Euro-Krise, Merkel in Afrika, Stuttgart 21, Leo Kirch, Gazprom, Murdoch & US-Schuldenkrise

Berliner Blockade. Den Gipfel, der die Währungsunion retten sollte, wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Deutlicher können Europas Staats- und Regierungschefs die Vorwürfe gegen sie nicht bestätigen: Ihre Kommunikation ist katastrophal, ihre Zerstrittenheit bedrohlich. Frankfurter Rundschau

Mehr Augenmaß bei der Bewertung. Trotz aller Dramatik an den Finanzmärkten sollte man differenzieren: Die Lage in Italien ist nicht mit der anderer Schuldenstaaten in der Euro-Zone zu vergleichen. Financial Times Deutschland

Ex-Fed-Chef warnt vor Kollaps der Euro-Zone. Die Nervosität an den Märkten infolge der Euro-Schuldenkrise setzt die Politik unter Handlungsdruck. Doch sie tut sich schwer, die Probleme zu lösen. Ex-US-Notenbankchef Volcker warnt schon vor einem Scheitern des Euro. Handelsblatt

Der hohe Preis eines Haircuts. Griechenland rückt immer näher an einen Schuldenschnitt. Doch nach neuen Erkenntnissen werden Pleitestaaten nach einem Haircut von den Finanzmärktenbestraft. Mit Vergebung der Investoren kann Athen nicht rechnen. Handelsblatt

Deutschland zahlt mit dem Europa-Soli. Die EU ist immer noch mehr eine Idee, denn ein wirklich funktionierendes System. Und solange das so bleibt, führt an Geldtransfers aus Deutschland in ärmere Euro-Länder kein Weg vorbei – es sei denn, wir riskieren ein Finanzchaos. Wirtschaftswoche

Neuer Rettungsplan für die Unrettbaren. Wieder ein neuer Vorschlag zur Rettung Griechenlands: Die Hellenen sollen ihre eigenen Anleihen kaufen, mit geliehenem Geld aus Brüssel. So könnte Athen seine Schulden und seine Zinslast senken, lautet das Argument. Experten fällen ein vernichtendes Urteil manager magazin

Europas Springteufel. Ein radikaler Schlussstrich kann Europas Schuldenkrise nicht lösen. Zwar ist Griechenland ohne teilweisen Schuldenerlass nicht zu retten. Noch ist es dafür aber zu früh – die Konsequenzen einer Staatspleite wären verheerend. Europa muss Zeit gewinnen und Panik vermeiden. Dafür braucht es eine straffe politische Führung. Doch genau die fehlt. Süddeutsche Zeitung

Nur auf dem Mars wär’s besser. Es gibt keine Alternative zum Euro taz

EU und IWF loben Irland. Die Troika von IWF, EZB und EU sieht Irland auf gutem Weg: Die Vorgaben würden sogar übererfüllt. Das irische Staatsdefizit sinke schneller als vorgegeben. FAZ

Finanzkrise Ach, Italien! Innerhalb von drei Tagen verfällt das Land in Panik und macht dafür gleich den Schuldigen aus: Silvio Berlusconi. Die Zeit

Lasst marode Banken durchfallen! Deutschlands Kreditinstitute suchen die offene Feldschlacht mit den EU-Bankenkontrolleuren. Die EBA hat in letzter Minute die Spielregeln geändert und will ein traditionsreiches Frankfurter Institut durch den Stresstest fallen lassen. Wirtschaftswoche

Wie die Regierung durch die Euro-Krise schlingert. Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble haben schon viele rote Linien gezogen, um sie dann zu überschreiten. Nur entscheiden können sie sich nicht. Das aber erwarten die Euro-Partner von der Bundesregierung, die einen weiteren Krisengipfel ablehnt. Financial Times Deutschland

Kanzlerin Merkel in Afrika

Mit protestantischem Arbeitsethos. Drei Länder in drei Tagen: Im Schatten der europäischen Schuldenkrise besucht Bundeskanzlerin Merkel Kenia, Angola und Nigeria. Es geht um Wirtschaft, Rohstoffe und Rüstungsgeschäfte – und den Kampf gegen Korruption. FAZ

