Schuldenkrise, Merkel, Grüne, Terrorismus, Papst & Piraten

Der keltische Tiger ist tot. Jahrelang wurde Irland für sein Wachstumsmodell gefeiert. Jetzt ist die Blase geplatzt, das Kasino wird geschlossen. Das Land muss sich neu erfinden. Die Zeit

Das reiche Irland hängt nun am Tropf ärmerer Staaten. Die grüne Insel, die nun Milliardenhilfe beantragt, gehört nicht zu den armen Staaten in Europa. Ganz im Gegenteil: Irland ist zu einem der reichsten Länder aufgestiegen. Doch mit der Bankenkrise und der Rezession stürzt das Land ab. Nun braucht es Finanzhilfe, die zum Teil von deutlich ärmeren EU-Staaten kommt. FAZ

„Wir dürfen Irland jetzt nicht erwürgen“ Nach dem Antrag Irlands auf Milliarden-Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds werden die Forderungen nach Steuererhöhungen in dem hoch verschuldeten EU-Staat lautet. Doch die Regierung in Dublin stemmt sich mit aller Kraft dagegen, die Unternehmensteuer-Sätze des Landes zu erhöhen – und erhält dafür prominente Unterstützung. Handelsblatt

Keine Gebete für die Regierung. Viele Iren empfinden es als Demütigung, wie ihre Regierung sich zur Finanzhilfe durch EU und IWF verhalten hat. Der einst stolzen Volkspartei Fianna Fail wird der Sturz in die Opposition prophezeit. Vor einer vorgezogenen Wahl sind aber noch Grausamkeiten nötig. FAZ

Gut gespielt und verloren. Die Iren haben gespielt, erst gewonnen, jetzt verloren. Schadenfreunde ist gleichwohl nicht angebracht. Denn guter Sportsgeist hindert niemanden daran, nach einer Niederlage auch mal kräftig zu schimpfen. Tagesspiegel

Irlands Tag der Schmach. Irland ist gedemütigt, Premierminister Cowen diskreditiert und es ist unklar, wie es mit Irlands Bankensystem weitergeht. Wirtschaftswoche

Die Story ist geplatzt. Der Traum einer neuen Finanzwelt taz

Zauberland ist abgebrannt. Das stolze Irland war einst das Wirtschaftswunderland der EU. Doch im Kampf gegen die Wirtschaftskrise unterlag der irische Tiger. Jetzt sollen EU und IWF helfen. Bericht aus einem verzweifelten Land. Stern

Kaltes Wasser. Erst Griechenland, dann Irland: Die Schuldenkrise hat ein weiteres Land der Euro-Zone erwischt. Auch die Regierung in Dublin kam jetzt zu dem Schluss, dass es ohne Hilfe von außen nicht mehr geht – und ersucht offiziell um Beistand der Europäer und des Internationalen Währungsfonds. Wer gedacht hatte, dass der im Frühjahr nach dem griechischen Schuldendesaster aufgespannte gewaltige Rettungsschirm durch seine bloße Existenz die Märkte so einschüchtern würde, dass er gar nicht in Anspruch genommen werden müsste, hat sich geirrt. Hannoversche Allgemeine

Wir retten den Euro zu Tode. Inzwischen retten wir den Euro im Halbjahresrhythmus. Im Frühjahr Griechenland, im Herbst Irland. Wann folgen Portugal und Spanien? Jedes Mal stand angeblich die Zukunft Eurolands auf dem Spiel. Börsenzeitung

Steine im Glashaus. Berlin wirkt derzeit wie der große finanzpolitische Diktator Europas. Es beruft sich darauf, dass die deutschen Steuerzahler den größten Anteil am Euro-Rettungsschirm zu tragen haben Lausitzer Rundschau

Das Schicksal des Euro. Zur Rettung von Irland gibt es keine Alternative – behaupten Politiker. Da müssen die Alarmglocken schrillen, denn wenn Politiker so etwas sagen, gibt es immer Alternativen. Doch welche sind das? Und wie teuer sind sie? Süddeutsche Zeitung

