Doping, BND, Terrorwarnungen, Italien, Iran & Ägypten

Es lebe der Sport Immer höher, schneller, weiter: Doping hat eine lange Tradition – weil das Publikum, Politik und Sponsoren Siegertypen und Höchstleistungen wünschen. FAZ

Welchen Leistungssport wollen wir eigentlich? Die neuesten Enthüllungen über intensives Doping auch im Westen sind skandalös. Wenn alle dopen, dann stellt sich die Frage nach dem Fundament des Wettbewerbs um Leistung. Die Welt

Geschichten aus Monsterland Nicht nur im Osten Deutschlands wurde jahrelang gedopt, auch der Westen hielt flächendeckend mit allen verbotenen Mitteln dagegen. Das zeigt eine Studie der Berliner Humboldt-Universität. Trotzdem lehnt der deutsche Sport harte Gesetze ab, die es anderswo gibt. Süddeutsche Zeitung

Organisiertes Verbrechen Am schlimmsten ist – wie immer – die Heuchelei. Wieder und wieder haben führende Köpfe dieser Republik gefallene Idole wie Jan Ullrich öffentlich aufgefordert, reinen Tisch zu machen und die Hintermänner der Dopingszene zu nennen. Selbst jedoch tun sie herzlich wenig für die Aufklärung und entpuppen sich bei jeder Chance, ihren markigen Worten Taten folgen zu lassen, als Papiertiger. WAZ

Doping ohne Staatsplan Die derzeitige Quellenlage erlaubt keinen Vergleich mit dem Doping der DDR nach Staatsplan. Berliner Zeitung

Spritzen-Vereinigung In der alten Bundesrepublik wurde gedopt wie in der DDR. Dopingforschung wurde sogar mit Steuergeldern betrieben. Der Mythos von der moralischen Überlegenheit des Westens ist ins Wanken geraten. Tagesspiegel

Doping für Deutschland Der Betrug im Westen ist bekannt – Literatur und Studien dazu liegen vor. Vor Konsequenzen scheinen sich Politik wie Sport zu drücken. Doch dieses Wissen muss endlich etwas verändern Stuttgarter Zeitung

Offenlegen Das Sprengpotenzial muss gewaltig sein. Nur so lässt sich erklären, warum das Innenministerium den Abschlussbericht über die Doping-Praktiken in der alten Bundesrepublik noch nicht veröffentlichte. Schlimmste Befürchtungen machen die Runde. Nordwest Zeitung

BND

„Daten an NSA nur im Einzelfall übermittelt“ Der Bundesnachrichtendienst tritt Berichten entgegen, „massenhaft“ Daten an den amerikanischen Geheimdienst NSA weitergeleitet zu haben. Linksfraktionschef Gysi fordert, Staatsanwaltschaft und BKA sollten „Whistleblower“ Snowden als Zeugen vernehmen. FAZ

Opposition fühlt sich ausgetrickst Der BND übermittelt offenbar wesentlich größere Datenmengen an den US-Geheimdienst NSA als bisher zugegeben wurde. Die Kritik an der Bundesregierung und vor allem an Kanzlerin Merkel wird zunehmend stärker. Frankfurter Rundschau

Alleinunterhalter in Sachen NSA Thomas Oppermann treibt die Bundesregierung in der NSA-Affäre vor sich her. Weil die Bürger sich nicht recht aufregen wollen, verfährt der SPD-Politiker nach dem Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie. Süddeutsche Zeitung

Wenn zu viel Datenschutz die Wirtschaft ausbremst Die deutschen Datenschutzbeauftragten machen Druck: Sie wollen, dass US-Unternehmen den Daten-Zugriff ihrer Nachrichtendienste wirksam begrenzen. Das könnte der deutschen Wirtschaft aber mehr schaden als nutzen. Handelsblatt

