SPD, Schweden, Londoner Terroranschlag, Obama & Rösler

Alles, was Rang und Namen hat Manch großes Jubiläen der Vergangenheit musste die SPD allein bestreiten, ohne die Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. Zum 150. Geburtstag sind alle gekommen: Der Präsident aus Frankreich, der Bundespräsident und die Kanzlerin. FAZ

150 Jahre Seit’ an Seit’ Die spröde, Camus düsteren „Mythos des Sisyphos“ verehrende Partei ist irgendwie Kult geworden: Die SPD feiert sich. Und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ist dabei ganz in ihrem Element. FAZ

Lassalle für alle Wieso feiert die SPD ausgerechnet in Leipzig? Mitglieder gibt es dort kaum noch, Arbeiter auch nicht. Dafür aber kennen die Einheimischen alle Lieder auswendig. Ein Glückwunsch. stern

Bildung als Bedrohung Die Sozialdemokraten versprechen Aufstieg durch Wissen. Aber das kann in einer gespaltenen Gesellschaft nicht für alle zum Ziel führen. taz

Hollande appelliert an den Stolz der SPD Glückwunsch, alte Dame: Die SPD feiert ihren 150. Geburtstag und bekommt Applaus von Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck. Frankreichs Präsident François Hollande ermahnt die Genossen beim Festakt in Leipzig, stolz auf sich zu sein. Doch SPD-Chef Gabriel sticht sie alle locker aus. Süddeutsche Zeitung

Gut getan Kein Zweifel: Der Verlauf der Geburtstagsfeier in Leipzig hat der SPD gut getan. Endlich einmal musste sie um gesellschaftliche und politische Anerkennung nicht kämpfen. Bundespräsident, Parlamentspräsident, Verfassungsgerichtschef und Bundeskanzlerin machten der SPD gerne ihre Aufwartung. Bonner General-Anzeiger

Auf Distanz zur Tradition Wenn es um den „Sozialismus“ geht, geben sich die Sozialdemokraten genierlich. Jetzt gründen sie einen Verein mit dem nichtssagend prahlerischen Namen „Progressive Allianz“. Was will die SPD mit diesem verdrucksten Produkt? Süddeutsche Zeitung

Die SPD wird wie ein Verstorbener gewürdigt Das Gründungsjubiläum der SPD wird in auffallend gedämpften Tönen gefeiert. Auch inhaltlich bleibt die eindimensional. Zum 150. Jahrestag hätte man mehr erwarten können als Traditionsgerede. Die Welt

Agenda Gabriel Der Sekt ist getrunken, der Kuchen gegessen und die Kerzen ausgeblasen: Was bleibt nach der großen Geburtstagsfeier zum 150-jährigen Bestehen der SPD? Nordwest Zeitung

Genossen, wie sie niemand kennt SPD-Gründervater Lassalle starb nicht für seine Überzeugungen, sondern für die Liebe. Helmut Schmidt gibt einen durchaus begabten Pianisten ab. Und Künstler Joseph Beuys ärgerte sich, als die Sozialdemokraten seine Badewanne putzten. Zehn Fakten und Genossen-Geschichten jenseits von Warschauer Kniefall und Agenda 2010. Süddeutsche Zeitung

Neue Genossen braucht das Land Die SPD feiert ihr 150-Jähriges, aber sie wirkt noch viel älter: Kanzlerkandidat Steinbrück, Parteichef Gabriel und Fraktionschef Steinmeier bringen es gemeinsam auf 176 Lebensjahre. Wo bleibt die Erneuerung, wer sind die möglichen Nachfolger? Wir haben da ein paar Vorschläge. Süddeutsche Zeitung

Unruhen in Schweden

Unruhen in Husby zeigen gescheiterte Integrationspolitik An den Unruhen, die seit mehreren Tagen die Stockholmer Vororte erschüttern, wird deutlich, dass die Integration der zahlreichen dort lebenden Einwanderer einfach nicht erfolgreich war. Auf der Suche nach den Ursachen stößt man schnell auf den mangelnden politischen Willen der Regierung, die es versäumt hat, im Bildungsbereich zu handeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Aftonbladet Stockholm

Aufstand der Hoffnungslosen Ein Wohlfahrtsstaat wird von Krawallen erschüttert: In Schweden randalieren Einwanderer, zünden Autos an und prügeln sich mit der Polizei. Sie halten der Öffentlichkeit eines der größten Probleme des Vorzeigelandes vor Augen: Die Integration von Immigranten funktioniert viel zu schlecht. Süddeutsche Zeitung

