Westerwelle, Schulden-Krise , Libyen, Dominique Strauss-Kahn & Loriot

Westerwelles Irrtümer In den Tagen, in denen die Welt mit großen Augen die verwirrenden Nachrichten aus Tripolis verfolgt, lassen Guido Westerwelle und andere Regierungsvertreter keine Anzeichen von Selbstkritik erkennen. Tagesspiegel

Westerwelles Debakel Zu den unangenehmeren Eigenschaften des deutschen Außenministers gehört die Neigung zur Rechthaberei im falschen Augenblick. Nachdem der Gang der Dinge Guido Westerwelle widerlegt hat, als jetzt offensichtlich wurde, dass die Gaddafi-Ära in Libyen vor allem mit Bomben beendet wird, hätte dem Außenamts-Chef Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden. Der Westen

Was ein Fehler kostet Westerwelle klammert sich an seine Wahrheit – der Wirklichkeit entspricht sie nicht Badische Zeitung

Westerwelle verhöhnt das libysche Volk Der Außenminister lobt sich für seine Libyen-Politik: Deutschland habe einen wichtigen Beitrag geleistet, um Gadhafi loszuwerden. Das ist zynisch ZEIT

Im Sinkflug Das nahe Ende des Gaddafi-Regimes dokumentiert schlaglichtartig auch die sich rapide abbauende Bedeutung der deutschen Außenpolitik im internationalen Rahmen. Bonner General-Anzeiger

Schulden-Krise

Mit dem Euro die Welt erobern Dank des Dollar waren die USA der mächtigste Staat der Erde und konnten für Jahrzehnte auf Pump leben. Der Euro kann das auch – wenn die Kakofonie in der EU abgestellt wird. Financial Times Deutschland

Schutz der Juwelen Am 7. September will das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung zur Griechenland-Hilfe und zum Euro-Rettungsschirm verkünden. Es geht um nicht weniger als das „Kronjuwel des Parlaments“: das Budgetrecht. FAZ

Streitereien über Goldpfand und Eurobonds Weder Regierung noch Wirtschaftsverbände sind sich einig über die Maßnahmen zur Euro-Rettung. Arbeitsministerin von der Leyen fordert nun, Kredite von notleidenden Ländern absichern zu lassen. Bundeskanzlerin Merkel hat dies aber gleich abgelehnt. FAZ

Banken wollen sich gesund entlassen Die internationalen Großbanken weisen zwar meist wieder Gewinne aus, gesund sind sie aber deshalb noch lange nicht. Deshalb sparen auf Teufel komm raus, vor allem beim Personal. Das ist traurig, aber notwendig. Financial Times Deutschland

Gretchenfrage Es gilt die Unschuldsvermutung, klar doch. Im übertragenen Sinne via Beweislast auch im Zivilrecht. Hoffentlich gilt sie auch in den USA – die anfängliche Vorführung des vormaligen IWF-Chefs Strauss-Kahn könnte gewisse Zweifel wecken. Aber um den geht es hier nicht, sondern um die juristische Aufarbeitung der Finanzkrise. Während deutsche Strafverfolger es gemächlich angehen lassen, drückt Justitia jenseits des Atlantiks im Jahr 5 der Krise mächtig aufs Tempo. Formal werden am Ende in der Regel Verfahrenseinstellungen oder Vergleiche stehen. Börsen-Zeitung

Der Staat ist von Natur aus Geldverschwender Dass der drittreichste Mensch der Welt höhere Steuern für Reiche fordert, ist höchstens eine eitle Geste. Das Kernproblem löst solch eine Umverteilungsoffensive nicht. Die Welt

Amerikanische Schuldensucht Die angelsächsisch geprägten Ratingagenturen gelten Schnellurteilern als verlängerter Arm des amerikanischen Finanzimperialismus. Doch warum hat S & P die USA dann herabgestuft? Augsburger Allgemeine

Amerika leidet am Teutonen-Boom Es ist ein eigentümlicher Erfolg: Trotz wankender US-Konjunktur verdienen nicht nur Deutschlands Autoriesen in Amerika glänzend. Manchen hiesigen Firmen spielt selbst die zunehmende Spaltung der US-Gesellschaft in die Hände. Jetzt werben erste US-Firmen mit ihren deutschen Ahnen. Manager-Magazin

Der Zins – ein Fall für den Psychiater Der Zins ist nicht mehr gesund. Als Entgelt für das Überlassen von Kapital war er gedacht. Das war einmal. Heute ist alles anders. Warum uns die Welt der Zinsen verwirrt zurücklässt Handelsblatt

Nur Dummköpfe glauben an die Schuldenkrise Der Ökonom Heiner Flassbeck beklagt fehlendes Wissen über die Wirtschaft und warnt vor zu viel Sparsamkeit. Badische Zeitung

