Merkel, Integrationsbericht, Eurokrise & Thailand

Merkel will weiter anecken. Die Opposition kritisiert, die Regierung treibe Deutschland in die europäische Isolation. Doch die Kanzlerin will auch künftig die Eiserne Lady der EU sein. Die Zeit

Ein Fauchen im Angesicht des Monsters. Jetzt erst wagt es Kanzlerin Merkel, die Finanzmärkte zu bändigen – zu spät und noch immer zu zögerlich. Die Zeche für dieses Zaudern zahlen die Bürger – da helfen auch markige Reden nichts. Stern

Der Ruhm bröckelt. Nun sind auch die Brecher der internationalen Finanzkrise in einer Dramatik über das Staatsschiff hinweggegangen, die ohne Beispiel ist. Und die Kanzlerin hat sich, alles in allem, in dieser Herausforderung gut geschlagen. Aber offenbar reicht das nicht aus. Tagesspiegel

Kanzlerin Merkel Analyse ihrer Brandrede im Bundestag Bild

Kann sie nicht, will sie nicht? Obwohl nun auch der Letzte begriffen hat, dass die derzeitige Praxis des Handels mit Geld und Scheingeld für die Gesellschaft ungefähr so nützlich ist wie das Dealen mit Drogen, weiß die deutsche Bundeskanzlerin noch immer nicht, warum sie aktiver dagegen vorgehen soll. Im Bundestag gab sie als Grund lediglich an, dass die Koalitionsfraktionen und das Gerechtigkeitsgefühl der Bürger das verlangten Lausitzer Rundschau

Bis alle Schwaben sind. Kanzlerin Angela Merkel will die Euro-Zone mit Sparsamkeit und Disziplin auf eine gemeinsame Linie zwingen: Auf die der schwäbischen Hausfrau. Denn in der ausufernden Staatsverschuldung sieht sie die Ursache der Währungskrise. FAZ

Angela Merkel – Baldrian fürs Volk. Die Kanzlerin glaubt, der verstörten Wählerschaft das Gefühl der Gerechtigkeit mit irgendeiner Finanzdingsbumssteuer vermitteln zu können. Doch da täuscht Angela Merkel sich. Es geht um die Existenz ihrer Regierung – und die Bürger werden sich mit einer Großration Baldrian nicht zufriedengeben. Süddeutsche Zeitung

Koalition konfus. Bei der Debatte um die Transaktionssteuer gerät die Kanzlerin ins Schlingern, die FDP in ohnmächtige Wut, und bei der CSU herrscht Putschstimmung. Eine Regierung fährt Achterbahn Tagesspiegel

Integration in Deutschland

Viel Vertrauen, wenig Bildung. Überraschende Studie: Die Integration von Einwanderern funktioniert besser als angenommen. Das Vertrauen der Zuwanderer in die Deutschen ist hoch – nur die Bildung ist ein Problem. Süddeutsche Zeitung

Integration nicht am Ziel. Das Miteinander von Deutschen und Ausländern funktioniert vorwiegend und ist nicht von Ablehnung oder gar unversöhnlichem Hass geprägt. Ein Umdenken in der Integrationspolitik ist dennoch bitter nötig. Frankfurter Rundschau

Im Einwanderungsland angekommen. Integration ist im Alltag weniger kompliziert, als manche politische Debatten glauben machen. „Menetekel von Sozial-Katastrophen“ seien unangebracht, sagt Migrationsforscher Bade bei der Vorstellung des Jahresgutachtens des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen. FAZ

Studie ohne Opfer. Die Studie zeigt, dass die Deutschen keine Integrationsmuffel sind taz

Integration in Deutschland ist besser als vermutet. Der Sachverständigenrat für Migration und Integration (SVR) hat sein erstes Jahresgutachten vorgestellt, verbunden mit einem Integrationsbarometer. Das Ergebnis überrascht: Deutschland ist in Sachen Integration besser als gedacht. Wir jammern auf hohem Niveau – dabei haben wir Grund zum Optimismus Die Welt

