Tag der Deutschen Einheit, Pofalla, Griechenland, USA, Integration & Nobelpreise

Vom Schicksal eines Zwillingspaares Das dritte Jahrzehnt deutscher Einheit wird unter dem Großthema nationale Souveränitätsverluste versus supranationale Organisationsgewinne stehen. Droht dem Bundesverfassungsgericht eine ähnliche Entwicklung wie der Bundesbank? FAZ

Herbstsommermärchen Die Bundesregierung zu Gast in Bonn? Der Bundesrat auf der Hofgartenwiese? Für drei Tage? Wer gedacht hatte, dass dieses Angebot die Bonner als geborene Hauptstädter nicht locken würde, der hat sich schwer getäuscht. Bonner General-Anzeiger

Europa braucht eine neue Erzählung Ohne Europa kein einiges Deutschland – diese vor 21 Jahren so selbstverständliche Gleichung hat heute in vielen Köpfen keinen Platz mehr. Tagesspiegel

Unterschiede in der Einheit Eine leise Melancholie wird so manchen beim Blick in den alten, vertrauten Bonner Plenarsaal erfasst haben. Es gibt kaum einen passenderen Ort, um am Tag der Deutschen Einheit zurückzublicken und vorauszuschauen. Märkische Allgemeine

Garant der Freiheit Die deutsche Einheit wurde nur durch die Solidarität Europas möglich. Mitteldeutsche Zeitung

Beruhigend Die offiziellen Feierlichkeiten rund um den Tag der deutschen Einheit drohen längst in Routine zu erstarren. Festreden, Filmsequenzen, Streichorchester, Nationalhymne – protokollarisch korrekt wird seit nunmehr 21 Jahren der friedlichen Revolution in Ostdeutschland gedacht. Der Westen

CSU keilt gegen die Linkspartei Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit attackiert die CSU die Linkspartei: Die Linke wolle das alte SED-Erbe ins Land tragen, erklärt Generalsekretär Dobrindt – und fordert erneut ein Verbotsverfahren. Auch Bayerns Innenminister Herrmann spricht von „klar verfassungsfeindlichen Zielen“ bei Teilen der Linken. Deren Parteichefin Lötzsch poltert prompt zurück. Süddeutsche Zeitung

Die Asamoah-Verschwörung Der 3. Oktober ist Nationalfeiertag und niemand weiß warum. Von der deutschen Einheit einmal abgesehen, verbirgt das Datum ein weiters bizarres Geheimnis. Eine Enthüllung. Stern

Ronald Pofalla

Bosbach schürte Merkels Furcht vor dem Scheitern Warum wurde der Kanzleramtsminister ausfallend? Der CDU-Abgeordnete Bosbach offenbarte das politische Dilemma der Bundesregierung und ihrer Kanzlerin. Die Welt

Respekt statt Gepöbel Ronald Pofalla hat sich entschuldigt. Aber ein Kanzleramtschef, der Druck nicht aushält, ist das Letzte, was eine Regierung braucht in schwieriger Lage. Frankfurter Rundschau

Problemfall aus dem Kanzleramt Meinung Er ist einer von Merkels engsten Vertrauten – doch für sein aktuelles Amt ungeeignet. Kanzleramtsminister Ronald Pofalla verunglimpft einen Parteifreund, der eine abweichende Haltung vertritt. Nicht zum ersten Mal fällt er negativ auf. Vielleicht sollte sich die Kanzlerin mal umschauen, ob es für Pofallas Posten nicht geeignetere Personen gibt. Süddeutsche Zeitung

Epizentren in Europa Man kann sich über Kanzleramtschef Pofallas Auftreten gegenüber Wolfgang Bosbach ereifern. Aufschlussreicher ist aber der Blick hinter die Kulissen, wo die Nerven blank liegen. Badische Zeitung

Es knirscht In der Koalition liegen die Nerven blank. Doch Angela Merkel hat ein unerschütterliches Vertrauen in ihre Politik der kleinen Etappen. Augsburger Allgemeine

Pofallas Bärendienst Nun könnte man sagen: Ronald Pofalla hat sich entschuldigt für seine Entgleisung, und ein Politiker tickt nicht anders als jeder andere Mensch, dem aus Ärger mal ein böses Wort herausrutscht. So einfach ist es aber leider im Fall des Kanzleramtsministers nicht. Lausitzer Rundschau

