Westerwelle, Missbrauchsskandal, Islam-Debatte, Guttenberg, Schuldenkrise & Schumi

Einer gegen alle. FDP-Chef Westerwelle ist nach seiner Südamerika-Reise nicht nur zurück in Deutschland, er ist auch zurück in seiner Rolle – und holt zum Rundumschlag aus. Süddeutsche Zeitung

Westerwelle lässt sich trösten. „Den Schneid“ lasse er sich nicht abkaufen: Zurück aus Lateinamerika bejubelt die FDP-Basis in Siegen den Außenminister. Der setzt sich weiter zur Wehr. Die Zeit

„Nichts ist so schnell verloren wie ein Vorsprung“ Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) beantwortet Fragen zu Parteispenden, Sponsoring, US-Protektionismus und der nachlassenden Popularität seiner Partei. Angesichts des Falles Griechenland fordert Westerwelle, das national gemeldete Zahlen auch wirklich vor Ort überprüft werden. Interview im Handelsblatt

Viel zu lernen. An Guido Westerwelle lässt sich eindrucksvoll studieren, wie hart es sein kann, seinen Traum zu leben. Jahrelang strebte er mit aller Macht auf den Posten des Außenministers. Kaum ist er dort angekommen, sprechen ihm Opposition und Medien die Amtseignung ab. Financial Times Deutschland

Fragen an Westerwelle. Mit der Rückkehr des Außenministers nach Deutschland ist es nun an der Zeit, Guido Westerwelle zu fragen, wann er, der gestählte Überlebende eines Kampfes um jeden Preis mit dem Parteirivalen Möllemann, sein Gespür verloren hat für den Unterschied zwischen „Das geht“ und „Das geht nicht“? FAZ

Westerwelle als Verschwörungstheoretiker. Den Liberalen bläst der Wind steif ins Gesicht, in Nordrhein-Westfalen droht die schwarz-gelbe Regierung zu kippen. Und wer ist Schuld? Westerwelle weiß es. Stern

Westerwelle verteidigt seine Einladungspraxis Bild

Westerwelle darf sich nicht einschüchtern lassen. Die Kritik an der Mitnahme von Parteispendern auf die Reisen des Außenministers ist albern – und ein Nebenkriegsschauplatz. Guido Westerwelle wird dafür attackiert, dass er unbequeme Wahrheiten ausspricht. Der FDP-Chef steht zu seinen Äußerungen und hofft, dass sich seine Halsstarrigkeit auszahlt Die Welt

Gehetzt Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist eine Attraktion. Vor ihm hat sich noch niemals ein Außenminister getraut, sein Gefolge auf Auslandsreisen so unkonventionell auszuwählen. Wer meint, Westerwelle habe sich dabei schlecht beraten lassen, habe möglicherweise naiv einen Anschein erweckt, den er, unterwegs in diplomatischer Mission, besser vermieden hätte, der irrt. Hannoversche Allgemeine

Außen Minister, innen Parteivorsitzender. Der FDP-Chef muss seine beiden Rollen in Einklang bringen. Seine aktive Wirtschaftsförderung garantiert neuen Streit. Wirtschaftswoche

Nichts zwischen Freund und Feind. Man kann eigentlich schon wetten darauf, wie Guido Westerwelle auf Kritik reagiert, gleich welcher Art. Entweder ist er beleidigt, oder er beleidigt. Und dann dieser Ton. Tagesspiegel

Putscht gegen Westerwelle! Westerwelles Abgang böte die Chance für einen neuen Liberalismus taz

Überschattet. Für die Wahlkämpfer der NRW-FDP hätte die Affäre um die Reisen von Außenminister Guido Westerwelle zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Eigentlich wollten die Liberalen auf dem Landesparteitag über Sachfragen reden – und vor Rot-Rot-Grün warnen. Doch alles wurde von Westerwelle überschattet. Kölnische Rundschau

Missbrauchsskandal

Entschlossenes Schweigen. Viele warten darauf, dass sich Papst Benedikt XVI. zu den Missbrauchsfällen, die seine Kirche erschüttern, äußert. Doch das Oberhaupt der katholischen Kirche schweigt weiter. Der Vatikan meint: Für eine Stellungnahme des Papstes ist es noch viel früh. Süddeutsche Zeitung

