Pofalla, Lafontaine, Pkw-Maut, Berliner Koalitionsverhandlungen, Euro-Rettung, EuGH zu TV-Vermarktung & Amanda Knox

Kanzlerin Merkel sollte sich für Pofalla schämen Die Ausfälle des Kanzleramtsministers Pofalla zeugen von der Deformationen des Parlamentarismus und seiner Akteure und sie befeuern die Politikverdrossenheit. Die Welt

Hausmeier für besondere Aufgaben Ronald Pofalla gehört zu jenen, die die politische Laufbahn von Bundeskanzlerin Merkel stets gestützt, gefördert, stabilisiert haben. Immer kontrolliert eigentlich. Doch nun ist er ausgerastet. Die Kritik wird lauter. FAZ

Risikofaktor Pofalla Noch vor einem Jahr lobte Angela Merkel ihren Vertrauten als „Versöhnungswerk auf Rädern“. Inzwischen gilt das aufbrausende Raubein im Kanzleramt als glatte Fehlbesetzung. Er kann in dieser Krisenzeit zur Gefahr für die Regierungschefin werden. Financial Times Deutschland

Bosbach rät zu Gelassenheit – und bleibt beim Nein Wegen seiner Ablehnung des Euro-Rettungsschirms musste sich der CDU-Innenexperte Bosbach übel beschimpfen lassen. Seiner Partei rät er, im Umgang mit Abweichlern gelassener zu sein. Sich selbst zählt er übrigens nicht dazu – auch wenn er ankündigt, weitere Euro-Rettungspakete ablehnen zu wollen. Joschka Fischer äußert Verständnis für Pofallas Wutausbruch. Süddeutsche Zeitung

„Bürgerlichkeit bedeutet nicht, fehlerlos zu sein“ Die verbalen Entgleisungen von Kanzleramtsminister Pofalla gegen Euro-Abweichler Bosbach alarmieren die Vertrauten der Kanzlerin. CDU-Generalsekretär Gröhe wirbt im Gespräch mit sueddeutsche.de um Nachsicht für den Wüterich – und räumt ein, dass es in der Politik „bisweilen auch mal rauer zugeht“. Süddeutsche Zeitung

Bizarre Rückendeckung für Merkels Pöbel-Minister Ronald Pofalla hat sich entschuldigt. Doch die heftigen Verbalattacken des Kanzleramtsministers auf einen Euro-Abweichler sorgen in Berlin weiter für Diskussionsstoff – und für ungewöhnliche Allianzen. Handelsblatt

Ein Zweifler für die Demokratie Viele Menschen leben angesichts der Euro-Krise in Angst. Wolfgang Bosbach bietet keine Lösung des Problems an. Aber er formuliert Zweifel und integriert Bürger, die zunehmend an der Politik zweifeln. Kölner Stadt-Anzeiger

Grundsatzfragen und Grundgesetz Der Streit zwischen Pofalla und Bosbach wirft ein Schlaglicht auf den Politikbetrieb im Deutschland des Jahres 2011. Augsburger Allgemeine

Von Lügnern und Ludern Roland Pofalla hat es wieder getan – einen Kollegen beleidigt. Der CDU-Mann ist nicht zum ersten Mal entgleist, und er steht in bester Tradition. Eine kleine Auswahl an Schimpftiraden. stern

Lafontaine

Tröster von der Saar Das politische Vermächtnis Oskar Lafontaines steht auf dem Spiel. Seine Partei ist in Umfragen bedrohlich nah an die Fünf-Prozent-Grenze gerutscht. Doch die großen Probleme der Linken kann auch Lafontaine nicht wegzaubern. Was der Rückkehrer zu bieten hat, ist Trost. Nicht Rettung. Süddeutsche Zeitung

Lafontaine spaltet die Linke Kaum wird die alte Galionsfigur der Linken, Lafontaine, als möglicher Spitzenkandidat für die Bundestagswahl gehandelt, gehen die Querelen innerhalb der Partei wieder los. Sein mögliches Comeback spaltet die Mitglieder. Handelsblatt

Ein Offenbarungseid namens Lafontaine Die Linken wünschen sich ihren alten Meister, Oskar Lafontaine, zurück. Das ist verständlich, weil es tatsächlich Erfolg verspricht. Aber es ist am Ende nichts anderes als ein Armutszeugnis. Tagesspiegel

Oskar, das Linksparteigespenst Wir wissen nicht, ob Oskar Lafontaine die Linkspartei wieder führen will. Aber man kann klar sehen, wann sich für ihn ein Comeback politisch lohnt. Die drei ausschlaggebenden Faktoren heißen: Steinbrück, Neuwahlen, Eurokrise. taz

Wie ein mieses Fernsehprogramm Die Linke ist keine Partei, höchstens ein Sammelbecken zerstrittener Grüppchen Badische Zeitung

Piraten überholen Linkspartei Die Grünen verlieren, die Linke stagniert – aber die Piraten bekommen immer mehr Rückenwind. Können sich die Jungstars 2013 als siebte Partei im Bundestag etablieren? stern

