Fans ohne Stimme Die Deutsche Fußball Liga verabschiedet das umstrittene Sicherheitspapier „Sicheres Stadionerlebnis“: Die Profiklubs des Fußballs reden über ihre Anhänger, nicht mit ihnen. Das ist fatal, denn die Auseinandersetzung um die Fankultur hat erst begonnen Frankfurter Rundschau
Mehr Sozialarbeiter für die Subkultur in den Kurven Meinung Es gibt Problemfälle unter den Fußballfans, doch allgemein werden die Zustände in den Stadien mitnichten schlimmer. Die Hau-drauf-Rhetorik einiger Innenminister ist fehl am Platz. Statt mit der harten Hand des Staates zu drohen, ist es an der Zeit, auf die Probleme mit mehr Prävention und Geld für Fanprojekte zu reagieren. Süddeutsche Zeitung
Die Fans sind keine unkritische Masse mehr Das neue Sicherheitskonzept ist überflüssig. Es soll ein Problem lösen, das es nicht gibt. Gestärkt hat die Debatte um sichere Stadien nur die Fans. ZEIT
Bundesliga beugt sich der Politik Nach Wochen der Diskussionen und Proteste wurde es am Mittwoch ernst: Auf der Vollversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) haben die 36 Profivereine das umstrittene Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ verabschiedet. Am Ende gab es eine Mehrheit für alle 16 Anträge. Rheinische Post
Es funktioniert nur im Dialog Die Fans in den deutschen Stadien sind keine reinen Konsumenten, sie tragen maßgeblich zum Produkt bei. Eine Lösung für die Probleme in den Kurven kann daher nur im Austausch gefunden werden. Handelsblatt
Logisch und konsequent Der 12. Dezember 2012 könnte als „Tag der Fankultur“ in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen. Die Spitzen der 36 Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga haben sich für das Sicherheitskonzept ausgesprochen, das von Deutschem Fußball-Bund und Fußball-Liga erarbeitet worden war und für hitzige Diskussionen sorgt. Märkische Allgemeine
BVB muss den Rechten etwas entgegensetzen Fußball schweißt zusammen. Dennoch darf sich keiner mit Nazis gleich machen. Fans sind hier gefragt, die Verantwortung des Vereins ist jedoch größer. Gut, dass BVB-Boss Hans Joachim Watzke da jetzt genauer hinschauen will. WAZ
Apothekergate
Bahr muss mit harter Hand aufräumen Der Datenklau im Gesundheitsministerium, mit dem die Apotheker-Lobby in Verbindung gebracht wird, ist erst der Anfang. Auch andere Politikbereiche müssen sich vor Spionage schützen – es lohnt sich. Die Welt
Strippenzieher in der Grauzone Mit Macht versuchen Firmen, die Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen. Ist das schlimm? Nein – solange sich die Einflüsterer an Regeln halten. Ob sie das tun, ist schwer zu prüfen. Und neue Strategien der Lobbyisten lassen die Konzepte der Regierung alt aussehen. Korruptionsbekämpfer sprechen bei dem aktuellen Verdachtsfall im Gesundheitsministerium von „Politikspionage“ und einer „neuen Dimension“ des Lobbyismus. Süddeutsche Zeitung
Die Termiten der Demokratie Der Spionagefall im Gesundheitsministerium zeigt: Der Bundestag sollte die Zusammenarbeit mit Lobbyisten verbieten. So etwas als Lobbyismus zu bezeichnen ist stark untertrieben. WAZ
Viel zu erklären Wenn etwas besonders teuer ist, spricht der Volksmund von Apothekerpreisen. Mit dem Image, teuer zu sein, muss die Branche leben – auch wenn viele Geschäfte wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Nordwest Zeitung
Stinksauer reicht nicht Die diversen sauren Minister sollen lieber ihre Läden im Griff haben. Hinterher ein bisschen rumzupoltern lenkt nur vom eigenen Versagen ab. taz
Maulwurf im Ministerium Ein Ex-Mitarbeiter des mächtigsten Apothekerverbands soll sensible Daten im Gesundheitsressort ausspioniert haben Die Welt
Apothekerlobby spioniert beim Gesundheitsminister Ein Lobbyist der Apothekerschaft soll sich jahrelang illegal Interna beschafft haben. Wie groß ist der Schaden? Cicero
