Aschermittwoch, Freihandel, Obama, Papst, Peugeot & Pferdefleisch

Wenn die Welt ein Bierzelt wär Beim politischen Aschermittwoch läuft Edmund Stoiber zu alter Form auf. Auch Peer Steinbrück beherrscht das Genre der Volkstümlichkeit. FAZ

Der Weintrinker im Bierzelt Es scheint, als kämen der kantige Buchautor und der gefällige Parteitagsredner endlich miteinander in Kontakt. Frankfurter Rundschau

Im Land der Dirndl und Denker Kann das gutgehen? Ausgerechnet im Heimatland des Dirndls muss Rainer Brüderle eine Aschermittwoch-Rede halten. Doch er umschifft alle Kalauerklippen und konzentriert sich auf die liberalen Kernthemen. Nur die politische Konkurrenz zieht er wie erwartet durch den Kakao. SPIEGEL

Knapp, nüchtern, Kult Keilen, Spotten, Lästern – im Aschermittwochs-Dreikampf ist Angela Merkel ein Totalausfall. In Demmin präsentiert sie sich in alter Sachlichkeit und neuer Knappheit. Für ihre Fans sind Merkels Reden längst Kult. FOCUS

Steinbrück im Zelt Auch wenn Steinbrück nicht nicht der perfekte Kanzlerkandidat ist, sein Auftritt im Bierzelt kommt nahe ran. Die CDU sollte aufpassen und ihn – und die inhaltlichen Ideen der SPD – nicht unterschätzen. FAZ

Rettung für die Pharisäer-Republik Die Berliner Republik war drauf und dran, das Lob der Heuchelei ins Grundgesetz aufzunehmen. Da konnte nur noch der Politische Aschermittwoch das Schlimmste verhüten. FAZ

Seehofer krächzt, Stoiber schwärmt Der politische Gegner: unfähig. Die eigene Leistung: bärenstark. Die CSU hat sich bei ihrem politischen Aschermittwoch an sich selbst berauscht. Der Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber war wieder der Liebling der Christsozialen – und Horst Seehofer ließ sich von seinem kleinen Stimmproblem nicht stoppen. SPIEGEL

Mit allen Wassern gewaschen SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kommt nicht aus den Schlagzeilen. Schon 2010 gab es in Nordrhein-Westfalen einen Blog-Skandal. Damals waren teilweise die gleichen Personen involviert. Bestehen Verbindungen zwischen „Wir in NRW“ und dem „peerblog“? FAZ

Geplantes Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA

Gewagtes Projekt, gewaltiges Potenzial Das Vorhaben ist äußerst ehrgeizig: EU und USA sollen zu einem großen Wirtschaftsblock zusammenwachsen. US-Präsident Obama forciert in seiner Rede zur Lage der Nation eine Freihandelszone. Wird sie Wirklichkeit, könnte sie Wachstum bringen – und gerade für die Europäer von unschätzbarem Vorteil sein. Süddeutsche Zeitung

Ein gemeinsamer Markt wäre ein machtvolles Signal US-Präsident Obama beschwört die neue Strategie des außenpolitischen Rückzugs. Dennoch verspricht er Öffnung – mit der Errichtung eines gemeinsamen Marktes mit Europa. Das ist eine gute Nachricht. Die Welt

Freihandelsvorstoß trifft auf Zustimmung Direkt nach der Ankündigung der Gespräche zwischen den Vereinigten Staaten und der EU über ein Freihandelsabkommen hat der Streit über die Details begonnen. Die amerikanische Handelskammer will Agrarthemen ausklammern. FAZ

Freihandel nutzt immer Die EU und die Vereinigten Staaten verhandeln über ein Freihandelsabkommen. Der politische Wille auf beiden Seiten ist groß. Gut so! Hoffentlich scheitert das Projekt nicht am Lobbyismus. FAZ

