Missbrauchsskandal, Hartz IV, Koalition, Irak, Schuldenkrise & Island

Der kirchliche Makel. Die Deutschen haben immer großes Vertrauen in die Erziehungsleistung der Kirche gesetzt. Jetzt kommt ein Missbrauchskandal nach dem anderen ans Licht und es zeigt sich: Für die Kirche zählt der schöne Schein noch immer mehr als das Wohl der Kinder. Süddeutsche Zeitung

„Ich kann nicht sagen, was da noch kommt“ „Die Odenwaldschule – ein zweites Zuhause“. So wirbt das Internat auf seiner Website. Statt eines zweiten Zuhauses erlebten dort etliche Schüler die Hölle. Es gibt wohl noch mehr Fälle sexuellen Missbrauchs als ohnehin schon bekannt geworden sind. Die Schulleitung will nun alle Ehemaligen aus der fraglichen Zeit anschreiben. Stern

Missbrauch an Internat Odenwaldschule in Hessen FAZ

Wie viele Missbrauchsfälle kommen noch ans Licht? Skandal am Elite-Internat Bild

Die moralische Legitimität der Kirche schwindet. Sexueller Missbrauch in ihren Einrichtungen hat die katholische Kirche erschüttert – und in ein Dilemma gestürzt. Einerseits erkennt sie die Notwendigkeit, den Willen zur Aufklärung zu demonstrieren. Andererseits will die Kirche nicht den Anspruch auf Eigenständigkeit aufgeben und die Affäre am liebsten intern klären Die Welt

Es war schon zu einfach, die Fälle von Kindesmisshandlung und sexueller Übergriffe als ein spezifisches Problem der katholischen Kirche zu begreifen. Es wäre nun auch zu einfach, in diesen Verbrechen an Schutzbefohlenen ein spezifisches Dekadenzsyndrom von Internaten, klosterähnlichen Gemeinschaften oder als Konstruktionsfehler bestimmter pädagogischer Konzepte zu sehen. FAZ

Was wusste Ratzinger? Papst Benedikt XVI. war Münchner Erzbischof, als in katholischen Einrichtungen des Bistums Kinder sexuell missbraucht wurden. Eine Kirchenorganisation fordert nun Klarheit vom Vatikan. Auch die Politik will nach den vielen Skandalen nicht länger untätig sein. Süddeutsche Zeitung

Macht und Gewalt. Die neuesten Enthüllungen über Missbrauchsfälle in einem hessischen Eliteinternat zeigen: Es wäre falsch, die aktuelle Debatte auf den Umgang der Kirche mit Sexualität und Autorität zu verengen. Tagesspiegel

Immerhin ein Anfang. 100 Betroffene in Ettal, 30 in Bad Godesberg. Die Zahl der bekannt werdenden Missbrauchsfälle in katholischen Institutionen steigt. Immer mehr Opfer melden sich zu Wort. Das Unrecht wird endlich ausgesprochen. Kölnische Rundschau

Vertrauenskrise. Kinderpornografie im Kloster, Übergriffe im Internat – die Deutschen quälen sich durch Berichte über immer neue Vorwürfe zum sexuellen Missbrauch. So mancher mag schon nicht mehr hinhören oder hinsehen, doch nun hat das Thema eine neue Dimension erreicht. Hannoversche Allgemeine

„Ich werde das Gespräch mit Opfern suchen“
Seit einer Woche ist der Trierer Bischof Stephan Ackermann Beauftragter für Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Interview in der FAZ

Hartz-IV Debatte

Hartz und die Straße. Wo liegt der programmatische Unterschied zwischen Guido Westerwelle und Hannelore Kraft? Die SPD, die zum Missmut vieler ihrer Mitglieder die Hartz-Gesetze einst ersonnen hat, bemüht sich um eine Generalüberholung Frankfurter Rundschau

Papa geht arbeiten. Vielen Dauer-Arbeitslosen fehlen nicht nur Fertigkeiten, sondern schlicht Selbstvertrauen und ein strukturierter Tagesablauf. Genau hier setzt Hannelore Krafts Vorschlag an, sie im sozialen Bereich einzusetzen. Einen Versuch ist es allemal wert. Kölner Stadt-Anzeiger

