Ein Adjutant im unbestellten Haus Verteidigungsminister de Maizière beginnt eine Armeereform, die er nicht zu Ende bringen wird. Es ist ein Projekt für ein ganzes Jahrzehnt, und dem Minister wird noch Widerstand entgegenschlagen. Süddeutsche Zeitung
Knallsanfter Reformer Dieser Minister könnte sich noch als wahrer Glücksfall für die Bundeswehr entpuppen. Denn was Thomas de Maizière am Mittwoch in Berlin als knallharte Analyse der Lage präsentiert und als künftige Ausrichtung der Bundeswehr vorgegeben hat, das hat Hand und Fuß. Frankfurter Rundschau
Der Auftrag, nicht die Soldatenzahl ist entscheidend Bei der Neustrukturierung der Bundeswehr ist die Klarheit des Auftrags entscheidend. Die Zahl der Soldaten ist Nebensache. Die Welt
Schwieriger Kampf gegen Bundeswehr-Kunstfehler Der Wehrminister muss die Fehler seines Vorgängers ausbügeln. Doch bei manchen ist es schon zu spät. Financial Times Deutschland
Guttenbergs Werk und de Maizières Beitrag Verteidigungsminister de Maizière ist ein Realist – er wäre in der Bundeswehrreform vermutlich anders vorgegangen als sein Vorgänger. Doch nun ist der erste Schritt gemacht. Und der war überfällig. Stern
De Maizière seziert die Truppe Der Verteidigungsminister ist mit den Führungskräften in seinem Ministerium und bei der Bundeswehr hart ins Gericht gegangen. Wer seine Reform nicht stütze, könne gehen. ZEIT
Ehre, Verantwortung, Ressourcen De Maizières forscher Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg drückte parteiintern in wenigen Monaten durch, woran selbst FDP, Grüne und Linke nicht mehr glaubten: die De-facto-Abschaffung der Wehrpflicht. Der charismafreie de Maizière muss nun in mühevoller Detailarbeit umsetzen, was ihm sein Amtsvorgänger an Aufgaben vor die Füße geworfen hat. taz
Über den Hindukusch hinaus „Wohlstand erfordert Verantwortung“: Die Bundeswehr muss sich nach den Worten De Maizières darauf einstellen, auch dann zu Auslandseinsätzen aufgefordert zu werden, wenn keine deutschen Belange berührt werden. Das birgt Zündstoff. Süddeutsche Zeitung
170 + 5 + X Stillgestanden? Und Augen geradeaus? Thomas de Maizière verlangt das genaue Gegenteil von Stillstand und Scheuklappen. Der neue Verteidigungsminister wünscht für die Neuausrichtung von Bundeswehr und Ministerium vor allem eines: Bewegung – und zwar auf allen (!) Hierarchieebenen. Bonner General-Anzeiger
Solide Arbeit statt flotter Sprüche Die Bundeswehrreform von Verteidigungsminster de Maizière ist nüchtern und realistisch. Vorgänger zu Guttenberg war auf der richtigen Fährte, nur war er eben kein solider Arbeiter. Genau das ist de Maizière. Kölner Stadt-Anzeiger
Kompass für die Reform der Bundeswehr Minister stellt Eckpunkte für Umgestaltung vor. Augsburger Allgemeine
Ans Eingemachte Es hat in den letzten Jahren unzählige Strukturveränderungen bei der Bundeswehr gegeben – aber diese ist die mit Abstand größte. Was der neue Verteidigungsminister gestern ankündigte, ist eine radikale Schrumpfkur, und zwar für alle Hierarchieebenen. Märkische Allgemeine
Nonsens mit Sternen Die Bundeswehr erinnert bisweilen an jene Karikatur einer Maschine, die mit viel Energie Vasen herstellt. Am Ende der komplizierten Apparatur befindet sich ein Hammer, der das Produkt wieder zerschlägt. Lausitzer Rundschau
Euro-Krise
Lokomotive für Europa Sechs Prozent Wachstum in Deutschland – das ist eine beeindruckende Größe. Es lohnt sich, den Trend zu verstärken. Frankfurter Rundschau
„Frühe Zinserhöhungen bekämpfen Spekulationsblasen“ Otmar Issing war viele Jahre Chef-Volkswirt der EZB. Deutschland sei so gut durch die Krise gekommen, weil es hier keine Blasen am Immobilienmarkt gegeben hat. Issing über den Kampf gegen die Inflation und die Kernaufgaben einer Notenbank. FAZ