Startschuss Barack Obamas „Ja“ zur Vorbereitung einer Freihandelszone vom Hudson River bis an den Rhein ist bei Licht betrachtet nicht mehr als der Startschuss zu einem Marathon-Lauf mit ungewissem Ausgang. Über den Abbau von nationalen Handelsschranken zum Frommen des Wachstums auf beiden Seiten des Atlantiks wird seit Ende des Kalten Krieges debattiert. Bonner General-Anzeiger

Warum sie sich im Handel nicht zu nahe kommen sollten Eine amerikanisch-europäischen Freihandelszone steht auf der Tagesordnung. Dabei gibt es für Europa mindestens vier gute Gründe, die Finger davon zu lassen. Welt am Sonntag

Kritische Masse Dass ein politisches Vorhaben so viel Applaus erhält wie gestern der angestrebte Freihandelspakt zwischen USA und EU, macht misstrauisch. Denn wenn tatsächlich nur einige unnötige Regeln aufgehoben und unsinnige Zölle abgeschafft werden müssten, um Europas Wachstum spürbar zu beschleunigen, drängt sich die Frage auf, warum man nicht längst drauf gekommen ist. Börsen-Zeitung

Es ist noch weit bis zum freien Handel Obamas „Ja“ zur Vorbereitung einer Freihandelszone ist nicht mehr als der Startschuss zu einem Marathon-Lauf mit ungewissem Ausgang. Fünf Jahre, vermuten Experten, werden die Verhandlungen von nun an dauern. Mindestens. WAZ

Die Faust im Sack Das imperiale Gehabe der Amerikaner verärgert, aber ein helvetisches Nein zum Fatca-Staatsvertrag mit den USA würde der Schweiz mehr schaden als nützen. Diese Erkenntnis hat sich im Bundesrat durchgesetzt. NZZ

Die Schweiz gerät unter Zugzwang NZZ

A Trade Deal Worth Making An EU-U.S. pact would deliver huge economic benefits for both sides. That’s worth keeping in mind as negotiations run into tough times, as they surely will. Wall Street Journal

Obama-Rede

Wachstum als Leitstern Die Mittelschicht als Motor der Wirtschaft: Präsident Barack Obama stellt vor allem wirtschaftspolitische Maßnahmen in den Mittelpunkt seiner Rede zur Lage der Nation. Er verspricht mehr Unterstützung für die Mittelschicht – und will höhere Steuern für die Reichen. FAZ

Nur eine liberale Weltmacht kann Toleranz zeigen Der individualistische Westen ist kein Auslaufmodell. Doch die liberale Strahlkraft allein reicht nicht aus. Die freie Welt braucht wirtschaftliche und militärische Stärke, um zu überleben. Die Welt

Obama betreibt weiter Wahlkampf Die Rede des amerikanischen Präsidenten zur Lage der Nation gleicht eher einem Wahlmanifest als einem realisierbaren Regierungsprogramm. NZZ

Obama gibt den Ton an In seiner zweiten Amtszeit will sich US-Präsident Barack Obama nicht nochmal von den Republikanern über den Tisch ziehen lassen. Er hat klare Ziele und will diese auch durchsetzten. Frankfurter Rundschau

Das Herz schlägt links Seine Rede zur Lage an die Nation hat gezeigt, dass Barack Obama in seiner zweiten Amtszeit auf einen eindeutigen Kurs setzt. Er baut auf einen aktivistischen Staat und treibt die amerikanische Politik dorthin, wo sie schon lange nicht mehr war: nach links. FAZ

Keine falschen Kompromisse mehr Einfach nur eine Rede zur Lage der Nation? Obamas Worte waren ein wohl formuliertes „Fuck you“ an die Adresse der Republikaner und der Tea-Party. taz

Gefahr der Selbstüberschätzung US-Präsident Obama zeigt sich in seiner Rede zur Lage der Nation entschlossen. Dennoch sollte er seinen Gegnern Angebote machen. Die Wähler wollen, dass er das Schuldenproblem gemeinsam mit den Republikanern angeht. Anstoß, der Kommentar. Kölner Stadt-Anzeiger

