Obama in Moskau, Sozialenzyklika, Konjunktur, Finanzmärkte

Barack Obamas erste Reise ins russische Reich war stark vorbelastet, es ging auch um Krieg und Frieden. Der in Moskau vereinbarte Abrüstungsrahmen ist wichtig für die ganze Welt, um in den aktuellen Konflikten um die Atomprogramme Nordkoreas und Irans Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Handelsblatt

Bei seinem Moskau-Besuch hat Obama Russland eine neue Partnerschaft angeboten. Ob das Machttandem Medwedjew-Putin dazu bereit ist, wird sich schon bald am Verhalten Moskaus ablesen lassen. FAZ

Obama braucht Fortschritte bei der Abrüstung, doch Medwedjew fallen Zugeständnisse schwer. Schon ein Minimalkompromiss wäre ein Erfolg. Süddeutsche Zeitung

Barack Obama ist der Spagat gelungen: In Moskau hat er weder die russische Opposition verraten, noch ist er der Kreml-Regierung auf die Füße getreten. taz

Sozialenzyklika von Papst Benedikt

Die katholische Kirche sucht Anschluss und entdeckt ihre Soziallehre wieder. Vom Papst war gewiss nicht zu erwarten, dass er in seiner Sozialenzyklika zum Klassenkampf oder zur Enteignung aufrufen würde. Frankfurter Rundschau

In der Politik haben Visionäre einen schweren Stand, ein Kirchenoberhaupt hat es leichter. Doch beiseite schieben darf man die Papst-Worte deswegen nicht: Sein Appell an die Moral der Wirtschafsführer kommt zur rechten Zeit. Financial Times Deutschland

Der Papst fordert eine neue moralische Weltinstitution. Er reiht sich damit ein in eine lange – kapitalismuskritische – Tradition Tagesspiegel

Dabei verengt die Enzyklika nicht den Blick auf wirtschaftliche Missstände, sondern weitet ihn vielmehr zu einer generellen Bestandsaufnahme und sehr konkreten Lösungsvorgaben. Mit der dringlichen Forderung nach einer „echten politischen Weltautorität” stellt Benedikt just einen Tag vor einem neuerlichen G 8-Gipfel den politisch Handelnden ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Westfalenpost

Die „neue humanistische Synthese“, die Benedikts Enzyklika fordert, ist schwer vorstellbar. Die Ganzheitlichkeit, die da gefordert wird, geht der modernen Welt grundsätzlich ab. Thomas Schmid Blog

Sozialenzyklika in Auszügen

Finanzmärkte

Es ist ärgerlich, dass sich die Regierung nicht mehr Einfluss auf die Banken verschafft – denn nur unter Druck werden die Banken genügend Kredite vergeben. Süddeutsche Zeitung

In Notlagen sollten Staaten und Zentralbanken die Banken umgehen und die Kreditversorgung der Wirtschaft direkt sicherstellen. Die gibt es bisher jedoch nicht. Deshalb ist die Art und Weise fahrlässig, wie Vertreter von Regierung und Bundesbank in den vergangenen Tagen öffentlich über ihre Notfallpläne geplaudert haben. FAZ

Die Bundesbank vergibt Kredite direkt an Firmen? Steinbrücks Idee lässt tief blicken. Der Minister scheint nicht an die Wirksamkeit seines Bad-Bank-Gesetzes zu glauben. Frankfurter Rundschau

Wenn also wirklich eine Kreditklemme bevorsteht und gar nichts mehr geht, dann kann die Bundesbank oder die staatliche KfW direkt Kredite vergeben. Aber Vorsicht: Das kann nur das allerletzte Mittel in Krisenzeiten sein. Da die Drohung einmal von Steinbrück ausgesprochen ist, muss er sie im Notfall auch wahrmachen. Berliner Zeitung

Konjunktur

Die steigenden Auftragseingänge der Industrie deuten darauf hin, dass die Wirtschaft sich tatsächlich erholt. Doch das ist für die Politik kein Freibrief, die Reform der Finanzmärkte aufzugeben. Financial Times Deutschland

Ist das Aufschwung? Nein, aber ein kleines gutes Zeichen Tagesspiegel

Waren die Doomsday-Propheten also zu pessimistisch? Um im Bild zu bleiben: Der Weltuntergang ist abgesagt worden. Die ersten Unternehmen füllen bereits wieder ihre Lager auf und bestellen neue Maschinen, weil sie in der Krise womöglich etwas zu abrupt ihre Investitionspläne auf Eis gelegt haben. Aber gerade die so wichtige Konsumsäule steht auf unsicherem Grund. Die Krise ist zwar noch nicht voll am Arbeitsmarkt angekommen, inzwischen aber haben die ersten Unternehmen Massenentlassungen angekündigt. Börsenzeitung

Der G8-Gipfel hat sich überlebt, die Tage des politischen Rotary-Clubs sind gezählt. Warum jetzt eine neue Architektur der Weltwirtschaft nötig ist – und wie diese aussehen müsste. Wirtschaftswoche

Rettung der Hypo Real Estate im September 2008 ist Geschichte, die FTD veröffentlicht nun das Protokoll

Leitartikel

Katholisches Selbstgespräch. Selten war die Gelegenheit günstiger, den Anliegen des geistlichen Oberhauptes der weltgrößten Glaubensgemeinschaft weit über deren Grenzen hinaus Gehör zu verschaffen. Doch die Sozialenzyklika von Papst Benedikt ist nicht nur sprachlich ein schwerverständliches Konvolut. FAZ

Papst Benedikt versucht der Globalisierung eine globale Moral zur Seite zu stellen. Doch seine Sozialenzyklika ist eine Enttäuschung. Es fehlt die visionäre Kraft. Süddeutsche Zeitung

Die Enzyklika „Caritas in veritate“ ist eine knallharte Abrechnung mit dem die Welt regierenden Turbo-Kapitalismus. Und es ist mehr als ein kleiner Nadelstich, dass dieses zukunftsweisende Papier ausgerechnet einen Tag vor dem heute beginnenden G8-Gipfel erschienen ist. AZ München

Russland hat die Chance vertan, das Verhältnis zu den USA zu verbessern. Medwedew und Putin schien es auch beim Treffen mit Obama nur um die eigene Größe zu gehen. Frankfurter Rundschau

Chinas  hat seine Strategie geändert und lässt ausländische Journalisten in die Unruheprovinz Xinjiang. Der Pressefreiheit nützt das jedoch nichts Financial Times Deutschland

Wenn sich heute auf dem schwankenden Grund von L’Aquila die Großen der Welt treffen, ist vieles anders als bei vorhergehenden Konferenzen dieser Art. Hamburger Abendblatt

Atomstrom wird noch lange jenen Lebensstandard sichern, den wir alle für selbstverständlich halten. Wer das verschweigt, ist feige.Aber wer es leugnet, ist schlimmer – und verdummt die Leute. BILD

Freie Bahn für Chávez‘ Masterplan, Honduras‘ Verfassungspatrioten stehen als Putschisten da Die Welt

If the United States doesn’t want to lose the green technology race, President Obama can’t put the energy/climate bill on the back burner to focus solely on health care. They go together. New York Times

The Obama Doctrine is finally coming into focus: Spread freedom? Not so much. Not all that long ago, America used to stand with those who saw democracy as the bedrock of human rights. The Obama Doctrine is going in another direction. USAToday

Älteste Bibel-Handschrift wurde gescannt und ist jetzt online Codex Sinaiticus