Kraft heizt die Hartz-IV-Debatte an. Zugleich distanziert sich die SPD-Vizechefin von Westerwelles oft kritisierten Aussagen Nürnberger Nachrichten

Krafts gewagter Vorstoß. Eines hat SPD-Landes-Chefin Hannelore Kraft mit ihrem Vorstoß für gemeinnützige Arbeit durch Langzeitarbeitslose auf jeden Fall erreicht: In NRW wird wieder über Inhalte gestritten. Man möchte sagen: Endlich. WAZ

Lohn der Solidarität.“ Leistung bedeutet sozialen Aufstieg“ gilt nicht mehr taz

Wie haltet Ihr es mit der Menschenwürde? Politiker müssen aufhören, Hilfsbedürftige pauschal zu verdächtigen. Die Achtung vor den Menschen fehlt in der Sozialstaatsdebatte, shreibt der kommissarische Ratsvorsitzender der EKD Nikolaus Schneider in der Süddeutschen Zeitung

Schwarz-Gelb

Deutsche Dekadenz. Schwarz-Gelb predigt Leistung, schützt aber anstrengungslosen Wohlstand. Die Erbschaftsteuer etwa ist immer noch viel zu niedrig. Tagesspiegel

Hau rein, Kanzlerin! Merkels Mini-Machtwort zu unnötigem Gezänk in der Koalition ist verpufft, die Koalition streitet weiter. Vier Anregungen für Machtworte, die richtig fetzen Financial Times Deutschland

Wie bei der „Herdprämie“ … … so in der Schulpolitik: Die Misere der CDU Es wird höchste Zeit, dass die Union für die konservative Strömung im Land wieder ein Gesicht findet. Tagesspiegel

Wahlen im Irak

Hoffnung besiegt die Angst. Trotz zahlreicher Terroranschläge gehen viele Iraker zur Wahl – sie wollen nach allem Leid endlich einen Wandel im Lande. Süddeutsche Zeitung

Der große Mut der Iraker. Unter Lebensgefahr begaben sich die Iraker an die Wahlurnen, um ein neues Parlament zu wählen. Einige bezahlten mit ihrem Leben für das Recht, ihrem politischen Willen Ausdruck zu verleihen. All jenen, die ungeachtet der Gefahr zur Wahl gingen, gebührt größter Respekt Die Welt

Noch lange nicht über den Berg. Die Wahlen 2005 hatten den Irak an den Rand eines Bürgerkriegs geführt taz

Parlaments-Wahl im Schatten des Terrors Bild

Mutige Iraker. Die Menschen haben sich nicht einschüchtern lassen. Trotz Bomben und Raketen – Millionen Iraker warteten seit acht Uhr mutig vor den 10 000 Wahllokalen. Zehn Stunden später hatte das Volk entschieden und hofft nun, mit seinem Votum ein Fundament für eine bessere Zukunft gelegt zu haben. Bis zur Bildung einer stabilen Regierung allerdings ist noch ein weiter Weg WAZ

Turnout Heavy in Iraq Election as Voters Defy Deadly Attacks. The shrugging response of voters in the face of a barrage of explosions in Baghdad could signal a fundamental weakening of the insurgency’s potency. New York Times

Endgame in Iraq Washington Post

The Big Winner in Iraq Vote: U.S. Orange County Register

Iraq’s Messy Democracy. The country is getting better at elections. But its leaders have not yet learned to compromise. Posters proliferate as uncertainty hangs over the upcoming national parliamentary elections Time

Schuldenkrise

Schäuble denkt an Europäischen Währungsfonds. Als Konsequenz aus der griechischen Finanzmisere schlägt Finanzminister Wolfgang Schäuble den Aufbau eines Europäischen Währungsfonds vor. Vorbild ist der Internationale Währungsfonds FAZ