Rubio macht Gott für #watergate verantwortlich Er ist der Hoffnungsträger der Republikaner, doch von Marco Rubios letzter Rede bleibt nur eines in Erinnerung: ein hastiger Schluck aus der Wasserflasche. Weil der Spott bei Twitter nicht enden will, legt der Senator nach – und macht das Trinken zum neuen Markenzeichen. Süddeutsche Zeitung

Obama’s agenda: Easier said than done President Barack Obama demanded more than a dozen times in his State of the Union address that lawmakers act on his ambitious policy agenda. POLITICO

Benedikt XVI.

Benedikt und die radikale Freiheit In der Generalaudienz, dem ersten öffentlichen Auftritt nach der Ankündigung seines Rücktritts, wirkte der Papst wie befreit – im Körper und erst recht im Geist. FAZ

Mut zur Freiheit für Katholiken und Protestanten Weil Papst Benedikt ein Deutscher an der Spitze des Vatikans war, hofften viele Protestanten auf eine Annäherung mit der katholischen Kirche. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht, viele von ihnen erlebten Benedikts Pontifikat als eine Abfolge von immer neuen Kränkungen. Sein Rücktritt könnte das Verhältnis wieder entspannen. Tagesspiegel

Papsterklärer in Erklärungsnot Bleibt der Papst nach dem Rücktritt Kardinal? Und was passiert mit dem Fischerring? Vatikansprecher Lombardi versucht die noch nicht geklärten Fragen zu klären. FAZ

Entzaubert So respektabel die Beweggründe von Benedikt XVI. für seinen Rücktritt sind und so sehr die Konsequenz seiner Entscheidung zu bewundern ist – er hinterlässt seinem Nachfolger zusätzlich zur übrigen Bürde des Amtes eine weitere Aufgabe: Der neue Papst muss seine Rolle neu definieren. Bonner General-Anzeiger

Was Manager von Benedikt XVI. lernen können Das nennt man Verantwortung! Der Rücktritt von Papst Benedikt ist überraschend, aber konsequent – und damit ein Vorbild für alle Menschen in Leitungsfunktionen. Es wäre ein Fehlschluss, von Amtsflucht zu sprechen. Handelsblatt

Peugeot-Citroën

Liebe in Zeiten der Krise Für die französischen Autohersteller war das abgelaufene Geschäftsjahr eine Katastrophe. Doch während sich Renault auf einen starken Partner verlassen kann, sucht Peugeot/Citroën noch eine starke Schulter. Handelsblatt

Hollande hat sich in der Krise festgefahren Die französischen Autohersteller gehen derzeit durch eine tiefe Krise. Der Rekordverlust von Peugeot-Citroën zeigt: Mit „mehr Regulierung“ kann die Regierung Hollande keine neuen Industrien schaffen. Die Welt

Die Hoffnung stirbt zuletzt Der Zustand des Autoherstellers Peugeot Citroën ist ein Spiegelbild der französischen Industrie. Sie ist zu wenig innovativ, hat keine attraktiven Angebote im oberen Segment zu bieten, ist zu wenig wettbewerbsfähig, weil sie zu wenig flexibel und zu teuer ist. In Wachstumsmärkten sind die Franzosen kaum vertreten. Börsen-Zeitung

So kam Peugeot unter die Räder – vier fatale Fehler Fünf Milliarden Verlust, unsichere Perspektiven und erschreckend wenig Eigenkapital: PSA will tausende Arbeitsplätze abbauen. Der französische Staat muss Millionen für Unterstützung einplanen, weil das Peugeot-Management gepennt hat. FOCUS

