Strompreise, Griechenland, Ungarn, Türkei, US-Wahlkampf, Literaturnobelpreis & Doping

Streit um teuren Strom In den vergangenen fünf Jahren ist der durchschnittliche Strompreis um ein Viertel gestiegen. Nun droht wegen der Energiewende erneut ein deutlicher Anstieg. Aber wer ist Schuld? Darüber gibt es einen harten Deutungskampf. Süddeutsche Zeitung

Planwirtschaft Den Siegeszug der regenerativen Energie zahlen alle Verbraucher in Form eines Zuschlags auf die Stromrechnung. Nach der Solarposse droht auch noch die Überförderung von Windstrom. Bei der Fehlplanung könnte er der Sonne sogar noch den Rang ablaufen. FAZ

Altmaier bremst die Windräder Zu schnell und zu teuer: So lautet das Urteil von Umweltminister Peter Altmaier zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Deshalb will er die Förderung für Windkraft- und Biomasse-Anlagen auslaufen lassen. Mit Ex-Minister Trittin streitet er über die Befreiung großer Unternehmen von der Öko-Umlage. Doch mit deren Details kennen sich Regierung wie Opposition erstaunlich schlecht aus. Süddeutsche Zeitung

Neuer Anlauf Es ist die wohl komplizierteste Baustelle, die die schwarz-gelbe Koalition herausfordert. Das Jahrhundert-Projekt der Energiewende muss halbwegs problemfrei über die Bühne gebracht werden. Umweltminister Altmaier gilt als Pragmatiker, der aber durchaus auch Prinzipien durchsetzen will. An den Inhalten der Energiewende will er bedingungslos festhalten. Bonner General-Anzeiger

Verlogene Debatte Die Verlogenheit der deutschen Energiedebatte hat in dieser Woche einen neuen Spitzenwert erreicht. Weil die Ökostromumlage für private Haushalte Anfang 2013 auf knapp 5,3 Cent je Kilowattstunde steigt, holen die Gegner der Energiewende zum großen Gegenschlag aus. WAZ

Frage der Gerechtigkeit Die Verlogenheit der Energiedebatte hat in dieser Woche einen neuen Spitzenwert erreicht. Mitteldeutsche Zeitung

Altmaiers Aktionismus Es war ein Auftritt nach Peter Altmaiers Geschmack. Die Botschaft war klar: Wo die Opposition und die Interessengruppen poltern, setzt der Umweltminister auf Konsens. Wo andere zu Schnellschüssen bei einer Reform des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) neigen, lässt Altmaier es ruhig und besonnen angehen. Märkische Allgemeine

Entscheidung vertagt Altmaier fordert ein „konsensuelles“ Verhalten bei der Energiewende. Das ist nichts anderes als ein Ausdruck purer politischer Not. taz

Griechenland

Nachdruck und Partnerschaft Angela Merkel bereitet das Feld, damit Griechenland mehr Zeit erhält: Darum widerspricht sie IWF-Chefin Christine Lagarde nicht, die einen Aufschub von zwei Jahren fordert. FAZ

Merkels Scheu vor der griechischen Wahrheit IWF-Chefin Lagarde fordert mehr Zeit für Griechenland – und stößt damit auf erbitterten Widerstand aus Deutschland. Doch wer wie Kanzlerin Merkel das Risiko eines Athener Euro-Austritts nicht eingehen will, der muss auch den Mumm haben, der deutschen Öffentlichkeit die volle Wahrheit zu sagen: Die europäische Integration gibt es nicht zum Nulltarif. Süddeutsche Zeitung

Das dritte Paket IWF-Chefin Christine Lagarde hat noch deutlicher als sonst dafür geworben, Griechenland zwei Jahre mehr Zeit zu geben. Wolfgang Schäuble ließ durchblicken, dass er von dem Vorstoß wenig hält. Er hat Recht. FAZ

Schäuble wird mit unschöner Realität konfrontiert Wolfgang Schäubles Strategie, vor der IWF-Tagung ein wenig positive PR für Europa zu verbreiten, ist nicht aufgegangen. Für das Problem Griechenland braucht es endlich eine grundlegende Lösung. Die Welt

Schäuble nennt Herabstufung Spaniens „Missverständnis“ Die Herabstufung Spaniens durch die Ratingagentur „Standard & Poor’s“ sei ein „Missverständnis, kritisiert Bundesfinanzminister Schäuble. Die Erwartungen der Finanzmärkte an das Land seien „unrealistisch“ gewesen. FAZ

Die Helfer streiten um den Nachschlag zur Griechen-Hilfe Sie habe wiederholt gesagt, dass Griechenland für die Haushaltkonsolidierung zwei Jahre mehr Zeit benötige: Mit diesem Satz hat Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IMF), in Tokio Position bezogen zu einer Frage, über die hinter den Kulissen seit Wochen kontrovers diskutiert wird. NZZ