Eurokrise

Höchste Zeit für Merkels Offensive. Natürlich kann man die spöttische Frage stellen, ob die deutschen oder kontinentaleuropäischen Vorstöße etwas bewirken oder ob sie an den entscheidenden Börsenplätzen in New York und London am Ende nur verpuffen. Die Gegenfrage aber lautet: Steht überhaupt etwas in Aussicht? Handelsblatt

Große Koalition reloaded.
Die Eurokrise und Nordrhein-Westfalen machen es möglich: In der Bundespolitik hat die SPD wieder mehr zu sagen als die FDP. Kanzlerin Merkel hat keine andere Wahl mehr. Tagesspiegel

Die Ursache der Krise. Das Verbot bestimmter Leerverkäufe und die Besteuerung von Finanztransaktionen mögen der Preis sein, den die Bundeskanzlerin an Oppostion und CSU zu zahlen bereit ist. Allerdings erweist sich Angela Merkel einen außenpolitischen Bärendienst. Und nach innen verliert sie Glaubwürdigkeit. FAZ

Merkels Mogelpackung. Dass ein Verbot riskanter Spekulationsgeschäfte beschlossen wurde, ist richtig. Das Problem ist nur, dass das Verbot nicht in Deutschland so notwendig ist, sondern in Großbritannien – und in London gilt das Gesetz für die Ableger deutscher Institute nicht. Kölner Stadt-Anzeiger

26 Milliarden zu 1. Finanzmarktsteuer und Etikettenschwindel taz

Imponiergehabe gegenüber Spekulanten. Die Politiker lassen auf ihre Drohungen erste Taten folgen. Aber was bringt das Verbot des Handels von ungedeckten CDS? Wirtschaftswoche

Börse rätselt über Verzweiflungstat. Die deutsche Finanzaufsicht hat über Nacht massiv in den Wertpapierhandel eingegriffen. Während die Aktienkurse daraufhin einbrechen, rätseln Experten über den Sinn der Intervention. Fest steht nur: Europa steht jetzt unter Zugzwang. Und wie wirksam die Eingriffe sind, muss sich erst zeigen manager magazin

Gute Politiker müssen auch Psychologen sein. Unisono mit dem Chef der europäischen Zentralbank malt die Kanzlerin Katastrophenszenarien zur Zukunft der EU an die Wand. Das mag populär sein – klug ist es aber nicht. Der Euro wird nicht untergehen, wenn Angela Merkel und Co nur begreifen, dass Politik ohne Grundkenntnisse in Seelenkunde nicht gelingen kann Die Welt

Schäubles Plan: Mit neun Punkten gegen Euro-Krisen. Harte Strafen für Länder mit zu hohen Defiziten und eine strenge Haushaltsüberwachung: Schäuble hat sein angekündigtes Maßnahmenpaket zur Krisenprävention vorgelegt. Am Freitag wird eine EU-Arbeitsgruppe darüber beraten. FAZ

Pläne gibt es viele. Wie Europa Banken, Spekulanten und Finanzprodukte strenger regulieren will – und warum das so lange dauert. Die Zeit

Die Geister, die sie riefen. Gefährliche Symbol-Politik in Sachen Finanzmärkte Nürnberger Nachrichten

Chronik einer angekündigten Pleite. Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank gefährden nicht nur ihre politische, sondern auch ihre finanzielle Unabhängigkeit. Fährt die EZB Verluste ein, müssen die ohnehin überschuldeten Euro-Staaten einspringen – mit der Gefahr, die Inflation anzuheizen Financial Times Deutschland

Schirme gegen einen Tsunami. Die Finanzkrise hat nebenbei auch die Überforderung der Wirtschaftswissenschaft an den Tag gebracht. Als Leitwissenschaft jedenfalls taugt sie nicht. Frankfurter Rundschau

