Bundespräsident Wulff, Einheit, Wilders & Brasilien

„Die Einheit ist erwachsen geworden“ Hunderttausende Bürger feiern in Bremen ausgelassen den 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Die Politik begeht das Jubiläum eher nachdenklich – und mahnt zu mehr Geschlossenheit. Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gelte es, neue Spaltungen zu vermeiden, fordert Bundespräsident Wulff. Für seine erste große Staatsrede erntet er Lob von allen Seiten. Handelsblatt

Christian Wulff – nichts gewagt und nichts verloren. „Ich bin auch der Präsident der Muslime“: Christian Wulff hat am 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung für mehr Miteinander geworben – und für sich selbst: Inwieweit es dem Bundespräsidenten gelungen ist, die hohen Erwartungen an seine Rede zu erfüllen. Süddeutsche Zeitung

Wulff überholt Gauck links. „Der Islam gehört zu Deutschland“. Hat das Grünen-Chefin Roth gesagt? Nein, Bundespräsident Wulff. Er hielt eine erstaunliche Rede zur Deutschen Einheit – und war liberaler als Ex-Konkurrent Gauck. Stern

Mutloser als die Ostdeutschen. Wulff hatte das richtige Thema gewählt: Was lag am Jahrestag der deutschen Einheit näher, als die Integrationspolitik in den Mittelpunkt zu stellen. Dennoch gelang dem Bundespräsidenten keine Rede, die aufhorchen ließe. FAZ

Ein echter Wulff Erster Test im neuen Job – und Bundespräsident Wulff bleibt sich treu: Seine Rede zum 20. Jahrestag der Einheit ist kein rhetorisches Glanzstück, aber auch nicht wirklich schlecht. Beim Thema Integration versucht er, Akzente zu setzen, doch seine Aussagen wirken sehr vage. Spiegel

Erster großer Test bestanden Bild

Lauwarme Rede, richtige Idee taz

Solide, aber kein Neuanfang. Die erste wichtige Rede von Bundespräsident Wulff: Gemessen am Unbill der vergangenen Monate hat er gute Arbeit geleistet. Mehr aber auch nicht. Die Zeit

Was lange währt, wird endlich Wulff Knapp hundert Tage ist er im Amt, doch erst jetzt ist Christian Wulff tatsächlich Bundespräsident geworden. Seine Rede zum 20. Jahrestag der Einheit war zwar rhetorisch eher schlicht – dafür aber inhaltlich reichhaltig. Das Land kann sich hinter seinen Gedanken versammeln. Süddeutsche Zeitung

Präsident im Spiegel An der ansonsten recht behäbigen Bremer Rede Christian Wulffs waren zwei Dinge bemerkenswert: Erstens, dass der neue Bundespräsident sich genötigt sah, sich vor die Migranten zu stellen. Mit Sätzen wie dem, dass das Land Verschiedenheit aushalten müsse, dass man Ausgrenzungen nicht zulassen dürfe, und dass er der Präsident aller Deutschen sei, ausdrücklich auch der Muslime. Lausitzer Rundschau

Das passende Wort am richtigen Ort Wenn man mit einem nicht tauschen wollte in diesem Feiermarathon zur Deutschen Einheit, dann war das Christian Wulff, der Bundespräsident. Wie sollte er nach all den Reden zu zwanzig Jahren Einheit, nach all den Reflexionen, Analysen und Erinnerungsstücken auch nur einen einzigen originellen Satz noch hervorbringen? Märkische Allgemeine

Rede von Bundespräsident Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit Text

20 Jahre Einheit

Welke Landschaften, blühende Inseln. 20 Jahre nach der Wiedervereinigung hat der Osten aufgeholt – und teilweise zum Westen aufgeschlossen. Die Mauer der Zukunft verläuft zwischen jungen Wachstumsinseln und sterbenden Landstrichen – vor allem in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wirtschaftswoche

Aufbruch in die Einheit. Die Unterschiede zwischen Ost und West verschwimmen. Doch der Osten tickt immer noch anders. Maßgeblich für die Zukunft sind aber Konflikte zwischen Alt und Jung und Arm und Reich. Die Einheit ist kein Spaziergang. FAZ

Vereint in der Entfremdung
. 20 Jahre danach: Es steht nicht gut um die Deutsche Einheit, auch die Jungen sind skeptisch. Von selbst auswachsen wird sich die Spaltung nicht. Die Zeit

Neue Risse im Land der Einheit „Wir sind ein Volk“? Nur bedingt: 20 Jahre nach dem Ende der politischen Teilung verlaufen die Grenzen mitten in der Bevölkerung. Inzwischen sind die Themen Integration und soziale Teilhabe dringender als das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen. Kölner Stadt-Anzeiger

