairs

Leitartikel

Auf den zweiten Blick. Dominik Brunner gilt als Held. Er hat Zivilcourage bewiesen und ist dafür gestorben. Sein Verhalten war aber nicht nur vorbildlich − die Staatsanwaltschaft hat das zu lange verschwiegen. Frankfurter Rundschau

Das Ende eines Billigfliegers. Der Beitritt in die Fluglinienallianz ist für Air Berlin nur logisch. Die Abkehr von den Billigurlaubern hin zu den lukrativeren Geschäftskunden hat aber ihre Tücken. Financial Times Deutschland

Mit Recht gegen Bologna. Wenn europäische Regierungen sich zusammensetzen, um letztlich Unverbindliches zu verabreden wie etwa in der Bologna-Vereinbarung über die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulwesens. FAZ (Print)

Kämpfen für Olympia! Es geht um das Gefühl, in einer lebendigen Stadt zu leben AZ München

Somali lessons for Afghanistan. Should Nato withdraw troops much faster than currently envisaged – and refocus more tightly on counter-terrorism? Financial Times

Long-Term Economic Pain. A new study highlights a devastating trend of increasing economic insecurity among American families. New York Times