Ungarn

Ein Mann, zwei Gesichter Es ist nicht lange her, da galt Ungarns Ministerpräsident Orbán als Feind der Demokratie, die Wirtschaft seines Landes lag am Boden. Schwer, sich da beim Besuch in Berlin gut zu verkaufen. Doch heute schaut man nicht mehr so genau hin. Solange Ungarn den Euro nicht hat, scheren die internen Probleme Ungarns die übrigen EU-Partner nur bedingt. Süddeutsche Zeitung

Wir lehnen den Euro nicht ab Ungarns Ministerpräsident Orbán hat bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel mehr Kooperation in der EU gefordert. Die Bundeskanzlerin wies Forderungen zurück, die europäische Bankenaufsicht schon von Januar 2013 an in Kraft treten zu lassen. FAZ

Orbán prophezeit Austreten Athens aus Euro-Zone Griechenland könne ohne Reformen nicht in der Euro-Zone bleiben, sagt Ungarns Premierminister Viktor Orbán beim Besuch in Berlin. Ein Austritt sei nur noch eine Frage des politischen Managements. Die Welt

Türkei

Türkische Behörden erhielten möglicherweise Tipp vom Geheimdienst Munition aus Russland für das Assad-Regime: Nach Angaben der türkischen Regierung soll das syrische Passagierflugzeug, das in Ankara zur Landung gezwungen worden war, militärisches Gerät transportiert haben. Die Behörden waren möglicherweise durch einen Hinweis vom Geheimdienst vorgewarnt. Süddeutsche Zeitung

„Haben russische Munition für Syrien sichergestellt“ Nach Angaben von Ministerpräsident Erdogan hat die Türkei in dem zur Landung gezwungenen syrischen Passagierflugzeug russische Munition sichergestellt. Moskau und Damaskus reagierten empört. FAZ

Kriegsgefahr Das drastische Einschreiten der Türkei gegen das syrische Passagierflugzeug wegen eines vermuteten Waffentransports zeigt: Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan setzt alles daran, beim Nachbarn Syrien so schnell wie möglich einen Sturz der Assad-Regierung zu bewirken. Bonner Generagl-Anzeiger

Die Gefahr eines Krieges macht Angst Die Türkei wird immer stärker Teil des Syrien-Konflikts. Doch niemand kennt in diesem Fall die Wahrheit so gut, dass er eine einfache Entscheidung treffen kann. Tagesspiegel

Eine Region in Flammen, die Welt in der Krise Es brodelt gewaltig im Nahen Osten. Greift der syrische Bürgerkrieg auf die Region über, sind die Folgen für Weltordnung und Weltwirtschaft verheerend. Ein Brandherd, der alle Feuer aktivieren kann. Die Welt

US-Wahlkampf

Der verflixte Bildschirm Der Druck auf Joe Biden war groß, im Fernsehduell gegen Mitt Romneys Stellvertreter Paul Ryan zu punkten. Was Obama hatte vermissen lassen, lieferte denn auch sein Vizepräsident: Er gab sich angriffslustig und entschlossen. Hätte er nur nicht so viel gegrinst. FAZ

Bidens „Arsen-Lächeln“ besiegt Ryan Punktsieg für Joe Biden, Ausgleich in den TV-Duellen. Der Demokrat und Vize-Präsident hat mit einem bissigen Auftritt in der ersten und einzigen Fernsehdebatte mit Herausforderer Paul Ryan Obamas schwachen Auftritt wett gemacht. US-Medien sehen einen klaren Punktsieg. Doch es gibt auch Kritik. Rheinische Post

Rettet Big Bird! Das Rennen um die US-Präsidentschaft zwischen Mitt Romney und Barack Obama lässt sich mittlerweile auf eine Figur aus der Sesamstraße reduzieren: Big Bird. Von einer Infantilisierung des Wahlkampfes zu sprechen, würde jedoch allen Kindern unrecht tun. Süddeutsche Zeitung

Big Birds Seele Der große gelbe Vogel aus der Sesamstraße spielt gerade eine Hauptrolle im US-Wahlkampf. Gespielt wird die Puppe seit mehr als 40 Jahren von Caroll Spinney. Der Sohn eines Uhrmachers hat sich Monstern verschrieben, die Schränke essen. Und Echsen, die Buchstaben verkaufen – und schuf damit klug-anarchisches Kinderfernsehen. Süddeutsche Zeitung

An impressive draw The vice-presidential debate Economist

Joe Biden Smiles, Laughs, and Mostly Kicks Ass Conservative pundits hit Biden on style, but Paul Ryan continued to play fast and loose with the facts. Mother Jones

