Wahlkampf, Hessen, Griechenland, Iran, Syrien & Fed

Das unglaubliche Abenteuer in der Wahlkabine Langweilig und einschläfernd? Nur Ignoranten und Verächter der Demokratie können so dumm über den Wahlkampf daherreden. Die Wahrheit ist: Alles ist offen, jede Stimme zählt. Die Welt

Gescheiterte Staatsbürger Wer heute politisch intellektuell wirken will, der geht einfach nicht wählen. Dabei sind die Begründungen schwach, überheblich und zweifelhaft. Wer nicht wählen geht schadet nicht den Parteien, sondern sich selbst. Anstoß, der Kommentar. Kölner Stadt-Anzeiger

Ich weiß nicht, was ich wählen soll Ich bin 22, lese viel über Politik und bin trotzdem ratlos. Nicht, dass ich politikverdrossen wäre – ich bin einfach nur enttäuscht. stern

Warum diese Wahlnacht ein echter Krimi wird Der neue Bundestag wird vermutlich deutlich größer. Aber wer an die Macht kommt und welche Kandidaten in den Bundestag einziehen, könnte bei knappem Ausgang erst am frühen Montagmorgen feststehen. Neben den engen Umfragen verspricht auch das neue Wahlrecht Spannung bis zum Schluss. Rheinische Post

Die Mutter der Porzellankiste Angela Merkel liebt das Spiel mit Andeutungen. Festlegungen könnten schädlich sein. So hält sie es auch im Bundestagswahlkampf. Ein Risiko muss sie ohnehin nicht eingehen. FAZ

Merkel, nervös Auf den letzten Metern vor der Wahl kommen die SPD und ihr Kandidat nochmal in Schwung. Dass die Kanzlerin nervös wird, merkt man an Kleinigkeiten. FAZ

Das Kreuz mit der Zweitstimme In Berlin werben CDU und FDP zusammen für ein schwarz-gelbes Bündnis. Die Union im Bund hingegen fleht die Wähler an, ihre Zweitstimme am Sonntag nicht an die FDP zu verschenken. Nicht ohne Grund. Tagesspiegel

Peer Steinbrück im Kreisverkehr der Lernkurven Peer Steinbrück muss als Kanzlerkandidat der SPD vor der Bundestagswahl einen fast aussichtslosen Kampf kämpfen. Nach einer vermurksten Kampagne geht es für ihn um die Würde. FAZ

Spitzenliberale vom eigenen Programm überfordert Selten hat man die Anhänger der FDP so deprimiert erlebt wie derzeit. Die Partei wird gebraucht, aber sie versteht nicht zu erklären, warum. Wer sie noch wählt, ist Überzeugungstäter oder hat Mitleid. Die Welt

Wenn ihr uns nicht wählt, sterben wir! Die Liberalen gehen unter, schon wieder. Und die Union verweigert ihr die Blutspende. Warum es die FDP wieder in den Bundestag schaffen wird. taz

Militant und abgemagert Bei der Propaganda gegen das bisschen Veggie Day der Grünen handelt es sich um ein beängstigendes Armutszeugnis für die politische Kultur – insbesondere, wenn Generalsekretäre von der CSU beteiligt sind. Ein Times Mager. Frankfurter Rundschau

Volker Beck durch Archivfund unter Druck Für die Grünen kommt es gerade knüppeldicke. Die Umfragewerte sinken, die Pädophilie-Debatte kratzt an der Glaubwürdigkeit ihres Führungspersonals. Nach Spitzenkandidat Jürgen Trittin gerät nun abermals der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck unter Druck. Berliner Zeitung

Linke prophezeit Scheitern einer Großen Koalition Auch wenn am Ende die Große Koalition drohen könnte: Die Linke hat den Glauben an Rot-Rot-Grün noch nicht verloren. Linksfraktionsvize Wagenknecht sieht sogar mögliche Gemeinsamkeiten mit der SPD in der Euro-Frage. Handelsblatt