Verstolperter Neustart Schon länger steht die Vermutung im Raum, dass Kanzleramtschef Ronald Pofalla viel Mitverantwortung trägt für die Malaise der schwarz-gelben Koalition. Anders als seine Vorgänger Frank-Walter Steinmeier und Thomas de Maizière hatte er keinerlei Erfahrung in der Leitung eines Regierungsapparats, als er im Herbst 2009 auf Wunsch Angela Merkels die Leitung des Kanzleramts übernahm. Märkische Allgemeine

Griechenland

Entweder – Oder Entweder Griechenland wählt tatsächlich den Weg in eine mehr oder weniger geordnete Insolvenz. Oder es bleibt nur der Austritt aus der Währungsunion und ein Schuldenschnitt. FAZ

Sonderzone Griechenland Griechenland braucht Handlungsfreiheit durch eine eigene Währung, die abwerten kann, die die Wirtschaft, den Export ankurbelt. Griechenland braucht Hilfe, Schuldenstundung, Beratung, Investition. Frankfurter Rundschau

Steuern eintreiben! Immer stärker zieht der griechische Finanzminister Venizelos die Steuerschraube an, immer mehr quetscht er das Land aus. Aber es bringt nichts: Erneut wird Griechenland in diesem Jahr sein Defizit-Ziel verfehlen und im nächsten wohl auch. Statt Geld in die Staatskassen zu spülen, treibt diese ruinöse Politik Griechenland nur noch tiefer in die Rezession. Ein Teufelskreis. Der Westen

Wer Griechen kritisiert, sollte auf Deutsche schauen Wir verlangen viel vom Problemkind Europas. Dabei vergessen wir, dass auch die Deutschen nicht im Hauruck-Verfahren zu einem modernen Staat wurden. Die Welt

Euro-Finanzminister gewähren Griechenland Schonfrist Die Finanzminister der Euro-Länder lassen Griechenland zappeln: Sie wollen erst den Bericht der „Troika“ abwarten, bevor über die Auszahlung der nächsten Kredittranche entschieden wird. Trotz der Verfehlung der Sparziele machen sie dem hoch verschuldeten Land aber Hoffnung. Finanzminister Venizelos wehrt sich gegen Griechenlands Rolle als Sündenbock. Süddeutsche Zeitung

Jetzt ist auch mal gut mit Griechenland Seit zwei Jahren wird bei uns über die Griechen eigentlich immer das Gleiche gesagt. Höchste Zeit, das Land mal für ein paar Wochen auf den Index zu setzen. Das könnte Wunder wirken. Financial Times Deutschland

Rösler prescht mit Plan für Länderpleiten vor Was tun mit Ländern wie Griechenland, wenn sie ihre Schulden nicht mehr tragen können? Rösler hatte mit seinem Vorstoß für eine geordnete Insolvenz harsche Kritik eingefangen. Jetzt konkretisiert er seine Überlegungen. Handelsblatt

Ein Schnitt zum Wohle Griechenlands Alle drei Monate wird in Athen ein ziemlich absurdes Theater aufgeführt. Experten von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) landen in der griechischen Hauptstadt, um die Finanzlage des Staates zu untersuchen. Berliner Morgenpost

Verstrickt Die Europäische Zentralbank verstrickt sich immer tiefer in die Rettungspolitik. Dabei ist sie dafür demokratisch gar nicht legitimiert. FAZ

Portugal zittert vor Griechenland In Lissabon nimmt die Nervosität zu: Die Insel Madeira hat ein neues finanzielles „schwarzes Loch“ aufgetan, die Gewerkschaften lassen gegen das „Spardiktat“ demonstrieren, und Portugals Haushaltsdefizit ist höher als mit EU, EZB und IWF verabredet. FAZ

Wegweiser zu den europäischen Sternen Mit der Ausweitung des Euro-Rettungsschirms ist Deutschland am Ende des alten Grundgesetzes angelangt. Es reicht nicht mehr aus, um immer höhere Milliardenbürgschaften zu gewähren und damit die europäische Zukunft zu sichern. Noch mehr Europa wird es nur mit einer neuen Verfassung geben – und mit der Zustimmung der Bürger. Ein Volksentscheid ist unabdingbar. Süddeutsche Zeitung