Crazy Like a Fox? Joe Biden was demeaning, rude, and hammy in his debate against Paul Ryan. Maybe that’s just what Democrats needed. The Atlantic

Unilluminating rumble The vice presidential debate was disappointingly narrow and infuriatingly dodgy. Washington Post

The Yin and Yang Debate In the back and forth of this undercard event, both Biden and Ryan accomplished their goals Newsweek

Literaturnobelpreis

Halluzinatorische Wahl des Nobelpreiskomitees Der Literaturnobelpreis für den staatsnahen Chinesen Mo Yan ist ein Affront. Er hat sich mit dem Regime arrangiert und sogar eine Seite aus Maos Reden abgeschrieben – zu Ehren des Diktators. Die Welt

Helden, die nicht zur Ruhe kommen In seiner Heimat sind die Meinungen geteilt. Georg Blume beschreibt, wie es Mo Yan gelang, sich inmitten der kommunistischen Öffentlichkeit den Nobelpreis zu erschreiben. ZEIT

Mo Yan – ein Autor des Westens Die Vergabe des Literaturnobelpreises ist Stoff für Kaffeesatzleser. Die Wahl des Stockholmer Komitees lässt auch dieses Jahr unterschiedliche Interpretationen zu. NZZ

Starke Romane Natürlich kann jetzt lange darüber spekuliert werden, ob die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an Mo Yan eine Geste der Wiedergutmachung sein soll. Schließlich waren Chinas Funktionäre alles andere als amüsiert, als 2011 der von ihnen weggesperrte Bürgerrechtler Liu Xiaobo den Friedensnobelpreis bekam. Märkische Oderzeitung

Kluge, weitsichtige Entscheidung Mo Yan erhält den Literatur-Nobelpreis und Liao Yiwu den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Unterschiedlicher könnten die Preisträger nicht sein. taz

Doping

Lebenslüge eines gewieften Tyrannen Jetzt ist es raus – und alle fragen sich, wie der Betrug so lange gutgehen konnte: Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong hat mehr als 15 Jahre lang gedopt und die ganze Welt genarrt. Der bahnbrechende Bericht der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada offenbart ein infames Betrugssystem. Die Details sind alarmierend. Süddeutsche Zeitung

Eine Milieustudie des kranken Radsports Die Dokumente der Usada könnten strafrechtliche Folgen für Lance Armstrong haben. Sie zeigen auch: Der gesamte Straßenradsport ist bis heute durch Doping korrumpiert. ZEIT

Neue Qualität im Kampf gegen Doping Der 1000-Seiten-Bericht zu den Machenschaften des Radsporthelden ist von ungewohnter Transparenz. Er ist ein Steilpass für den Weltverband. NZZ

…one more thing!

Stabilitätsrisiken Die Ökonomen sorgen sich in ihrem Herbstgutachten gleich doppelt: Zum einen darüber, wie die Schuldenkrise das Vertrauen untergräbt und die Wirtschaft bremst. Zum anderen nimmt die Sorge zu, wohin verfehlte Krisenbekämpfung mit der Notenpresse führen kann. FAZ

Leitartikel

Altmaiers Befreiungsschlag Die große Mehrheit von uns Bürgern will weder das Risiko eines Super-GAU à la Fukushima noch das des verschärften Klimawandels tragen. Frankfurter Rundschau

Ein Abschwung gefährdet Merkel nicht Sogar eine schwächelnde Wirtschaft wäre für Deutschland kein Drama. Auch die Gefahr einer Inflation ist eher gering – zu schwach ist die wirtschaftliche Lage in Gesamt-Europa. Tagesspiegel

Brisante Fracht Mit der Zwangslandung der syrischen Maschine in Ankara nimmt die Türkei auch eine weitere Verschlechterung des Verhältnisses zu Putins Russland in Kauf. Eine Art Vergeltung Moskaus ist nicht auszuschließen. FAZ

Erdogans Selbsthilfe Die Wahrscheinlichkeit eines baldigen EU-Beitritts der Türkei ist, gelinde gesagt, derzeit gering. Dabei verhält sich das Land zumindest im Syrien-Konflikt so, wie es sich die EU eigentlich wünscht. Financial Times Deutschland

Hilfe für mutige Mädchen! Warum fürchten die Taliban das Mädchen Malala so sehr? BILD

True Progressivism A new form of radical centrist politics is needed to tackle inequality without hurting economic growth Economist

Triumph of the Wrong? Politically good things may be about to happen to very bad ideas. New York Times

Sorry, Team Obama: Scrutinizing the Libya Attacks Isn’t Just Partisan Politics Republicans‘ cynical tactics aside, getting to the bottom of the attacks is a serious matter. Mother Jones

The Big Bird counterattack Obama has only excuses. Washington Post