Auch auf Kursstürze folgt Sonnenschein Hungertod, Bomben auf Gaza, Selbstzweifel der Konservativen. Bei so viel Leid zieh ich mal ein paar Tage alle Stecker raus. Frankfurter Rundschau

Libyen

Die Zukunft in Libyens Hand Die Aufständischen stehen kurz davor den Diktator endgültig zu stürzen: In Libyen hat die Zeitrechnung nach Gaddafi begonnen – doch die Freiheit ist noch nicht sicher. Frankfurter Rundschau

Libyen ist Europa näher als der Irak Die Militärhilfe für die Rebellen legte ein neues Fundament der Zusammenarbeit. Psychologisch ist dies eine bessere Ausgangslage als im Falle Iraks. Die Welt

Der Erfolg der Nato offenbart ihre Schwäche Die Nato lässt sich feiern für einen Sieg in Libyen, zudem sie mit monatelangen Luftangriffen maßgeblich beigetragen hat. Berliner Zeitung

Zwischen Stolz und Skepsis Die Regierungen in Paris und London sind hoch zufrieden mit der Lage in Libyen – aber die Väter des Erfolgs der Rebellen prahlen nicht. Stattdessen bleibt der Tonfall sachlich bis skeptisch. FAZ

Die Maske fällt Der Volkszorn in Libyen, Tunesien oder Ägypten traf die Staatsführung nicht grundlos. Denn Staatspräsidenten wie Gaddafi, Ben Ali oder Mubarak versuchten aus der langjährigen Herrschaft eine immerwährende Familiendynastie zu formen. Ihre Regime sollten funktionieren wie eine Erbmonarchie – die Söhne sollten einfach übernehmen. Nun bricht dieses Modell zusammen. Süddeutsche Zeitung

Die Kuba-Krise Wer wissen will, was der Sturz Gaddafis für das libysche Volk bedeutet, kann das beispielsweise im Internet im deutschsprachigen Fidel-Castro-Archiv erfahren. Berliner Zeitung

Deutsche Ölförderer vor Problemen Noch ist nichts entschieden. Aber wenn Gaddafis Feinde in dem ölreichen Land am Ruder sind, werden sich die deutschen Energiekonzerne Wintershall und RWE anstrenegen müssen, die Gunst der neuen Herren zu erringen. Wirtschaftswoche

Libyan Nation Building After Qaddafi Helping the Rebels Help Themselves Foreign Affairs

Dominique Strauss-Kahn

Eine öffentliche Affäre Auch wenn das Verfahren gegen Dominique Strauss-Kahn nun eingestellt ist – seine öffentliche Existenz ist wohl endgültig vernichtet. Denn selbst im toleranten Frankreich kamen Dinge zutage, die zu einem Repräsentanten des Staates nicht passen. FAZ

Zweifel an der Staatsanwaltschaft Sexualdelikte werden heute strenger denn je verfolgt. Frauen zeigen die Täter eher an, die Polizei ermittelt gründlicher, und die Staatsanwaltschaften klagen öfter an. Berliner Zeitung

Die Frage der Schuld bleibt ungeklärt Wenn Dominique Strauss-Kahn nach Frankreich zurückkehrt, tut er dies als freier Mann. Doch es bleibt der Makel des Verdachts, dass er die Einstellung des Verfahrens auch der Inkompetenz des US.Staatsanwaltes verdankt. Kölner Stadt-Anzeiger

Sex, Lügen und Beschämung Die Öffentlichkeit wird die Wahrheit in der Affäre um Dominique Strauss-Kahn nie erfahren. Badische Zeitung

Frei, aber erledigt Es ist ein bitterer Triumph für Dominique Strauss-Kahn. 100 Tage, nachdem er in Handschellen und unrasiert einer entsetzten Weltöffentlichkeit als potenzieller Vergewaltiger vorgeführt wurde, wird die Anklage gegen ihn fallengelassen. Märkische Allgemeine

Urteil ist längst gesprochen Strauss-Kahn hat seinen Spitzenposten beim IWF verloren, vor allem aber den Ruf eines integren, vertrauenswürdigen Mannes – ein Schaden, der sich nicht mehr wiedergutmachen lässt. Augsburger Allgemeine

Im Zweifel für den Angeklagten Die Entscheidung ist nachvollziehbar und plausibel. Die Entscheidung bedeutet nicht, dass einer schwarzen und armen Frau weniger geglaubt wird als einem weißen, reichen Mann. Sie bedeutet auch nicht, dass einer Frau, die sich bei der Schilderung von Details des Geschehens in Widersprüche verwickelt, der Kern der Vorwürfe ebenfalls nicht geglaubt wird. taz

Loriot

„Sagen Sie jetzt nichts“ außer: Danke, Loriot Vicco von Bülow mochte die Menschen gerade wegen ihrer Fehler. In die Trauer mischt sich vor allem Dank für ein Solitär der Humorgeschichte. Die Welt

