Pharmatests, SPD, Merkel, Bulgarien & Europa-Krise

Mit Risiken und Nachwirkungen Die Medikamententests, die westliche Pharmakonzerne an Patienten der DDR ohne Einverständnis vollzogen haben, waren umfangreicher als gedacht. Die Charité kündigt Aufklärung an und sicherte nun schnell Akten, die sonst vernichtet worden wären. Tagesspiegel

Pharma-Firmen stellen sich dumm Im Skandal um Medikamententests in DDR-Kliniken werden sich die westdeutschen Pharmafirmen ihrer Verantwortung nur dann stellen, wenn sie ein starker öffentlicher Druck dazu zwingt. Ein Standpunkt. Frankfurter Rundschau

Wir Pillentester Westliche Pharmakonzerne nutzten offenbar den Ostblock für Menschenversuche. Der eigentliche Skandal hinter den Pharmatests dauert bis heute an. ZEIT

Verschleppte Aufklärung Der Skandal um illegale Arzneimittel-Tests wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die Pharmabranche und die DDR. Zumindest was die Aufklärung des Sachverhalts angeht, haben sich die bundesdeutschen Behörden bis jetzt auch nicht mit Ruhm bekleckert. Märkische Allgemeine

Tests am Menschen müssen sein Neue Medikamente sind riskant – sie an Menschen ohne ihre Einwilligung zu testen, ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde. Doch klinische Studien im Allgemeinen zu diffamieren, ist unangebracht: Ohne Pharmastudien ist Fortschritt nicht möglich. Süddeutsche Zeitung

Höchste Zeit für Aufklärung Anstatt zu sagen, dass er eine Untersuchung der Vorgänge in der DDR finanziert, gibt der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller nur eine vage Absichtserklärung ab. Badische Zeitung

„Ich möchte Entschädigung“ Hubert Bruchmüller nahm 1989 ohne sein Wissen an einer Testreihe teil. Der frühere Elektromeister aus Dannigkow bei Magdeburg hat die Medikamententests in Lostau überlebt – sein Zimmernachbar nicht. In der Testreihe des 59-Jährigen kamen sechs Menschen um. Berliner Zeitung

Steinbrücks Kompetenzteam

Steinbrücks Verwundertüte Gewerkschafter Wiesehügel, Netzpionierin Joost: Peer Steinbrück stellt die ersten Kandidaten seines Kompetenzteams vor. Der SPD-Spitzenkandidat hat damit eine Wundertüte gebastelt, mit mal entzückenden, mal enttäuschenden Inhalten. Süddeutsche Zeitung

Steinbrück verspricht Agenda-Gegner Ministeramt Ohne Pannen kann es die SPD nicht. Früher als geplant muss Steinbrück die ersten Mitglieder seines Kompetenzteams vorstellen. Dazu gehört Gewerkschaftsboss Klaus Wiesehügel, der einst Gerhard Schröder als „asozialen Desperado“ beschimpft hatte. Kein Problem für Kanzlerkandidat Steinbrück. Süddeutsche Zeitung

Tröpfchenweise verabreicht Die SPD sucht im Wahlkampf die Auseinandersetzung über Inhalte. Die CDU dagegen führt mit Angela Merkel einen „Brigitte“-Wahlkampf. Reicht das bis zum 22. September? Eine Analyse. FAZ

Steinbrück engagiert Anti-Steinbrück Das sind die ersten drei Köpfe des Steinbrück-Kompetenzteams: Medienprofessorin Joost, Innenpolitiker Oppermann und Gewerkschafter Wiesehügel – bekannt als beinharter Kritiker der Agenda 2010. stern

Konsequent links Der Gewerkschafter Klaus Wiesehügel soll Arbeitsminister werden, falls die SPD die Wahl gewinnt. Die Personalie hat auch Sozialdemokraten erstaunt. FAZ

Frisch, jung – und kein Nerd Gesche Joost ist keine Ikone der Netzpolitik, sie ist auch keine Netzaktivistin, eher eine Utopistin. Und doch ist sie vielleicht genau die richtige für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und sein nicht ganz spannungsfreies Verhältnis zum Netz. Tagesspiegel

Sowohl als auch Ja, was denn nun? War die Agenda 2010 nun ein großer Wurf, den es – mit kleinen Korrekturen – zu bewahren gilt oder ist die Schröder-Reform der größte Verrat an der arbeitenden Bevölkerung? Nordwest Zeitung

