Platzeck, Wahlkampf, NSU-Prozess, Nahost, Solarstreit & Siemens

Der unmögliche Versuch, mit den Kräften zu haushalten Er war neben den Sellerings, Haseloffs und Tillichs einer der wenigen Ministerpräsidenten im Osten, die auch bundesweit ein Begriff waren. Der Rücktritt von Matthias Platzeck trifft die SPD in Brandenburg hart. Doch was wäre in seiner Lage die Alternative gewesen? Süddeutsche Zeitung

Stimme des Ostens Nach einem Schlaganfall steigt der einstige „Deichgraf“ nun aus der großen Politik aus. Nicht immer bewies Matthias Platzeck eine glückliche Hand, doch im Land ragte er heraus. FAZ

Ostdeutsch, sachlich, unvollendet Matthias Platzeck tritt ab. Er war der erste bekennende ostdeutsche Politiker, dem der Westen wirklich zuhörte. ZEIT

Die Kunst des Loslassens Gelöst, fast heiter verkündet Matthias Platzeck seinen Rücktritt von allen Ämtern. Er bleibt sich damit treu: Immer schon ließ er das Schwierige leicht erscheinen. Berliner Zeitung

Platzecks Mut verdient Respekt Matthias Platzeck, Ministerpräsident von Brandenburg, gibt sein Amt auf – aus gesundheitlichen Gründen: Er hatte im Juni einen leichten Schlaganfall erlitten. Für den Menschen Platzeck ist der Rücktritt die einzig richtige Entscheidung. WAZ

Tragisches Ende eines Zwischenspiels Ob als SPD-Chef oder als Ministerpräsident in Brandenburg: Matthias Platzeck hat eine gewisse Randständigkeit nie verloren. Seinem Rücktritt aus Krankheitsgründen wohnt eine gewisse Tragik inne. Die Welt

Der Zarte Matthias Platzeck hat sich als Oberbürgermeister von Potsdam und später als Ministerpräsident großes Ansehen in Brandenburg erarbeitet. Seine zurückhaltende Art kam an. Nur in seiner Zeit als SPD-Vorsitzender bekam er damit Probleme. Nun zwingt ihn ein Schlaganfall zum Rückzug. FAZ

Durchwachsene Bilanz für Rot-Rot Überraschend wollte Matthias Platzeck 2009 ein Bündnis mit der Linkspartei. Doch die Koalition kommt bis heute nicht in Tritt. taz

„Über Parteigrenzen hinweg den Menschen stets zugewandt“ Ein Pflichtmensch geht: Brandenburgs scheidender Ministerpräsident Matthias Platzeck erhält nach seiner Rücktrittserklärung viel Lob und Anerkennung – auch vom politischen Gegner. Süddeutsche Zeitung

Platzeck-Rücktritt löst neue BER-Debatte aus Mit dem Rücktritt von Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck wird auch der Aufsichtsrat-Chefposten beim Berliner Großflughafen BER vakant. FDP und CDU hoffen auf einen Neuanfang mit einem ausgewiesenen Fachmann. Handelsblatt

Große Schuhe für den Nachfolger In letzter Zeit ist viel über seine Belastbarkeit gemunkelt und spekuliert worden. Und dennoch: Die Nachricht vom angekündigten Rücktritt des Ministerpräsidenten schlägt wie ein Blitz in die alljährlich Sommerstarre der brandenburgischen Landespolitik ein. Märkische Oderzeitung

Bodenständig, volksnah und verlässlich Dietmar Woidke ist ein gestandener Mann in der Brandenburger Politik. Seit 19 Jahren ist er ohne Unterbrechung im Landtag, er war SPD-Fraktionschef und Umweltminister. Im September soll der 51-jährige Lausitzer brandenburgischer Ministerpräsident werden. Märkische Allgemeine

Wahlkampf

Wieso wollen alle, dass alle „gleich“ sind? Parteiprogramme spiegeln immer den Zeitgeist. In den aktuellen Manifesten zur Bundestagswahl zeigen sich die Parteien staatsgläubiger denn je. Der Begriff der Stunde heißt „Gleichheit“ – wie öde. Die Welt

Brachialkritik zum Abschied Klaus Wiesehügel IG Bau Im Herbst will Klaus Wiesehügel Arbeitsminister werden: Die SPD wollte ein Signal an die Arbeitnehmer setzen, als sie ihn in Steinbrücks Schattenkabinett berief. Doch nun rechnen zahlreiche Gewerkschafter massiv mit ihrem scheidenden IG-Bau-Chef ab. Süddeutsche Zeitung

Weniger Sicherheit wagen: Die SPD in NSA-Not Der Kanzlerkandidat der SPD wird in der NSA-Affäre täglich schriller. Doch seiner Partei nützt das nichts. Denn das Volk hat ein gutes Gedächtnis. Und Merkel? Die freut sich klammheimlich. Tagesspiegel