Pkw-Maut

Neue Ideen statt Maut Besser als alle Mautpläne wäre es, über Sinn und Unsinn von Verkehrsprojekten zu reden. Auch die Straße hat ihre S21-Kandidaten. Frankfurter Rundschau

Wegezoll auf Wiedervorlage Regelmäßig wird in Deutschland die PKW-Maut diskutiert als Mittel, um marode Straßen zu sanieren. Egal, wie die Debatte ausgeht: Für die Verkehrswege könnte sie auch ihr Gutes haben. FAZ

Bezahlte Fahrt für freie Bürger Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hält eine Pkw-Maut als Jahresvignette für 76,50 Euro wie in Österreich für denkbar – und macht sich mit dem Vorschlag unbeliebt bei den Autofahrern. Tagesspiegel

X-ter Aufguss Angesichts 42,3 Millionen zugelassener Pkw in Deutschland wird Bundeskanzlerin Angela Merkel definitiv die Finger davon lassen, deren Halter mit einer Maut gegen sich aufzubringen…. Augsburger Allgemeine

Das kommt nicht Man kann darauf ein kleines Vermögen wetten, eine Tankfüllung etwa, einmal Parken am Frankfurter Flughafen oder eine 100 Kilometer lange Fahrt durch den Parcours kommunaler Blitzanlagen, aber die Pkw-Maut kommt in Deutschland nicht. Dabei ist die Forderung nach einer Maut eigentlich sachlich gut begründet – nämlich damit, dass die deutschen Autofahrer als Touristen im Ausland überall geschröpft werden, während die Auslandstouristen auf deutschen Autobahnen ihre Fahrspur gratis genießen und die unserige verstopfen. Lausitzer Rundschau

Berliner Koalitionsverhandlungen

Der Eiertanz um die A 100 schadet Rot-Grün Immer wieder stolpern SPD und Grüne in den Koalitionsverhandlungen über das Autobahn-Thema. So wird die mögliche Koalition schon jetzt beschädigt. Die Welt

SPD und Grüne suchen Kompromiss zur A 100 An diesem Mittwoch beginnen SPD und Grüne mit ihren Koalitionsverhandlungen. Der Ausbau der A100 soll gleich zum Anfang besprochen werden. FAZ

Wowereits Projekt Das Ob und Wie einer Stadtautobahn durch Neukölln ist für Berlin nicht so überlebenswichtig, dass deshalb eine Koalition nicht zustande kommen müsste. FAZ

Es geht ums Koalieren, nicht ums Kuscheln Jetzt muss es klappen. Eine Stimme über der absoluten Mehrheit – da darf nichts wackeln. Das wissen nun beide Partner; diejenigen, die Dienstag erneut sondierten, aber auch jeder aufmüpfige Funktionär, von denen die Grünen nicht wenige haben. Tagesspiegel

Hauptproblem vertagt Anstatt Hürden wie üblich bereits in den Sondierungsgesprächen abzubauen, haben SPD und Grüne in Berlin ihr Hauptproblem einfach vertagt. Der umstrittene Weiterbau der Stadtautobahn A 100 soll auf die Tagesordnung der heute beginnenden Koalitionsverhandlungen gesetzt werden. Märkische Allgemeine

Euro-Rettung

Die regulative Idee führt die EU in die Katastrophe Alles spricht dafür, dass der mediterrane Raum auf lange Zeit eine Zone niedriger Erträge und eines verlangsamten Wachstums sein wird. Da hilft kein Rettungsschirm. Die Welt

Traut euch, Euro-Retter Die vielen kleinen Manöver zur Wahrung der Gemeinschaftswährung ergeben nur Sinn, wenn die Politik sich auch langfristig ein Ziel setzt: die politische Union. Financial Times Deutschland

Mit dem Hebel aus dem Nebel Erstmals lässt sich aus den Einzelmaßnahmen zum Eurorettungsschirm eine Lösungsstrategie herauslesen Stuttgarter Zeitung

Der griechische Regierungschef muss weitermachen Der Ministerpräsident hat eine Mammutaufgabe zu bewältigen. Er soll sein Heimatland mitten in einer Rezession gegen starken Widerstand aus der Bevölkerung sanieren. Weil Papandreou wichtigster Garant für Reformen in Griechenland ist, darf er nicht zurücktreten. Financial Times Deutschland

Griechen-Minister zaubert Milliarden hervor Es hat Züge einer Komödie. Griechenland erhält die verzweifelt geforderte nächste Überweisung seiner Euro-Partner zwar später als gedacht. Doch ein Wunder rettet: Findige Beamte haben plötzlich auf einem Staatskonto noch eine Milliarde zur Überbrückung entdeckt. Die Geberstaaten sind verdattert. Manager-Magazin

EuGH zu TV-Vermarktung

Ende eines Monopols Eine englische Kneipenwirtin setzt sich gegen die Premier League durch – Untergangsphantasien im Vereinsfußball sind trotzdem fehl am Platz. FAZ

