Papst, Piraten, Schuldenkrise, Putin, Nahost & US-Wahlkampf

Der Papst irritiert in Freiburg seine größten Fans. Benedikt XVI. fordert Treue zu Rom von den deutschen Christen. Dabei schlägt ihm in Freiburg so viel Euphorie entgegen wie nirgendwo sonst in Deutschland Die Welt

Nicht nur mit Gott im Reinen. Im liberalen Freiburg stößt der Papst mit dem Ruf nach einer „Entweltlichung“ der Kirche auf wenig Begeisterung. Die Katholiken in Baden finden sich gut zurecht in der Welt. Die politischen Farben Freiburgs und des Vatikans scheinen sich trotzdem zu ergänzen. FAZ

Er kam, sprach und enttäuschte. Vergesst Gott nicht! Mit dieser Botschaft ist Benedikt XVI. vier Tage durch Deutschland gereist. Als Gelehrter hat er dabei überzeugt – als Papst jedoch enttäuscht. Nicht nur die Protestanten, sondern vor allem die Anhänger seiner Konfession. Der Besuch wird die Gräben in der katholische Kirche des Landes vertiefen. Süddeutsche Zeitung

Glühende Heilige gegen die Gottesferne. Der Besuch des Papstes in seiner Heimat ist vorüber. Probleme wurden nicht gelöst, manche Erwartungen enttäuscht. Doch selbstbewusst hat Benedikt XVI. der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten Stern

Die Ansagen des Papstes. Das war mal eine Ansage. Und nicht nur eine. Bei seinem Deutschlandbesuch hat der deutsche Papst keine Gelegenheit ausgelassen, seine Landsleute an ihr christliches Erbe zu erinnern und der teils abtrünnig oder müde erscheinenden katholischen Herde wieder neue Freude am und Kraft zum Glauben zu vermitteln. WAZ

Deutschland hadert mit seinem liebsten Opi. Eine glänzende Rede im Bundestag, prächtige Auftritte vor Gläubigen – aber auch Enttäuschung bei Protestanten und der eigenen, katholischen Jugend: Benedikt XVI. hat sich auf seiner Deutschland-Reise wacker geschlagen, doch so richtig sprang der Funke nicht über. Den meisten bleibt ihr Papst fremd. Spiegel

Die Kirche boxt weiter. Die Hoffnungen in Sachen Ökumene wurden enttäuscht taz

Ein wenig Urlaub von unseren Neurosen. Vier Tage war Benedikt XVI. in Deutschland. Er lässt uns überrascht zurück: Wir staunen – über diesen Papst, noch mehr aber über uns selbst. Die Welt

Piraten

Im Netz der Piraten. Die etablierten Parteien umwerben sie, neue Mitglieder strömen ihnen zu – nun muss sich die zukünftige Fraktion der Piraten in Berlin erst einmal beschnuppern. Sind sie vielleicht näher an der sozialen Wirklichkeit als die anderen? FAZ

Die Grenzen der Genderpolitik. Die Piraten haben nichts gegen Frauen. Aber vielleicht haben Frauen etwas gegen die Piraten Tagesspiegel

Wo die Piraten Volkspartei sind und die CDU abstürzt. Berlin ist eine merkwürdige politische Insel, auf der eigene Gesetze gelten. Jedes Soziotop hat eigene Regeln – und eigene Volksparteien. Die Welt

Schuldenkrise

IWF zankt mit Berlin über Griechen-Rettung. Sowohl die USA als auch der IWF drängen Europa dazu, mehr Geld für die Griechenlandrettung springen zu lassen. In Deutschland will man davon nichts wissen. Handelsblatt

Europa diskutiert Stärkung des Rettungsfonds. Der neue Euro-Rettungsschirm EFSF ist noch nicht durch die Parlamente, da regen sich schon Zweifel, ob er groß genug ist. Ideen gibt es, die Feuerkraft zu stärken. Das neue Zauberwort: Kredithebel. Bundesbankpräsident Weidmann schließt eine Beteiligung der EZB strikt aus. FAZ

Schäuble gibt der Spekulation neue Nahrung. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble musste sich auf der Herbsttagung von IWF und Weltbank in Washington kritische Fragen gefallen lassen – und wartet mit brisanten Neuigkeiten auf: Griechenlands private Gläubiger sollten sich vorsorglich schon mal auf einen höheren Forderungsverzicht einstellen. Auch ein vorzeitiges Inkrafttreten des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) rückt näher. Wirtschaftswoche

Furcht vor dem globalen Zusammenbruch. Pessimismus und Schuldzuweisungen: Bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank geißeln die Vereinigten Staaten das Krisenmanagement der Europäer. Es solle endlich etwas passieren – und zwar sofort. Süddeutsche Zeitung