Deutschland muss weiter auf Agenda-Kurs bleiben Dank der Reformen in den Sozialsystemen leben wir heute nicht mehr in Zuständen, wie sie vor der Agenda 2010 herrschten. Und die Reformen haben Deutschland keineswegs ungerechter gemacht. Die Welt

Merkel

Aktenzeichen Angela M. ungelöst Warum spricht sie so gut Russisch? Und was hat sie als FDJ-Funktionärin getrieben? Ein neues Buch über Angela Merkel sucht nach Antworten. Doch bei der Spurensuche im DDR-Leben der Kanzlerin sind die Fakten eher dünn. SPIEGEL

Merkels unbekannte Seite Die Kanzlerin steht in der Öffentlichkeit wie kaum jemand anderer. Und doch weiß man nur wenig über den Menschen Angela Merkel. Gibt es noch Geheimnisse aus ihrer Zeit in der DDR? Berliner Zeitung

Selbstgerechtigkeit Da sind sie wieder – die selbstgerechten „Aufarbeiter“ der DDR-Vergangenheit. Diesmal ist die Kanzlerin ihr Ziel. Nordwest Zeitung

Merkel kanzelt ihre Kritiker ab Angela Merkel zeigt Nerven. Sie würde die Alternative für Deutschland am liebsten mit Missachtung strafen, doch drei CDU-Fraktionschefs fordern eine offensive Debatte über die neue Anti-Euro-Partei. Die Kanzlerin reagiert wütend. SPIEGEL

Bulgarien

Extrem abgehalftert und unglaublich obenauf Trotz grassierender Armut, Korruption und diversen Polit-Affären bleiben Konservative und Sozialisten die dominierenden Kräfte in Bulgarien. Der Zorn der außerparlamentarischen Opposition wächst – auch über den schmutzigen Wahlkampf und überzählige Stimmzettel. Süddeutsche Zeitung

Geschickter Schachzug Borisows Bojko Borisow, der im Februar auf dem Höhepunkt sozialer Unruhen als Regierungschef zurücktrat, hat bei den Parlamentswahlen am meisten Stimmen erhalten. Der Protestbewegung ist es nicht gelungen, eine Alternative zu den etablierten Parteien zu bilden. NZZ

Ein Schlag ins Gesicht Im ärmsten Land der EU lag die Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen nur knapp über 50 Prozent. Die Krise dürfte weitergehen. taz

Demokratie mit Wahlfälschung? Bulgarien geht auch nach den Parlamentswahlen vom Sonntag unruhigen Zeiten entgegen. Erste Proteste lassen Schlimmes befürchten. Die von der CSU unterstützte siegreiche GERB-Partei konnte trotz massiver Verluste den ersten Platz behaupten. GERB sieht sich dem Vorwurf der Wahlfälschung ausgesetzt. Eine Regierungsbildung scheint nur mit Hilfe von Rechtsaußen möglich. n-tv

Europa-Krise

Aufstand der Zwangseurotiker Immer mehr britische Konservative dringen auf ein Referendum über einen EU-Austritt. Premierminister Cameron ist daran selbst nicht ganz unschuldig. FAZ

Aufstand in Britanniens Kabinett Die Euro-Debatte droht die Tories zu zerreißen. Zwei von Premierminister Camerons Ministern sind für einen EU-Austritt Großbritanniens. Frankfurter Rundschau

Rebellion gegen Cameron Erstmals erklären zwei britische Minister öffentlich, dass sie einen Austritt Großbritanniens aus der EU befürworten – ausgerechnet während eines USA-Besuchs von Regierungschef David Cameron. Tagesspiegel

Camerons Schicksal liegt in der Waagschale Der britische Premierminister David Cameron hatte eigentlich gedacht, die Spannungen in seiner Partei würden sich beruhigen, nachdem er versprochen hatte, ein Referendum über die britische Mitgliedschaft in der EU abzuhalten. Nun steht er einer Rebellion gegenüber, die den Austritt aus Europa befürwortet, und hat das Vertrauen der Öffentlichkeit verloren. The Sunday Telegraph London

Ohne klares Profil Das britische Wahlrecht macht es politischen Neuankömmlingen schwer, aber der United Kingdom Independence Party scheint der Durchbruch gelungen zu sein. Die Konservativen von Premier Cameron verlieren Wähler an die Rechtspopulisten. FAZ

