Anti-Atom, FDP, Papst, Afghanistan, Schweden & VW

Unverdrossene Demonstranten. Ein neues Zittern in der Republik: Tausende demonstrieren gegen Suttgart 21 oder Atomkraft. Bei Wahlen werden sie die bestrafen, von denen sie sich nicht ernst genommen fühlen – Pragmatiker wie Merkel, gestrige Prinzipienreiter wie Westerwelle Süddeutsche Zeitung

Die neue Anti-Atom-Bewegung feiert sich selbst. Rund 100.000 Demonstranten umzingeln das Berliner Regierungsviertel. Dabei kommt Volksfest-Stimmung auf. Die Welt

Anti-Atom-Demo in Berlin. „Jetzt entsteht etwas Neues“ Der Widerstand gegen die Atompolitik der Regierung Merkel wächst: Zehntausende haben in Berlin gegen eine Verlängerung der Laufzeiten protestiert – darunter viele Menschen, die sonst nie demonstrieren. Spiegel

Neuer Konsens gegen die Konzerne. Die realistischen Hoffnungen ruhen jetzt auf der Opposition taz

Vormärz. Atompolitik und Stuttgart 21: Für ihre Mutprobe hat sich Frau Merkel Themen ausgesucht, bei denen sie sich nicht der Hoffnung hingeben kann, die Absteigerin FDP durch die Aufsteigerin Grüne zu ersetzen. Das könnte ihre Absicht sein – doch die Kanzlerin hat wenig in der Hinterhand. FAZ

Der Ausstieg ist beschlossen. Wer jetzt theatralisch von einem „Anschlag auf die Demokratie“ spricht und von einem „Ausstieg aus dem Ausstieg“ redet, hat etwas Wesentliches nicht verstanden. Es geht in Deutschland längst nicht mehr um ein Pro oder Contra Atomkraft. Tagesspiegel

Westerwelle

Westerwelle erwog Verzicht. „Von Rücktritt war nie die Rede“ dementiert die FDP: Doch Westerwelle soll einen Verzicht auf den Parteivorsitz erwogen haben. Den Gedanken verwarf er dann wegen der schwierigen Nachfolgeregelung. Die Diskussion über Westerwelle wird aber spätestens zum Jahresende abermals aufflackern. FAZ

Folgt Westerwelles JA zur Liebe ein NEIN zur Macht? Bild

Rückzug auf Raten. Seine vermeintlichen Rücktrittsgedanken sind Guido Westerwelle nicht aus Versehen herausgerutscht. Der 48 Jahre alte FDP-Vorsitzende ist zu lange im politischen Geschäft, um zu glauben, er könne in einer Traube von Journalisten stehen, über seinen Rücktritt sinnieren und niemand würde es aufschreiben Frankfurter Rundschau

Westerwelle dementiert Rücktrittsabsicht. In Umfragen dümpelt die FDP bei fünf Prozent – bei der Bundestagswahl vor einem Jahr waren es noch fast 15. Westerwelles Doppelbelastung als Vizekanzler und Parteichef gilt als Manko. Doch er will die FDP weiter führen und bei Regionalkonferenzen Rückhalt zurück gewinnen. Handelsblatt

Benedikt XVI. in Großbritannien

Die Demut des Papstes. Die Kritik an der katholischen Kirche wird in England mit keifendem Eifer vorgetragen. Papst Benedikt tat gut daran, während seines Besuchs Demut zu zeigen. Fast unterwürfig verlangte er nur, gehört zu werden. Allein das war sensationell. Süddeutsche Zeitung

Auf den Spuren eines Lehrers. Mit der Seligsprechung des zum katholischen Glauben übergetretenen Kardinal Newman hat Papst Benedikt XVI. seinen Besuch in Großbritannien beendet. Unterdessen wurden die während der Feierlichkeiten unter Terrorverdacht Festgenommenen wieder freigelassen. FAZ