Terrorwarnungen

Verschwörungswahn Beweist die Schließung zahlreicher westlicher Botschaften von Nordafrika bis in den Mittleren Osten, dass die Amerikaner jenseits der NSA-Enthüllungen weiter im Terrorwahn gefangen sind? Tatsächlich birgt der muslimische Krisenbogen neue Risiken. FAZ

US-Politiker feiern ihre Geheimdienste Die USA lassen zahlreiche Botschaften bis Ende der Woche geschlossen. Grund: Terrorgefahr durch Al-Kaida. Die Entscheidung befeuert auch die Debatte um die NSA. Befürworter der Ausspähaktionen sehen sich bestätigt. Handelsblatt

Desinformation Wie praktisch. Weltweit erregt sich die Öffentlichkeit über die Schnüffeleien amerikanischer Geheimdienste – und plötzlich ist da eine Terrorwarnung, Botschaften werden geschlossen, Truppen in Alarmbereitschaft versetzt. Alles, weil eben jene Dienste Drohungen gefährlicher Terroristen abgehört haben wollen. Die Schnüffler sind Helden, die Kritiker Hysteriker. Nordwest Zeitung

Italien

Berlusconis Populisten-Theater Keine 24 Stunden sind vergangen seit Silvio Berlusconi verurteilt wurde, schon beginnt seine Partei mit Erpressung. Die Abgeordneten der PDL drohen mit Rücktritt, sollte der Staatspräsident ihn nicht begnadigen. Das könnte ernst gemeint sein – oder es ist eine weitere absurde Episode im Berlusconi-Schauspiel. Süddeutsche Zeitung

Mauerbauer Die halblinke Regierungspartei in Italien schweigt zur letztinstanzlichen Verurteilung Silvio Berlusconis. Mit dessen Lehnsmännern sitzt sie nämlich in einem Boot. Berlusconi selbst bringt sich politisch bereits wieder in Stellung. FAZ

Im Sumpf der Affären Am selben Tag, an dem Silvio Berlusconi wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, musste sich Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy vor dem Parlament zum Schwarzgeld-Skandal äußern. Eine Koinzidenz, die zeigt, wie die „Affären“ das politische Klima in Europa vergiften. Le Monde Paris

Berlusconi verdict weakens Italian reform drive The former prime minister’s conviction for tax fraud will exacerbate tensions within Rome’s fraught ruling coalition. Yet neither party is ready to face their electorate. That means a crisis isn’t imminent – but the political unity needed for reform is still remote. Breakingviews

Iran

Große Erwartungen Hassan Rohani hat die Hoffnungen seiner Landsleute mobilisiert. Der Westen setzt auf ihn bei der Lösung des Atomstreits. Doch die an ihn gerichteten Erwartungen kann der neue Präsident nicht erfüllen. FAZ

Irans letzte Chance Schlägt der Westen die iranische Hand aus, die sich ihm im Zuge des Machtwechsels bietet, wird der Unmut der Iraner größer. Das stärkt meistens die radikalen Kräfte. Dies kann niemand wollen, ob in Washington, Brüssel oder Berlin. Frankfurter Rundschau

Das freundliche Gesicht des Terrors Der Westen darf sich nicht täuschen: Hassan Ruhani, der neue iranische Präsident, ist fester Bestandteil des Unrechtsregimes ZEIT

Wirksames Druckmittel Es mag in Europa manchmal so aussehen, als ob die Beschäftigung Israels mit Iran eine Obsession sei. Bonner General-Anzeiger

Ägypten

Vorsichtige Friedenssignale in Kairo Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi protestieren weiter – internationale Vermittler bemühen sich intensiv um eine gewaltfreie Lösung des Konflikts in Ägypten. Jetzt sieht es so aus, als würden die verhärteten Fronten zwischen Militär und Islamisten aufweichen. Süddeutsche Zeitung

Im Interesse des Westens Das, was sich gerade in Ägypten ereignet, ist kein Musterbeispiel für demokratische Transformation. Dennoch ist der Westen gut beraten, die neue ägyptische Regierung nach Kräften zu unterstützen. Frankfurter Rundschau

Die Steine liegen bereit Kommt der Angriff der Armee noch vor dem Ende des Ramadan, fragen sich die Islamisten. Die USA versuchen weiterhin, zu vermitteln. taz

The Dubious Strategy of Trying to Buy Influence With Foreign Aid It didn’t work in Pakistan and it won’t work in Egypt. The Atlantic

…one more thing!