Pferdefleisch-Skandal

Wir sollten beim Pferdefleisch nicht dramatisieren Die Manipulation von Lebensmitteln ist kein Kavaliersdelikt. Aber ein Grund zur Hysterie ist das, was geschehen ist, nicht. In Frankreich, Belgien und Italien wird von jeher ganz selbstverständlich Pferdefleisch gegessen Tagesspiegel

Pferdefleisch-Betrug ist ein europäisches Problem Der Pferdefleisch-Skandal wird europäisch. Die EU-Länder schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu und lassen das eigentliche Problem außen vor: Geringverdiener sind zunehmend von billigem Fleisch abhängig. NRC Handelsblad Amsterdam

Denn sie wissen nicht, was sie essen Der Skandal um das vertauschte Pferdefleisch in Großbritannien zeigt einmal mehr, wie sehr wir uns vom Produkt Fleisch entfernt haben – wir merken nicht einmal mehr, welches Tier da für uns getötet wurde. Handelsblatt

Klarheit nötig Als Folge des Pferdefleisch-Skandals ergibt sich ein dringender Handlungsbedarf in der Europäischen Union. Mitteldeutsche Zeitung

Dem Pferdemetzger ist nicht bange Der sich ausweitende Fleischskandal ficht ihn (noch) nicht an: Markthändler Benten, der auch in Sterkrade und Holten steht, setzt auf die Treue seiner Kunden. „Das Fleisch kommt überwiegend aus Deutschland“. WAZ

…one more thing!

England könnte Europa in eine neue Ära führen Ein EU-Austritt Großbritanniens wäre halb so schlimm. Er könnte den Weg frei machen für neue Allianzen. Eine Union der Nordländer würde Brüssel in Agonie stürzen, wäre aber letztlich zum Wohle aller. Die Welt

Leitartikel

So wird er nie Kanzler Wenn Steinbrück nur auf andere hören würde, wenigstens einmal auf Stoiber! FAZ

Starkes Auswärtsspiel Angeschlagen kommen Peer Steinbrück und Christian Ude nach Vilshofen. Doch sie überzeugen eine Rekordkulisse. AZ München

Schicksalsmacht Energie Fracking, die neue Technologie, die Erdgas aus Schiefergestein gewinnt, wird die geopolitische Gewichtsverteilung rund um den Globus bedeutend verändern. Auf den Industriestandort Deutschland kommen harte Zeiten zu Die Welt

Frankreich darf sich nicht drücken Monate schon schiebt der französische Staatspräsident nötige Reformen vor sich her. Jetzt hat er die Quittung. Frankreich wird 2013 mehr Schulden machen als versprochen – und als erlaubt. BILD

Linkes Programm mit neuem Selbstbewusstsein Der Staat wird gebraucht, überall – so hätte Obama seine Rede zur Lage der Nation auch zusammenfassen können. Der US-Präsident gilt in seinem Land als ehrgeiziger Linker, und er ist auf der Höhe seiner Macht. Die Hindernisse der Gegenwart aber hat er längst nicht überwunden. Süddeutsche Zeitung

Illusion Hauptstadt Berlin hat sich vom Status als Hauptstadt viel erhofft. Die Landespolitik wollte damit in den Finanzverhandlungen mit dem Bund und den anderen Ländern punkten. Doch seit der Finanzkrise hat sich die Stimmung gedreht. Tagesspiegel

Tiefgekühltes Unbehagen Im Grunde überrascht der Pferdefleischskandal nicht. Denn ein System, das es ermöglicht Lebensmittel günstig anzubieten – die Tausende Kilometer entfernt produziert wurden – kann nicht den höchsten Qualitätskriterien entsprechen. Frankfurter Rundschau

Transparenz, auch wenn’s schwer fällt Plagiatsjäger haben Schavan und andere gestürzt. Aber statt Kontrollwahn zu fürchten, sollte die Politik das Bedürfnis nach Transparenz nutzen. ZEIT

The State of Obama The State of the Union speech was about just one thing: the Obama project. Wall Street Journal