Top-Ökonomen warnen vor „Vollkasko“ für Pleitestaaten
. Vor dem Hintergrund der Irland-Krise haben führende Ökonomen in Deutschland vor einem dauerhaften Transfermechanismus in der Europäischen Währungsunion gewarnt. Sie befürchten, dass die deutschen Steuerzahler über Gebühr belastet werden. Eine „Vollkaskoversicherung“ für Pleitestaaten dürfe es nicht geben.
Handelsblatt

Bizarre Rettungslogik. Die Rettung Irlands koste ja kein Geld. Es gehe doch nur um Bürgschaften. Mit solch wohlklingenden Worten verkleiden die Euro-Rettungspolitiker die Umgehung des Haftungsverbots für Staaten in den EU-Verträgen. FAZ

Kein PIG, doch schweinisch gut. Mit den Sorgenkindern Griechenland und Irland hat Portugal und vor allem Spanien wenig gemein. Ein PIG ist dort nur das köstlich schmackhafte cerdo iberico. Handelsblatt

Streit um Irlands Steuern: 12,5 Prozent oder der Tod. Irland hat seine finanzielle Unabhängigkeit aufgegeben, die Regierung steht vor dem Aus – nur eins verteidigt sie verbissen gegen die europäischen Geldgeber: den niedrigen Unternehmensteuersatz von 12,5 Prozent. Daran soll der Erfolg der wirtschaftlichen Sanierung hängen. manager magazin

Cowens Regierung vor dem Aus – Neuwahlen in Irland. Nach dem Hilferuf nach europäischen Krediten ist der Druck zu groß geworden: Der irische Premierminister Cowen und sein Finanzminister Lenihan geben nach und kündigen für Januar Neuwahlen an. Auch Irlands Tage als Niedrigsteuerland sind womöglich gezählt Süddeutsche Zeitung

Making a virtue of necessity. IT IS arguable that the Taoiseach has made the right decision in “the uniquely serious circumstances in which we find ourselves”, as he put it. Irish Times

Ireland bailout: who really benefits? The bailout will protect bondholders and investors within the EU rather than help Irish people get through the financial crisis Guardian

Portugal New Focus of Europe Debt Fears Wall Street Journal

Fünf Jahre Kanzlerin Merkel

Fünf Jahre Kanzlerin? Die Feier fiel aus! Kein Blumenstrauß, kein Gläschen Sekt: Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern genau fünf Jahre im Amt war, war ihren engsten Mitarbeitern keine Feier wert. Das war ganz im Sinne der Chefin. Pseudo-Events mag die nüchterne Brandenburgerin nicht. Bild

Regierungschefin ohne Botschaft. Erst Große Koalition, dann Schwarz-Gelb: Seit fünf Jahren regiert Angela Merkel Deutschland. Während ihr Bündnis mit der SPD vielen als Erfolgsmodell galt, ist die Popularität der jetzigen Koalition im Keller. Das liegt auch an der Kanzlerin. Merkel hat deshalb ihre Taktik geändert – aber hat sie das wirklich? Stern

Grüne

Die Angst der Grünen vor dem FDP-Effekt. Die Grünen befinden sich derzeit in einem Umfrageallzeithoch. Weil die Partei fürchtet, von ihren Wählern wie die FDP abgestraft zu werden, verspricht sie ihrem Klientel nur Zumutungen. Das ist ehrenwert, aber total falsch. Financial Times Deutschland

Weit daneben. Die Grünen auf dem Weg zur Volkspartei – die These ist derzeit beliebt und dank Meinungsumfragen auch nicht aus der Welt. Darum war der Freiburger Parteitag der Grünen ein besonderer, quasi aus der neuen Zeit. Die aber ist womöglich schon wieder vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. WAZ