Kreuzzug der schrillen Intellektuellen Sie präsentieren sich als Partei der Professoren und Ökonomen und schlagen trotzdem laute und rechtspopulistische Töne an: Die Vertreter der „Alternative für Deutschland“ führen einen widersprüchlichen Wahlkampf. Am Sonntag könnten sie die Wahl entscheiden. Süddeutsche Zeitung

Ein Erfolg der AfD hätte Konsequenzen für die anderen Parteien Die kleinen Parteien genügen sich bisher oft als Mehrheitsbeschaffer. Sollte die eurokritische AfD tatsächlich in den Bundestag kommen, würde sich aber auch die Rolle von FDP, Grünen und Linken ändern. Denn die große Koalition kann immer nur ein Ausnahmefall sein. Tagesspiegel

Zuwachs für AfD schreckt Union auf Eine aktuelle Umfrage vor der Wahl sieht die Euro-kritische Partei AfD im Bundestag. Damit wäre Schwarz-Gelb womöglich vor dem Ende. Die SPD-Linke definiert bereits Bedingungen für eine große Koalition. Berliner Zeitung

Meine Linkspartei, Deine AfD Wie hievt man die „Alternative für Deutschland“ über fünf Prozent? Ganz einfach: So ähnlich wie die Linkspartei. Oder durch Umfragen. FAZ

Hallo Idiot! Die NPD fordert Politiker mit Migrationshintergrund per Brief auf, auszuwandern – und das Netz feiert die Antwort eines unbekannten „Deutschtürken“. Er korrigiert die Zeichensetzung der Neonazis und erklärt ihnen das Wort „Idiot“. Hier beschreibt er, was ihn dabei angetrieben hat. Süddeutsche Zeitung

Schleichwerbung für die große Koalition Zum Abschluss des Wahlkampfes haben die Spitzenpolitiker der Parteien noch einmal gezeigt, dass sie durchaus sachlich miteinander reden und streiten können. Außerdem war aus der Runde zu lernen, dass CDU und SPD sich mehr zu sagen haben als CDU und FDP. Berliner Zeitung

Deutschland wählt, Europa hofft Ganz Europa schaut gebannt auf Deutschland: Wohl nie in der Nachkriegsgeschichte hat eine Bundestagswahl eine derartige Faszination bei den Nachbarn ausgeübt – und so enorme Begehrlichkeiten geweckt. Es geht um den Kern aller Politik: Wer entscheidet und wer zahlt? Süddeutsche Zeitung

Nicht Deutschland, Europa ist das Problem Die deutschen Bundestagswahlen vom 22. September werden oft als erster Durchgang der Europawahlen im Mai 2014 bezeichnet. Doch man sollte die europäischen Herausforderungen nicht mit den nationalen verwechseln, welche den deutschen Wahlkampf bestimmt haben El País Madrid

Hessen

Das am meisten unterschätzte Bundesland Trotz aller Provinzialität ist Hessen das am meisten unterschätzte Bundesland der Republik. Dabei liegt es nicht nur beim Bruttosozialprodukt pro Kopf ganz weit vorn in Deutschland. Am Sonntag wird gewählt. Die Welt

Wahlkampf zwischen Flughafen-Ausbau und Kita-Plätzen Am Sonntag wird nicht nur im Bund gewählt, auch 4,5 Millionen Hessen stimmen über ein neues Landesparlament ab. Handelsblatt Online zeigt, für welche Inhalte die Kandidaten der großen Parteien stehen. Handelsblatt

Patzer mit Folgen Hessens Ministerpräsident Bouffier zieht seine Aussage zur Koalition mit der AfD zurück – und gibt nun sein „uneingeschränktes Ehrenwort“, nicht mit der Partei zu koalieren. Das hat einen problematischen Nebeneffekt. FAZ

Der Schulterklopfer Sein Vorgänger mochte krachende Parolen und knallharte Wahlkämpfe. Doch Volker Bouffier, Ministerpräsident und Spitzenkandidat bei der hessischen Landtagswahl am Sonntag, setzt lieber auf Umarmungen. Berliner Zeitung

Der Aufsteiger Einst schauten die Genossen aus dem Bundesgebiet auf die Hessen-SPD herab – doch am Sonntag hat ihr Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel die besten Wahlchancen. Nach Andrea Ypsilanti fragt ihn keiner mehr. Berliner Zeitung