Benedikt XVI. punktet mit klaren Worten. Angekündigt war eine schwierige Reise in ein Land, das von ihm kaum etwas wissen wolle. Doch Benedikt XVI. ließ sich nicht beirren. Er fand klare Worte – vor allem zum Missbrauchsskandal. Stern

Papst erinnert Briten an ihre christliche Wurzeln. Sein Image als „Rottweiler“ hat der Papst in Großbritannien überwunden. Benedikt XVI. begeisterte auf der Insel. Die Welt

The Pope shows great courage. Benedict’s visit offers a lesson for all Christians in Britain. Telegraph

Wahlen in Afghanistan

Das Kreuz mit der Tinte. Der Verlauf der Wahl in Afghanistan ist alles andere als perfekt – das Nato-Hauptquartier wurde mit einer Rakete beschossen, bei weiteren Anschlägen starben zahlreiche Menschen. Die Meinung der Wähler ist gespalten. Süddeutsche Zeitung

Leere Versprechen. Die Parlamentswahl in Afghanistans war nicht frei, denn Wähler wurden, sogar von Kandidaten, bedroht. Sie war nicht allgemein, da manche Afghanen wegen des Kriegs keinen Zugang zu Wahlurnen hatten. Ob sie transparent war, muss sich noch zeigen. Frankfurter Rundschau

Die schöngeredete Demokratie in Afghanistan. Die Parlamentswahl in Afghanistan ist von Gewalt und Betrug geprägt. Doch westliche Politiker loben die Fortschritte, damit sie ihre Soldaten schneller nach Hause holen können Financial Times Deutschland

Sternschnuppe der Demokratie. Eigentlich will es diesmal niemand so genau wissen, ob bei der Wahl in Afghanistan alles mit rechten Dingen zuging. Tagesspiegel

Abgründig. Afghanistans Parlamentswahlen waren nicht frei. Denn die Wähler wurden teils sogar von den Kandidaten bedroht. Sie waren nicht allgemein, weil mancher wegen des Krieges keinen Zugang zur Urne hatte Hannoversche Allgemeine

Searching for Plan B in Afghanistan. Discontent is growing in Washington and London over Obama’s strategy, but concrete alternatives are hard to find. Al Jazeera

Parlamentswahl in Schweden

Schwedens konservativer Premier Fredrik Reinfeldt siegt erneut, verliert wegen der Rechtspopulisten aber wohl seine absolute Mehrheit. Die Welt

Reinfeldt kann weiterregieren
. In Schweden kann der konservative Regierungschef Fredrik Reinfeldt offenbar weiterregieren, hat nach ersten Prognosen aber die absolute Mehrheit verloren. Die Sozialdemokraten erzielte das schlechteste Ergebnis seit knapp hundert Jahren. FAZ

Reinfeldt verliert Mehrheit, Rechte im Parlament. Bei der Reichstagswahl in Schweden liegt das konservative Lager von Premier Reinfeldt vor der Opposition – doch zur absoluten Mehrheit braucht der Regierungschef wohl die Grünen. Süddeutsche Zeitung

Konsens adé In Schweden gibt es ein politisches Patt: Das bürgerliche Bündnis von Premier Reinfeldt hat bei den Wahlen die absolute Mehrheit verfehlt und will trotzdem regieren. Zünglein an der Waage sind künftig die neu ins Parlament gewählten Rechtspopulisten – das liberale Vorzeigeschweden ist Vergangenheit Spiegel

VW

Piëch regelt Vermächtnis – zum Ärger seiner Kinder Focus

Alpha, Beta, Ursula. Macht, die über den Tod hinausgeht: VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch legt die Zukunft des Autobauers in die Hände von zwei Stiftungen – und in die seiner Frau Süddeutsche Zeitung

Piëchs Notlösung für VW. Ferdinand Piech hat sein Erbe geregelt. Was dabei herauskam ist natürlich eine Notlösung. Die große langfristige Lösung für Europas größten Autokonzern VW ist diese Stiftung noch nicht. Dazu müsste mehr geschehen Handelsblatt

Ferdinand Piëch regelt seinen Nachlass. Offenbar will Ferdinand Piëch verhindern, dass seine Erben seine milliardenschweren Beteiligungen an Porsche und damit indirekt auch an VW nach seinem Tod verkaufen. Er hat seine Anteile angeblich auf zwei österreichische Privatstiftungen übertragen. Frankfurter Rundschau

… one more thing!!!