Terorismus-Warnung

Polizei sperrt Kuppel des Reichtstages. Nach den jüngsten Warnungen vor islamistischen Terroranschlägen wurde die Kuppel des Reichstags in Berlin am Montagmorgen gesperrt. Ein den Sicherheitsbehörden bekannt gewordenes Terror-Szenario sieht einen Sturmangriff auf den Sitz des Bundestags vor. Innenminister Thomas de Maizière allerdings kritisiert die Fülle der „unverantwortlichen Spekulationen“. Wirtschaftswoche

Touristen im Regen. „Das war wohl keine gute Idee“: Nach der Terrorwarnung für den Reichstag werden Berlin-Besucher von den Kontrollen überrascht – und schlecht informiert Süddeutsche Zeitung

Die Terroristen könnten schon da sein. Deutschland in Angst vor einem Blutbad – eine Gruppe aus dem Ausland soll Anschläge planen. Aber es wächst auch die Sorge, dass islamistische Einzeltäter zuschlagen. Droht Deutschland ein Mumbai-Anschlag? Es gilt die Alarmstufe rot, das Anschlagsszenario als realistisch. FAZ

Die Terrorgefahr ist da. Angesichts der erhöhten Terrorgefahr wird auch auf Weihnachtsmärkten Alarmbereitschaft ausgelöst. Doch ist ein Anschlag auf lokalen Märkten überhaupt realistisch? Ja, denn sie sind verletzlich Kölner Stadt-Anzeiger

Wissen und Wachen. Mit dem Frieden und der Besinnlichkeit im bevorstehenden Advent ist es erst einmal vorbei. Seit Innenminister Thomas de Maizére der Öffentlichkeit erklärt hat, es gebe ernstzunehmende Hinweise auf geplante Terroranschläge islamistischer Glaubenskrieger in Deutschland, breitet sich Unruhe aus, bei Weitem nicht allein von den Medien angezettelt. Lausitzer Rundschau

Ein Plädoyer für die Furcht. Wir wollen in Deutschland frei und ohne Angst leben – keine terroristische Bedrohung wird uns davon abbringen.“ Ein starker Satz der Kanzlerin. Allerdings ist er falsch. Man fühlt sich an die Kindheit erinnert, als man im dunklen Keller möglichst laut rief: „Ich habe keine Angst.“ WAZ

Erstaunlich clevere Koalition. Die Union taktiert bei den Sicherheitspaketen taz

Radikale Reform soll vor Terror-Ernstfall schützen. Doppelarbeit und Kompetenzgerangel: Die Architektur des Sicherheitsapparats ist veraltet – Regierung will Geheimdienste umkrempeln. Die Welt

Papst

Theologie der Befreiung. Um die Konservativen in der Kurie nicht zu Furien zu machen, hat der Papst seine Meinung zum Gebrauch von Kondomen mit Bedacht in ein Gesprächsbuch über Gott und die Welt eingebettet. Kein hochoffizielles Schreiben – aber die Kirche kann diese Tür nicht mehr schließen Tagesspiegel

Ein Riss in der Mauer des Vatikans. Mit seinen Äußerungen zum Gebrauch von Kondomen nähert sich Papst Benedikt dem 21. Jahrhundert. Langsam. Die Reaktionen zeigen, wie sehr sich die Menschen nach einer zeitgemäßen Kirche sehnen. Süddeutsche Zeitung

„Können Sie wirklich für Jesus sprechen?“ Benedikt XVI. ganz privat in Bild

Auftakt im Piratenprozess

„Erpresserischer Menschenraub“. Somalische Piraten kaperten Anfang April den deutschen Frachter „Taipan“. Zehn Männer stehen nun in Hamburg vor Gericht. Es ist der erste Piratenprozess auf deutschem Boden seit einigen hundert Jahren: „Angriff auf den Seeverkehr in Tateineinheit mit erpresserischem Menschenraub“ – so lautet die Anklage. FAZ

Im Piraten-Prozess prallen Welten aufeinander. In Hamburg wird die trostlose Wirklichkeit der modernen Piraterie verhandelt. Die Beweislage gegen die zehn Somalier scheint erdrückend. Die Welt

Piraterie – Reeder. Piraten waren einmal die Schrecken der Meere. Klaus Störtebeker forderte die Hanse heraus. Heute locken die Freibeuter allenfalls thrillergewöhnte TV-Zuschauer an oder die Gerichtsbesucher in Hamburg. WAZ

… one more thing!!!

