Merkels falsche Freude Die Kanzlerin freut sich über den gewaltsamen Tod eines Terroristen, aber immerhin doch auch eines Menschen. War sie gerade Kreide holen, als im Pfarrhaus das fünfte Gebot durchgenommen wurde? Frankfurter Rundschau
Werte über Bord Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, lautet einer der wichtigsten Grundsätze für ein Christenleben. Berliner Zeitung
Die falsche Freude der Christlichen Dürfen sich christliche Politiker über den Tod eines Menschen freuen? Ja, finden Merkel und Seehofer und begrüßen die Tötung Osama bin Ladens. Bei vielen Menschen lösen sie damit ziemliches Unbehagen aus – über Parteigrenzen hinweg. Süddeutsche Zeitung
Kritik an Merkels Freude über Tod Bin Ladins „Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, Bin Ladin zu töten“, hatte Kanzlerin Merkel erklärt. In ihrer Partei und bei Kirchenvertretern stößt diese Reaktion auf Unverständnis: „Man kann sich als Mensch und erst recht nicht als Christ über den Tod eines Menschen freuen.“ FAZ
Das Teuflische im Guten Viele Menschen jubeln nach dem Tod des Terroristenführers Osama bin Laden. Einige dürfen das. Die staatlich inszenierte Freude über den vermeintlichen Sieg über das Böse, wie bei Kanzlerin Angela Merkel zu besichtigen, berührt jedoch eigentümlich – und trägt den Keim der bitteren Niederlage in sich. Süddeutsche Zeitung
Guido Westerwelle fordert Respekt vor dem Islam Der Außenminister hält den Tod von Bin Laden für eine gute Nachricht – warnt aber vor überzogenen Reaktionen im Westen. Die könnten al-Qaida heroisieren. Die Welt
Höhere Ziele Die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Erschießung Bin Ladins haben den Grünen Ströbele nicht daran gehindert, das Ziel des Afghanistan-Einsatzes für erreicht und seine Rechtfertigung für entfallen zu erklären. Er müsste wissen, dass die UN-Resolutionen und die Bundestagsmandate weiter gehen. FAZ
Jubel über einen Toten? Durften die Amerikaner den Terrorchef Osama bin Laden gezielt töten? Und durften sich die Menschen in Washington, New York und im Mittleren Westen darüber ausgiebig freuen, ja den Tod zum Volksfest umfunktionieren? Man mag die Diskussion für typisch deutsch halten. Trotzdem sind die Fragen richtig. Rheinische Post
Griff in die Speichen: Freude über eine Tötung Wer sagt, ein Christ dürfe sich nicht freuen über die Tötung eines Feindes der Menschheit, spricht ihm das Recht ab, aktiv für Frieden zu streiten. Bin Laden ist tot. Darf man sich darüber freuen? Tagesspiegel
Bin Laden hätte vor Gericht gehört Bin Laden zu töten, war ein strategischer Fehler. Ein Prozess gegen ihn hätte die Überlegenheit des demokratischen Systems demonstrieren können. Zeit
Warum ich mich über den Tod bin Ladens freue Es hat nichts mit Blutrünstigkeit zu tun: Der Tod von Osama bin Laden öffnet Möglichkeiten für eine sicherere und friedlichere Welt. Zeit
Momentaufnahme Niemand weiß, wie es aussah, als Usama Bin Ladin erschossen wurde, außer dem Weißen Haus. Dank eines anwesenden Fotografen aber weiß man immerhin, wie die amerikanische Regierung in diesem Moment aussah. FAZ
Hurra auf den Präsidenten Nach dem Tod von Osama bin Laden hatte sich Präsident Barack Obama eine Rückkehr seines Landes zu jenem Einheitsgefühl gewünscht, welches die US-Nation nach den Terroranschlägen vom 11.September 2001 ergriffen hatte. Zumindest mit den Editorials von gestern dürfte das Weiße Haus zufrieden sein. Berliner Zeitung
Der lange Arm der Gerechtigkeit Die Tötung Osama Bin Ladens war eine gute Nachricht. Natürlich hat der Jubel in den USA über die Todesnachricht den Beigeschmack von Revanche. Doch es tröstet eben auch, dass es keinen sicheren Ort für Tyrannen gibt. Kölner Stadt-Anzeiger
Das Bild des toten Feindes Wenn der Mythos, der Osama bin Laden seit jeher umgibt, nach seinem Tod neuen Auftrieb erhalten sollte, dann liegt das auch an den USA und ihrer Informationspolitik. Die macht es Skeptikern an bin Ladens Tod einfach. taz
Dubiose Rolle Pakistans bei der Bin-Laden-Aktion Zwei Tage nach dem spektakulären Kommandounternehmen gegen Osama bin Laden wird immer offensichtlicher, dass Pakistan eine dubiose Rolle im Kampf gegen den internationalen Terror spielt. Der Westen