Merkels moralischer Ausverkauf. Aus humanitärer Sicht ist Merkels Afrika-Reise bislang ein Desaster. Einem zweifelhaften Despoten will sie Waffen verkaufen, Dürrekatastrophe und Tausende Flüchtlinge bleiben Nebensache. Kölner Stadt-Anzeiger

Als Waffenhändlerin durch Afrika NZZ

Frau Merkels neues Gespür für Fettnäpfchen. Nach Fukushima hat die Kanzlerin rasend schnell ihren Atomkurs geändert. Dieses Gespür für den Mehrheitswillen scheint Angela Merkel nun verlassen zu haben. Erst wird der Panzerdeal mit Saudi-Arabien publik, dann wirbt sie in Angola für deutsche Patrouillenboote. Merkel macht sich zur Cheflobbyistin der Rüstungsindustrie – und verstört so immer mehr Menschen Süddeutsche Zeitung

Zwischen Geschäft und Moral: Paradoxe Welt der Waffenexporte Wiener Zeitung

Hello, Mister Goodluck. Es geht um Menschenrechte – aber die Kanzlerin will auch Geschäfte machen mit dem Öl-Imperium Bild

Stuttgart 21

Die geheimen Zweifel der CDU. Bisher dachte man, dass die ehemalige Regierungskoalition in Baden-Württemberg stets hinter dem Großprojekt Stuttgart 21 stand. Ein von den Grünen gefundener Aktenvermerk zeigt nun: Auch bei der CDU sorgte die Kostenrechnung der Bahn für Bedenken. Süddeutsche Zeitung

Grüne fordern Klarheit über Kosten. Das von dem grünen Minister Hermann geführte baden-württembergische Verkehrsministerium hat die Deutsche Bahn aufgefordert, Klarheit darüber zu schaffen, ob die Baukosten von „Stuttgart 21“ in Höhe von 4,5 Milliarden Euro eingehalten werden können. FAZ

Region hat Stresstest früh gefordert Stuttgarter Zeitung

Ein Tiefschlag Stuttgarter Nachrichten

Keine Lex Stuttgart 21 CDU lehnt Senkung des Quorums für Volksabstimmung ab FAZ

Tod von Leo Kirch

Leo Kirch – ein Kaufmann. Er war einer der Pioniere des Privatfernsehens. Vor fast 10 Jahren musste er zusehen, wie sein Imperium zerbrach. Die letzten Lebenjahre widmete Leo Kirch einem Rachefeldzug gegen die Deutsche Bank und deren früheren Chef Rolf Breuer. Ihm lastete er die Zerstörung seines Lebenswerks an. FAZ

Zocker, Menschenfänger, Medientycoon. Leo Kirch ist tot. Der Filmhändler hat die deutsche Medienlandschaft geprägt. Seine Karriere begann im Nichts – mit dem Kauf von Fellinis „La Strada“. Die Welt

Der letzte Patriarch. Leo Kirch war Deutschlands mächtigster Medienunternehmer, ohne den das Fernsehen hierzulande kaum denkbar wäre. Ein geheimnisvoller, scheuer Mann. Ein Unternehmerleben geprägt von beispiellosem Erfolg und jähem Absturz. Neun Jahre nach dem Zusammenbruch seines Konzerns ist der Patriarch nun gestorben. Bis zuletzt kämpfte er um seine Unternehmerehre. Süddeutsche Zeitung

Der alte Mann und das Mehr. Zar und Zocker, Tycoon und Trickser: Leo Kirch war einer der schillerndsten und umstrittensten Unternehmer der Bundesrepublik. Um sein Vermächtnis kämpfte er bis zuletzt. Ein Leben wie ein Film Stern

Wir sind alle ein bisschen Kirch. Hallodri, Milliardär, patriarchalischer Kleinbürger: Leo Kirch trug wie kein anderer dazu bei, dass das bräsig gewordene Gebührenfernsehen die private Konkurrenz bekam, die heute Millionen Deutsche prägt. Doch diese Konkurrenz sieht mit Big Brother und nachmittäglichem Proletengezänk wohl anders aus, als Kirch und sein Freund Kohl sich das vorgestellt haben Süddeutsche Zeitung

Eine tragische Figur. Leo Kirch ist tot. Er schuf einen mächtigen Medienkonzern – und verlor am Ende fast alles. Schuld hatten in seinen Augen immer die anderen, was vor allem die Deutsche Bank zu spüren bekam. Handelsblatt