Korruptionsskandal in Frankreich. Schmiermittel mit Rückflüssen. Hinterbliebene von Franzosen, die 2002 bei einem Anschlag in Karachi umkamen, wollen die Wahrheit wissen: War die Tat Rache für ausbleibende Schmiergeldzahlungen für ein Rüstungsgeschäft mit Pakistan? In den Fall sind Politiker verwickelt. FAZ

Leitartikel

Eine unterirdische Debatte. In Irland wird das Geld deutscher Sparer und Lebensversicherer gerettet. Die Spekulanten sind da zweitrangig. Künftig müssen vor allem Investitionen von Banken besser reguliert werden. Frankfurter Rundschau

Schluss mit den Nebelbomben der Banken. Spätestens seit den dramatischen Rettungsaktionen während der Finanzkrise 2008 sollte den Regierungen Europas klar sein, dass das Schicksal ihrer Länder in den Händen einiger Tausend Banker liegt – und die tanzen den Staaten offenbar auf der Nase rum. Financial Times Deutschland

Bittere Lehren. In Dublin haben am Montag weder Autos gebrannt, noch hallten die Häuserwände wider vom Protest empörter Demonstranten. Das Notpaket der Europäischen Union und des Währungsfonds wird von der irischen Bevölkerung eher mit Erleichterung als mit Zorn in Empfang genommen. FAZ

Banken retten – und kontrollieren. In der Empörung über die EU-Hilfen für Irland und sein Bankensystem geht ein grundlegender Fakt unter: Wer Irlands Banken hilft, der hilft gleichzeitig den deutschen Sparern. Denn es ist zum Teil auch ihr Geld, das auf der Grünen Insel liegt. Kölner Stadt-Anzeiger

Vorbild Bundeswehr! Die Bundeswehr ist ein Vorbild. Wo andere sich an das Vergangene klammern, geht sie voran. Bild

Ein Signal an alle Möchtegern-Schlägerbubis. Hohe Haftstrafen für die drei Schweizer Schläger. Welches Strafmaß kann gerecht sein für eine brutale, sinnlose Gewaltorgie? AZ München

How Germany could come to kill the euro. The single currency will indeed probably break up, and its most likely executioner will be Berlin Financial Times

Ireland’s Reckoning. On the brink of accepting an international bailout, the former economic superstar of Europe may be going the way of Greece (Cover Story) Businessweek

A Gift From Long Ago. We would do well to pay renewed attention to the lofty ideals of a president elected 50 years ago this month. New York Times

Marriage: What’s It Good For? The state of our unions is shifting in unexpected ways. A TIME/Pew special report shows how income, age and experience alter our chances of wedded bliss (US-Cover) Time

The Lady Walks Free Again. Aung San Suu Kyi is released from house arrest to a Burma that, while still in the generals‘ grip, is changing fast. To get things done, she will have to learn how to be more than an icon of democracy. (US-Cover) Time

Halfhearted Soul-Searching at the White House. Unlike Bill Clinton, Obama hasn’t yet experienced a political loss that taught him how to reinvent himself. He needs to surround himself with advisers who will challenge his world view. Newsweek

Nuclear blinders. North Korea’s newly revealed nuclear facility should surprise no one, and Washington must no longer be played for a fool. The U.S. should work with China on reunifying the Korean peninsula. schreibt der frühere amerikanische UN-Botschafter John Bolton in der Los Angeles Times