Biosprit, Grüne, Euro-Krise, US-Wahlkampf, Israel & China

Biosprit-Populismus Langfristige Politik sollte nicht wegen einer Dürre umgeworfen werden. In Amerika mag eine Produktionspause sinnvoll sein. Noch ist aber nicht der Moment erreicht, in dem auch unser Staat seine Haltung zu Biosprit grundsätzlich überdenken sollte. FAZ

Populismus aus den richtigen Gründen Hungerbekämpfung ist wichtiger als Klimaschutz: Darauf lässt sich die Debatte um Biosprit reduzieren. Doch wer Hunger bekämpfen will, muss auch das Klima schützen. taz

Kratzen an der Oberfläche Da hat Dirk Niebel einen richtigen Coup gelandet: Mit seiner Forderung, den ungeliebten Biosprit E10 abzuschaffen, konnte er alle politischen Lager hinter sich vereinen. Dabei ist Niebels Vorstoß eine populistische Hetzkampagne, die ohne Folgen bleibt. Nun ist es höchste Zeit, die Diskussion um Energie grundsätzlich und ehrlich zu führen. Süddeutsche Zeitung

Verbraucher zahlen für konzeptlose Politik Die Benzinpreise sind auf Rekordhoch. Und der Politik fehlt ein klares Mobilitätskonzept. Wenn sie den Abschied vom Biosprit verlangt, muss ihr klar sein, dass sie die Abhängigkeit vom Öl festigt. Die Welt

Die teuerste Tankfüllung aller Zeiten Vollgas ohne Bremse: Der Spritpreis erreicht in Deutschland ein neues Rekordhoch. Zum Ende der Reisezeit werfen Experten der Mineralölbranche Abzocke vor. Die USA, Frankreich und Großbritannien denken über ein Anzapfen der Ölreserven nach. Deutschlands Entwicklungsminister Niebel fordert einen Produktionsstopp des Biokraftstoffs E10 – aus moralischen Gründen. Süddeutsche Zeitung

EZB wegen hoher Spritpreise unter Beschuss Mitten in der Urlaubszeit erreicht der Spritpreis neue Spitzenwerte. Eine Entspannung an der Zapfsäule ist nicht in Sicht. Das ärgert die FDP, die für diese Entwicklung auch die EZB-Krisenpolitik verantwortlich macht. Handelsblatt

Stoppt den Unfug mit Lebensmitteln Missernten haben etwas Tragisches. Erst recht, wenn wie jetzt eine der schwersten Dürren seit Jahrzehnten dazu führt, dass Lebensmittelpreise steigen und in einigen Ländern sogar Hunger droht. Doch leider neigen viele dazu, die Falschen dafür verantwortlich zu machen. Financial Times Deutschland

Deutsche Versicherer leiden unter der Dürre Für viele Menschen in den USA ist die Trockenheit ein Desaster. Doch die Folgen der Dürre reichen auch bis nach Deutschland: Für Versicherer wie die Munich Re werden solche Ernteausfälle richtig teuer. Handelsblatt

Grüne

Von jungen Wilden keine Spur Grün ist die Hegemonie, unter der die moderne Gesellschaft steht und damit extrem mehrheitsfähig. Eigentlich eine ideale Ausgangslange für die Grünen im Wahlkampf. Doch die Partei scheint langsam zu ergrauen. Handelsblatt

Ein Verfahren wie Kaugummi Seit gut einem halben Jahr diskutieren die Grünen schon, welches Duo die Partei 2013 in die Bundestagswahl führen soll. Viele sind nicht glücklich darüber, dass über diese Frage in einer Urwahl entschieden werden soll. Frankfurter Rundschau

Realitätsferner grüner Machthunger Die Auswahl der grünen Spitzenkandidaten eskaliert. Den Wichtigen in der Partei geht es zu sehr um sich selbst ZEIT

Bei den Grünen stehen die Zeichen auf Urwahl Den Grünen steht ein heißer Herbst ins Haus: Nachdem gleich vier Partei-Prominente und zwei unbekannte Grüne von der Basis ihre Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl angemeldet haben, wird es wahrscheinlich zu einer Urwahl kommen. Die Parteispitze wollte eben dieses Szenario gern verhindern, weil die Grünen-Führungsleute fürchten, dass ihr Spitzenpersonal durch eine solche Urwahl beschädigt werden könne. Rheinische Post

Euro-Krise

Zins vom Amt Die EZB bereitet die Einführung von Zinsobergrenzen für Staaten vor. In dieser Zentralbank-Planwirtschaft, in der die Behörde EZB den Zins für Kapital bestimmt, ist finanzielle Repression mit erzwungen niedrigen Zinsen Programm. Das Ziel ist klar: Gläubiger sollen bluten, um Schuldnern zu helfen. FAZ

Ökonomen verteufeln Zinsobergrenzen durch die EZB Die Europäische Zentralbank erwägt, die Zinsen der Krisenländer mit radikalen Anleihenkäufen zu deckeln. Die meisten deutschen Ökonomen reagieren entsetzt. FAZ

