NSU-Prozess, Hoeneß, Ungarn, Frankreich, Euro-Krise, Malaysia & Lufthansa

Schweigen von rechts Angeklagt für zehn Morde, zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle: Bei ihrem ersten Auftritt vor Gericht wirkt Beate Zschäpe gelöst und locker. Die Attacken überlässt die einzige Überlebende des NSU ihren Verteidigern. Dass nur wenige Meter entfernt die Angehörigen der Opfer sitzen, scheint sie nicht zu stören. Süddeutsche Zeitung

Auf schmalem Grat Die Beteiligten haben sehr verschiedene Wünsche über den Ausgang des NSU-Prozesses. Jeder für sich genommen kann nicht befriedigt werden. Doch ist der Prozess selbst schon ein Ziel. FAZ

Zschäpe will das Bild rechter Gewalt brechen Beate Zschäpe zog im rosafarbenen Shirt und knappen Hosenanzug in den Gerichtssaal. Darüber sollte man nicht vergessen, dass die hohe Gewaltbereitschaft von Frauen immer noch ein Tabu ist. Die Welt

Zschäpe lächelt, ihre Anwälte sind zufrieden Noch bevor die Anklage verlesen ist, schaffen es die Anwälte der Angeklagten, den eigentlichen Prozessbeginn zu verschieben. ZEIT

Das Nichts im Blick der Beate Zschäpe Die Tochter eines Opfers der NSU-Morde will verstehen: Was bewegt die mutmaßliche Helferin der Mörder ihres Vaters? Doch Gamze Kubasik entdeckt nur eine seltsame Neugier im Gesicht von Beate Zschäpe. stern

Maximalstraftaten vor Gericht Mit dem Verfahren gegen Beate Zschäpe hat auch die prozesstaktische Abwehrschlacht ihrer Verteidiger begonnen. Die Nebenkläger, Angehörige der Opfer der NSU-Morde, sind entsetzt. FAZ

Politische Überhöhung einer rassistischen Mörderbande Die abscheulichen Morde des NSU-Trios haben die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun hat der Prozess um die NSU-Morde endlich begonnen und unser Kolumnist hofft, dass er dazu beiträgt, den Opfern zu ihrem Recht zu verhelfen und die rassistischen Täter zu entmystifizieren. Tagesspiegel

Quälender Prozess Der demokratische Rechtsstaat steht und fällt mit dem Vertrauen in seine Institutionen. Und damit ist er in Sachen NSU schon fast gefallen. Denn wo Blindheit, Willkür und Unvermögen herrschen, geht dieses Vertrauen verloren. Im Fall des rechtsextremistischen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ ist das passiert und, wenn die Anzeichen nicht trügen, wird es weiter passieren. Bonner General-Anzeiger

Das Gericht ist kein Reparaturbetrieb Ohne ein Wort ist klar: Reue ist von Beate Zschäpe nicht zu erwarten. Wenig überraschend ist auch der Befangenheitsantrag der Angeklagten. Aber immerhin: Der NSU-Prozess hat begonnen – im Beisein türkischer Journalisten und ohne Störungen Rechtsradikaler Frankfurter Rundschau

Politischer Druck und rechtsstaatliche Balance Die Öffentlichkeit, vor allem die türkische, verlangt Unerbittlichkeit gegen mörderische Rechtsextremisten. Die Justiz aber hat sich an die Prinzipien des Rechtsstaats zu halten. NZZ

Politisch motivierte Morde Die Grundmotive der weltanschaulich motivierten Gewaltakte waren und sind stets die gleichen: Die Täter beabsichtigen, die bestehende Ordnung zu zerrütten, um eine aus ihrer Sicht bessere politische Verfassung zu erzwingen. Terrorismus betrachten sie als legitimes Mittel zum revolutionären Zweck. Berliner Zeitung

Hoeneß

Mia san Amigos Alles halb so wild: Der FC Bayern München verschont seinen Vorsitzenden Uli Hoeneß. Das Führungsgremium lehnt „einvernehmlich“ sein Angebot ab, das Amt bis zur Klärung seiner Selbstanzeige ruhen zu lassen. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Frankfurter Rundschau

Einer der üblichen Sesselkleber Der Bayern-Aufsichtsrat hat mit einem Trick versucht, der Öffentlichkeit im Fall Uli Hoeneß Sand in die Augen zu streuen. Hoeneß lässt sein Amt nicht ruhen – und verpasst damit eine Chance, seine Ehre wieder herzustellen. Kölner Stadt-Anzeiger