Der Unsichtbare. Leo Kirch galt als unersättlich, gewieft und risikobereit. Geschäfte machte er gern im Hintergrund. Sein letzter großer Kampf wird nun ohne ihn enden. Die Zeit

Kirch vs. Deutsche Bank. Kirchs letzte Jahre überschattete eine Vielzahl von Prozessen, mit denen er das Geldhaus überzog. Der Medienunternehmer beschuldigte den damaligen Bankchef Breuer, seinen Konzern in die Insolvenz getrieben zu haben. Financial Times Deutschland

Herr der Filme. Leo Kirch hat als Unternehmer ein Imperium aus dem Nichts geschaffen. Zur besten Zeit arbeiteten 10.000 Menschen für ihn. Doch dann kam der jähe Absturz. Eine bewegte Lebensgeschichte. Handelsblatt

Gazprom

Die Russen kommen. Konsequenz der Energiewende. Deutschland größter Stromproduzent RWE zieht Konsequenzen aus der Energiewende und verbündet sich mit dem russischen Konzern Gazprom. Das ist legitim. Die Welt

RWE rüstet sich für das Zeitalter nach der Atomkraft. Der Atomausstieg könnte für RWE einfacher von der Hand gehen als gedacht. Der russische Gazprom-Konzern will im Gegenzug für billiges Gas ins Geschäft mit der Stromerzeugung einsteigen. Gleichzeitig kündigt RWE an, einen Teil seines Stromnetzes zu verkaufen. Stern

Der neue Gas-Gigant Bild

RWE und Gazprom einigen sich auf Zusammenarbeit. RWE und das russische Unternehmen Gazprom wollen zusammenarbeiten: Sie haben eine Erklärung unterzeichnet, um Kohle- und Gaskraftwerke gemeinsam zu betreiben. RWE verkauft zudem die Mehrheit seines Stromnetzes an Finanzinvestoren. FAZ

Murdoch

Murdochs erscheinen vor parlamentarischem Ausschuss. Rupert Murdoch und sein Sohn James werden am nächsten Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur britischen Abhöraffäre Stellung nehmen. Das kündigte der Konzern News Corp. am Donnerstag in London an. FAZ

Fluch der Neugier. Die Methoden des Boulevards sagen viel aus über die Medien, aber auch eine Menge über uns Leser. Die Zeit

Murdochs riesiger Abhörskandal erreicht Amerika. US-Politiker verdächtigen Murdochs Reporter, die Telefone von 9/11-Opfern abgehört zu haben. Auch TV-Sender Fox News, Sprachrohr der Republikaner, steht im Zwielicht. Die Welt

FBI examining alleged News Corp. phone hacking Washington Post

Hacking into Rupert’s succession plan. The scandal engulfing News Corporation could have significant succession consequences for the deputy CEO James Murdoch, Rupert Murdoch’s heir apparent. Business Spectator

News Corp. Caves as Support Fades Wall Street Journal

An empire at bay Welcome many of the consequences of the humbling of News Corporation; but be very wary of others Economist

US-Schuldenkrise

Weckruf für Washington. Die sich verhärtenden Fronten in der Debatte um eine Anhebung des staatlichen Schuldenlimits in den USA haben nun weitere Akteure auf den Plan gerufen: China als größter Staatengläubiger der USA hat vor einem langfristigen Wertverfall des Dollar gewarnt und zwischen den Zeilen sogar mit Geldentzug gedroht. Börsenzeitung

Washington droht die Staatspleite. Barack Obama wagt den Eklat: Der US-Präsident hat die Verhandlung über das nötige US-Sparpaket abrupt abgebrochen. Jetzt bleiben den Amerikanern neun Tage, um die Staatspleite abzuwenden. Erste Ratingagenturen begehren auf – und in Amerika macht sich die nackte Angst vor einer Finanzkrise breit. manager magazin

Spiel mit dem Feuer. Die Spitzenpolitiker in Washington spielen mit dem Feuer. Es ist zu hoffen, dass sie die Warnung der Ratingagentur Moody’s trotz des Schulterzuckens an den Finanzmärkten ernst nehmen. Ein baldiger Kompromiss ist nötig. FAZ