In den Blick genommen. In seiner Amtszeit als Erzbischof wurde ein pädophiler Priester in der Gemeinde eingesetzt. Ratzinger, der heutige Papst, soll nichts gewusst haben. Ist das möglich? Die Zeit

Kollateralschäden in Kloster Etta
l Aufklärung von Missbrauch ist unbedingt geboten – aber mit Augenmaß. Auch bei der gerechten Sache kommt es zu Ungerechtigkeiten: Der Schulleiter des Kloster Ettals, Pater Maurus, und Abt Barnabas wurden ohne Not zum Rücktritt gedrängt. FAZ

Missbrauch der Macht. Ob Elite-Internat oder Klosterschule: In der Diskussion um sexuellen Missbrauch sitzen Reformpädagogik und Kirche derzeit gemeinsam auf der Anklagebank. Eines eint alle Fälle: Die Angst und Scham der Schüler machten die Übergriffe von Pädagogen und Priestern erst möglich. Süddeutsche Zeitung

Politiker fordern Untersuchungskommission. Der Staat müsse die katholische Kirche zum Aufklären zwingen, finden einige Politiker. Und fordern eine unabhängige Expertenkommission statt eines Runden Tisches. Die Zeit

Vatikan hält Skandal für übertrieben. Verunsicherte Gläubige, ein Erzbischof, der „Aufklärung und Aufarbeitung“ fordert – doch was denkt der Vatikan? Das offizielle Sprachrohr schreibt nun: die Kritik sei „übertrieben“. Süddeutsche Zeitung

Katholische Omertà Berliner Zeitung

Papst Benedikt XVI. schweigt weiter zum sexuellen Missbrauch an katholischen Einrichtungen in Deutschland. Beim Angelus-Gebet am Sonntag in Rom ging der deutsche Pontifex nicht auf den Skandal ein. Der Münchner Erzbischof Marx hingegen kündigte eine umfassende Aufklärung an. Handelsblatt

Der Fall des Katholizismus. Dass die Papstkirche jetzt unter Reformdruck gerät, ist kein Zufall. taz

Der Papst in Zugzwang. Benedikt muss zum Missbrauch Stellung nehmen Nürnberger Nachrichten

Bischöfe fordern Recht auf Heirat für Priester. Mehrere Bischöfe haben dazu aufgerufen, parallel zur zölibatären Lebensform auch verheiratete Priester zu akzeptieren. Papst Benedikt XVI. erteilte dieser Anregung eine strikte Absage. Die Ehelosigkeit der Priester sei ein Geschenk Gottes, das nicht dem Zeitgeist geopfert werden solle. Die Welt

Nähe ist ein Lebensmittel, kein Missbrauch. Die Reformpädagogik hat keine Doppelmoral zu rechtfertigen – ganz anders als der Klerus, kommentiert Adolf Muschg im Tagesspiegel

Die Herren vom Zauberberg. Gewissenlose Verbrecher hätten die pädagogischen Grundlagen der Odenwaldschule erschüttert, klagte Schriftstellerin Amelie Fried in der FAZ. Ein Blick auf die Geschichte der Schule und ihres Personals zeigt, dass die Probleme noch viel tiefer liegen. FAZ

Strip-Poker beim Lehrer. Sexueller Missbrauch und kein Ende: Die Schriftstellerin Amelie Fried erinnert sich an ihre Zeit an der Odenwaldschule – damals, als sie keine „schwäbische Spießerin“ sein wollte Süddeutsche Zeitung

„Voll Neid habe ich auf diesen Mann gesehen“ Über Jahrzehnte wurde er bewundert, jetzt sind viele bestürzt: Der große Pädagoge von Hentig soll die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule leugnen und bagatellisieren – und damit seinen Lebensgefährten decken, den ehemaligen Schulleiter. Hartmut von Hentig im Interview im Spiegel

