Wulff, FDP, CSU, US-Wahlkampf & Rente mit 67

Habt Nachsicht, ich bin Anfänger Es ging alles so schnell: erst Landesvater und schwupps, schon Bundespräsident. Deshalb, sagt Christian Wulff im Fernsehinterview bei ARD und ZDF, habe er Fehler gemacht. Doch die von ihm Bedrohten sehen die Sache ganz anders. Protokoll eines Erklärversuchs – und an welchen Punkten der Versuch wohl gescheitert ist. Süddeutsche Zeitung

Wulffs TV-Offensive gerät zum Rohrkrepierer Der Bundespräsident bleibt auch nach seinem TV-Auftritt unter Druck. Die Opposition hält Wulffs Erklärungen für unzureichend, die „Bild“-Zeitung widerspricht zentralen Aussagen. Auch im Volk verliert er an Rückhalt. Handelsblatt

Der Präsident im Staatstheater Nur ein Satz fehlte: „Ich liebe meine Frau“. Mit diesem Klassiker hat Kanzler Schröder einst im TV-Duell gesiegt. Ansonsten hat der Bundespräsident alles an Gefühl geboten. Demut, Mitleidheischen und dosierte Gegenwehr – mit einem knapp an der Fremdschämerei vorbeigeknisterten Emotionsauftritt hat Christian Wulff beileibe nicht alle Vorbehalte ausgeräumt, sich zumindest aber Luft verschafft. Berliner Morgenpost

Der empörte Präsident Bundespräsident Christian Wulff gibt sich im TV-Interview reumütig, reagiert aber gereizt auf Nachfragen – und bleibt sich damit in entscheidenden Momenten treu. Berliner Zeitung

Angriff in Demut Wulffs Fernsehauftritt ist eine in Demut verpackte Kampfansage. Sein Kalkül ist offensichtlich: Er versucht diejenigen für sich zu gewinnen, die eine gewisse Skepsis gegen Politik und Medien hegen. Sein bester Trick ist die Nummer mit der Unschuld vom Lande. Tagesspiegel

Wulff sucht den Pakt mit dem Volk Der Bundespräsident hat sich für die Attacke entschieden. Die Vorwürfe gegen ihn tat Christian Wulff als lebensfern ab, die Fehler als durch Entschuldigung ausgeräumt, die Medien sieht er in ihrem Jagdrausch ungezähmt. Wissend, dass weite Teile der politischen Klasse mit ihm abgeschlossen haben, sucht Wulff den Pakt mit dem Volk. Rheinische Post

Wulff trotzt der Kritik Der Bundespräsident macht sich gut im Fernsehen. Aber er bleibt uneinsichtig und selbstgerecht Stuttgarter Nachrichten

Nichts als Kitsch Der Versuch, eine nicht beherrschbare Situation kontrollieren zu wollen, verbessert die Lage nicht. taz

Was Wulff auch hätte sagen können In Schloss Bellevue probte Christian Wulff am Mittwoch für sein Impulsreferat bei den „Charlottenburger Tagen der Medienkritik“. Darin schlägt der Bundespräsident ungewohnt undiplomatische Töne an. Kölner Stadt-Anzeiger

Jetzt ist aber Schluss mit Wulff-Entschuldigungen! Erneut hat sich der Bundespräsident entschuldigen müssen. Es war kein durchweg souveräner Auftritt. Auf jeden Fall muss es sein letztes Mea Culpa gewesen sein. Die Welt

Die Bürde des Amtes Nachdem Horst Köhler zurückgetreten war, muss Bundeskanzlerin Angela Merkel gedacht haben, Christian Wulff verfüge über die Härte, die seinem Vorgänger im Amt des Bundespräsidenten möglicherweise abgegangen war. Was denkt sie nun? FAZ

Systemfehler Wulff – die verschlampte Eliten-Auswahl Ob dieser Bundespräsident nun zurücktritt oder nicht: Wir brauchen mehr Qualitätskontrolle bei der Auswahl der Kandidaten für die höchsten Ämter. Die Welt