Schnauze Wessi! Danke? Nein Danke! Gern und immer wieder wird von Ostdeutschen etwas mehr Dankbarkeit verlangt. Nach genau 20 Jahren ist es vielleicht auch mal Zeit dafür. Also bitte: Danke. Aber, wofür eigentlich? Stern

Entwicklung aus eigener Kraft. Mit Apfeltorte und Kartoffelbrot feiert die ostdeutsche Firma Kathi Erfolge. Mit einer anderen Förderpolitik könnte es mehr solcher Unternehmen geben. Die Zeit

Auch sie sind unter uns. Von der Waffen-SS zu den Stasi-Spitzeln: Von einer gesellschaftlichen Ausgrenzung der Ostdeutschen kann keine Rede sein Tagesspiegel

20 Jahre Einheit, und die Stasi-Spitzel sind noch immer unter uns Bild

Die Reindustrialisierung des Ostens ist geglückt. Zwanzig Jahre nach der deutschen Einheit hat der Osten aufgeholt – doch bleibt eine Lücke. Noch immer hängt er am Tropf westdeutscher Transfers. FAZ

Die Ostdeutschen haben die Einheit selbst bezahlt. Der Westen hat die Kosten für den Aufbau der neuen Länder nicht allein getragen. Im Gegenteil, er hat vom Osten profitiert. Die Welt

Wem der Osten heute gehört. Seit der Wende dominieren West-Konzerne das Wirtschaftsleben in den neuen Bundesländern. Einen ostdeutschen Großkonzern sucht man bis heute vergeblich. Das könnte noch lange so bleiben, fürchten Wirtschaftsforscher manager magazin

Geboren am 3. Oktober 1990. Christin Blobel ist ein echtes Kind der deutschen Einheit. Am 3. Oktober 1990 wurde sie um 0.05 Uhr in Görlitz geboren. 20 Jahre später erzählt sie im Interview von ihrem Verhältnis zur DDR und dem unfreiwilligen Umzug in den Westen FAZ

„Der größte Glücksfall für Deutschland“ Viele Politiker haben die wirtschaftlichen Probleme, die mit der Wiedervereinigung kamen, anfangs unterschätzt. Das hat zu manchen Enttäuschungen geführt. Wenn man heute zurückblickt, fällt aber vor allem die gewaltige Aufbauleistung im Osten ins Auge. Über die vergangenen 20 Jahre der deutschen Geschichte, von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble Handelsblatt

Geert Wilders in Berlin

„Geert, du bist mein Held!“ Er schießt gegen die Bundeskanzlerin und stellt den Islam auf eine Stufe mit Nationalsozialismus und Kommunismus. Von seinen deutschen Anhängern wird der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders dafür wie ein Popstar gefeiert. Süddeutsche Zeitung

Angst vor einer substantiellen Minderheit. Nach heftigen Debatten haben Hollands Christdemokraten die Weichen für die Zusammenarbeit mit dem Rechtspopulisten Geert Wilders gestellt. Dieser warf Kanzlerin Merkel bei einem von Protesten begleiteten Auftritt in Berlin vor, einer Islamisierung Deutschlands tatenlos zuzusehen. FAZ

Der Tagesspiegel als Sicherheitsrisiko. Wes Geistes Kind die neue, so genannte Freiheits-Partei ist, hat sie mit der Aussperrung des Tagesspiegels beim Wilders-Besuch sehr schnell gezeigt. Tagesspiegel

Wilders Triumph. Der siegende Holländer war nicht vor Ort. Als die niederländischen Christdemokraten beschlossen, sich ihre Minderheitsregierung vom Rechtspopulisten Geert Wilders dulden zu lassen, hielt der große Gewinner dieser Entscheidung Vorträge in Berlin WAZ

Von Wilders‘ Gnaden Holland stehen schwierige Zeiten bevor: Die in der neuen Koalition mitregierende CDA ist zerstritten, zudem ist das christlich-liberale Bündnis von Geert Wilders‘ PVV abhängig. Einen Vorgeschmack auf den neuen Stil bot Wilders in Berlin. Kölner Stadt-Anzeiger

Tolerieren heißt nicht Toleranz. Tolerieren und Toleranz sind derzeit unterschiedliche Dinge in den Niederlanden. „Verantwortung zur Freiheit“, ist der Koalitionsvertrag überschrieben. Geert Wilders zeigte an diesem Wochenende in Berlin schon einmal, was er sich unter Verantwortung vorstellt. Frankfurter Rundschau

Islamkritiker Wilders hat Hollands Politik in der Hand. Die niederländischen Christdemokraten lassen sich von Wilders dulden. Damit hat der Islamkritiker starken Einfluss auf die Regierung. Die Welt

Wahlen in Brasilien

Der Superpräsident tritt ab 136 Millionen Brasilianer wählen einen neuen Präsidenten. Aber auch nur, weil Luiz Inácio Lula da Silva nicht mehr antreten darf. Er hat dem Land eine unerhörte Glückssträhne beschert – und seine „wohl beste Zeit“. Stern