Ehe gerettet, Beziehung vergiftet „Casus Belli“, „Wildsau“, „Gurkentruppe“ – Union und FDP wollten Wunschpartner sein und landeten in einer Ehe auf Abruf. Die Steuerträume des Guido Westerwelle und der Ober-Pragmatismus Angela Merkels mussten zum Krach führen – und haben das Bündnis von Beginn an belastet. So stand jede Partei mindestens ein Mal vor dem Absprung. Die größte Leistung der Koalition ist es deshalb, dass sie die vier Jahre überlebt hat. Süddeutsche Zeitung

Gefangen in der rot-rot-grünen Machtfalle Kaum ist Wahlkampf, ist es wieder da, das rot-rot-grüne Koalitionsgespenst. Für viele Sozialdemokraten und Grüne stellt die linke Mehrheit einen Sehnsuchtort dar, der sich machtpolitisch nicht materialisieren lässt. So wird es zum Garanten für die Vormachtstellung von CDU und CSU. Tagesspiegel

Deutschland erlebt die Merkel-Dämmerung Die deutsche Bundeskanzlerin ist auf dem Zenit ihrer Macht. Sie sollte ihre Dekade vollenden und dann abtreten. Doch Macht mit Grazie abzugeben erfordert künstlerisches Talent. Die Welt

NSU-Prozess

Im Zweifel gilt der Rechtsstaat auch für Rechte Die Anfeindungen gegen die Zschäpe-Verteidigerin Anja Sturm offenbaren ein fundamentales Missverständnis. Anwälte verteidigen die Rechtsordnung, nicht Motive und Weltanschauung ihrer Mandanten. Die Welt

Der falsch verstandene Antifaschismus in Berlin Weil sie Beate Zschäpe verteidigt, wurde die Anwältin Anja Sturm von Berliner Kollegen kritisiert – und verlässt nun die Stadt. Der Umgang mit Sturm zeigt: Manche Strafverteidiger haben offenbar einen verengten Blick auf den Rechtsstaat. Tagesspiegel

Enttäuschung in der Kanzlei Einvernehmlich trennen sich Anwältin Anja Sturm und ihre Berliner Kanzlei. Der Grund ist ihr Mandat als Verteidigerin im NSU-Prozess. taz

Zschäpes Anwältin unter Druck Heer nimmt Sturm auf: Die Verteidigerin Anja Sturm der NSU-Hauptangeklagten Beate Zschäpe wäre schon aus privaten Gründen gern in Berlin geblieben. Sie nahm dann aber ein Angebot ihres Kölner Kollegen Wolfgang Heer an und zieht jetzt von der Spree an den Rhein. Berliner Zeitung

Nahost-Friedensprozess

Einig über ihre Uneinigkeit Zum ersten Mal seit fast drei Jahren sitzen Israelis und Palästinenser wieder an einem Tisch. Aber die Erwartungen sind gering. Niemand will über konkrete Verhandlungen sprechen – nur von „Gesprächen über Gespräche“. FAZ

Der Frieden kommt, wenn keiner damit rechnet Und wieder ein Versuch, zwischen Israel und den Palästinensern Frieden zu stiften. Aber diesmal könnte es klappen – gerade weil die Erwartungen so gering und beide Seiten so nüchtern sind. Die Welt

Felsen auf dem Weg Für viele Israelis sind dies schmerzliche Tage: Die Bereitschaft ihrer Regierung, über 100 palästinensische Gefangene freizulassen, unter denen sich auch Mörder von Familienangehörigen befinden, erregt bei den Hinterbliebenen Wut und Empörung. Premier Benjamin Netanjahu hat sich dazu durchgerungen als Geste des guten Willens im Rahmen der Nahost-Friedensgespräche, die diese Woche nach dreijähriger Pause wieder aufgenommen werden sollen. Bonner General-Anzeiger

Israelis und Palästinenser sind nüchtern geworden Was ist heute der wichtigste Krisenherd im Nahen Osten? Der in Syrien, in Ägypten, im Iran? Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern jedenfalls ist nur noch einer unter vielen in der Region. Tagesspiegel

Knackpunkte des Friedensprozesses Es gibt Hoffnung: Israel und Palästinenser wollen wieder ernsthaft versuchen, Frieden zu schließen. Doch schon vor den ersten Gesprächen in Washington ist klar: Die zu überwindenden Probleme sind gewaltig. Es geht um neue Grenzen, alte Flüchtlingsprobleme – und ums Wasser. Ein Überblick. Süddeutsche Zeitung

Solarbranche

Eine halbgare Solar-Lösung Alles wieder gut zwischen Europa und China? Nein, die Lösung des Solarstreits zwischen Brüssel und Peking hat mit Marktwirtschaft nichts zu tun. Wenigstens ist die Monate lange Unsicherheit beendet. FAZ

Innovation statt Massenproduktion In der Solarbranche ist der Handelskrieg mit China beigelegt. Aber ausruhen können sich die deutschen Firmen nicht. Frankfurter Rundschau