Alle Zweifel werden wiederkehren Jeder einzelnen Kreditzusage für wankende Euroländer muss der Bundestag als Ganzes zustimmen. Aber hat er im Ernst die Chance, nein zu sagen? Wird es nicht jedes Mal heißen, der Bestand des Euro, ja sogar Europas stehe auf dem Spiel? FAZ

Fragt das Volk zu Europa! Es gibt ein Demokratie- und Legitimationsdefizit in Europa. In Deutschland würde ein Referendum dagegen helfen. ZEIT

US Proteste

Wie die Gier der Oberschicht den Protest provoziert Die Demonstrationen sind chaotisch und die Botschaften wirr: Doch es wäre falsch, die Protestler in New York als Spinner abzutun. Denn sie richten völlig zurecht den Blick auf die tiefe Spaltung Amerikas. Derzeit ist es so, dass die Wall Street alles kassiert und der Rest der Gesellschaft nichts bekommt – und das muss sich schnellstens ändern. Süddeutsche Zeitung

Endlich Druck von links Seit 2009 dominiert die reaktionäre Tea Party als scheinbar einzige Basiskraft der USA das politische und medienöffentliche Klima in einer Art, die einen erschaudern lässt. Es ist höchste Zeit, dass von links endlich etwas dagegengesetzt wird, und es ist gut, dass das nicht nur in Wahlkampfzusammenhängen geschieht. taz

Solidarität mit den Protestierenden wächst Die anhaltenden Proteste gegen die Macht der Wall Street gewinnen an Aufmerksamkeit. Prominente solidarisieren sich, die US-Fernsehsender schicken Übertragungswagen. ZEIT

Top-Ökonom solidarisiert sich mit US-Demonstranten Sie fordern das Großkapital heraus, und sie scheinen Erfolg zu haben. Die Aufmerksamkeit für die New Yorker „Occupy Wall Street“-Bewegung, die seit Wochen gegen den Einfluss der Banken und die Folgen der Finanzkrise kämpft, wächst. Jetzt schlagen sich sogar Prominente und ein Nobelpreisträger auf ihre Seite – und die Bewegung weitet sich aufs ganze Land aus. Süddeutsche Zeitung

Occupy Wall Street’s message It is far too early to suggest that the protesters represent a resurgence of the left. Yet it would be a mistake to write off the movement before it gets started.
Los Angeles Times

Why So Many Demands for Demands? Previous protests have presented detailed policy proposals to no avail. Maybe it’s time to try something new. The Nation

5 Reasons Why ‚Occupy Wall Street‘ Won’t Work Bankers, unlike politicians, aren’t paid to listen to voters The Atlantic

Unions Join Occupy Wall Street First the Transport Workers Union’s bus drivers refused to ferry arrested demonstrators. Now other unions are joining the anarchic anti–Wall Street protests. Michelle Goldberg on why the alliance is tremendously encouraging for progressives. The Daily Beast

Heilung der Wirtschaft Der wirtschaftlich Abschwung, der 2007 begann, hält weiter an, und die Frage, die sich alle stellen, ist offensichtlich: Warum? Ohne ein besseres Verständnis der Ursachen der Krise können wir keine effektive Erholungsstrategie umsetzen. Und bisher haben wir weder das Eine noch das Andere, schreibt Joseph E. Stiglitz Project Syndicate

Integration

„Irritierendes Verhalten vieler Migrantenkinder“ Eine KAS-Studie nennt Gründe für das Schulversagen vieler Migrantenkinder: Autoritätshörigkeit der Eltern, harte Strafen, geringe frühkindliche Bildung. FAZ

Kita-Pflicht, eine Chance für Migrantenkinder Spracherwerb ist der Schlüssel zu gelungener Integration. Daher müssen wir sicherstellen, dass Kinder bei der Einschulung Deutsch sprechen können. Die Welt

Meine Herkunft und ich Ich freue mich, wie die meisten Deutschen, dass es der Türkei besser geht. Aber ich lebe hier, atme deutsche Luft. Frankfurter Rundschau

