Rentendebatte, Schleswig-Holstein, 6 Monate Obama

Die Deutschen werden immer älter, gleichzeitig gibt es zu wenige Rentenzahler: Die Rente mit 69 ist eine logische und gerechte Lösung dieses Problems. Nur die Debatte kommt zu früh. Süddeutsche Zeitung

Für ihren Mut zur „Rente mit 67″ hat sich die große Koalition vor zwei Jahren zu Recht feiern lassen. Alle müssen länger arbeiten – sonst bricht das Rentensystem zusammen. Nun bringt die Bundesbank die „Rente mit 69″ ins Spiel. Der Vorstoß kommt im richtigen Moment. FAZ

Endsechziger sind heute körperlich und geistig meist agil. Die Forderung der Bundesbank, bis zum Alter von 69 Jahren zu arbeiten, trägt nur der Realität Rechnung. Die Welt

Die Vorhersagekraft der Bundesbank in allen Ehren – wer weiß schon, wie wir in 50 Jahren leben werden? Tagesspiegel

Unfälle bestärken das (Vor-)Urteil: Alte gehören nicht mehr hinters Steuer. Aber arbeiten sollen sie noch Nürnberger Nachrichten

Das Eintrittsalter für die Rente dürfte eher auf über 70 Jahre steigen und nicht nur auf 69. Politiker, die anderes erzählen, mogeln sich an den Realitäten vorbei. Deshalb war auch die Schmerzensgeburt der Rente mit 67 nötig. Ohnehin betrifft die Debatte über Rente mit 67, 69 etc. nur die Jüngeren. Die Bestandsrentner – dies zeigte die von der Großen Koalition 
gekippte Formel vom Lohnbezug erneut – werden von der Politik gehätschelt. Märkische Oderzeitung

Nur im Sommerloch, wenn viele im Urlaub sind und ansonsten nichts los ist, haben so schrille Vorschläge eine Chance: Jetzt regt die Bundesbank an, das Renteneintrittsalter bis 2060 auf 69 festzuklopfen. Sich darüber aufzuregen lohnt nicht. Wer ist eigentlich die Bundesbank? Kölnische Rundschau

Schleswig-Holstein

Ausreden machen immer alles noch schlimmer, erst recht in der Politik. Zumindest das müsste auch Peter Harry Carstensen wissen. Dennoch versucht der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein seine Fehler mit Ausflüchten kleinzureden. Er kann nicht mehr bestreiten, dass er in der Affäre um die Zahlungen an den Chef der HSH-Nordbank zumindest in einem Punkt die Unwahrheit behauptet hat. Was tut er? Er versteckt sich hinter seiner Bräsigkeit. Süddeutsche Zeitung (Print)

Nicht nur der ehemalige Wirtschaftsminister vermutet, dass Carstensen die „grausame Wahrheit“ (Marnette) bis zur Schließung der Wahllokale zurückhalten will. Wer kommt eher ins Ziel? Die Wahrheit vor Carstensen? Dann droht Carstensen am Wahlabend ein Desaster. Oder Carstensen vor der Wahrheit? Dann droht das Desaster allein den Steuerzahlern. Egal, ob Carstensen noch am Wahlabend zurücktritt oder nicht. Im Streit um die Bonuszahlungen steht Carstensen nicht nur als Lügner da, sondern zugleich als willfähriger Handlanger gieriger Manager. Berliner Zeitung

Was überrascht, ist die Stillosigkeit, mit der „Dirty Harry“ Carstensen diese Entlassungen vollstreckt hat. Zwar ließ er wissen, der Schritt sei ihm „außerordentlich schwergefallen“, doch dann informierte er seine Minister nicht einmal selbst. Und sein Staatskanzlei-Chef bat die Geschassten zunächst auch noch, ihre Entlassungsurkunden abzuholen. Hamburger Abendblatt

Wenn sich der Gefechtsnebel legt, wird eines scharf in den Blick geraten: die Sonderzahlung an den Chef der HSH Nordbank. Juristisch betrachtet mögen die 2,9 Millionen Euro für Dirk Jens Nonnenmacher einwandfrei sein. Politisch betrachtet sind sie ein veritabler Skandal. Selbst der dümmste Politiker muss wissen, dass Bürger ihr Geld äußerst ungern wegwerfen. Wer kann auf die Idee kommen, dass irgendjemand außer Herrn Nonnenmacher es richtig fände, Herrn Nonnenmacher Millionen zu geben, damit er weiterhin seiner Arbeit in einer Bank nachgeht, die ohne Milliardenhilfen vom Staat gar nicht mehr existierte? WAZ (Print)

Peter Harry Carstensen entlässt SPD-Minister und stellt die Vertrauensfrage. Hat sich der Taktierer Ralf Stegner selbst umzingelt? Die Welt