Streit um Schäubles Rettungsfonds. Braucht die Eurozone einen eigenen Währungsfonds, um Länder wie Griechenland stützen zu können? Der Vorschlag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erregt die Gemüter. Die Griechen lehnen die Sparvorschläge ihres Ministerpräsidenten derweil ab und fürchten soziale Unruhen. Handelsblatt

Für Griechenland hätte eine Hilfe durch den IWF derzeit Charme, denn während die EU-Staaten von Athen lediglich Sparmaßnahmen fordern, ohne im Gegenzug Hilfen in Aussicht zu stellen, könnte Griechenland unter IWF-Aufsicht mit frischen Krediten zur Überwindung seiner Misere rechnen. Berliner Zeitung

Hart, aber europäisch. Die Mitgliedsländer müssen Antworten auf Pleite-Szenarien finden. Eine strenge Vergabe von Nothilfen dürfte die Sünder schon vor dem Fall disziplinieren. Financial Times Deutschland

Ganz so einfach ist es nicht Oberflächlich betrachtet erscheint die Sache so: Wer über seine Verhältnisse lebt, muss eben damit rechnen, dass irgendwann das dicke Ende kommt. Sollen Isländer und Griechen, bald vielleicht auch Iren, Spanier und Portugiesen, doch die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben. Berliner Zeitung

Euro-Länder brauchen eine solide Finanzpolitik. Zu Recht stehen Finanzinvestoren in der Kritik, wenn sie aus der Krise keine Lehren gezogen haben. Für die Probleme in der Euro-Zone sind die Mitgliedsländer aber selbst verantwortlich: Sie haben lange Zeit über ihren Verhältnissen gelebt und müssen zu einer soliden Finanzpolitik zurückkehren. Die Welt

„Kein Problem der gesamten Währungsunion“ Bundesbankchef Axel Weber Weber warnt davor, die Inflation hoffähig zu machen, Im Interview in der Wirtschaftswoche

„Der ganze Euro-Raum steht im Fadenkreuz der Spekulanten“ Die Regierung denkt über einen Europäischen Währungsfonds als Konsequenz aus der Griechenland-Krise nach. Ist die SPD damit einverstanden? Interview mit Sigmar Gabriel im Tagesspiegel

IWF sollte sich kümmern, Griechenland soll die Währungsunion verlassen. So Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in der Wirtschaftswoche

Schauspiel der Ohnmacht. Die Hauptverursacher der Krise sind gleichzeitig deren Gewinner. Den Kampf um eine Neuordnung der Finanzbranche haben Angela Merkel und ihre Kollegen gar nicht erst angetreten Die Zeit

„Wirtschaftsregierung für Europa“ Die Schuldenkrise in Griechenland habe endgültig klargemacht, dass „Europa eine zentrale Institution braucht, die die wirtschaftlichen und fiskalischen Prozesse steuert“, so Berater Roland Berger Manager Magazin

Zu viel Geld ist gefährlich. Die keynesianische Politik produziert hohe Staatsschulden und neue Finanzblasen. Der Monetarismus wird eine Renaissance erleben. Otmar Issing in Die Zeit

Volksabstimmung in Island

Kein Bail-out um jeden Preis. Die Isländer haben sich getraut, das seit Ausbruch der Finanzkrise in Mode gekommene Prinzip, Bankgewinne zu privatisieren, Verluste aber zu vergemeinschaften, zurückzuweisen. Handelsblatt

Island unterwirft sich nicht. Auf der Insel ist die Europa-Skepsis gestiegen. Das Votum der isländischen Bevölkerung im Icesave-Fall muss den EU-Ländern eine Lehre sein. Frankfurter Rundschau

Island und die Schuldfrage. In Island schiebt man die Schuld am Icesave-Debakel auf die EU. Doch deren Spielregeln akzeptierten die Politiker der Insel vor dem Crash nur zu gerne. Süddeutsche Zeitung

Eiszeit. Island hat sich schon in mancherlei Hinsicht als Labor der Finanzkrise erwiesen. Jetzt haben die Isländer darüber abgestimmt, wie sie für den Verlust einer ihrer Banken zahlen werden. Der Test im isländischen Krisenlabor regt zu Spekulationen an. FAZ

Wer will schon für das „Versagen gieriger Banker“ zur Kasse gebeten werden? Die Isländer sagten am Wochenende zu 93 Prozent „Wir nicht“, nachdem ihr Präsident ihnen diese Frage zur Abstimmung vorgelegt hatte. Hannoversche Allgemeine

Natürlich zahlt Island nicht. Auch die Isländer tragen Schuld an der Zahlungsunfähigkeit ihrer Banken. taz

… one more thing!!