Isch weiß wo dein Haus wohnt Begehen Ausländer wirklich mehr Straftaten als Deutsche? Die empirische Sozialforschung sucht auf diese und ähnliche Fragen Antworten – und ist dabei selbst voller Vorurteile. FAZ

Medizin-Nobelpreise

Jahrzehnte des medizinischen Tiefengrübelns Je länger es den Nobelpreis gibt, desto kleinteiliger die Erfolge, desto unbekannter die Helden. Und trotzdem wurden wichtige Fragen der Menschheit geklärt. Die Welt

Toter Wissenschaftler behält Nobelpreis Für die Nobelstiftung war es eine peinliche Panne: Sie verlieh dem kanadischen Immunforscher Steinman die höchste Auszeichnung für Medizin – ohne zu wissen, dass dieser bereits vor drei Tagen gestorben war. Eigentlich ist es nicht möglich, den Nobelpreis posthum zu vergeben. Doch nun findet die Jury eine Begründung, mit der sie gegen die eigenen Statuten verstoßen kann. Süddeutsche Zeitung

Medizin-Nobelpreise für Immunologen Der Nobelpreis für Medizin ist in diesem Jahr drei Wissenschaftlern auf dem Gebiet des menschlichen Immunsystems zuerkannt worden. Der Kanadier Ralph Steinman, der den Preis gemeinsam mit dem US-Forscher Bruce Beutler und dem in Luxemburg geborenen Franzosen Jules Hoffmann erhalten sollte, starb aber bereits am Freitag an den Folgen von Krebs, wie sein Arbeitgeber am Montag mitteilte. Lausitzer Rundschau

Ehre für einen Toten Medizinpreisträger Ralph Steinman ist vor der Bekanntgabe verstorben – eine Blamage für das Nobel-Komitee Stuttgarter Zeitung

….one more thing!

Klima, Wetter und ein ewiger Wandel Das Werden und Vergehen von Lebensformen und Ökosystemen gehört zur Erde. Für unsere Zivilisation aber birgt der Klimawandel erhebliche Risiken. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Blanke Nerven Der Vorfall zeigt, wie brüchig das System Merkel ist. Über die Ausfälle des Kanzleramtsministers. AZ München

Alles auf eine Karte Sie kennt unsere Krankheiten, Ärzte, Arzneimittel – die elektronische Gesundheitskarte. Die Versorgung wird besser. Wenn die Daten aber in unbefugte Hände gelangen, wird es gefährlich. Frankfurter Rundschau

Auf der richtigen Spur Autobahnen kosten Geld, viel Geld. Wer sie benutzt, muss dafür zahlen – unabhängig vom Nummernschild. BILD

Springers gefährliche Finte Ernst meint er es sicher nicht. Sein Mindestziel dürfte Cleverle Mathias Döpfner schon erreicht haben: Im WAZ-Konzern herrscht seit dem Übernahmeangebot des Springer-Chefs höchste Verunsicherung. Financial Times Deutschland

Keynes im Weißen Haus „Schulden stören nicht“, argumentieren Demokraten wie Republikaner. Europa und die Deutschen hingegen setzen auf Schuldenabbau. Die Amerikaner kitisieren das Die Welt

Finanz-Jongleure Da hat die Bundesregierung dem Parlament gerade den Monster-Rettungsschirm abgetrotzt – da droht schon der nächste Euro-Sturm Wirtschaftswoche

Der Stress mit dem Kreuz – Woher kommt der Rückenschmerz? SPIEGEL (Print)

China kauft Deutschland Die globale Shopping-Tour des Milliarden-Reichs Das Risiko für „German Know-how“ FOCUS (Print)

You Got Your Sperm Where? Meet a ‚donorsexual‘ on the web—and he’ll service you anywhere. Plus, key moments in insemination history. Newsweek

China or the US? Make your choice With the US borrowing 40 cents of every dollar, the Chinese are indirectly funding US military dominance of the Pacific Financial Times

The scapegoating of Amanda Knox In person, in prison and in the media, the woman convicted by an Italian court of murder — and now exonerated — was subjected to all manner of outlandish, misogynistic behavior. Los Angeles Times