Bundesbank endlich machtlos Für EZB-Direktor Asmussen ist vollkommen klar, dass die EZB Staatsanleihen kaufen wird. Mit dieser Erkenntnis ist er spät dran, aber früher als der Bundesbank-Chef. taz

Reformen ja, aber bitte entschleunigt! Schuldenunion? Bankenunion? Politische Union? Der Wunsch nach einem radikalen Umbau Europas ist verständlich. Klug ist er nicht. Die Euro-Turbulenzen sind nicht die Ursache, sondern nur Ausdruck des eigentlichen Problems: Weder die Bürger, noch der Rest der Welt traut Europa. Statt hektischer Reformen sollten die Probleme einzeln gelöst werden. Süddeutsche Zeitung

Die Griechen brauchen mehr Zeit Kein Tag vergeht, ohne dass deutsche Politiker Griechenlands Zukunft in der Euro-Zone infrage stellen. Den Griechen kommt es so vor, als habe man sie längst abgeschrieben. Bleibt zu hoffen, dass der Eindruck täuscht. Tagesspiegel

Euro braucht Regeln für Austritt und Ausschluss Banken und Staaten muss man wieder die Insolvenz erlauben. Außerdem braucht der Euro klare Austritts- und Ausschlussregeln und mehr Wettbewerb, um zu zeigen, dass er als sichere Währung besteht. Handelsblatt

Heißer Herbst in Euroland Herrscht im August die Ruhe vor dem Sturm? In der Staatsschuldenkrise deuten immer mehr Signale auf einen „Schwarzen September“ für den Euro: Das Misstrauen der „tugendhaften“ Staaten gegenüber den höher verschuldeten Ländern sitzt so tief, dass der EU bald der Bruch droht. Publico

Die Politik hat die Euro-Krise entpolitisiert Die endlose Debatte um die Krise im Euroraum liefert Affekte statt Argumente, sie polarisiert statt zu erklären. Was hat die Politik davon? Tagesspiegel

Eurokrise bremst liberale Reformen Die Eurokrise bringt nicht nur das finanzielle Fundament unserer Welt zum Beben, sondern löst auch Folgen ungeahnter politischer Tragweite aus: Beispielsweise in den ehemaligen Ostblockstaaten, in denen die Krise die Fortschritte auf dem Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit rückgängig macht. The Guardian

Icelandic lessons in coming back from the brink Priority status should be granted to banks’ general depositors Financial Times

Im Zangengriff der Euroskeptiker Bei der Niederländischen Parlamentswahl im September könnte die Sozialistische Partei stärkste Kraft werden. Ähnlich wie Islamfeind Geert Wilders setzt sie auf den Unmut über die gemeinsame Währung. FAZ

US-Wahlkampf

Begabte Blender Im US-Wahlkampf ist immer wieder die Rede von einer „konservativen Revolution“. Doch dazu wird es nicht kommen, weil sie die Wähler eher schreckt als anlockt. Frankfurter Rundschau

Zorn und Zynismus statt echter Zukunftspläne In 80 Tagen wählen die US-Bürger ihren Präsidenten. In der Schlussphase des Wahlkampfs wird heftig über die Gesundheitsversorgung gestritten – auch die Arbeitslosigkeit und der Weg aus der Schuldenfalle sind Topthemen. Doch aus keinem Lager kommt derzeit ein schlüssiges Konzept. manager magazin

Einigkeit unter Drohnen Die USA ringen mit sich selbst und ihrer Identität, die Fronten im Wahlkampf verhärten sich. Doch in der Außenpolitik sind beide Kandidaten sich einig: Sie sind „Bush light“. Tagesspiegel

Republikaner schockiert mit Aussagen über Vergewaltigung Mediziner und Frauenrechtler sind empört: Mit der kruden Theorie, eine Vergewaltigung führe selten zu Schwangerschaften, weil sich der weibliche Körper wehren könne, manövriert sich der republikanische Senatskandidat Todd Akin ins Abseits. Damit bringt er auch Romneys „running mate“ Paul Ryan in Bedrängnis. Süddeutsche Zeitung

Did Romney Pick Ryan for His Symbolic Value? Ryan allows his running mate to look specific, charged, and wonky without actually being all that concrete. The Atlantic

Ryan’s economic thinking is more Reagan than Tea Party When Cesar Conda was a Republican staff director on the U.S. Senate’s small business committee in 1991, he often was badgered with questions on economic theory by Paul Ryan, then a 21-year-old intern. Breakingviews

Israel

Hass verhindert Frieden In Israel und den besetzten Gebieten häufen sich brutale Übergriffe radikaler Juden auf Palästinenser und Araber. Nicht nur Ministerpräsident Netanjahu gibt sich besorgt, nun nimmt auch das US-Außenministerium die Taten erstmals in seinen Terror-Bericht auf – und stellt die gewaltbereiten jüdischen Siedler auf eine Stufe mit der Hamas. Süddeutsche Zeitung