Auf Distanz Uli Hoeneß bleibt Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Vorerst. Das beschloss das Gremium gestern auf einer Sitzung und teilte es dem Fußballvolk in einer recht dürren Presseerklärung mit. Aussagekräftig wird der Text vor allem durch das, was nicht drinsteht. Bonner General-Anzeiger

Die Bayern spielen auf Zeit Uli Hoeneß bleibt Aufsichtsratschef und Präsident des FC Bayern. Vorerst. Der Aufsichtsrat des Rekordmeisters spielt auf Zeit. Er will seinen Vorsitzenden zumindest bis zum Finale der Champions League aus den Schlagzeilen bringen. Rheinische Post

Ungarn

Orbáns Kampfansage in die falsche Richtung Die ungarische Regierung fährt einen gefährlichen Kurs. Sie lässt rassistische und neonazistische Umtriebe zu. Viktor Orbán hätte in seiner Rede vor dem Jüdischen Weltkongress dieses Problem ernst nehmen müssen. Aber der Premier ist an seiner Aufgabe gescheitert. Süddeutsche Zeitung

Ein Boot, zwei Waagen Die Rede des ungarischen Ministerpräsidenten Orbán auf dem Jüdischen Weltkongress wird von westlicher Seite abgelehnt und von ungarischer begrüßt. Dankbar wird Guido Westerwelle empfangen. FAZ

Zeichen gegen Ungarns Antisemiten Viktor Orbáns Zuspruch zum jüdischen Weltkongress überzeugt nicht. Schließlich überschlagen sich seine Parteigänger in offenem Antisemitismus. taz

Ungarischem Antisemitismus entgegentreten Europa kann nicht dulden, dass Judenfeindlichkeit wieder hoffähig geworden ist. Zeit zu handeln. Badische Zeitung

Jüdischer Weltkongress enttäuscht von Orbán Der Jüdische Weltkongress in Budapest will ein Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus in Ungarn setzen. Doch die Hoffnungen in die Rede von Regierungschef Viktor Orbán zum Auftakt erfüllten sich nicht. Deutsche Welle

Frankreich

Er hat gespalten, nicht versöhnt Vor einem Jahr wurde Francois Hollande gewählt und versprach, ein Präsident für alle Franzosen zu werden. Zwölf Monate später hat er das Land gespalten – und könnte auch in Europa für Unruhe sorgen. Tagesspiegel

Hollande hat Frankreich nicht versöhnt Ein Präsident für alle Franzosen wollte François Hollande werden. Doch er hat das Land gespalten – und könnte dies am Ende auch in Europa tun ZEIT

Ein Jahr der Enttäuschungen Frankreichs Präsident hat eine beispiellose Talfahrt hinter sich. Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise laviert er, anstatt Führungsstärke zu beweisen. NZZ

Enttäuschung, Frust, Wut Ein Jahr nach seinem Wahlsieg hat Frankreichs Präsident François Hollande Ruf und Rückhalt verloren. Der Staatschef wirkt chronisch entscheidungsschwach, in Paris wird gegen ihn demonstriert. Mitleidig haben ihm seine Landsleute bereits einen ganz speziellen Spitznamen verpasst. SPIEGEL

Monsieur Zauderer Seine Politik wirkt oft konturlos und halbherzig, die Bilanz seines ersten Regierungsjahres ist schlecht: Das Schicksal Europas liegt in den Händen eines Mannes, den selbst Parteifreunde als autoritärsarmen Zauderer bezeichnen. Nun stellt sich die Frage: Wie standhaft ist François Hollande? Süddeutsche Zeitung

Europa-Krise

London will, dass Merkel Europa führt Die Krise des Kontinents kann man nicht durch irgendwelche Hilfsmaßnahmen überwinden. Europa muss wettbewerbsfähiger werden. In dieser Frage steht Großbritannien an der Seite der Bundeskanzlerin. Die Welt

Auf der Insel der Merkelseligen Aus Südeuropa schallt Bundeskanzlerin Angela Merkel derzeit viel Kritik entgegen. Anders die irische Politik: Dort hat sie noch Freunde. Gleichbedeutend mit der Zustimmung des Volkes ist das aber nicht. FAZ