Schlaflos in Washington. Miese Stimmung in Washington: Fieberhaft suchen die Banker und Politiker einen Ausweg aus der Finanzkrise. Heute Nachmittag hob Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warnend den Finger. Der Wohlstand der Welt stehe auf dem Spiel. Handelsblatt

Geld-Schöpfung. Am Donnerstag stimmt der Bundestag über den reformierten Euro-Rettungsschirm EFSF ab. Jetzt schon begeistert manche Rettungseuropäer die Idee, dem EFSF eine Banklizenz zu geben. Das wäre eine Lösung ganz nach dem Geschmack der Schuldensünder. FAZ

Infusion für die Wirtschaft statt Aderlass. Die Sparpolitik mag langfristig richtig sein. Aber die Wirtschaft braucht Hilfe und mehr Regierungsausgaben jetzt. Frankfurter Rundschau

Eine Versicherung gegen den „Weich-Euro“ Es braucht eine Versicherung gegen die EZB-Politik des leichten Geldes: einen neuen Typ inflationsgeschützte Anleihen fordern Thomas Mayer und Hans-Werner Sinn in der FAZ

Stoppt die Kernschmelze im System! Nouriel Roubini hat mit seinem Pessimismus oft richtig gelegen. Jetzt warnt er eindringlich vor einer zweiten Depression. – und erklärt in acht Punkten, wie das Abgleiten in eine schwere globale Krise zu verhindern ist. Handelsblatt

Europe’s Debt Crisis Has Become a German Identity Crisis. Like never before, Germany is questioning whether it still wants to be the savior of Europe. Maybe that’s a good thing Businessweek

Global Action for Global Recovery, schreibt IWF-Chefin Christine Lagarde bei project syndicate.org

Russische Rochade

Putin als Meister der Macht. Russlands nächster Präsident heißt Wladimir Putin. Platzhalter Dmitri Medwedew muss sich trollen. Der starke Mann im Kreml hat alles unter Kontrolle – solange die Einnahmen aus dem Ölgeschäft sprudeln. Financial Times Deutschland

Spontane Zustimmung zu einer alten Abmachung. Das Tandem aus Putin und Medwedjew bleibt – mit neuer Rollenverteilung. Die Kreml-Partei feiert das frenetisch und macht die Reden der beiden zum Parteiprogramm. Die inszenierte Programmdiskussion vergangener Monate ist vergessen. FAZ

Putins lupenreine Machtergreifung könnte sich rächen. Wladimir Putin soll wieder Präsident Russlands werden. Freuen kann sich darüber nur die Herrschaftsclique. Echte Reformen wird es mit ihm nicht geben Die Welt

Putins Rechnung. Es sei zweitrangig, wer welches Amt bekleide, hat Wladimir Putin gesagt. Auf gewisse Weise hat er damit recht. Die Macht liegt so oder so bei ihm. Die Bilanz des von ihm geschaffenen politischen Systems reicht aber nicht als Legitimation. FAZ

Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Politische Stagnation, autoritäre Tendenzen, fehlende Rechtsstaatlichkeit und der Abschied von der Demokratie – das alles ist Putins Russland. Und nach der nun angekündigten Rochade zwischen ihm und Medwedew könnte das bis zum Jahr 2024 so bleiben. Tagesspiegel

Postenvergabe in Kumpelmanier. In Russland tauscht das Tandem Putin/Medwedjew die Plätze und alles bleibt beim Alten. Der Noch-Präsident weiß nun: Er war immer nur Platzhalter. Die Zeit

Der Grußaugust für den Westen tritt ab. Russlands vermeintlich liberaler Präsident Medwedjew hat seinem Vorgänger Wladimir Putin sein Amt angeboten – und sich so als dessen Marionette geoutet. Die Modernisierung ist damit endgültig gescheitert. Handelsblatt

Die neue Dritte Welt. Putins nächste Amtszeit steht unter dem Stern des Zerfalls taz

The return of the man who never left Economist

Putin to Return to Presidency Wall Street Journal

The Return of the King. It’s official: Vladimir Putin is Russia’s once and future president. So how come we’re surprised all over again? Foreign Policy

Vladimir Putin, Action Man. Vladimir Putin, the 58-year-old former president and current prime minister of Russia, has cultivated a distinct public image over the past several years. The politician has piloted firefighting planes, darted whales, driven race cars, and even taken a submersible 1,400 meters (4,600 ft) below the surface of Lake Baikal. The Atlantic

Nahost-Konflikt

Ramallah bleibt bei seinem Kurs. Bei der Rückkehr nach Ramallah wird Präsident Abbas mit Jubel empfangen, als wäre Palästina schon ein vollwertiger UN-Mitgliedstaat. Die Enttäuschung über das Nahost-Quartett hingegen ist groß. FAZ

Es wird neue Kriege geben. Die USA und Deutschland tragen die Hauptverwantwortung taz