Der brasilianische Mandela. Lula da Silva gilt als lebende Legende – dabei hatte der scheidende Präsident oft nur Glück. Financial Times Deutschland

Lula geht, aber wer kommt? Die Brasilianer haben am Sonntag die Weichen für die Zeit nach der Präsidentschaft von Luiz Inácio Lula da Silva gestellt. Seine Favoritin Dilma Rousseff lag in Umfragen klar vorn. Aber die Frage blieb: Schafft sie einen Sieg im ersten Wahlgang? Handelsblatt

Brazil’s Next Outlaw President. She is a cross between Tim Geithner and Patty Hearst, an economist with a past as a gun-carrying guerrilla. And she will likely win her country’s election. The Daily Beast

Becoming Lula. Brazil looks set to elect its first female president, a former Marxist guerrilla fighter turned grandmother and cancer survivor. But she has big shoes to fill. Foreign Policy

… one more thing!!!

Eurozone Crisis as Historical Legacy: The Enduring Impact of German Unification, 20 Years On. For all the success of German reunification, it left behind fateful seeds that sprouted into the current eurozone crisis. To overcome the current downturn, Europe should finish the job started two decades ago and retrofit the European Union with stronger political institutions. Foreign Affairs

Leitartikel

Wulffs Rede ist nur ein Anfang. Die lang erwartete Rede des Bundespräsidenten traf den richtigen Grundton. Doch um die Gräben zwischen Einheimischen und Zugewanderten in Deutschland zu überwinden, ist viel mehr nötig. Financial Times Deutschland

Wulffs neue Einheit. Wulff stand zunehmend unter Druck. Im Ergebnis ist die Verschränkung von Termin und Thema das Programmatischste, was er in seiner Bremer Rede zu bieten hatte. Um die Erinnerung an die geografische, landsmannschaftliche oder nationalstaatliche Dimension der Vereinigung kam er nicht herum. Er hat der Pflicht Genüge getan Frankfurter Rundschau

Der Integrations-Präsident Irritierend an Wulffs Rede ist das Bild von Deutschland als christlich-jüdisch-islamischem Land. Unser Verständnis von Freiheit und Menschenwürde gründet auf unserer christlich-jüdischen Tradition und der Aufklärung. Sie verpflichten zu Toleranz gegenüber anderen Religionen. Deshalb sollen Muslime ihren Glauben bei uns leben dürfen. Dass aber ihre Wertvorstellungen zum Fundament dieser Gesellschaft gehören sollen, dürfte viele Deutsche mehr irritieren als begeistern. Bild

Ende einer Option. So bleibt die Union an die schwächelnde FDP gekettet als Folge von Stuttgart 21 für Berlin. AZ München

Das Potential der CDU. In Zeiten, in denen die CDU ihre Köpfe nach und nach verliert, betritt Altkanzler Helmut Kohl die Bühne. Die Union schwankt zwischen Programm und Pragmatismus. Kohl macht deutlich, was viele Mitglieder wirklich denken. FAZ

Das britische Experiment
Als hätte es noch einer Motivationsspritze für die Koalitionsregierung in London bedurft, voranzugehen mit dem größten fiskalischen Gesundungsprojekt der neueren britischen Geschichte: Das Dubliner Stützungspaket für die zerrütteten irischen Banken vergangene Woche brachte auch in Whitehall ins Bewusstsein, was die Stunde geschlagen hat. Die Zukunft einer ganzen Generation ist an den Schuldendienst verpfändet. Die Welt

Offen für Alternativen. Wie leben wir in 40 Jahren? Jedenfalls anders, als wir es vorausplanen. Wirtschaftswoche

„Ich wünschte, ich wäre tot“ – Marilyn Monroe – Aus den Aufzeichnungen einer Unsterblichen Titelgeschichte Spiegel (Print)

Obamas wilde Welt
. Noch nie war ein Reporter so nah am US-Präsidenten: Die Recherchen der Watergate-Legende Bob Woodward Titelgeschichte Focus (Print)

Voters will rebuke Washington itself. Angry and even despairing, the US is about to vote for paralysis Financial Times

The Very Useful Idiocy of Christine O’Donnell.
O’Donnell’s timely ascent in the election season’s final lap may well prove a godsend for the G.O.P. New York Times

Third Party Rising. There’s a revolution brewing in the country. Could a third party be coming to challenge the Democrats and Republicans in 2012? New York Times

CIA Escalates in Pakistan. Pentagon Diverts Drones From Afghanistan to Bolster U.S. Campaign Next Door Wall Street Journal

Who Stole Feminism? By focusing on gender alone, institutional feminists opened the door for the Mama Grizzlies. The Nation

A half-pike up the nostril.
China’s overreaction to a Japanese „provocation“ has set its regional diplomacy back years Economist