Journalisten, Rabatte und Moral Derzeit verlangen viele Journalisten „vollständige Transparenz“ vom Bundespräsidenten, während sich zehntausende Medienleute in aller Stille ihrer Rabatte und kleinen Vorteile erfreuen. Der Fall Wulff ist eine schöne Gelegenheit, vor der eigenen Türe zu kehren. Frankfurter Rundschau
Die Kritik wird immer kleinkarierter Hat sich Christian Wulff auf das Oktoberfest einladen lassen? Wurde ihm gar besser eingeschenkt als anderen? Die Kritik an Bundespräsident Christian Wulff gleitet zunehmend ins Kleinliche ab. Wichtiger wäre, eine Antwort auf die Kernfrage der Affäre zu finden: Wie eng dürfen die Beziehungen zwischen Politikern und Unternehmern sein? Süddeutsche Zeitung
Er weiß nicht, was seine Rolle bedeutet Man ist Mensch, sagte Christian Wulff im Fernsehinterview. Doch ums Menschsein geht es nicht, um das Bundespräsidentsein geht es. Das sollte der Amtsträger wissen. FAZ
Schuldenkrise
Methode Münchhausen untauglich in der Euro-Krise Ökonomen fordern höhere Löhne für deutsche Arbeitnehmer, damit die anderen Euro-Länder wieder wettbewerbsfähiger werden. Doch das ist ein Trugschluss. Die Welt
Bundesregierung steuert Beschäftigungsrekord an Die Bundesregierung geht mit Optimismus ins neue Jahr: Zwar fällt das Wachstum deutlich zurück, doch die Beschäftigung soll ein neues Hoch erreichen, die Neuverschuldung niedrig bleiben. Europas Ungleichgewichte wachsen. Handelsblatt
Europa braucht Wachstum Sparen allein reicht nicht, urteilt die Rating-Agentur Standard & Poor’s. Richtig. Nur muss das auch Deutschland endlich verstehen. ZEIT
Banken bunkern 500 Milliarden Euro Das großzügig von der Europäischen Zentralbank an die Banken verteilte Geld kehrt zu ihr zurück. Aus Misstrauen untereinander parken die Institute eine Rekordsumme. Das Institut der deutschen Wirtschaft spricht von einer Kreditklemme und fordert eine Teilverstaatlichung der Großbanken. manager magazin
Der Westen sollte von Asien lernen Ostasien hat seine Finanzkrise mithilfe der Realwirtschaft und mit Einschnitten beim Lebensstandard überwunden. Der Westen sollte davon lernen – und zugeben, jetzt arm zu sein. Financial Times Deutschland
Bonität
So praktisch wie Zauberlehrlings Besen Politiker sprechen von einem „Währungskrieg“: Die Herabstufung der Bonität mehrerer Euro-Länder führt zu verbalen Attacken auf die Ratingagenturen. Das Gezeter ändert aber nichts am starken Einfluss der Ratings. Handelsblatt
Ratingagenturen machen ihren Job – die EU nicht Nicht Ratingagenturen sind der Grund für die Krise, sondern Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen der Euro-Länder – und das Rettungsmanagement der EU. Die Welt
Der Stachel der Benotung Amerikanische Rating-Agenturen wie Standard & Poor’s sorgen mit ihren Bewertungen für Unruhe. Doch die reflexartige Empörung der Politiker ist unbegründet: Die Agenturen legen die Schwächen in der Eurozone schonungslos offen. Kölner Stadt-Anzeiger
Ratingagenturen entmachten Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat mehrere Euroländer in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft. Unser Autor weiß, was jetzt zu tun ist, um die Schreckensherrschaft der Ratingagenturen zu beenden. Frankfurter Rundschau
Prügel für den Boten Kritik an den Ratingagenturen zu üben ist so, als würde man den Boten für die schlechte Nachricht bestrafen. Die Regierenden müssen sich endlich mit den Ursachen für die Herabstufungen der Euro-Länder auseinandersetzen. Tagesspiegel
Finger in der Wunde Das Triple A lädt sich in den französischen Wahlkampf ein, weil sein Verlust den Finger in die Wunde legt. So alltagsfern die Bewertungskriterien der Ratingagenturen bislang erschienen, wirkt es nun wie die konkrete Benotung von Präsident Sarkozys bisheriger Leistung. Bonner General-Anzeiger
Adieu, Merkozy Sie waren schon länger nur noch das Trugbild eines harmonischen Paares. Doch bisher verhandelte der französische Präsident auf Augenhöhe mit der Kanzlerin. Das ändert sich jetzt spätestens mit der Abwertung Frankreichs durch die Ratingagentur Standard & Poor’s. Das deutsch-französische Kräftegleichgewicht in Europa ist gestört. Süddeutsche Zeitung