Bestenfalls Grabesstille. Nichts braucht der Nahost-Konflikt derzeit dringender als einen verlässlichen Vermittler. Deutschland fällt aus, Frankreich lärmt nur, Obama ist zu schwach. Frankfurter Rundschau

Tektonische Verschiebungen im Nahen Osten, schreibt Joschka Fischer bei project syndicare.org

US-Wahlkampf

„Pizza-Pate“ Cain schlägt Perry in Probeabstimmung. Beim „Straw Poll“, der wichtigen Probeabstimmung der Republikaner, gewinnt überraschend Herman Cain vor dem als Favorit gehandelten Rick Perry. Die Welt

Nur weil er schwarz ist. Der Glaube an den schlanken Staat ist uramerikanisch – auch ein Barack Obama konnte daran nichts ändern. Die Zeit

Mitt Romney Is a Very Lucky Man Time

Fed Up With the Author of ‘Fed Up!’?
Mitt Romney shows the real value of inauthenticity. New York Times

GOP to Perry: Honeymoon Over. Frontrunner must hone his performance to keep his perch National Journal

Amateur Hour at the White House. But at the U.N., Obama rises to the occasion, while Perry makes himself small. Wall Street Journal

… one more thing!!!

Nach dem Eros die Erosion. Schwarz-Gelb galt als Liebesheirat. Das war ein Irrtum. CDU und FDP führen das mit immer größerer Härte vor. Von fehlendem Respekt ist die Rede. Von Demütigungen. Das ist kein Koalitionskonflikt, es ist ein Existenzkampf. FAZ

Leitartikel

Unterschiedliche Bewertung. Benedikt XVI. sieht die Moderne in düsteren Farben. Ursache liberaler Verirrungen ist für ihn maßgeblich der Protestantismus. Deshalb sucht der Papst im Verhältnis zu den evangelischen Kirchen weiter die Abgrenzung. FAZ

Die Volkskirche lebt
Der Deutschland-Besuch des Papstes hat gezeigt, wie vital der Katholizismus der Bürger ist. Es besteht kein Anlass, eine radikale Minderheitenkirche zu propagieren, die sich von der Außenwelt abgrenzt Die Welt

Der Papst hat enttäuscht. Benedikts XVI hat die Erwartungen bei seinem Heimatbesuch nicht erfüllt. Das liegt zum einen daran, dass manche sie viel zu hoch steckten. Ein Grund ist aber auch, dass er keine Anstalten machte, sich inhaltlich auf seine Kritiker einzulassen Financial Times Deutschland

Religion ist nicht out! Mit seinem dritten Deutschland-Besuch hat Benedikt XVI. seinen Landsleuten ein Geschenk gemacht. Und die haben es dankbar und herzlich angenommen. BILD

Ich! Wer sonst? Wladimir Putin entscheidet sich für sich für einen neuen Präsidenten – für sich selbst. So bleibt Russland ein Kommandostaat, der nach dem Befehlsprinzip regiert wird. Doch das Volk entfremdet sich von Putins System: Es ist ermüdet von der Rhetorik eines blühenden Landes. Denn viel zu selten sieht es etwas davon. Süddeutsche Zeitung

Das System Putin. Niemand kann überrascht sein, dass Putin in den Kreml zurückkehren will. Doch die Inszenierung demütigt seinen Statthalter Medwedew, seine Partei und die ganze Nation. Frankfurter Rundschau

Merkels Machtfrage. Der Bundestag wird erneut die Geldschleusen für Griechenland öffnen. Ein echtes Wachstumsprogramm für das Land aber fehlt. Wirtschaftswoche

Die Geldbombe – Wie aus einer großen Idee eine Gefahr für Europa werden konnte Titelgeschichte Spiegel (Print)

Bluthochdruck – jetzt heilbar? Die neuesten Therapien Titelgeschichte Focus (Print)

The Shame of College Sports. A litany of scandals in recent years have made the corruption of college sports constant front-page news. We profess outrage each time we learn that yet another student-athlete has been taking money under the table. But the real scandal is the very structure of college sports, wherein student-athletes generate billions of dollars for universities and private companies while earning nothing for themselves. Here, a leading civil-rights historian makes the case for paying college athletes—and reveals how a spate of lawsuits working their way through the courts could destroy the NCAA. Cover Story The Atlantic

Power shift in Asia. There will soon be little the U.S. can do to stop China from overtaking Taiwan. Washington Post

Help Wanted: Leadership. There are lots of empty seats at the Grand Bargaining table New York Times

Are the United States and Pakistan Divorcing? The United States has long had evidence that Pakistan’s ISI backs the Haqqani network, but it took an attack on the U.S. embassy in Kabul for Obama officials to condemn it publicly. If Islamabad does not clean up its act, Washington needs to follow up rhetoric with sanctions. Foreign Affairs