„Deutsche leben mental auf ihrem eigenen Kontinent“ Die Wirtschaftskrise spaltet die Europäer – und entfremdet Deutschland von seinen Nachbarn: Die Mehrheit der Bundesbürger beurteilt die Wirtschaftslage als positiv, in anderen EU-Ländern sind die Optimisten der Pew-Studie zufolge nur eine kleine Minderheit. Für Überraschung sorgt, welche Bevölkerungsgruppe sich nach einer nationalen Währung zurücksehnt. Süddeutsche Zeitung

Dem Alten Kontinent geht es gut, danke (1/2) Pessimisten aus aller Welt wiederholen immer wieder, dass die Europäische Union aufgrund ihrer strukturellen Schwäche und der Wirtschaftkrise bedroht sei. Aber in vielen Bereichen behauptet sich die Union durchaus gegen Weltmächte wie die Vereinigten Staaten und China. Foreign Policy Washington DC

Dem Alten Kontinent geht es gut, danke (2/2) Obwohl die Europäische Union mit Problemen wie ihrem geringen Bevölkerungswachstum und ihren internen Gegensätzen kämpft, verfügt sie noch immer über dynamische Kräfte. Zudem ist sie imstande, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Foreign Policy Washington DC

Langer Weg Erleichterung macht sich breit. Immerhin haben drei der Euro-Sorgenkinder die Auflagen der Partner insoweit erfüllt, dass die lange erwarteten Hilfsmilliarden nun endlich fließen können. Bonner General-Anzeiger

…one more thing!

Die Krise nährt die Krise Der deutsche Bankenrettungsfonds Soffin erstmals in einem kompletten Jahr in der Gewinnzone, die Liquiditätsgarantien binnen Jahresfrist um fast neun Zehntel zurückgeführt, Ausfälle Fehlanzeige – sechs Jahre nach ihrem Beginn ist die Finanzkrise offenbar vorbei, die Steuerzahler können aufatmen! Schön wär’s. Börsen-Zeitung

Leitartikel

Mit Steinbrück an der Kinokasse Peer Steinbrück vertraut die Regulierung des Arbeitsmarktes und die Rentenfinanzen Klaus Wiesehügel an. Mit ihm lag er inhaltlich bis vor kurzem über Kreuz. Frankfurter Rundschau

Leben mit Grautönen Wenn ein Politiker Punkte des eigenen Werdegangs korrigieren muss, ist das keine Kleinigkeit. BILD

Falsch verstandene Toleranz Die Grünen sind spät dran. Erst jetzt, wo wieder mal heftig über Daniel Cohn-Bendits Hosenlatz-Episode diskutiert wird, will die Partei vergangene Positionen zu Pädophilie untersuchen lassen. Das hätte sie schon früher tun müssen, um glaubwürdig zu sein. Süddeutsche Zeitung

Ohne Patentrezept Das Problem Jugendarbeitslosigkeit ist nicht erst seit heute bekannt. In vielen Staaten war es schon vor der Krise präsent. Politische Hindernisse gibt es zuhauf. FAZ

Wahrheit und Kurzschluss In den Augen der Öffentlichkeit galt bislang derjenige als der Hauptschuldige im Fall Jonny K., der am weitesten geflohen war. Doch das könnte sich im Laufe des Prozesses als Kurzschluss erweisen. Tagesspiegel

Keine Kondompflicht Geld ist zur Verwendung frei. Der, der viel Geld hat, mag in der Verwendung etwas freier sein als derjenige, der wenig hat oder gar auf Hartz IV angewiesen ist. Das ändert aber nichts daran, dass ihm keine Behörde, kein wohlmeinender Politiker vorschreiben kann, wofür er im Detail das ihm zustehende Geld ausgibt. AZ München

Strengerer TÜV für Banken Im Jahr sechs nach Ausbruch der Finanzkrise haftet der Steuerzahler immer noch für die Banken. Deren Risikopuffer müssen größer werden. Das wird auch die Bankkunden Geld kosten Die Welt

Obama is right to stay out of Syria The president is taking a position – and it is not the easy option Financial Times

Do your patriotic duty: Ask for a raise To stave off the next downturn and keep America strong, wages have to increase. Los Angeles Times

Millennials: The Me Me Me Generation Why millennials will save us all TIME