Zwischen Hoffen und Bangen Der Verlust des französischen Triple-A-Ratings konnte niemanden in Paris überraschen. Die Ankündigung von Standard & Poor’s ist ein Schock für die Regierung, die vor einem Scherbenhaufen steht. Alle wichtigen Kennzahlen haben sich in Sarkozys Amtszeit verschlechtert, und nun ist auch der Nimbus von Präsident Nicolas Sarkozy als erfolgreicher Krisenmanager weg. Noch schlimmer aber ist für Paris, dass Musterschüler Deutschland seinen Status behält. Börsen-Zeitung
Unglückliches Österreich Zwar ist die Verschuldung Österreichs mit drei Viertel des Bruttoinlandsprodukts deutlich geringer als im Euroraum. Doch dem Sanierungskurs fehlt die Ernsthaftigkeit. FAZ
Euro-Rettungsschirm kann Herabstufung abfedern Nach Europas besten Schuldnerländern und Banken hat die Ratingagentur Standard & Poor’s auch dem europäischen Rettungsschirm die Bestnote entzogen. Doch damit kann der EFSF ganz gut leben. Handelsblatt
Downgrading zwingt Bund zu Regeländerung Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit etlicher Euroländer und des EFSF hat Konsequenzen für die deutsche Beamtenversorgung. Die Regierung will die Regeln ändern, nach denen milliardenschwere Rücklagen gebildet werden. Handelsblatt
Koalition will europäischen Rivalen für US-Rating-Agenturen Nach der Herabstufung des europäischen Rettungsfonds EFSF weist Standard & Poor’s den Vorwurf zurück, parteiisch zu sein. Politiker aus Union und FDP überzeugt das nicht: Sie wollen eine europäische Rating-Agentur etablieren, die unabhängig ist und keine politischen Ziele verfolgt. Süddeutsche Zeitung
Es schlägt die Stunde der Wahrheit! Für die aktuelle Politik im Euro-Raum muss die Abwertung von neun Ländern zu entschlossenem Handeln führen. Der Forderung nach unabhängigen europäischen Ratingagenturen müssen endlich Taten folgen. Tagesspiegel
Euro zone’s New Year hopes hit triple downer Standard & Poor’s has stripped France and Austria of their triple-A ratings, and cut Italy to the same level as Ireland. Greek debt talks have broken down. The ECB has criticised the region’s fiscal pact. After a brief lull, Europe’s debt crisis is back with a vengeance. Breakingviews
Iran
Region in Aufruhr In Iran tobt ein heftiger Machtkampf unter den Konservativen. Doch wer jetzt im Westen glaubt, er können das Regime in die Knie zwingen, irrt sich. Frankfurter Rundschau
Der Iran muss sein Gesicht wahren können Der Konflikt des Westens mit dem Regime droht zu eskalieren. Zurückhaltung ist geboten – auch, wenn das schmerzt. Financial Times Deutschland
Die Brandbeschleuniger Die Einzigen, die derzeit versuchen, den Konflikt mit dem Iran – aus wohlverstandenem eigenem Interesse heraus – zu entschärfen, sind die Türken. taz
No Time for an Iranian Revolution In an effort to halt Iran’s nuclear program, Washington and the West have been ramping up the pressure with sanctions and threats of war. None of it will work. Foreign Affairs
Havariertes Kreuzfahrtschiff
Wie das Albtraumschiff noch zu retten ist Die Arbeitsbedingungen für die Rettungskräfte sind katastrophal: In den unter Wasser liegenden Gängen der havarierten „Costa Concordia“ können sich die Retter kaum fortbewegen. Das Wrack bewegt sich, droht gar zu sinken und noch immer befinden sich Tausende Liter Treibstoff in den Tanks. Trotzdem ist es möglich, dass das Kreuzfahrtschiff irgendwann wieder schwimmt. Süddeutsche Zeitung
Schluss mit lustig Abergläubischen Kennern der Branche war es vermutlich schon seit langem klar, dass die „Costa Concordia“ auf ein schweres Unglück zusteuerte. Dem tschechischen Top-Model Eva Herzigová war es bei der Taufe des Kreuzfahrtriesen im Juli 2006 schließlich nicht gelungen, die obligate Champagnerflasche an der Außenwand zerplatzen zu lassen. Börsen-Zeitung
Kreuz mit der Seefahrt Das tragische Unglück vor Italiens Küste wirft ein Schlaglicht auf einen Zweig der Tourismusindustrie, der mit zweistelligen Zuwachsraten brillieren kann, gleichzeitig aber unter erheblichem Kostendruck FAZ
Gefahrlose Kreuzfahrt – eine Illusion Drei Tage nach der Schiffskatastrophe vor Italiens Küste sind noch viele Fragen offen. Die Antwort vieler Urlauber auf das Unglück der „Costa Concordia“ dürfte hingegen feststehen: Nie mehr Kreuzfahrt! Kölner Stadt-Anzeiger
Touristentanker auf PR-Mission Je erschwinglicher Kreuzfahrten werden, desto wichtiger ist das Glamour-Image für die Reedereien. Wohl auch deswegen wagte Kapitän Schettino sein riskantes Manöver. ZEIT
Die Lüge vom Luxus für alle Der Kreuzfahrtmarktsuggeriert Luxus für alle. Mit Billigangeboten werden Touristen auf die Schiffe gelockt, um an Bord möglichst viel Geld auszugeben – an Land bleibt ihnen nur wenig Zeit dafür. taz