Aufstand der Ungeschützten. Kindesmissbrauch ist weder links noch rechts – sondern alt. Neu ist ein Blick darauf, der Opfern endlich das Sprechen gestattet. Tagesspiegel

Islam-Debatte

Darf man den Islam kritisieren? Es wirkt komisch, wenn ausgerechnet liberale Autorinnen und Autoren die Kritik an religiösen Instanzen in der Islam-Debatte disziplinieren wollen. Warum Toleranz und Liberalität nicht dasselbe sind. Tagesspiegel

Der Westen muss islamische Barbarei abwehren. Der Einfluss des Islam nimmt in Europa weiter zu. In Großbritannien existieren bereits 85 Scharia-Gerichte, die völlig unvereinbar mit westlichen Demokratien sind. Will der Westen keinen Selbstmord an seiner eigenen Zivilisation üben, muss er seine Werte verteidigen – wie es ein Geert Wilders tut. Die Welt

Verteidigungsminister in der Kritik

Neue Debatte um Guttenberg. Das Verteidigungsministerium verteidigt die Entlassung eines Generals, der einen „unverschämten“ Brief geschrieben haben soll. Süddeutsche Zeitung

Guttenberg an zwei Fronten. Den Vertrauensverlust wird Guttenberg nur wettmachen können, wenn er die offenen Fragen schonungslos beantwortet und damit nicht allzu lange wartet. Frankfurter Rundschau

Guttenbergs Frontbegradigungen. Im Kundus-Ausschuss des Bundestags muss Verteidigungsminister Guttenberg diese Woche Stellung zu den Entlassungen Wicherts und Schneiderhans‘ nehmen – denn gegen ihre Versetzung in den Ruhestand setzten sich die beiden zur Wehr. FAZ

Schuldenkrise

SOS-Paket nach Athen. Die Euro-Länder werden Griechenlands Staatspleite abwenden – auch ohne einen Währungsfonds. Im Stillen haben die Finanzminister längst ein SOS-Paket geschnürt. Süddeutsche Zeitung

Rettungspakete für Athen. Berlin dementiert und will sich nicht zu früh festlegen. Aber die EU-Partner müssen den Griechen helfen bei ihrem rigiden Sparkurs. Frankfurter Rundschau

Schäubles Schalmeienklänge. Nur im Vorbeigehen erwähnt Wolfgang Schäuble, dass ein Europäischer Währungsfonds eine Änderung der EU-Verträge erfordert. Mit dem EWF wären Hilfen – wie auch immer konditioniert – dann quasi automatisch möglich. Doch wichtiger ist die von Schäuble nicht ausgesprochene Implikation seiner EWF-Überlegungen: Ein Währungsfonds reichte viel weiter als die bislang diskutierten Finanzhilfen für Griechenland. FAZ

Halbherzige Dementis zu Griechen-Hilfe. Offiziell gibt es keine Vorbereitungen der EU zu einem Rettungsschirm für Griechenland, doch aus den Kulissen dringen andere Töne. Schon am Montag könnte ein Hilfspaket beschlossen werden. Die Bundesbank reagiert irritiert auf einen Bericht, sie solle ihre Goldreserven für einen Europäischen Währungsfonds hergeben Manager Magazin

„Wir sollten zum ehrlichen Staatsbankrott zurückkehren“ Der Baseler Professor Peter Bernholz erklärt, warum Inflation ein wahrscheinliches Szenario ist, wie schlecht es um Griechenland wirklich steht und warum der Euro trotzdem nicht abstürzen wird. Interview im Handelsblatt

Shrink the eurozone, or create a fiscal union. Germany’s EMF idea is a smokescreen for helping countries leave the monetary union Financial Times

Schumi

Schumi zeigt Humor – endlich! Schumi ist zurück. Nicht ganz so schnell wie früher, dafür sympathischer. Trotz eines sechsten Ranges wirkte er witzig und unverkrampft. Behält er diese Lockerheit, hat er einen großen Sieg errungen Stern

Ein Segen für die Formel 1. Michael Schumacher sitzt wieder im Cockpit eines Rennwagens. Endlich. Auch wenn er nicht gewinnt, macht er die Formel 1 und die Motorsportwelt glücklich. Es gibt Wichtigeres bei seiner Mission als den Sieg. Financal Times Deutschland

SCHUMI: Wir haben Arbeit vor uns! Bild

„Ich weiß, wie schnell das Blatt sich wenden kann“ Sieben Fragen an Schumacher nach dem Rennen. FAZ

… one more thing!!