Währungs-Krise für Anfänger Bild

German’s Ban on Naked Short-Selling Draws Ire Wall Street Journal

Thailand

Anführer kapitulieren – Randalierer brandschatzen. Tag der Konfrontation: Soldaten rücken vor, Menschen sterben, die Rothemden kapitulieren – doch Unruhen brechen aus, dutzende Gebäude brennen. Die Zeit

Spirale des Schreckens in Thailand. Bis zum Mittwoch war die Lage in Thailand ausgesprochen verfahren. Nun scheint sie geradezu hoffnungslos Financial Times Deutschland

Zur Schlichtung nicht fähig. Thailand fehlt ein wichtiges Element der Demokratie: die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen. Über Monate haben sich die Oppositionellen und die Regierung befehdet, doch der Wille, einen gemeinsamen politischen Ausweg zu finden, war trotz aller Verhandlungsversuche nicht richtig spürbar. Handelsblatt

Bangkoks Elend strahlt auf Thailand ab. Botschaften und Banken geschlossen – zuletzt war Bangkok gelähmt. Volkswirte schätzen, die politische Instabilität hat das Land „jährlich 2 Prozentpunkte Wachstum gekostet“. Die Spaltung des Landes ist längst nicht überwunden. FAZ

Eines wenigstens haben die Rothemden erreicht: Dass in Thailand endlich die längst fällige Diskussion über das soziale Gefälle, die gewaltige Kluft zwischen Arm und Reich losgetreten wurde. Auch Premier Abhisit fordert kostenlose Gesundheitsfürsorge, höhere Mindestlöhne und unentgeltliche Schulerziehung. Nürnberger Zeitung

… one more thing!!!

Schwarz-Gelb sackt auf Zehn-Jahres-Tief. Die schwarz-gelbe Koalition steht in Umfragen so schlecht da wie seit der CDU-Spendenaffäre nicht mehr. Bald jeder Zweite rät der Kanzlerin zum Bruch mit den Liberalen. Die Zeit

Leitartikel

Die gelähmte Kanzlerin. Angela Merkel preist sich als Retterin des Euro. Doch sie ist am Tiefpunkt ihrer Kanzlerinnenschaft angekommen. In der Krise stand sie zögerlich und hilflos da. Frankfurter Rundschau

Merkel versteht die Märkte nicht. Die Finanztransaktionssteuer – eben noch von der Bundesregierung als untauglich abgelehnt – gilt plötzlich als probates Mittel für mehr Gerechtigkeit. Dieser Schleuderkurs der Kanzlerin lässt den Verdacht aufkommen, dass es ihr an Verständnis dafür fehlt, wie Märkte funktionieren und reagieren. Die Welt

Das Sparen wird wehtun. Wolfgang Schäubles Sparvorgaben drohen weitere Fronten innerhalb der Union aufzureißen. Die Kämpfe zwischen alter und neuer CDU dürften sich verschärfen. Financial Times Deutschland

Sparen ja – aber nur, wenn das Geld auch in Deutschland bleibt und nicht an Pleite-Staaten oder Gier-Banken fließt. Bild

Politische Zauberlehrlinge. Lange schien das gutzugehen: Die Staatslenker taten so, als seien ihre Schiffe unsinkbar und als hätten sie unbegrenzt Kredit – und die Finanzjongleure taten so, als könnten sie die Politik mit unendlich viel Geld versorgen. FAZ (Print)

Allzu zufrieden. Zum Abschluss des DGB-Kongresses herrscht bei den Gewerkschaftlern eitel Sonnenschein: Es gab Lob von der Kanzlerin, dem Chef wurde Beliebtheit bescheinigt und die Tagung verlief harmonisch. Doch dabei lässt der DGB wichtige Arbeit mit Konfliktpotenzial liegen Kölner Stadt-Anzeiger

Besser als Internet. Public-Viewing-Spektakel, jetzt lästern wieder die Kulturpessimisten – aber zu Unrecht! AZ München

GM turns a corner USA Today

Obama and the Oil Spill. An environmental 9/11 is unfolding in the Gulf of Mexico. Will President Obama have the courage to ask the country to get behind a new strategy on energy? New York Times