„Bild“-Zeitung widerspricht Wulff Wulff behauptet im TV-Interview, mit seinem massiv kritisierten Anruf beim Chefredakteur der „Bild“-Zeitung nur um Aufschub gebeten zu haben. Stimmt nicht, kontert das Boulevard-Blatt: Der Bundespräsident wollte sehr wohl den unliebsamen Bericht unterbinden. Die Opposition stellt indes Wulffs Eignung für das höchste Staatsamt in Frage – und fordert Kanzlerin Merkel zum Handeln auf. Süddeutsche Zeitung

Zurück zur großen Koalition Wann immer die Affäre Wulff endet – nach einem Rücktritt wird es einen gemeinsamen Kandidaten von Union und SPD geben und keine erneute Kampfabstimmmung. Financial Times Deutschland

„Es bleiben Fragen offen“ Für die Opposition ist Christian Wulff weiter in der Bringschuld: „Der Bundespräsident hat ein gestörtes Verhältnis zur Presse, zur Wahrheit und zum Geld“, sagte die Linkspartei-Vorsitzende Gesine Lötzsch nach dessen Interview. Auch für SPD-Vizefraktionschef Heil bleiben „Fragen offen“. FAZ

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FDP

Die Heiligen Drei FDPler Vor dem Freikönigstreffen der FDP geht es im Führungszirkel ruppig zu. Das ist durchaus passend bei einer Partei, deren heimliches Wahrzeichen der Ellenbogen ist. Frankfurter Rundschau

Abteilung Attacke? Rösler soll Partei neu positionieren Vor dem Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart steigen die Erwartungen an die Rede des Vorsitzenden Philipp Rösler. Die stellvertretende FDP-Chefin Birgit Homburger forderte Rösler auf, das Erscheinungsbild der Partei zu verbessern. Hamburger Abendblatt

Abteilung liberale Attacke FDP-Generalsekretär Patrick Döring nennt seinen Chef einen „Wegmoderierer“: Das klingt nach Zunder. Ideale Voraussetzung für das Dreikönigstreffen, bei dem es früher häufig hoch her ging. stern

Das liberale Desaster Als Patrick Döring vor knapp einem Monat überraschend Generalsekretär der Liberalen wurde, da priesen ihn seine Anhänger als Freund klarer Worte. Märkische Oderzeitung

CSU

Wenn sich 44 wie 66 Prozent anfühlen Das Umfrageergebnis ist denkbar knapp: Die CSU landet bei 44 Prozent und liegt damit nur einen Prozentpunkt vor einem Oppositionsbündnis. Dennoch strotzt die Landesgruppe vor Selbstbewusstsein. Und KT? Der ist nur noch ein harmloser Geist. Süddeutsche Zeitung

Für die CSU wird es eng Die Landtagswahl verspricht ein spannendes Rennen mit völlig ungewissem Ausgang. Die CSU ist angeschlagen, die Opposition hat eine echte Chance. Augsburger Allgemeine

Der große Abstieg Früher war Bayern die CSU, und die CSU war Bayern. Heute ist Bayern bunt, und die CSU wäre schon froh über einen wie Guttenberg. Vom Verfall der weiß-blauen Staatspartei ZEIT

CSU-Klausur in Wildbad Kreuth im Schatten der Affäre Die CSU im Windschatten der öffentlichen Meinung: Das ist für die Christsozialen bei ihrer Landesgruppenklausur in Wildbad Kreuth gewöhnungsbedürftig. Für gewöhnlich bestimmt die CSU die ersten Schlagzeilen eines Jahres. In diesem Jahr werden diese aber vom Bundespräsidenten dominiert. Rheinische Post

US-Vorwahlkampf

Eine Chance mehr für Obama Mit seinem Sieg in Iowa hat der Republikaner Mitt Romney gute Chancen, Präsidentschaftskandidat zu werden. Für Obama ist das eine Chance. Denn Romney fehlt das Vertrauen der parteieigenen Rechten Frankfurter Rundschau

Im konservativen Amerika glüht eine große Wut Die Vorwahlen zur US-Präsidentschaftskandidatur in Iowa offenbaren eine große Zerrissenheit bei den Republikanern. Sie sind noch für manche Überraschungen gut. Die Welt

Achtstimmig Schon die zusätzlichen Stimmen einer kleinen Mormonen-Familie hätten dem katholischen Kandidaten Santorum gereicht. Eine kleine Rechenübung zum knappen Sieg Mitt Romneys. FAZ