Not Ready for Prime Time. The world’s leading international institutions may be outmoded, but Brazil, China, India, and South Africa are not ready to join the helm. Their shaky commitment to democracy, human rights, nuclear nonproliferation, and environmental protection would only weaken the international system’s core values. Foreign Affairs

Leitartikel

Protest in neuem Gewand. Die Atomparteien bekommen es mit einer gestärkten und verjüngten Anti-AKW-Bewegung zu tun. Der Slogan von der „Brückentechnologie“ hat nicht verfangen Frankfurter Rundschau

Momente der Anerkennung. Der Respekt, der dem Papst während seines englischen Aufenthalts überall entgegenkam, lässt die Mutmaßung zu, dass die alten reformatorischen wie die modischen Antipathien gegen die katholische Kirche nicht zum Allgemeingut geworden sind. FAZ

Braucht’s den heißen Atom-Herbst? Der Protest gegen die Laufzeit-Verlängerung AZ München

Sinnvoller Bonus für die Müllmänner von der HRE. Mal wieder ist die Bundesregierung eingeknickt. Die Manager der Krisenbank erhalten Sonderzahlungen, was Schwarz-Gelb eigentlich verhindern wollte. Das Geld ist gut angelegt. Denn sonst wird das Institut bald nur noch von drittklassigen Leuten geführt. Financial Times Deutschland

Der Staat, das sind wir – die Steuerzahler. Wenn es uns nicht gäbe, wären die Banker ihre Jobs längst los. Und zum „Dank“, dass wir sie mit dem höchsten Arbeitslosengeld aller Zeiten unterstützen, sollen wir ihnen noch mal Millionen hinterherwerfen. Wenn sie etwas wirklich VERDIENT haben, dann den Rauswurf! Bild

Rettet die Volksparteien! Die Flucht in kleine Gruppierungen löst keine Probleme. Die Welt

Die Kritiker schaden auch dem Amt. Die Kritiker von Präsident Wulff machen heute den Fehler, den zuvor Präsident Köhler gemacht hat: Amt und Person nicht mehr voneinander zu trennen. Oder trennen zu wollen. Dann allerdings ist diese Institution wirklich gefährdet. Tagesspiegel

Grüne Konservative, Veränderung und rasenden Stillstand Wirtschaftswoche

Der teure Traum – von der sauberen Energie Titelgeschichte Spiegel (Print)

Der Coup. Wer bekommt was? Das überraschende Vermächtnis des VW-Tycoons Ferdinand Piëch Titelgeschichte Focus (Print)

Nick Clegg could yet be proved right. The Lib Dem leader has not got much out of the coalition so far, but it is the second half of this parliament that matters The Independent

How to Fix the Economy Tom Keene talks with Bob Shiller, Peter Orszag, and other leading economists on how to „get out of this mess“ (Coverstory) Businessweek

Blackwater’s Black Ops Internal documents reveal the firm’s clandestine work for multinationals and governments. The Nation

Myth and Madness. There’s an untamed beast rampaging through American politics. Too bad it’s not in the White House New York Times

Aren’t We Clever? China has turned climate change into a four-letter word: J-O-B-S. New York Times

Unfreezing Arctic Assets. A bloc of countries above the 45th parallel is poised to dominate the next century. Welcome to the New North. Wall Street Journal

Domestic politics color Iran’s susceptibility to Western courtship Washington Post

The Biggest Winners Since Lehman’s Fall MarketWatch

Waiting for the big call. The European Union’s foreign-policy chief has had a difficult start. But she is starting to win support Economist