Das Ende des Idylls Die Auschreitungen in Husby haben sich auf andere Teile Stockholms ausgedehnt. Die Jugendarbeitslosigkeit im Land liegt bei 24 Prozent. taz

Terror in London

Eine neue Qualität des Terrors Attentate brauchen Öffentlichkeit. In London hat der Terror nun eine neue Stufe der Selbstinszenierung erklommen. FAZ

Diese Bluttat ist ein Abstieg in die Inhumanität Der tödliche Attentat von Islamisten im Londoner Stadtteil Woolwich ist in seiner Brutalität kaum zu begreifen. Aber auch jenseits des Fanatismus geben britische Muslime Grund zur Sorge. Die Welt

Mitten unter uns Der Anschlag in London zeigt eines: Die Gefahr, die von einer Minderheit im Westen ausgeht, hat sich gewandelt. Es schält sich jener Typus heraus, der jahrelang „mitten unter uns“ gelebt hat und sich unbemerkt radikalisierte. Das erschwert den Kampf gegen den Terror. Tagesspiegel

Krieg in Eigenregie Der Metzgermesser-Anschlag von Woolwich war kein Massenmord; es sind keine Wolkenkratzer eingestürzt oder Doppeldecker-Busse in die Luft geflogen. Und doch sät es mehr Angst als andere Attentate zuvor. Wo radikale Muslime sich inspiriert fühlen, in Eigenregie, spontan und mit Allerweltsmitteln zu töten, ist niemand mehr sicher – ganz egal, ob Menschenmassen, Fahrstühle oder die U-Bahn gemieden werden. Bonner General-Anzeiger

Neues Gesicht des Terrors Sie agieren öffentlich und inszenieren sich selbst. Islamistische Terroristen neuer Prägung attackieren die Gesellschaft, in der sie leben. taz

Ein Smartphone findet sich immer Der Attentäter von London hat offenbar die mediale Inszenierung eiskalt kalkuliert und lässt sich noch mit blutigen Händen von einem Passanten in einem Handyvideo interviewen — um als Held zu gelten. Kölner Stadt-Anzeiger

Täter, Opfer, Zuschauer Mitteldeutsche Zeitung

Entlarvende Bilder Die Bluttat von London entfaltet ihren ganzen Schrecken erst durch das Video eines Passanten, das die Augenblicke nach dem Mord festhält. Es geht jedoch nicht um Voyeurismus, sondern um die Entlarvung vermeintlicher Ideologien als das, was sie tatsächlich darstellen: zynische Parolen gewissenloser Mörder. WAZ

Obamas Rede zur Sicherheitspolitik

Obama ringt mit der Moral Barack Obama Der US-Präsident kämpft um seine Haltung. Barack Obama erklärt der Welt, warum die USA Menschen per Fernsteuerung töten – und kann die entscheidenden Widersprüche doch nicht auflösen. Immerhin: Seine Sicherheitsstrategie sieht strengere Regeln für Drohnenangriffe und einen neuen Anlauf zur Guantanamo-Schließung vor. Vor allem aber beendet sie die Bush’sche Variante des „Krieges gegen den Terror“. Süddeutsche Zeitung

Von der Kampfdrohne zur Friedenstaube „Dieser Krieg muss ein Ende haben“: Obama ruft die Wende im Kampf gegen den Terror aus. Weniger Drohnenangriffe, das Aus für Guantanamo – der Präsident scheint es ernst zu meinen. Er arbeitet an seinem Vermächtnis. Handelsblatt

Ein bisschen Guantánamo schließen Der US-Präsident verkündet eine Wende im Anti-Terror-Krieg. Doch seine Ankündigungen sind halbherzig und unglaubwürdig ZEIT

Anspruch und Wirklichkeit Die Schwelle zum Einsatz von Drohnen soll erhöht werden. Dennoch hängt US-Präsident Obama dem Anspruch, für den er gewählt wurde, noch immer hinterher. taz

The beginning of the end Economist

Wrestling with the war on terror Obama renews his anti-terrorism strategy Washington Post

A Pivot Point on Drones and More? Obama calls for a new realism in dealing with terrorism, defends his policies, calls on the attorney general to review how leak probes target reporters, and moves to limit drone use. Mother Jones

How Obama Bungled the Guantánamo Closing Early on, the president promised to shutter the prison in a year’s time. Then a plan came late and Democratic allies were abandoned. What’s different this time? The Daily Beast

China Has Drones. Now What? When Beijing Will—and Won’t—Use Its UAVs Foreign Affairs