Romney, der riskante Kompromisskandidat Die republikanische Kandidatur für das Präsidentenamt rückt für Mitt Romney in Reichweite. Betont hat die Vorwahl in Iowa jedoch den Richtungsstreit der Republikaner. Financial Times Deutschland

Nach Iowa Es ist das Dilemma der Republikaner, dass derjenige, der mutmaßlich die größte Chance gegen Obama hätte, Romney, die Basis nur mäßig begeistert. Nun droht ein Zermürbungskampf im republikanischen Lager. FAZ

Rente mit 67

Grünen-Chef sperrt sich gegen SPD-Vorstoß Die Grünen ziehen beim Vorstoß der SPD gegen die Rente mit 67 nicht mit: „Es führt kein Weg daran vorbei“, sagte Grünen-Parteichef Cem Özdemir über die Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Auch innerhalb der SPD regen sich Stimmen gegen die Aussetzungspläne ihrer Parteispitze. Süddeutsche Zeitung

Ein wohlfeiler Akt Die harte Kritik der Regierungspolitik ist zum jetzigen Zeitpunkt ein wohlfeiler Akt, um das Wahlvolk mit sozialpolitisch warmen Gesten bei Laune zu halten. taz

Malochen bis zum Umfallen? Ist die Rente mit 67 machbar, schaffbar und erfolgversprechend? „Ein großer Teil der Beschäftigten erreicht nicht einmal das Renteneintrittsalter mit 65. Die meisten älteren Arbeitnehmer sind krank und ausgebrannt“, kritisiert der DGB. Der Westen

…one more thing!

Der Gigaliner ist kein Monster Der Lang-Lkw emotionalisiert und polarisiert. Der Feldversuch ist in jedem Fall sinnvoll. Aber die Politik muss Fairness für die Bahn schaffen. Financial Times Deutschland

Leitartikel

Gnade dem Präsidenten Der deutsche Bundespräsident übt, so steht es im Grundgesetz, das Gnadenrecht aus. Christian Wulff ist der erste in diesem Amt, der sich selbst begnadigt. Die ganze Kreditaffäre zeigt, dass er im höchsten Staatsamt nicht gewachsen, sondern geschrumpft ist. Mitleid mit ihm kann man, Mitleid mit dem Amt muss man haben. Süddeutsche Zeitung

Amt ohne Autorität Das Thema des Bundespräsidenten müsste die Glaubwürdigkeit sein. Aber wie soll Wulff das vermitteln, nachdem er seine Glaubwürdigkeit verloren hat. Da hilft auch kein Interview mehr. Frankfurter Rundschau

Amt und Autorität Zwar kann die Republik einen Präsidenten ertragen, der nun unter Bewährungs-Beobachtung steht. Dem Ansehen des politischen Betriebs insgesamt aber hat die Affäre weiteren Schaden zugefügt. FAZ

Kleiner Mann, was nun? Im Interview mit ARD und ZDF räumt Christian Wulff zwar Fehler ein, doch wirkliche Einsicht und echte Reue fehlen. Stattdessen macht sich der Bundespräsident ganz klein. Die Affäre ist damit noch nicht ausgestanden. Financial Times Deutschland

Chance vertan Nein, dieser 21 Minuten kurze Auftritt war kein Befreiungsschlag. BILD

Die FDP vor dem Nichts Auch früher mussten die Liberalen gegen die Fünf-Prozent-Hürde kämpfen. Aber die FDP war immer die Partei der Köpfe. Das ist sie heute nicht mehr. Auch deshalb stagnieren die Liberalen auf niedrigstem Niveau Die Welt

Howdy Obama! Das System ist besser als sein Ruf – und es sagt eine Menge aus. Über die Vorwahlen in der USA. AZ München

Dobrindts Populismus freut den Neonazi Wenige Wochen lang gab es einen Konsens der Demokraten beim Thema Rechtsextremismus. Bis die CSU Linkspartei und NPD gleichsetzte. ZEIT

Don’t Panic! Of course Europe’s crisis is partly a psychological problem. That doesn’t mean it isn’t a real problem. Wall Street Journal