Der freie Wettbewerb ist gut für den Zuschauer Das Urteil über das europäische Pay-TV wird weitreichende Folgen für den Fußballmarkt haben. Die Sieger werden die Zuschauer sein. Die Welt

„Wir schauen in eine Glaskugel“ Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs müssen Europas Profiklubs ihre Geschäftsmodelle überdenken. Auch die Bundesliga ist kurzzeitig aufgeschreckt, gibt sich dann jedoch entspannt: Sie hat im europäischen Vergleich die geringsten Konsequenzen zu fürchten. Süddeutsche Zeitung

Fußballfans droht Preisschock Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur TV-Vermarktung scheint auf den ersten Blick, als könnte kein Fußballfan was dagegen haben. Doch in seiner Konsequenz dürfte es die großen Pay-TV-Anbieter mächtiger machen – und das Fußballschauen teurer. Financial Times Deutschland

TV-Fußball wird wohl billiger Der Europäische Gerichtshof hat Wettbewerb bei Fußballübertragungen im Bezahlfernsehen gefordert. Vermutlich werden die Verbraucher am Ende weniger bezahlen und die Vereine möglicherweise trotzdem mehr einnehmen. Kölner Stadt-Anzeiger

Spannendes Spiel um Erlöse Der Europäische Gerichtshof hat den Markt für Fußballliveübertragungen revolutioniert. Die Exklusivität ist vom Tisch – es lebe der Wettbewerb. Doch noch ist offen, wer am Ende wirklich profitiert. taz

Murphys Gesetz und der FCE Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Vermarktung von Fernsehrechten im Profifußball sorgt für Aufruhr: Einige Medien vergleichen die vor Gericht erfolgreiche britische Wirtsfrau Karen Murphy schon mit Jean-Marc Bosman. Der belgische Fußballer hatte 1995 vor der gleichen Instanz erwirkt, dass Profis nach Vertragsende ablösefrei die Vereine wechseln dürfen. Lausitzer Rundschau

Getroffen! Die Fußball-Welt gerät aus den Angeln. Bisher konnten die Vermarkter der Clubs den Sendern die Preise diktieren. Doch deren Bäume wachsen nun nicht mehr in den Himmel, weil sie ihre Verkaufspreise denen der europäischen Konkurrenz anpassen müssen. Märkische Allgemeine

Amanda Knox

Lauter Opfer im Fall Knox Im Fall Amanda Knox bleiben auch nach dem Berufungsverfahren mehr Fragen als Antworten zurück – und viele Opfer. Frankfurter Rundschau

Die Geister, die sie riefen Mord, Sex und eine schöne Amerikanerin: Im Revisionsprozess gegen Amanda Knox spielten Anklage und Verteidigung auf gefährliche Weise mit Emotionen und Vorurteilen. Die Odysee der nun vom Mordverdacht freigesprochenen Knox hält zwei wichtige Lehren parat. Süddeutsche Zeitung

Justice for Knox, Italian style Her case had this in common with Casey Anthony’s: A rush to judgment, in another language. USA Today

Locked Up Abroad It isn’t just Amanda Knox or the hikers in Iran. Why even the average American tourist should worry about being detained abroad. Foreign Policy

…one more thing!

Der ägyptische Traum Sich Großes zum Ziel setzen und dann an die Arbeit – so gelingen Revolutionen. Ein Nobelpreis bedeutet viel, aber der schönste Lohn wird die Demokratie sein. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Maut her, Steuern runter … macht Autobahnen munter. In Zeiten großen Finanzierungsbedarfs ist es unsinnig, auf diese Einnahmequelle zu verzichten. Doch sollten mit der Einführung der Maut die Kfz- oder die Mineralölsteuer gesenkt werden … Die Welt

Gemeinsam klüger Manche Projektnamen sind verräterisch. So auch der des neuen Nato-Konzepts „Smart Defence“ – clevere Verteidigung. Die soll jetzt also möglichst schnell umgesetzt werden. Financial Times Deutschland

1:0 für Murphy Die erste Wirkung des Decoder-Urteils sind wilde Spekulationen. Wie weit es das Fußballgeschäft – auch in Deutschland – wirklich verändert, hängt vor allem vom britischen Markt ab. Frankfurter Rundschau

Fernsehen ohne Grenzen Die englische Pub-Besitzerin Karen Murphy hat vor Gericht gesiegt – gegen ein mächtiges britisches Pay-TV-Unternehmen. Die Exklusivvermarktung für Fußballspiele wurde gekippt. Doch wer jetzt darauf hofft, dass künftig die Abonnentenpreise einbrechen, weil es zu einem lebhaften Wettbewerb kommt, der wird enttäuscht werden. Süddeutsche Zeitung

No Christie, No Bargain The prospects for a Grand Bargain just dimmed. There’s a reason people are clamoring for a maverick candidate. New York Times

Tibet’s Next Incarnation The Dalai Lama’s „middle way“ for Tibetan autonomy is restrained and nonviolent. Will that change after he’s gone? TIME

No excuse for U.S. infant mortality ranking Why does a country that spends far more per person on health care than any other stands 41st out of 193? USA Today