Datenklau ist ein „Bärendienst“ für den Lobbyismus Der Kommunikationsberater Thomas Steg befürchtet, dass der Daten-Diebstahl im Gesundheitsministerium das Ansehen des Lobbyismus beschädigt. Politik sei auf eine solide Art der Interessenvertretung angewiesen. Deutschlandradio
Versuchter Terroranschlag in Bonn
Salafismus und Terror in Deutschland Sicherheitsbehörden halten gewaltbereite Salafisten seit einiger Zeit für willens, Terroranschläge in Deutschland zu begehen. Die beiden vorübergehend festgenommen Männer zählen zu einer Szene, die auf etwa 4000 Personen geschätzt wird. FAZ
Im Zweifel Die Zeiten sind schnelllebiger geworden. Das ist zunächst eine Binsenweisheit. Aber mit Folgen. Wahlergebnisse werden von der Politik kommentiert, ehe die Stimmen ausgezählt sind. Und eine wache Öffentlichkeit erwartet Gewissheiten, ehe es sie geben kann. Zum Beispiel nach Terroranschlägen. Zum Beispiel in dieser Woche in Bonn. Das kann nur schiefgehen. Bonner General-Anzeiger
Kölner Polizei muss auf McDonald’s-Video zurückgreifen Ermittler suchen die Bombenleger von Bonn jetzt mit dem Video aus dem Fast-Food-Restaurant, weil Gleis 1 nicht überwacht war – nicht das einzige Problem der Beamten. ZEIT
Polizei fahndet nach weiterem Tatverdächtigen Der im Bonner Hauptbahnhof aufgefundene Sprengsatz war „höchst gefährlich“. Das bestätigt die Bundesanwaltschaft. Für einen „terroristischen Hintergrund“ fehlt noch ein „ausreichender Anhaltspunkt“. Inzwischen wird nach einem weiteren Tatverdächtigen gefahndet. FAZ
Bankenaufsicht
Gut für den Euro – und für Deutschland Die EU-Finanzminister einigen sich auf eine zentrale Bankenaufsicht bei der EZB. Sie fällen damit eine wegweisende Entscheidung und machen den Euro krisenresistenter. Handelsblatt
Große Vorhaben, kleine Schritte Europa verständigt sich auf Regeln zur Bankenaufsicht und sucht auf dem anstehenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs nach Wegen aus der Krise. Doch die Pläne der EU-Spitzenpolitiker gehen einmal mehr auseinander. Frankfurter Rundschau
Wunschtraum Bankenunion Seit zehn Jahren wird die Bankenunion nun schon auf die lange Bank geschoben. Ob der bevorstehende EU-Gipfel am Donnerstag daran etwas ändern wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Eines aber steht fest: Auf dem Altar der nationalen Interessen einiger Mitgliedsstaaten wird viel zu oft das Allgemeinwohl geopfert. Polityka Warschau
US-Notenbank
Amerikas Notenbank lässt Notenpresse schneller laufen Ab Januar will die Federal Reserve jeden Monat für weitere 45 Milliarden Dollar Anleihen kaufen – bis die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent gefallen ist. Das ist neu. Und umstritten. FAZ
Die Fed lädt nach Mit einem milliardenschweren Programm zum Ankauf von Staatsanleihen will die US-Notenbank die Konjunktur in Gang bringen und die Arbeitslosigkeit senken. Auch eine steigende Inflation nimmt die Fed dafür in Kauf. Handelsblatt
Bernankes gefährliches Experiment Die US-Notenbank bindet ihre Politik neuerdings an die Arbeitslosenquote. Damit rückt das Versprechen stabiler Preise in den Hintergrund. Ein riskantes Unterfangen. NZZ
Nordkorea
Späte Genugtuung für Kim Jong-un Im April war der Raketentest noch gescheitert. Diesmal hat Nordkorea Erfolg gehabt, auch mit seiner Informationspolitik. Als alle Welt mit einer längeren Verzögerung rechnete, stieg die Rakete gen Himmel. FAZ
Kim Jong Un brauchte diesen Raketenstart Kim Jong Un ist jung und erst seit einem Jahr Herrscher über den Militärstaat Nordkorea. Er muss sich beweisen, gegenüber seinen Generälen und dem Ausland. ZEIT