Guter Kompromiss im Solarstreit? Die EU und China einigen sich im Streit um Dumpingpreise von chinesischen Solarmodulen. Politiker und Umweltexperten sind erleichtert – die Solarbranche empört. Die europäische ProSun-Initiative möchte sogar klagen. Deutsche Welle

Welche Folgen die Einigung zwischen Chinesen und Europäern hat Nach dem Ende des Solar-Streits könnten Chinesen und Europäer auch in anderen Branchen einen Kompromiss finden. Der Industrie gehen die neuen Vorgaben nicht weit genug. Tagesspiegel

An der Katastrophe vorbei Der Kompromiss im Solarstreit zwischen der EU und China hat Schlimmeres verhindert. Badische Zeitung

Siemens

Es ist einsam um Gerhard Cromme Lange war Gerhard Cromme der zweitmächtigste Aufsichtsrat der Republik: Er kontrollierte Thyssen und Siemens. Doch der „kreative Zerstörer“ schaffte sich Feinde. Und wiederholt alte Fehler. FAZ

Ackermanns Schlüsselrolle im Siemens-Machtkampf Am Rauswurf von Peter Löscher als Siemens-Chef gibt es intern heftige Kritik, auch von Aufsichtsratsvize Josef Ackermann. Dieser hat angeblich größere Ziele bei Siemens – aber auch viele Feinde. Die Welt

Löschers Abgang mit Ansage War der Sturz Peter Löschers als Siemens-Chef ein Putsch? Ein solcher Umsturz verläuft meist schnell und grausam. Doch der Rauswurf des Österreichers war länger geplant. SPIEGEL

Affentheater Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel sich um ein deutsches Unternehmen sorgt, dann müssen die Alarmlampen aufleuchten. Nicht weil entsprechende Verlautbarungen aus Berlin irgendeine ökonomische Aussagekraft hätten. Vielmehr ist eine Merkel-Wortmeldung in der Regel ein Indiz dafür, dass die Ereignisse und ihre öffentliche Rezeption jede vernünftige Dimension gesprengt haben. Börsen-Zeitung

Chaos-Tage bei Siemens Auch wenn Noch-Vorstands-Chef Peter Löscher Fehler gemacht hat, wäre ihm ein schönerer Abgang zu wünschen gewesen. Es gibt in der Management-Welt elegantere Methoden. Augsburger Allgemeine

…one more thing!

Ein Konzept gegen aggressive Steuergestalter Viele internationale Konzerne minimieren Steuern, indem sie Gewinne in Steueroasen verlagern. Wie kann das verhindert werden? Ein Vorschlag. FAZ

Leitartikel

Die Ausnahme Matthias Platzeck Anders als die anderen Politiker: Matthias Platzeck sagt sich von der Droge Politik los, er ist eine glaubwürdige Identifikationsfigur für alle Ostdeutschen, die mit aufrechtem Gang ihre Zukunft in der gemeinsamen Bundesrepublik gesucht haben. Berliner Zeitung

Wenn die Kraft nicht mehr reicht Er war stets einer, der Menschen mitnehmen kann, ihre Sorgen versteht und Ängste ernst nimmt: Seit 2002 hat Matthias Platzeck in Brandenburg regiert, jetzt hat ihn die Kraft verlassen. Er übergibt seinem Nachfolger ein neues Brandenburg – das immer noch im Umbruch ist. Tagesspiegel

Washington auf der Jagd nach Moby Dick US-Außenminister Kerry will den weißen Wal der Weltpolitik erlegen – und einen Friedenschluss zwischen Israelis und Palästinensern erreichen. Präsident Obama dagegen bricht mit einem jahrzehntealten Dogma: Der „pazifische Präsident“ sieht keinen Sinn mehr darin, Geld, Blut und Prestige in dieser staubigen Ecke der Welt zu investieren. Süddeutsche Zeitung

Lasst die Panzer in Afghanistan! Rund 1200 Fahrzeuge und 4800 Container will die Bundeswehr bis Mitte 2015 aus Afghanistan nach Deutschland zurückholen. BILD

Im Zweifel nicht für den Richter Man muss nicht zwei juristische Staatsprüfungen abgelegt haben, um zu sehen, was im Fall Gustl Mollath allein Rechtsfrieden verspricht: Eine neue Verhandlung, eine neue Beweisaufnahme, ein neues Urteil. FAZ

Stetig aufwärts Zwei Sterbefälle, zwei Schwerkranke, eine Abtrünnige. Bayerns Grüne haben fünf bewegte Jahre hinter sich. AZ München

Egypt cannot rely on army for democracy General Sisi’s picture is plastered all over Egypt and his troops are swelled by popular support Financial Times

Bending the Trayvon Martin tragedy to fit How the supposedly objective media have not only sensationalized a tragedy but at times appeared to deliberately bend the facts to fit a desired story line. Los Angeles Times

Broken City How Detroit’s epic bankruptcy could help the rest of America TIME

You Can Live Forever Is immortality plausible? Or is it quack science? Newsweek