Kapitän in schwerer Not Er steuerte die „Costa Concordia“ auf einen „absonderlichen Kurs“, schlug zu spät Alarm und verließ das sinkende Schiff, als längst noch nicht alle Passagiere von Bord waren: Die Vorwürfe gegen Kapitän Francesco Schettini wiegen schwer. Wollte er nach der Katastrophe in einem Taxi flüchten? Süddeutsche Zeitung
Schiff ohne Führung Es heißt, vor Gericht und auf hoher See seien wir allein in Gottes Hand. Das stimmt aber nicht ganz: Pas- sagiere eines Schiffes müssen darauf vertrauen können, dass Kapitän und Besatzung alles Menschenmögliche tun, um Schaden von ihnen abzuwenden. Märkische Allgemeine
Antonello wollte winken Das Meer ist nur noch Kulisse: Kreuzfahrtschiffe leben in einer eigenen Welt aus Restaurants, Pools und Diskotheken. Das befördert den Übermut der Beteiligten. Tagesspiegel
Unsicherheitsfaktor Mensch Die Kreuzfahrt-Branche meldet Umsatzrekorde und steigende Passagierzahlen. Die Technik der schwimmenden Hotels gilt als sicher, doch die Havarie der „Costa Concordia“ verunsichert Reisende. Wie ist es um die Ausbildung der Besatzung bestellt? Was passiert im Ernstfall? Süddeutsche Zeitung
Italian disaster will hardly slow cruise industry The sinking reflects badly on a $34 bln business which has grown 8 pct a year for two decades. It will cost the trade more than operator Carnival’s $85-$95 mln estimate. But the industry – and passengers – will come back. One tragedy will not reverse a well-established trend. Breakingviews
…one more thing!
Die Angst der Ungarn wohnt überall Ungarn ist zu einem Staat geworden, in dem es den Bürgern schlecht geht, die nicht mit der Regierung übereinstimmen. An diesem Dienstag entscheidet die EU darüber, ob das Land wegen der umstrittenen Gesetzesänderungen Strafzahlungen leisten muss. Das Durchgreifen des Staates in sämtlichen Lebensbereichen erinnert an russische Verhältnisse – und macht den Menschen Angst. Süddeutsche Zeitung
Leitartikel
Liberale Beatmung Dass sich die FDP bei der geplanten zentralen Erfassung gewaltbereiter Rechtsextremer auf ganzer Linie durchgesetzt und eine „Gesinnungsdatei“ verhindert hat, klingt nach einer Position der Stärke. Womöglich will die Union aber auch den scheintoten Koalitionspartner beatmen. FAZ
In der Schieflage Das Risiko fährt zwar auch auf dem Kreuzfahrtschiff mit, aber es passt nicht zum Massenprodukt, das vom Gefühl der Freiheit lebt. Die Katastrophe ist in solcher Anordnung nicht vorgesehen. Frankfurter Rundschau
Schleichende Energiekrise Der Ausstieg aus der Kernenergie war schnell beschlossen, obwohl über die Alternativen noch keine Klarheit herrschte. Jetzt geht die „Energiewende“ ins zweite Jahr, und es wird immer deutlicher, dass sie nicht gelingt Die Welt
BASF-Entscheidung ist verschmerzbar Man kann dem Konzern nicht vorwerfen, die Gentechniktochter von Rheinland-Pfalz in die USA zu verlagern. Dort allerdings wird es für den Konzern nicht einfacher. Financial Times Deutschland
Hände weg von „Made in Germany“ Wer daran rüttelt, will den Stärksten schwächen. Deutschlands tolle Leistung ist vielen ein Dorn im Auge. Da regiert der Neid!Was auf Brüssels Fluren da geflüstert wird, schadet dem ganzen Kontinent. Europas Krise lässt sich nur durch Leistung überwinden. Dafür steht „Made in Germany“. BILD
Greifen Sie zu 0 DE! Die Bodenhaltung von Hühnern ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Das Schicksal der Tiere illustriert gleichermaßen den Wahnsinn der Massentierhaltung, die unerträglich ineffektiven Tierschutz-Maßnahmen der EU und den gleichgültigen Geiz deutscher Verbraucher. AZ München
America, Greece and a world on fire A Greek economic crisis is threatening Europe but the US has no intention of leading the rescue mission Financial Times
Consensus needed on Web piracy The Senate plans to take up anti-piracy legislation soon, despite the lack of consensus about how to rein in pirate websites without censoring legitimate speech or stifling innovation. That would be a mistake. LA Times
How Obama’s Long Game Will Outsmart His Critics The right calls him a socialist, the left says he sucks up to Wall Street, and independents think he’s a wimp. Andrew Sullivan on how the president may just end up outsmarting them all. Newsweek
The Optimist Warren Buffett Is on a Radical Track TIME