Amerika zwischen Staatsinfarkt und Gotteskrieg. Die vermeintliche Musterdemokratie USA debattiert nicht mehr. Strukturen sind verkrustet, und Obstruktionspolitik ist für die Abgeordneten Pflicht und Kür. Die Welt

Präsident Obama ist gefragt. Auf der einen Seite der Darling Europas, die Lichtgestalt Barack Obama, auf der anderen Seite die vaterlandslosen Gesellen, die Republikaner? Fast. Denn Obama stand selbst mal auf der anderen Seite. Tagesspiegel

Das riskante Spiel der Republikaner. Machtpoker um den Staatshaushalt: Am 2. August droht den USA die Zahlungsunfähigkeit, bis Ende nächster Woche hat US-Präsident Obama beiden Parteien im Kongress Zeit für eine Lösung gegeben. Doch die vierte Verhandlungsrunde im Weißen Haus ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Jetzt kommt zusätzlicher Druck aus China. Warum sich die Republikaner kompromisslos geben und welche Szenarien denkbar sind. Süddeutsche Zeitung

Unter Druck. Können sich Präsident Obama und die Republikaner nicht bald auf eine Erhöhung der Schuldengrenze einigen, droht gewaltiges Ungemach an den Märkten. Noch bleibt Zeit, den Sturz über die Klippen zu vermeiden. FAZ

Obama verliert die Nerven im Haushalts-Streit Bild

Moody’s droht mit Abwertung. Demokraten und Republikaner finden keine Lösung im Schuldenstreit, die Märkte werden ungeduldig: Die Ratingagentur Moody’s droht mit der Aberkennung der Topbonität. Noch weiter geht die chinesische Agentur Dagong. FAZ

Chinesen fürchten den Finanzcrash in den USA. Amerikas größter Gläubiger sorgt sich um die Stabilität des Dollars. Die Chinesen können ihre Reserven nur langfristig auf andere Währungen umschichten. Die Welt

… one more thing!!!

Beschlossen und beschwiegen. Erst geht die Richtung verloren, dann die Autorität: Atom, Libyen, Wirtschaftsreformen – fast schon routiniert ändert die Regierung ihre Positionen. Leise meist und ohne Begründung. Das schadet der Kanzlerin. Und der Demokratie Die Zeit

Leitartikel

Wahre Werte / Warenwerte. Die deutsche Außenpolitik driftet ab ins wirtschaftlich Wünschenswerte. Menschenrechte sind Nebensache. Nur so lassen sich die Panzerdeals und Kanonenbootgeschäfte rechtfertigen. Frankfurter Rundschau

Kretschmann-Effekt. Wenn’s um seine Macht geht, gibt Horst Seehofer auch Studiengebühren auf. AZ München

Russische Fallobsternte. Es ist definitiv keine Liebesheirat, wenn sich RWE mit dem russischen Energiekonzern Gazprom zusammentut: Die Deutschen stehen seit der Energiewende mit dem Rücken zur Wand. Die Partnerschaft mit den Russen ist der Preis für den schnellen Ausstieg aus der Atomkraft. Financial Times Deutschland

Lukaschenkas Endkampf. Nichts von seiner Macht wird Lukaschenka freiwillig abgeben. Es ist zu fürchten, dass er im Kampf um sie vor keinem Mittel zurückschrecken wird. Der Westen muss sich jetzt auf die Zeit nach dem Sturz des Regimes vorbereiten. FAZ

Die Welt vor Wichtigtuern und Titelhubern schützen. Die Grünen wollen den Doktortitel aus dem Personalausweis streichen lassen. Was fällt ihnen als nächstes ein? Und was sagt das über die Partei aus? Tagesspiegel

Investigate Murdoch’s News Corp.? Nah. As the British phone-hacking scandal snowballs, calls grow to hold Murdoch and Co. accountable on this side of the pond. But any American inquiry would face big hurdles. Mother Jones

Obama isn’t out of danger in debt-ceiling debate Washington Post

Raters Put U.S. on Notice. Moody’s, S&P Sound Alarms on Debt; President Obama Walks Out of Talks Wall Street Journal

Vive la Similarité. The ties that bind America and France are more important than most of us know.
Ross Macdonald New York Times

On the edge. By engulfing Italy, the euro crisis has entered a perilous new phase—with the single currency itself now at risk (Cover Story) Economist