Alles ganz locker in Hessen Volker Bouffier, CDU-Ministerpräsident durch den Amtsverzicht seines Vorgängers, will nun selbst gewählt werden. Doch alle Umfrageergebnisse deuten auf einen spannenden Wahltag. FAZ

Standort-Wahlkampf statt Parteiideologie Nirgendwo verschwimmen die Parteigrenzen so sehr wie in Hessen, wenn es um den Finanzplatz Frankfurt geht. Da werden Grüne auf einmal zu Fans der Banken und die schwarze-gelbe Koalition schießt gegen die Bundesregierung. Handelsblatt

Griechenland

Die griechische Utopie Auf das Griechenland-Bashing muss mit der Vernunft von Griechen geantwortet werden. Eine Diskussion mit griechischen Unternehmern, die versuchen, was einst die Nachkriegsdeutschen taten. Sie glauben an eine neue und soziale Version ihres Landes. FAZ

Demokratie unter Schock Die Ermordung eines linken Aktivisten erschüttert Griechenland – und erzeugt Gegenreaktionen. Derweil verspricht die Regierung, rechtsextreme Gewalt nicht mehr tatenlos hinzunehmen. Deutsche Welle

Neonazi-Mord treibt Griechen auf die Straße Der Mord an einem linken Rapper erschüttert Griechenland. Täter soll ein Neonazi sein, mit engen Kontakten zur rechtsextremen Partei „Goldene Morgenröte“. Auf den Straßen entlädt sich die Wut über die Bluttat. Nun will die Regierung härter gegen die Faschisten vorgehen. SPIEGEL

Ins rechte Licht gerückt Die Goldene Morgenröte zeigt ihr wahres Gesicht: Ausländer, Homosexuelle und Andersdenkende werden gnadenlos verfolgt. taz

„Das war der Angriff zuviel“ Der Rapper Pavlos Fissas wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von einem mutmaßlichen Aktivisten der neonazistischen Partei Goldene Morgenröte ermordet. Dies löste in Griechenland eine Welle der Empörung aus, über welche die Presse am heutigen 19. September ausführlich berichtet. Ta Nea, To Ethnos, I Kathimerini

Die Gehälter fallen ins Bodenlose Ob jung oder alt, Hochschulabsolvent oder Arbeiter: Alle, die nach ihrer Arbeitslosigkeit in Griechenland wieder einen Job finden, müssen sich mit immer niedrigeren Löhnen zufriedengeben. I Kathimerini Athen

Iran

Avancen aus Teheran Irans neuer Präsident Rohani wirft ideologischen Ballast ab, der das Land lange nach unten gezogen hat. Wird er derjenige sein, der den Konflikt um das Atomprogramm entschärft und Iran aus der Isolation führt? FAZ

Bereit für den Tanz mit dem Westen Gespräche mit dem „großen Satan“, keine Atombombe, Gnade für Menschenrechtler: Irans Präsident Rohani gibt sich vor seinem Auftritt bei den Vereinten Nationen als Reformer. Experten sehen gute Chancen, dass Rohani im Atomstreit mit dem Westen Kompromisse schließen kann – er kann auf die Unterstützung des mächtigsten Mannes im Land setzen. Süddeutsche Zeitung

Dem Iran eine Chance geben Durch die Initiativen von Irans Präsident Ruhani könnte der Iran-Konflikt von der Kriegsschwelle an die Verhandlungstische zurückgezogen werden. Nun ist der Westen gefordert: Ruhani braucht Erfolge, wenn sein Vorhaben gelingen soll. Frankfurter Rundschau

Rohani verdient einen Test Der neue iranische Präsident hat eine Charmeoffensive im Westen begonnen. Ob dahinter mehr als nur leere Rhetorik steckt, ist vorerst schwierig zu sagen. Eine Chance sollte man Rohani jedoch geben. NZZ

Avancen aus Teheran Irans neuer Präsident Rohani wirft ideologischen Ballast ab, der das Land lange nach unten gezogen hat. Wird er derjenige sein, der den Konflikt um das Atomprogramm entschärft und Iran aus der Isolation führt? FAZ