Simbabwe wird den ewigen Mugabe einfach nicht los Der älteste Diktator Afrikas bleibt an der Macht und ist mit fast Neunzig sogar stärker denn je. Eine rechtliche Anfechtung der Wahl innerhalb der afrikanischen Staatenbündnisse ist aussichtslos. Die Welt

Leitartikel

Al-Qaida bleibt eine reale Gefahr Die USA schließen diplomatische Vertretungen, weil sie Anschläge von al-Qaida fürchten. Es läge nahe, das als Ablenkungsmanöver von der eigenen Geheimdienst-Spähaffäre abzutun. Doch das ist zu kurz gedacht. Al-Qaida ist auch nach dem Tod von Osama bin Laden eine sehr reale Gefahr. Umso wichtiger ist, wie sich die Lage in Ägypten entwickelt. Süddeutsche Zeitung

Mit Sicherheit frei Es wäre falsch, die Warnungen vor Anschlägen einfach als Panikmache abzutun. Gerade wer der Freiheit den Vorrang gibt, sollte die Sicherheit nicht den Hardlinern überlassen. Frankfurter Rundschau

Steinbrücks Erfahrungen Es ist verständlich, dass Peer Steinbrück nicht noch einmal in einem Kabinett Merkel enden möchte. Die SPD dafür in Haftung zu nehmen, könnte sich als allerdings als Bumerang erweisen. FAZ

Miete braucht keine Bremse Im Wahlkampf macht es sich gut, gegen galoppierende Mietpreise zu wettern. Doch ist die behauptete Wohnungsnot eine Übertreibung der Talkshows und Ideologen. Eine starke Regulierung wäre nur Gift für den Wohnungsmarkt Die Welt

Weniger Bildungsideologie, bessere Schulpolitik In Berlins Schulen ging es viel zu lange um Strukturen. Doch das hat sich zum Glück geändert. Das neue Schuljahr wird begleitet von einer entideologisierten Entspanntheit, bei der wieder Kinder im Mittelpunkt stehen – und nicht pädagogische Konzepte. Tagesspiegel

Krieg gegen unsere Soldaten Brandanschläge auf Kasernen, Terror gegen Bundeswehr-Zulieferer: Der Hass linksextremistischer Zellen auf unsere Armee wächst. BILD

Sozial geht anders Glückwunsch, Herr Kentzler! Endlich scheint ein nennenswerter Teil der deutschen Arbeitgeber (in diesem Fall die Handwerksbetriebe) zu merken, was sie an ihren älteren Beschäftigten haben, nämlich Menschen, die Engagement mit Wissen verbinden, die stressresistent sind, sich nicht schnell aus der Ruhe bringen lassen. AZ München

Bilanz-Dynamit Wie solide sind deutsche Unternehmen, wie wahr sind ihre Bilanzen, und wo täuschen schiere Hoffnungswerte die Aktionäre? Wirtschaftswoche

Der Fall Napoleon Die Geburt der modernen Diktatur SPIEGEL (Print)

Die Glücks-Pille Warum der Fußball uns berauscht und Deutschland zusammenhält FOCUS (Print)

A tarnished victory A few minutes past 6pm on August 3rd Robert Mugabe was declared president of Zimbabwe, claiming 61% of the 3.5m votes cast in elections held on July 31st. Economist

Scandals Are Us New York City mayoral candidate Christine Quinn says Anthony Weiner’s sexual behavior inspires disgust. In another era, hers would have too.
The Nation