Europas Einfluss schwindet Die EU ist auf internationalem Parkett zum Zaungast geworden. In Zeiten der Finanzmisere ist eine gemeinsame Außenpolitik kaum noch möglich. ZEIT

Das Ende des dummen Europas Brüssels Entscheidung, Madrid und Paris mehr Zeit einzuräumen, um die Staatsfinanzen zu sanieren, ist ein Zeichen dafür, dass die Union letztendlich doch noch über den nötigen gesunden Menschenverstand verfügt, meint Le Monde Paris

Malaysia

Gefährlich für die Balance Malaysias alter Premier ist auch der neue, doch der Sieg von Najib Razak ist überschattet von Betrugsvorwürfen und einem ungerechten Wahlsystem. Bleiben Zweifel und Zorn zurück, so gefährdet das den inneren Frieden und den ökonomischen Aufschwung. Süddeutsche Zeitung

Sieg mit üblem Beigeschmack Noch behauptet sich das Machtsystem der „Nationalen Front“. Die Zuwächse für die Opposition sind wegen der manipulierten Wahlen nur ein schwacher Trost. taz

Malaysia poll offers only short-term relief The ruling coalition managed to cling to power in the country’s general election. That reduces the risk of near-term policy reversals. But the poll also showed a widening racial divide, which doesn’t bode well for the economy. Investors will be more relieved than happy. Breakingviews

Lufthansa

Mayrhuber wird doch Aufsichtsratschef bei der Lufthansa Chaos bei der Lufthansa: Nach dem Rückzug seiner Kandidatur will Mayrhuber nach Handelsblatt-Informationen nun doch als Aufsichtsratschef antreten. US-Fonds lassen ihre Kritik an der Kandidatur überraschend fallen. Handelsblatt

Tollhaus Im Grunde hätte Wolfgang Mayrhuber bereits vor einem Jahr seinen Verzicht auf eine Zuwahl in den Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa erklären sollen. Börsen-Zeitung

Wirren um Lufthansa-Spitze Just am Vortag der Hauptversammlung der Lufthansa hat Wolfgang Mayrhuber «wegen Kritik aus Aktionärskreisen» seine Kandidatur für den Aufsichtsrat zuerst zurückgezogen und innert Tagesfrist erneuert. NZZ

Wenn der Mob regiert Großaktionäre verhindern den Stabswechsel im Aufsichtsrat der Lufthansa. Tun sie sie damit dem Unternehmen oder nur sich selbst einen Gefallen? Handelsblatt

…one more thing!

Zwei Atommächte hoffen am Himalaja auf Normalität China und Indien verhandeln über ihren Grenzkonflikt und läuten damit eine neue Ära im beiderseitigen Hegemonialstreben ein. Eine Eskalation der Streitigkeiten kann keine Atommächte gebrauchen. Die Welt

Leitartikel

NSU-Prozess – es geht um mehr! Das Böse hat ein Gesicht. Beate Zschäpe. In dem Prozess geht es um ihre Schuld und ihre Strafe für zehn gemeine Morde. BILD

Nicht überfrachten Um Aufklärung bemühen, Konsequenzen ziehen! – AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den Auftakt im NSU-Prozess. AZ München

Wahlkampf der Unwägbarkeiten Die Vorkommnisse in Bayern sind ein Menetekel für die Union. Nie zuvor sind CSU und CDU den Anti-Amigo-Forderungen der Grünen so schnell gefolgt wie jetzt. FAZ

Klimakanzlerin a. D. Auf internationalen Konferenzen spricht Angela Merkel noch immer wie die „Klimakanzlerin“. Doch Reden und Handeln klaffen mittlerweile weit auseinander. Zuletzt ließ sich das beim Scheitern des europäischen Emissionshandels studieren. Süddeutsche Zeitung

Der syrische Sprengstoff Israels Angriffe auf Syrien zeigen, dass sich der dortige mörderische Konflikt nicht durch Untätigkeit einhegen lässt. Will der Westen die Ausbreitung des Krieges auf die ganze Region verhindern, muss er endlich eingreifen Die Welt

http://www.jihad.com My week in the online terror underworld. Newsweek

Homeland Insecurity How far should we go? TIME

Toxic smog smothers the Chinese dream Beijing may be ready to act over the country’s appalling pollution Financial Times

Dying for the shirt on your back Will the deaths of more than 600 garment workers in Bangladesh’s Rana Plaza factory collapse be the spark that finally leads to much-needed global reforms? Los Angeles Times