Zum Tode von Vicco von Bülow Loriot kann es. Sonst keiner Loriot ist tot. Ist er? Nein, das glauben wir nicht. Das geht gar nicht. Ein Rückblick auf Vicco von Bülow, der die Deutschen zum Lachen brachte, weil er sie zeigte, wie sie sind: Liebhaber mit Nudeln an der Nase, Akademiker mit Badekappe und Lotteriegewinner, die den Papst eine Boutique aufmachen lassen. Ein Nachruf dann doch. Aber einer mit Jodeldiplom. Süddeutsche Zeitung

Er hat es uns immer so leicht gemacht Mit Vicco von Bülow alias Loriot verliert die Republik ihren größten Humoristen. Präzise skizzierte er in hauchzarter Überzeichnung unseren Alltag. Ohne ihn ist die deutsche Nudel nicht mehr denkbar. FAZ

Kostbarer Solitär Loriot, bürgerlich Vicco von Bülow, war einer der wenigen Humoristen deutscher Sprache, der es mit dem Esprit der Franzosen aufnehmen konnte, dem Wiener Schmäh und mit den Marktführern in Sachen Witz, den Angelsachsen. Bonner General-Anzeiger

Kollektive Momente befreiten Lachens Wer wirklich etwas bedeutet in diesem Land, der schafft es zu Weihnachten ins deutsche Wohnzimmer. Der Bundespräsident zum Beispiel. Oder Loriot. Die Hoppenstedts („Ein Klavier, ein Klavier“) heitern zuverlässig auch die tristeste Familienrunde auf, so wie die Nudel („Hildegard …“), das Quietsche-Entchen („Herr Müller-Lüdenscheid …“) und Meredith Hesketh-Fortescue (aus Nether Addlethorpe). Berliner Morgenpost

Loriots letzter Wunsch: „Ein eiskaltes Bier“ BILD

…one more thing!

Wettstreit der Polizeifreunde Angesichts brennender Autos laufen Politiker im Wahlkampf zu Höchstleistungen auf. Nicht nur CDU und FDP entwickeln ungeahnte Kreativität bei der Umgestaltung ihrer Wahlplakate, auf denen nun verkohlte Autowracks prangen. Auch die Grünen sind nicht mehr wiederzuerkennen. Berliner Zeitung

Leitartikel

Linke ohne Projekt Die Parteiführung scheitert daran, der Modernisierung linken Gedankengutes klaren Vorrang zu geben – obwohl die Krise des Kapitalismus gerade jetzt demokratisch-linke Antworten braucht. Frankfurter Rundschau

Der Vertrag von Mitrovica Balkanische Paradoxie: Wirklich unabhängig wird das Kosovo nur mit Hilfe Serbiens. Ein gangbares Ergebnis könnte ein auf Belgrad ausgerichteter Sonderstatus für den Norden sein, bei formaler Zugehörigkeit zum Kosovo FAZ

Nur Verlierer im Fall DSK Dominique Strauss-Kahn ist wieder ein freier Mann. Aber seine öffentliche Würde hat er für immer verloren. Genauer gesagt: Die US-Justiz hat sie ihm geraubt – unter Beihilfe internationaler Medien. Financial Times Deutschland

Modernes Trauerspiel Das Drama Strauss-Kahn kennt nur Verlierer. Und keinen Schluss. Denn die Geschichte des ungleichen Umgangs der Geschlechter miteinander ist noch lange nicht fertig erzählt Die Welt

Vertrauenssache Es gibt wenige Dinge, denen die Deutschen so sehr vertrauen wie ihrer Lebensversicherung. Umso ärgerlicher ist es, wenn der größte Anbieter in Deutschland, die Allianz, durch überhöhte Gebühren und komplizierte Vertragsklauseln Kunden um ihr sauer angespartes Geld bringt. BILD

Schäuble will Bundestag beim Euro-Rettungsschirm austricksen Das Parlament soll den erweiterten Euro-Rettungsschirms laut Geheimpapier von Finanzminister Schäuble generell abnicken – direkte parlamentarische Kontrolle des 780 Milliarden Euro schweren EFSF soll es nicht geben. Handelsblatt

Das Kind und das Bad Die Linke freut sich über die Selbstzerfleischung der Rechten, die Rechte kritisiert Schirrmacher. Alles wie gehabt. Derweil sollten wir lieber an der Einführung des Schulfaches Ökonomie arbeiten und unseren alten Wachstumsbegriff ad acta legen. The European

Libyan rebels cheer, but story is far from over USA Today

‚Crowds look like anarchy‘ USA Today

Obama, Tiger, Golf and Politics From the plans for a “Grand Bargain” going nowhere to a bus tour falling flat, this is what happens when a natural loses his swing. New York Times

The New Greatest Generation A new kind of war meant a new set of skills. Now veterans from Iraq and Afghanistan are bringing their leadership lessons home, where we need them most TIME