Her mit dem Haircut Die Politik eiert herum und streitet sich selbst um „Umschuldung light“. Dabei spricht so wenig gegen einen harten Schnitt. Financial Times Deutschland
Griechenland muss raus aus dem Strudel Lange wollten die Europäer von einer Umschuldung nichts wissen, aus Furcht um ihre Privatbanken und die Europäische Zentralbank, die Milliarden in Athen im Feuer haben. Doch nun müssen sich die Euro-Länder zu einer sanften Umschuldung der Griechen durchringen. Tagesspiegel
IWF / DSK
Wer im IWF zahlt Die Zeit von Dominique Strauss-Kahn beim IWF ist abgelaufen. Wer ihm nachfolgt ist noch unklar. Ein Europäer? Oder jemand aus einem Schwellen- oder Entwicklungsland? FAZ
Der IWF wird vergewaltigt Mit ihrem Griff nach dem Chefsessel des Währungsfonds bestätigen die Europäer, was ihnen die Schwellenländer schon lange vorwerfen: dass es ihnen nur um die eigenen Vorteile geht. Financial Times Deutschland
Europa ist wichtiger als China Wenn es darum geht, eigene Interessen durchzusetzen, dann haben manche Politiker in den Schwellenländern wenig Skrupel, auf sachlich fragwürdige Argumente zurückzugreifen. Und Gutmenschen hierzulande nehmen die Argumente bereitwillig auf. Börsen-Zeitung
Strauss-Kahn tritt als IWF-Chef zurück Dominique Strauss-Kahn, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), ist zurückgetreten. Das teilte der IWF auf seiner Internetseite mit. Strauss-Kahn soll versucht haben, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Er sitzt derzeit in New York in Untersuchungshaft. FAZ
Aus dem Leben eines Zimmermädchens Sie heißt Nafissatou, ist praktizierende Muslimin und schaut gerne afrikanische TV-Serien: Der Bruder des angeblichen Opfers von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn spricht in einem Interview über das Leben des 32-jährigen Zimmermädchens. Spekulationen über eine Sex-Falle findet er absurd. Süddeutsche Zeitung
„Ich hasse es, Leute unnötig einzusperren“ Dominique Strauss-Kahn hat Glück: Die Richterin, die darüber entscheidet, ob er in Untersuchungshaft bleibt oder nicht, hat Erfahrung mit prominenten Angeklagten. Tagesspiegel
Strukturwandel der Privatsphäre Der Fall Dominique Strauss-Kahn kratzt am Selbstverständnis einer Nation, die ihre Präsidenten lange Zeit nicht nach „sittlichen“ Kriterien auswählte. Die Frage der moralischen Integrität dürfte im beginnenden Wahlkampf in Frankreich eine große Rolle spielen. FAZ
Rente mit …69?
Merkels wahre Worte über die Griechen Kanzlerin Angela Merkel sah sich gestern schwerer Kritik ausgesetzt. Sie hatte auf einer Parteiveranstaltung gesagt, die Griechen müssten, würden sie weitere Hilfen erwarten, genauso viel arbeiten wie andere in Europa und dürften nicht so viel Urlaub machen. Berliner Zeitung
Merkels Märchen vom faulen Portugiesen Die Bürger in den Krisenstaaten hätten mehr Urlaub und gingen früher in Rente, behauptet die Kanzlerin. Ein Blick in die Statistik zeigt: Das ist Unfug. ZEIT
Unwürdig Stefan Sauer findet es unsäglich, wie die Kanzlerin Stimmung gegen Länder wie Griechenland macht. Mitteldeutsche Zeitung
Stammtischparole Der Südeuropäer ist faul, hat viel Urlaub und geht früh in Rente – so sieht das Bild aus, das der Boulevard gerne von Griechen, Spaniern oder Portugiesen zeichnet. Nun greift auch die Bundeskanzlerin diese Stammtischparolen auf Nordwest Zeitung
Weiser Rat Die „fünf Weisen“ des Sachverständigenrats kommen zu dem unpopulären Ergebnis: Spätestens 2060 braucht Deutschland die „Rente mit 69“. Weise Politiker werden nicht bestreiten, dass alle länger arbeiten müssen. FAZ
Mehr Wunsch als Wirklichkeit Die Rente mit bis zu 69 Jahren wird von den Wirtschaftsweisen gefordert, aber sie wird vorerst nicht kommen. Denn die Voraussetzungen für die beschlossene Rente mit 67 sind längst noch nicht gegeben. Süddeutsche Zeitung