Lynch-Angriff auf Araber schockiert Israel Der Angriff jüdischer Jugendlicher auf eine Gruppe von Arabern erschüttert Israel. Das Opfer entkam nur knapp dem Tod. Die Tat im Zentrum Jerusalems ist nur der jüngste Vorfall in einer Kette von Übergriffen gegen Palästinenser. SPIEGEL

Netanjahu findet Gehör Der Angriff von Jugendlichen in Westjerusalem ist eine Folge des politischen Klimas in Israel: Die Palästinenser sind Sündenböcke. Dennoch ist die Attacke ein Novum. taz

Obama in Geiselhaft In den nächsten Wochen, auf jeden Fall vor den Wahlen in den USA, wird sich zeigen, ob es klug ist, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika politisch öffentlich in Geiselhaft zu nehmen. Nichts anderes macht zurzeit der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu. Bonner General-Anzeiger

China

Peinliches aus der Welt der Mächtigen Gu Kailai, der Frau des entmachteten Parteifunktionärs Bo Xilai, bleibt die Todesstrafe vermutlich erspart. Das wäre eine gute Nachricht aus chinesischen Gerichtshöfen, wenn man nicht politische Gründe hinter dem milden Urteil vermuten müsste. FAZ

Prozessfarce wirft Schatten auf Führungswechsel Vor dem KP-Parteitag im Oktober wächst in China die Nervosität. Die erneute Politisierung und Rechtsbeugung der Justiz beim Giftmordfall wirft ihren Schatten auf den anstehenden Führungswechsel. Die Welt

Mord mit System Blinde Flecken eines chinesischen Prozess: Das Verfahren gegen Gu Kailai, das nun mit einem aufgeschobenen Todesurteil endete, ist reich an Lücken und Unstimmigkeiten. FAZ

Urteil von ganz oben Gu Kailai ist wegen Mordes verurteilt worden, und doch wird sie nicht hingerichtet. Das Urteil im Prozess gegen die Gattin des chinesischen Politikers Bo Xilai ist aber keine humanitäre Eingebung des Gerichts, sondern Kalkül der Kommunistischen Partei. Für sie ging es in dem Verfahren darum, die Kontrolle wiederzuerlangen. Süddeutsche Zeitung

Der Gu-Prozess befördert die Rechtsdebatte in China Der Prozess gegen Gu Kailai zeigt die Schwächen in Chinas Justizsystem. Doch im chinesischen Internet wird er heftig diskutiert – was der Reform des Systems helfen kann. ZEIT

China’s Fishy Show Trial The verdict is in: Bo Xilai’s wife is guilty. But the Chinese government’s carefully crafted story is full of holes. Foreign Policy

…one more thing!

Die neue Internationale des Terrors Al Qaida verlegt seine Aktivitäten mehr und mehr nach Somalia und Mali. Der Westen empfiehlt den Afrikanern, das Problem selbst zu lösen. Ganz so, als wären diese das Ziel der Terroristen. FAZ

Leitartikel

Die Schlapphüte der Politik SPD und CDU wetteifern um die besten Vorschläge für eine Reform des Verfassungsschutzes. Ein großer Wurf wird dabei nicht herauskommen. FAZ

Liberal und doch unerbittlich Der Jahrestag der Geschehnisse von Rostock-Lichtenhagen ist ein gebotener Anlass, über einen neuen Zuschnitt der staatlichen Sicherheitsarchitektur nachzudenken Frankfurter Rundschau

Anleihekäufe könnten Krise beenden Die Pläne für eine neue Runde von Bondkäufen durch die EZB werden offenbar konkreter. Die Notenbank würde damit ihr Mandat gefährlich dehnen – wahrscheinlich aber auch die Sorgen um den Euro nachhaltig eindämmen. Financial Times Deutschland

Null Schulden, jetzt! Die ganze Woche werden es deutsche Politiker den Griechen predigen: Spart! Macht Reformen! Bringt euer Land auf Vordermann! Alles zu Recht. Aber wahr ist auch: Die Bundesregierung könnte mit bestem Vorbild vorangehen – doch sie tut es nicht. BILD

„Hände weg von der Rentenkasse!“ Über die Rentenkasse und die Politik. AZ München

Why Obama Must Go Why does Paul Ryan scare the president so much? Because Obama has broken his promises, and it’s clear that the GOP ticket’s path to prosperity is our only hope. Newsweek

Pussy Riot can rock the Kremlin to its foundations Any PR firm could have warned Vladimir Putin that the band’s sentence is an unqualified PR disaster Financial Times

Family and career: Women in academia lose faith in having it all More female doctoral students are backing away from the high-pressure academia race at the starting line, trading career ambitions for having a family. Los Angeles Times

The Wireless Issue 10 Ways Mobile Technology Is Changing Our World TIME