Syrien

Vorwurf ohne Substanz Deutschland hat Chemikalien an Syrien geliefert. Haben die Deutschen denn nichts gelernt, nachdem sie in den 80er Jahren in Libyen dem Diktator Gaddafi geholfen haben, ein „Auschwitz im Sand“ zu errichten? Fast hat es den Anschein. Doch der trügt. Frankfurter Rundschau

Toxische Dosis Insgesamt knapp 140 Tonnen Chemikalien durften deutsche Firmen in den Jahren 2002/2003 (da regierte noch Rot-Grün) und 2005/2006 (da regierte die Große Koalition von CDU, CSU und SPD) hoch offiziell nach Syrien ausführen. Bonner General-Anzeiger

Die syrische Tragödie und das Dilemma des Westens Die Verbindung der Androhung und Anwendung von militärischer Gewalt und Diplomatie wirkt, ganz entgegen der pazifistischen Lehrmeinung. Project Syndicate

Fed-Geldpolitik

US-Wirtschaft bleibt auf Drogen Finanz-Anabolika statt Entzug: Die US-Notenbank hält an ihren Anleihekäufen fest. Das ist überraschend, meint Ulrich Kater. Doch für den Deka-Chefvolkswirt ist das noch lange kein Beinbruch. Handelsblatt

Leichtes Geld und tiefe Zinsen für eine ungewisse Zukunft NZZ

Taper tiger The Federal Reserve surprises everyone by changing nothing Economist

Bernanke is trapped by a discredited assumption The Fed chairman’s continued bond-buying pours fuel on market fires. The dire legacy of the last credit boom is yet to be overcome but Ben Bernanke still seems to believe he can ignore the dangerous side effects of easy money. He needs to embrace macro-prudential regulation. Breakingviews

….one more thing!

Neue EU-Mitglieder machen, was sie wollen Kroatien ist kaum Mitglied in der EU, da bereitet es Probleme. Statt rigider den Beitritt zu kontrollieren, ist Brüssel weiterhin offen gegenüber neuen Kandidaten wie Albanien. Das ist fatal. Die Welt

Leitartikel

Neues Geld, neues Glück Während deutsche Politiker von der schuldenfreien Wirtschaft träumen, geht die US-Zentralbank den einzig aussichtsreichen Weg: Sie druckt auch weiter das Geld für den Aufschwung. Frankfurter Rundschau

Russland Garantiemacht aller Schurken in Nahost Im Syrien-Konflikt halten sich sieben Parteien für den Gewinner. Kann das sein? Wer darf sich im Ringen um die Abgabe der Chemiewaffen als erfolgreich bezeichnen? Ein düsterer Blick auf die Zukunft. Die Welt

Spiel auf Zeit Assad zweifelt am Zeitplan für die Vernichtung der Chemiewaffen, Russland verlangt weitere Untersuchungen, die Verabschiedung der UN-Resolution verzögert sich. So wird das weitergehen, denn die Gegensätze bestehen fort. FAZ

Terroristen vor der Tür Hunderte Fundamentalisten der Terror-Organisation al-Qaida haben eine syrische Stadt direkt an der türkischen Grenze erobert. BILD

Extrawurst-Politik Über die Extrawurst der Politik, wenn es um Ausnahmen beim Strompreis geht. AZ München

Der Preis des Lebensmodells Familie Kinder haben ein Recht auf einen Krippenplatz – der muss aber nicht in der Nachbarschaft angeboten werden. Für Eltern mag das Urteil der Münchner Richter enttäuschend sein. Doch sie müssen einsehen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nie vollständig umzusetzen ist. Süddeutsche Zeitung

The weakened West The deal over Syria’s chemical weapons marks a low for those who cherish freedom Economist

The Crazy Party At the moment, it seems highly likely that the Republican Party will force a shutdown of the U.S. government next month. How did we get here? New York Times

Obama, say strong He has to stand his ground against the GOP Washington Post

Why Washington’s Trillions of Military Dollars Would Be Better Spent Elsewhere There’s no need to choose Tomahawks over teachers. Mother Jones