Zerreißprobe für Pakistan Es gibt den Verdacht, dass Bin Laden Unterstützung aus Armee- oder Geheimdienstkreisen genoss. Pakistans schwache Regierung steckt deswegen noch stärker in der Bredouille. Augsburger Allgemeine
Selbstüberschätzung Wie auch immer Pakistan es dreht und wendet. Mit dem Tod von Osama bin Laden im Herzen des Landes steht Islamabad so blamiert da wie noch nie. Bonner General-Anzeiger
Terrorspuren Das Risiko des globalen Terrorismus lastet seit über zehn Jahren wie ein Grundrauschen auf den Märkten. Daran wird auch der Tod Usama Bin Ladins nicht ändern. Mittlerweile bestimmen andere Risiken die Wirtschaftsaussichten. FAZ
USA nehmen weitere Al-Kaida-Anführer ins Visier Die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden war erst der Anfang: Die USA wollen jetzt zum endgültigen Schlag gegen das Islamisten-Netzwerk in Pakistan und Afghanistan ausholen. Handelsblatt
„Bin Ladens Leiche liegt seit Jahren im Tiefkühlfach“ Verschwörungstheorien schießen ins Kraut: Denn noch hat Washington kein Foto der Leiche und damit einen plakativen Beweis für den Tod Bin Ladens veröffentlicht. Die Welt
Bin Laden’s demise wounds al-Qaeda at opportune moment For several years now, it has been fashionable for presidents — whether George W. Bush or Barack Obama — to play down the significance of catching Osama bin Laden even as they intensified the hunt. Crushing al-Qaeda was the goal, they said; corralling its leader was secondary. USA Today
SPD
Wer braucht die SPD? Die schwarz-gelbe Koalition leistet sich so viele Patzer, dass es den Sozialdemokraten in die Hände spielen müsste. Tut es aber nicht. Schade eigentlich – doch die Volkspartei ist selbst daran schuld. Financial Times Deutschland
Grün-rote Gleichmacherei begünstigt Eliteschulen Kinder sollen „länger gemeinsam lernen“, lautet das Ziel grün-roter Schulpolitik in Baden-Württemberg. Doch das ist ein Aufbruch in alte Fehler. Die Welt
Sarrazin wettert gegen Migranten-Quote Das Parteiausschlussverfahren ist passé, nun schießt Thilo Sarrazin gegen die geplante Migranten-Quote der SPD: „Migrantische“ Genossen seien durch ihre subjektive Sicht eingeschränkt. Süddeutsche Zeitung
Ziemlich spät, sehr peinlich Die SPD will eine Migrantenquote – rund 20 Jahre zu spät. taz
Konjunktur
Hilfe, Inflation! Der Preisauftrieb in Deutschland beschleunigt sich. Die Geldpolitik der EZB ist zu expansiv für das Land. Wirtschaftswoche
Arbeitslosigkeit bereits jetzt unter drei Millionen Die Zahl der Arbeitslosen hat laut Experten im Mai die Marke von drei Millionen unterschritten. Bis zum Herbst soll sie noch viel weiter sinken. Die Welt
Steuerzahlerbund – Soli könnte sofort wegfallen Der Steuerzahlerbund hat dafür plädiert, sofort mit einem Ausstieg aus dem Solidaritätszuschlag zu beginnen. Die Bedingungen seien optimal. Die Welt
Deutschland? Gar nicht mehr so attraktiv Die Angst vor Lohndumping war groß. Doch so beliebt wie Deutschland meint, ist es für Arbeitnehmer aus Osteuropa schon lange nicht mehr. Süddeutsche Zeitung
AKW-Stresstests
EU kippt strenge Reaktor-Tests Terrorangriffe? Menschliches Versagen? Für die EU keine relevanten Gefahren, wenn es um Meiler-Sicherheit geht. Brüssel hat dem Druck der Atomlobby nachgegeben und verzichtet auf strenge AKW-Stresstests. Über Parteigrenzen hinweg regt sich Kritik. Der Adressat: EU-Kommissar Günther Oettinger. Süddeutsche Zeitung
Stresstest im Test Die Strahlung, die bei einem Unfall eines Atomkraftwerks freigesetzt wird, macht nicht an Grenzen halt. Doch Staaten wie Frankreich oder Großbritannien wollen sich nicht hereinreden lassen – auch nicht von einem Stresstest. FAZ
Der wirtschaftliche Schaden eines schnellen Atomausstiegs Zwei Cent mehr pro Kilowattstunde für Bürger und Betriebe klingt nicht furchterregend. Doch die Berechnungen sind wackelig. Klar ist: Der volkswirtschaftliche Schaden eines kurzfristigen Ausstiegs aus der Kernkraft ist viel höher. Wirtschaftswoche
…one more thing!