Neue Plastik-Werkstoffe sind fester als Stahl. Sie machen Autos und Flugzeuge leichter, Brücken und Tennisschläger stabiler: Innovative Superkunststoffe aus Hybridmaterialien sind fester als Stahl und halten Jahrzehnte. Das ist nicht immer eine gute Nachricht. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Schwarz-gelbes Bahn-Chaos um eine Personalie. Die Suche nach dem neuen Aufsichtsratschef für den Staatskonzern passt zum Zustand der Koalition: Sie geriet zur einer Hängepartie und bescherte dem Konzern einen vermeidbaren Imageschaden. Von Strategie war nichts zu sehen. Doch Konzeptlosigkeit ist gefährlich für das Unternehmen. Financial Times Deutschland

Die SPD-Spitzenkandidatin in NRW scheint jedenfalls die Umfragen genau studiert zu haben. Und hat erkannt, dass auch die Mehrheit der SPD-Wähler dafür ist, von gesunden Hartz-IV-Empfängern eine Gegenleistung zu verlangen. Bild

Lebenslanges Leiden. Die Verjährungsfristen sind viel zu kurz AZ München

Die Dauerstarter. Notarztwagen vor dem Berliner CDU-Hauptquartier Die Welt

Pflegepolitischer Paukenschlag. Es war mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen und auf eine brillante Art zu debütieren.“ So erklärte Joseph Haydn lange nach der Uraufführung seiner 94. Sinfonie den unüberhörbaren Paukenschlag im zweiten Satz. FAZ (Print)

Zeit für Begierden Gegen einen knurrenden Magen hilft Essen, gegen Gier hilft Geld, sagt die Theorie. Auf die Berliner Praxis heruntergebrochen bedeutete dies, dass man aus Teilzeitparlamentariern nur Vollzeitabgeordnete machen müsse, und schon schwände die Lust, nebenbei fragwürdige Geschäfte zu tätigen. Tagesspiegel

Gefährliche Wetten. Politiker haben der Spekulation den Boden bereitet. Ihre Wehklage, wie etwa im Falle Griechenlands, ist heuchlerisch. Gesetze müssen her, die das Zocken unattraktiv machen. Frankfurter Rundschau

Der Neue Markt steht als Synonym für die vorerst letzte Gründerzeit in Deutschland: Es war plötzlich ebenso chic, Unternehmen und möglichst gleich eine Aktiengesellschaft zu gründen, wie es Mode wurde, Unternehmensanteile zu besitzen; frisches Kapital für neue Ideen gab es daher im Überfluss Wirtschaftswoche

Im Netz der Technik. Der Siegeszug der Allround-Mobiltelefone ist nicht mehr aufzuhalten. Doch bei der Cebit in Hannover zeigen sich nicht nur der Nutzen, sondern auch die Gefahren der schlauen Handys: Sie werden unseren Alltag noch mehr beschleunigen; außerdem werden Sicherheitsrisiken deutlich. Kölner Stadt-Anzeiger

Die Euro-Lüge Titelgeschichte Der Spiegel (Print)

Die Burn-out-Gesellschaft Macht uns der Job krank? Wege aus der Psycho-Falle Titelgeschichte Focus (Print)

The Wrong Kind of Green. How conservation groups are bargaining away our future. The Nation

Europe’s hypochondriacs. Most Europeans are doing better than they think, and can take more fiscal austerity Economist

Dreaming the Possible Dream. Two innovators have defied the recession to shepherd clean-tech start-ups with the potential to be disruptive game changers. New York Times