Dr. No und der „Lohn der Angst“. Das Machtvakuum verhindern – um jeden Preis: Aus Angst hält die Politik an dem umstrittenen HSH-Nordbank-Chef Nonnenmacher fest. Süddeutsche Zeitung

6 Monate US-Präsidentschaft

Ein halbes Jahr ist Obama US-Präsident, inzwischen lässt sich Pose von Substanz gut unterscheiden. Seine Außenpolitik erscheint mehr und mehr wie schmückendes Beiwerk. Die Zeit

Kein amerikanischer Präsident dürfte sein Amt mit einer so vollen außenpolitischen Aufgabenliste angetreten haben wie Obama. Sechs Monate nach seinem Amtsantritt zeigt sich: Obamas neuer Diskurs ist mehr als bloß eine Geste. Handelsblatt

Präsident Obama erlebt im Augenblick, was auch seinen Vorgängern widerfahren ist: Nach Wochen auf Wolke Sieben kommt nun die Phase der Entzauberung und Ernüchterung. Die Regierung lernt die Komplexität der Dinge kennen – wie am Beispiel Guantánamo. FAZ

Ausgerechnet in der heiklen Ostjerusalem-Frage rauschen die USA und Israel erstmals aneinander. Beide Seiten können sich nicht leisten, in diesem Punkt nachzugeben. Jeder Kompromiss gefährdet die eigene Glaubwürdigkeit. Financial Times Deutschland

Most Americans love Barack Obama personally, but support for Democratic policies is already sliding fast. A Washington Post-ABC News poll released Monday confirms what other polls have found New York Times

Will Obama Wipe Out on Health Care? He’s counting on a wave of political good will to get it through Congress. But has he missed his best chance? Newsweek

Obama Is No Post-Partisan, Let’s Face It Wall Street Journal

…one more thing!

Die steigende Arbeitslosigkeit infolge der Wirtschaftskrise trifft nach einer Gewerkschaftsstudie jüngere Beschäftigte besonders hart. Die Arbeitslosigkeit sei unter Jüngeren rund dreimal so stark gestiegen wie im Durchschnitt aller Altersklassen. Berliner Zeitung

Leitartikel

Was ist eigentlich los in diesem Sommer – ja sind wir denn im Kino? Porsche gegen Volkswagen – das erprobte Kampfschwein Wiedeking (Porsche) geht gerade dem schlauen Fuchs Piëch ins VW-Netz. Große Politik derweil in Kiel: Dort kämpft „Käpt’n Iglo“ Peter Harry Carstensen (CDU) Freistil mit Ralf Stegner (SPD) – der das Dschungelbuch-Publikum unwillkürlich an die züngelnde (Polit-)Schlange Kaa erinnert BILD

Bitte vorsichtig weiterlesen, es ist etwas Furchtbares geschehen: Die Bundesbank hat es gewagt, ein paar Gedankenspiele darüber anzustellen, in welcher Verfassung unser Rentensystem in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sein könnte. AZ München

Die Weltgesundheitsorganisation hat aufgehört, die neuen Fälle von Schweinegrippe zu veröffentlichen. Die Sinnlosigkeit dieses Tuns war offensichtlich. Zuletzt hatte die WHO 94 512 Fälle und 429 Tote aufgelistet, die ihr von den nationalen Referenzlaboren gemeldet worden waren. FAZ (Print)

Wirtschaftsforscher empfehlen höhere Vermögensteuern, um die Staatskasse zu füllen. Doch das ist nur auf den ersten Blick eine gute Idee und könnte den Aufschwung abwürgen Financial Times Deutschland

Es gibt noch gute Nachrichten aus der Wirtschaft: Das Feri-Institut hat im Auftrag des jüngst an die Elbe gezogenen Magazins „Capital“ Hamburg zur Stadt mit den besten Wirtschaftsperspektiven gekürt. Hamburger Abendblatt

Es gibt kein Grundrecht auf Hass, die „Zensurdebatte“ im Internet wird immer absurder Die Welt

Bisher hat es Premier Natanjahu vorgezogen, den Ernst der Lage zu verdrängen. Ein halbherziges Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung genügt nicht. Es reicht nicht aus, den kompromittierenden Außenminister Avigdor Lieberman während wichtiger Verhandlungen mit US-Emissären nach Südamerika und Afrika zu schicken. Der Ministerpräsident muss erkennen, dass er nicht auf Zeit spielen, wenn das Land keinen Schaden nehmen soll. Süddeutsche Zeitung (Print)

Kalifornien im Ausverkauf. Gouverneur Schwarzenegger verhökert Trödel aus den Behörden und steigert die Erlöse mit seinem Autogramm. Auch ein Weg aus der Krise. Nur eben kein seriöser. Frankfurter Rundschau

Old age: Blessings, curses USAToday

The Pakistani military’s new counterinsurgency strategy is propelling it to victory against the Taliban. But to consolidate its gains, Pakistan will need international support. Foreign Affairs