Netter Nachbar und Morde im Kongo Sie galten als nette Nachbarn. Zwei Männer aus Ruanda, die in Mannheim und Neuffen bei Stuttgart lebten. Lausitzer Rundschau
Leitartikel
Vereinigte Staaten am Wendepunkt Obama hat das geschafft, was Bush versagt blieb – und bekommt nun sogar Lob von den Republikanern. Die preisen auf einmal die Entschlossenheit des Präsidenten bei der Suche nach bin Laden – doch Obamas Mission ist noch nicht erfüllt. Tagesspiegel
Keine Prämie für die Wiederwahl Bin Ladin ist tot, und Amerika wendet sich seinen wirtschaftlichen Nöten wieder zu. In einer paradoxen Wendung könnte der Umstand, dass in den Vereinigten Staaten die Angst vor dem Terrorismus weiter schwindet, die Aussichten Obamas auf Wiederwahl schmälern. FAZ
German Bedenkenträgerei Während Amerika über Bin Ladens Tod jubelt, dominiert in der deutschen Debatte harsche Kritik. Sie ignoriert die Realitäten des internationalen Anti-Terror-Kampfes. Die Welt
Falsches Mitgefühl „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“. Dieser alte Kraftspruch des Maler-Genies Max Liebermann drückt am besten die Gefühle aus, die einen beschleichen, wenn man die jüngsten Grünen-Stimmen zum Tode Osama bin Ladens hört. Herr Ströbele, die Kanzlerin hat recht. Es ist gerecht, dass dieser Menschenfeind endlich tot ist. Bild
Die nächste Mission Die Welt nach Osamas Tod. AZ München
Rhetorische Abrüstung bei Anti-Terror-Gesetzen Bisher fuhren Konservative wie Liberale beim Thema Sicherheitsgesetze schweres Geschütz auf. Endlich bewegen sich beide Seiten aufeinander zu. Financial Times Deutschland
Heikle Versöhnung Die palästinensische Einigung birgt einige Chancen. Es soll wieder gewählt werden, und die Abschottung Gazas hat wohl ein Ende. Der Rest ist eine Gratwanderung – auch für Israel. Frankfurter Rundschau
Anshu Jain fällt seine Strategie auf die Füße Die Klage der US-Regierung entlarvt das Geschäftsmodell der Deutschen Bank: Risiken auf andere abzuwälzen. Dem Meister dieser Strategie fällt sie nun auf die Füße – Anshu Jain, Chef des Investment-Bankings. Handelsblatt
Rückkehr zu den Anfängen Der Staat braucht immer Geld, um seine Aufgaben zu erfüllen. Steuereinnahmen reichen nicht, zusätzliches muss her. Aber braucht er dafür Banken? Der direkte Zugang zum Kapitalmarkt tut es auch… Börsen-Zeitung
Farewell to Geronimo The U.S. killed Osama bin Laden. Now will the Arab and Muslim people kill off Bin Ladenism? New York Times
If you’re serious about the deficit, you can’t spare the middle class There’s an old saying in politics that goes: „Don’t tax you, don’t tax me, tax that guy behind the tree.“ Our View USA Today
Rich take home more, pay less Opposing View USA Today