The Idealist vs. the Terrorist Killer Obama now suggests it’s time to limit executive ability to use lethal force against alleged extremists. The Atlantic

5 questions on Obama’s security address POLITICO

Rösler bei Diekmann

Komm in meine Arme Wenn Politikern das Rollenverständnis fehlt, wenn sie öffentlich auf Journalisten treffen, kann es schnell peinlich werden. So wie bei Röslers Schulterklopfernummer mit Diekmann. FAZ

Eine Umarmung und viele, viele Fragen Sie herzen sich, als hätte sie zusammen die härtesten Schlachten geschlagen: „Bild“-Chef Kai Diekmann und Vizekanzler Philipp Rösler. Haben sie aber nicht. Und genau deshalb ist das Foto mit ihrer Umarmung so furchtbar absurd. Süddeutsche Zeitung

Rösler-Show kann Konsequenzen haben Deutschlands Internet-Gründer hat der Ausflug mit Wirtschaftsminister Philip Rösler enger zusammen gebracht. Rösler könnten die Fotos der Kalifornienreise aber womöglich politisch geschadet haben. Wirtschaftswoche

In Diekmanns Armen Angela Merkel posiert bei einem Spiele-Start-up, Philip Rösler im Silicon Valley: Wie Politiker im Internet nach Erleuchtung suchen und nur Gelächter finden. ZEIT

Wie Philipp Rösler mit der Bild schmust Auf seiner USA-Reise gibt der Vizekanzler kein allzu gutes Bild ab. Eine Stilkritik. WAZ

…one more thing!

Liebesgrüße an den Gartenzwerg Wir sind eine Nation von Spießern, die Wortungetüme und Würste liebt. Und dennoch hat die BBC die Deutschen zur beliebtesten Nation gekürt. Wie konnte das passieren? Eine Spurensuche. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Karlsruher Republik im Wandel Letzte Zuflucht, einzig wirksame Opposition, Sündenbock: Das Bundesverfassungsgericht wacht auch über jeden Schritt der europäischen Integration. FAZ

Seltsames Krisenmanagement im Hause de Maizière Im Verteidigungsministerium ist etwas verbockt worden – es geht bei der Aufklärungsdrohne Euro Hawk um eine Fehlinvestition in dreistelliger Millionenhöhe. Und zentral mit dem Projekt befasst war in den vergangenen Jahren jener Abteilungsleiter, den Thomas de Maizière nun die Aufarbeitung leiten lässt. Da kann man nur fragen: Geht’s noch? Süddeutsche Zeitung

Assad kämpft für alawitischen Mini-Staat Da der Westen in Syrien nicht eingreift, treten der Machthaber Assad und seine Verbündeten immer unverschämter auf. Assad fühlt sich stark – und beschränkt sich doch auf die Kontrolle eines relativ kleinen Territoriums. Frankfurter Rundschau

Schluss mit der Hisbollah-Verharmlosung! Die Europäische Union muss die libanesische Extremistenorganisation endlich auf ihre Terrorliste setzen. Aus moralischen Gründen, um ihrer eigenen Selbstachtung willen – und wegen Syrien. Die Welt

Der neue Terror Der neue Terror hat keine Kommandostrukturen. Meist sind es frustrierte, junge Männer. Sie können überall, jederzeit zuschlagen. BILD

Alte Hasen Wenn Angela Merkel „Respekt und Anerkennung“ zollt, wenn sich Horst Seehofer als „altgedienter Herz-Jesu-Sozialist“ bekennt, dann sind das keine Artigkeiten für die 150-jährige SPD. AZ München

Eine Partei zerlegt sich selbst Sie wollten alles anders machen. Doch aus den Piraten auf der Schnellspur sind Schmalspur-Piraten geworden: Die Berliner Fraktion wäre fast auseinander gebrochen und ihr Vorsitzender ist schwer beschädigt. So ruinieren die Piraten nicht nur sich selbst – sondern auch das, wofür sie angetreten sind. Tagesspiegel

The sleepwalkers In the euro zone, desperately in need of a boost, no news is bad news Economist

There’s a fly in my soup Obama’s shameful ad hominem presidency. Washington Post

Japan the Model Japan appears to be turning around its economy. Could its economic experiment be the last, best hope for recovery for the rest of the world? New York Times

Boy Scouts: You Can Be Gay Until You Turn 18 Boy Scouts vote to stop discriminating against kids in the program on the basis of sexual orientation, but will continue barring gay adults. Mother Jones