Rente mit 69 – völlig praxisfern In Spanien hat ein Arbeitsamt neulich eine arthrosekranke 69-Jährige auf eine Baustelle geschickt. Sie sollte dort eine Mauer einreißen. Ein Versehen, das Amt hat sich entschuldigt. Berliner Zeitung
Blick bis 2060 verbietet sich Prinzipiell haben die Wirtschaftsweisen recht: Renteneintritt und Lebensalter sind zusammenzusehen. Deshalb haben sie auch der Regierung empfohlen, das Renteneintrittsalter auf 69 Jahre anzuheben. Aber dafür gibt es entscheidende Bedingungen. Tagesspiegel
Klarheit über die Rente Wer „Wirtschaftsweise“ befragt, kriegt ökonomische Antworten. Was sonst? Die wirtschaftlichen Folgen der Überalterung der Gesellschaft halten sie für „beherrschbar“. Das können sie uns vorrechnen. Der Westen
Weg in die Altersarmut Rente mit 67, 69, vielleicht mal 71, darüber ließe sich ja reden, wenn der Rahmen stimmte. Wenn es Jobs für halbwegs fitte Sechziger gäbe und zugleich Chancen für Berufseinsteiger. In der realen Arbeitswelt aber ist dies nur ein kaltes Sparprogramm. Frankfurter Rundschau
Ein Rezept für 2060 Rente mit 69? Mit den Rezepten von heute die Rente von morgen sichern zu wollen, ist fahrlässig Augsburger Allgemeine
Eine unsinnige Generationendebatte Die Warnungen der Gewerkschaften vor einer „Generation Praktikum“ treffen den Nerv vieler Menschen. Doch unter Akademikern herrscht Vollbeschäftigung. Jugendliche ohne Schulabschluss hätten viel mehr Aufmerksamkeit verdient. FAZ
Stellenangebot mit Ewigkeitsgarantie Der Fachkräftemangel hat inzwischen selbst höchste Führungsetagen erreicht. Seit Monaten sind zwei Spitzenpositionen frei, von denen es in Deutschland nur 27 gibt. Die Personalsuche sei schwierig, tuscheln Branchenbeobachter, sogar ins Ausland sei sie ausgeweitet worden. Financial Times Deutschland
…one more thing!
Deutsche Bank im Visier der Justiz Deutschlands größte Bank wird von Klagen, Anklagen und Ermittlungen überrollt – in Deutschland und Europa, Asien und Amerika. An diesem Donnerstag treten Ackermann und Börsig im Kirch-Prozess in München auf. FAZ
Leitartikel
De Maizières gewaltige Aufgabe Der Schlüssel zum Erfolg bei der Bundeswehr-Reform liegt in der Finanzierung. Nach Guttenbergs atemloser Unrast will Minister de Maizière solide Strukturen schaffen. FAZ
De Maizière auf Guttenbergs Spuren Von wegen Bruch mit Guttenberg: Die Bundeswehrreform von Verteidigungsminister de Maizière ist zu großen Teilen die seines Vorgängers. ZEIT
Liberalismus schützt vor Dogmen nicht Das Elterngeld will die FDP abschaffen, die Frauenquote hat ihr Parteitag abgeschmettert. Beiden Entscheidungen fehlt der gesunde Menschenverstand, den Rösler versprochen hat, und der Pragmatismus, der Überzeugungen vor Erstarrung schützt. Tagesspiegel
Auto-Standort in Gefahr Die deutsche Förderung der Elektromobilität wirkt halbherzig und ängstlich. Die Regierung muss auf konsequente Industriepolitik umsteuern. Sonst fahren andere davon. Frankfurter Rundschau
Hunold ist in der Bringschuld Manchmal ist Größe eben doch nicht alles: Air Berlin brachte das enorme Wachstum der letzten Jahre unter dem Strich sehr wenig. Jahrelang hat sich die Fluglinie gemästet, hat Konkurrenten aufgekauft und ihr Flugangebot ausgeweitet, und doch steht sie noch immer mit einem dicken Defizit da. Financial Times Deutschland
Sarkozy profitiert von DSK und Carlas Babybauch Nicolas Sarkozy wähnt sich im politischen Höhenflug. Sein Widersacher Strauss-Kahn ist geschwächt. Und dann bekommt die eigene Frau auch noch ein Kind. Die Welt
Vorsicht, Harmonie! Über das Renten-Gefälle in Europa. AZ München
What Women Want EU regulators want more women on corporate boards—but do the women want to be there? Wall Street Journal