Das Spiel mit der Bedrohung So sehr Nordkoreas Diktator Kim Jong Un bisher in der Weltpresse für unfreiwillige Komik gesorgt hat, so ernst muss man sein Spiel von Bedrohung und Erpressung nehmen. Mit dem Start der Langstreckenrakete hat er gezeigt, dass er das Spiel um Macht beherrscht. Kölner Stadt-Anzeiger
Feuerwerk der Freude fürs Regime Nordkoreas Raketentest ist der erste Erfolg von Diktator Kim Jong-un. Die traurige Botschaft ist, dass sich an der Politik des Landes nichts geändert hat. taz
Rocket Backstage Behind the scenes of North Korea’s nuclear deliberations. Foreign Policy
Deutsche Bank
Unter Verdacht Die Deutsche Bank gerät immer wieder in die Fänge der Justiz. In dieser Woche kommt es besonders dick. FAZ
Zu spät im Bußgewand „Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen“ – das hat Josef Ackermann, Ex-Chef der Deutschen Bank, einmal gesagt. Offenbar zu spät: Gegen das größte deutsche Geldinstitut laufen zahlreiche Prozesse, derzeit wird wegen dem Verdacht auf Umsatzsteuerbetrug ermittelt. Die Grünen fordern nun Konsequenzen für die ganze Branche. Süddeutsche Zeitung
Maximaler Schaden für die Deutsche Bank Großrazzia und Ermittlungen auch gegen Vorstände: Das rabiate Vorgehen gegen die Deutsche Bank mag auf den ersten Blick populistisch aussehen. Auf den zweiten Blick ist das respektlose Verhalten der Justiz jedoch zu begrüßen. Frankfurter Rundschau
Hort grundfalscher Firmenkultur? Ganze 25 Mitarbeiter der Deutschen Bank, bis hinauf in die Führungsriege, werden des Steuerbetrugs beschuldigt. Es ist keine Affäre von Einzeltätern mehr, sondern eine Affäre der Bank an sich. Die Welt
Höchste Eile Rechtsstaatsverständnis à la SPD: Für deren innenpolitischen Fraktionssprecher Michael Hartmann ist es „ungeheuerlich“, dass die Deutsche Bank „tief in Geldwäsche verstrickt ist“. Dann müssen die Staatsanwälte ja gar nicht weiter ermitteln: Das Vor-Urteil ist schon gesprochen. Börsen-Zeitung
Es geht um den Rest von Vertrauen Bei der Deutschen Bank brennt es. Für die Deutsche Bank steht nicht nur viel Geld auf dem Spiel, sondern vor allem ihr Ruf und der letzte noch vorhandene Rest von Vertrauenswürdigkeit. WAZ
….one more thing!
Bauhaus ignoriert den Grundsatz solider Bauweise Bauhaus war der Aufbruch in die Moderne. Doch der Bruch mit allen Bautraditionen war unwirtschaftlich und sozial bedenklich. Das ist auch ein Thema für das anstehende Bauhaus-Jubiläum. Die Welt
Leitartikel
Das nötige Minimum Bei der Beschneidungsdebatte ist jeder davon überzeugt, im Recht zu sein. Solch eine gehässige Debatte ist aber letztlich nur zerstörerisch. Das Recht von Eltern, ihre Kinder aus religiösen Gründen zu beschneiden, ist das Minimum, auf das sich eine Gesellschaft einigen muss. Süddeutsche Zeitung
Menetekel in Stuttgart Wenn die Bahn nicht in der Lage ist, die Mehrkosten von „Stuttgart 21“ zu tragen, muss sie so schnell wie möglich einen Plan vorlegen, wie sich ein anderer Bahnhof mit weniger Geld bauen lässt. FAZ
Kriminelle Apotheker-Lobby Wenn sogar die FDP sauer auf die Apothekerlobby ist, dann muss wirklich richtig was faul sein. AZ München
Die Zeche zahlt der Mieter Wohnen wird immer teurer, viel, viel teurer. Erstens wurden in den letzten Jahren zu wenige Wohnungen gebaut. Und zweitens steigen die Nebenkosten wegen höherer Energiepreise. BILD
Fairer scheiden Das neue Unterhaltsrecht setzt auf Eigenverantwortung. Gut so. Doch es hat zu Übertreibungen geführt, die jetzt korrigiert werden. Mehr Schutz haben aber nicht nur langjährige Ehen verdient, sondern vor allem die Kinder Die Welt
Mitleid mit den Tieren löst das Dilemma nicht Die Affenversuche in Bremen dürfen weitergehen. Sich einfach darüber zu empören, ist zu kurz gedacht. Entweder leiden Tiere oder der Mensch ZEIT
Building a Sturdier Euro The euro’s original design created lopsided incentives for its weakest members. By Wolfgang Schäuble Wall Street Journal