SPD beschließt Abkehr von Hartz-Reformen. Mit Vorschlägen zur Reform von Hartz IV überbieten sich die Parteien. Was SPD und Liberale eint: Sie stehen unter Druck. Wirtschaftswoche

Leitartikel

Das Schweigen der anderen. Ob in Klöstern oder Reformschulen, überall wurde Missbrauch vertuscht und bagatellisiert. Es ist Zeit für eine offene Debatte: Wie viel „Eros“ verträgt die Pädagogik – und wie viel Distanz? Frankfurter Rundschau

Eine Frage der Ehre. Warum sich Papst Benedikt XVI. entschuldigen muss. AZ München

Der polemische Diplomat. Guido Westerwelle spricht von einer Kampagne gegen seine Person. Dochn ein schuldloses Opfer ist der Außenminister keineswegs. Er hat sich den Zorn der Opposition mühsam erarbeitet – durch seine eigene Kampagnenfähigkeit. Kölner Stadt-Anzeiger

Berlin und Hertha, Verlierer sind wir alle. Herthas Abstieg wäre eine Tragödie für ganz Berlin, für Basketballfans ebenso wie für Union-Anhänger. Gewinnt Hertha, gewinnt Berlin – verliert Hertha, verlieren wir alle. Wenn Hertha nicht mehr erstklassig ist, dann wird sich auch die Stadt zweitrangig anfühlen. Tagesspiegel

Und sie bewegt sich doch. Die Deutsche Telekom wagt einen richtungweisenden Schritt, wenn sie eine Quote von 30 Prozent für Frauen in Führungspositionen einführt. Vorausgesetzt, das Ganze ist mehr als eine Imagekampagne Financial Times Deutschland

Es gibt ein Recht auf Lärm. Der deutsche Emissionsschutz treibt seltsame Blüten Die Welt

Euroland braucht erstens klare „Verkehrsregeln“, zweitens einen harten „Bußgeldkatalog“ und drittens eine „Finanzpolizei“, die scharf kontrolliert. Wer nicht mitzieht, für den gibt es nur eins. Raus aus dem Euro – und zwar schnell! Bild

Wir stehen jetzt vor einer so dramatischen Neuverschuldung der Staaten, dass die Lehman-Pleite nur eine kleine Vorübung war. Und während die Griechen wenigstens versuchen zu sparen, haben wir noch nicht einmal damit angefangen, sondern dies aufs nächste Jahr vertagt. Wirtschaftswoche

Politische Lähmung in Peking. Über den Nationalen Volkskongress in China braucht sich niemand Illusionen zu machen: Er ist kein demokratisch gewähltes Parlament; er verfügt über keine eigene Entscheidungsgewalt. FAZ (Print)

Die Weizsäckers – Revolutionäre, Nazis, Staatsmänner: Eine deutsche Familie Titelgeschichte Spiegel (Print)

Die unheimliche Elite. Wie riesige Anwaltsfabriken Wirtschaft und Politik beeinflussen Titelgeschichte Focus (Print)

The New Jim Crow. How the war on drugs gave birth to a permanent American undercaste. The Nation

Driving Drunk in Jerusalem. The fracas over Israel’s announcement of plans for new housing in East Jerusalem is a distraction from a potentially history-making moment. New York Times

Hard reign in Britain. If Prime Minister Gordon Brown is so unpopular that ‚a monkey on a stick‘ could beat him, why is his Tory opponent barely ahead in the polls? Los Angeles Times

Juggling Europe’s stars. The new president of the European Council will be worth watching Economist
A needed reform descends into farce. Are defenders of the Democrats’ approach to healthcare reform optimists, or self-deluding fantasists? Financial Times