Hoeneß, Wahlkampf, Frauenquote, Arbeitskämpfe, Italien & Boston

Alles hat ein Ende Er ist der wichtigste Mann im deutschen Fußball, gepriesen für seine Erfolge, sein soziales Engagement. Nun gilt Uli Hoeneß in der öffentlichen Diskussion vor allem als Steuerbetrüger. Wie konnte das passieren? FAZ

Der Preis der Anonymität Lange hat Uli Hoeneß gehofft, dass sich Deutschland und die Schweiz auf ein Steuerabkommen einigen. Zwar hätte der FC-Bayern-Präsident dann deutlich mehr zahlen müssen als bei seiner Selbstanzeige. Dafür wäre er aber nicht aufgeflogen. Dass man sich für Geld Anonymität kaufen kann, haben SPD und Grüne verhindert. Süddeutsche Zeitung

Gehört Uli Hoeneß an den Pranger? Der Bayern-Chef muss sich die Debatte um Steuerhinterziehung gefallen lassen, findet L. Caspari. Urteile sollten Gerichte fällen, nicht Medien ZEIT

Vom Podest gestürzt Die deutsche Fussballwelt ist seit der Selbstanzeige von Uli Hoeness um ein Idol ärmer. Der Fall gibt den Kräften Auftrieb, die den Steuerstaat weiter ausbauen wollen. NZZ

Im Ring mit einem mächtigen Kämpfer Nach einer kurzen Auszeit bereitet Uli Hoeneß seinen Gegenangriff vor: Er wolle nicht von seinem Ämtern beim FC Bayern München zurücktreten, gegen Exzesse in der Berichterstattung werde er „anwaltschaftlich“ vorgehen und gegen Barcelona sitzt er wieder im Stadion. Wer nach der Steueraffäre etwas anderes erwartet hat, kennt Uli Hoeneß schlecht. Er wird kämpfen. Süddeutsche Zeitung

Die deutsche Skandalnudel Der Präsident des FC Bayern hat sich dank seiner Steueraffäre selbst ins Aus gesetzt. Freuen dürfte das vor allem den Fifa-Chef. taz

Ein Steuerstaat mit Beißhemmung Die Schlupflöcher für Steuerhinterziehung sollen gestopft werden. Aber es gibt viele Gründe, warum Deutschland bislang so zurückhaltend war, wenn es gegen Steuersünder ging. Frankfurter Rundschau

Preiswerte Fahrkarte Selbstanzeige Spannend am Fall Hoeneß ist, was diesmal für den Betroffenen schief lief: Nur weil trotz Selbstanzeige sein Haus durchsucht wurde, konnten Informationen darüber durchsickern. FAZ

Sachlich bleiben Die Steuercausa Uli Hoeneß wirft die Debatte über eine gerechte und wirksame Strategie gegen Steuerhinterziehung weit zurück. Statt sachlicher Abwägung schlagen nun – vor der Bundestagswahl – die Wellen der Emotion hoch. Börsen-Zeitung

Günter Ache – Freund und Steuerberater Günter Ache aus Neukirchen-Vluyn ist Inhaber einer großen Kanzlei und berät den Bayern-Präsidenten schon seit Jahren. Die beiden sind befreundet. Der 65-Jährige berät vom Niederrhein aus seinen Freund in finanziellen Fragen. Rheinische Post

Wahlkampf

Elfmeter für die SPD Mit seiner Selbstanzeige ist Uli Hoeneß ungewollt zum besten Wahlkampfhelfer von SPD und Grünen aufgestiegen. Prominent, CSU-nah, Merkel-Fan, Moralapostel und Steuerhinterzieher zugleich – besser kann es für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gar nicht kommen. Die Kanzlerin muss sich sogar distanzieren. Süddeutsche Zeitung

Die Linke bleibt Lafontaine Oskar Lafontaine wird nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Das braucht er auch nicht – in der Politik der Linken ist er auch weiterhin allgegenwärtig. Tagesspiegel

Lafontaine verzichtet ein letztes Mal Oskar Lafontaine konnte seine Partei nicht länger hinhalten. Deshalb gibt der Ex-Linken-Chef nun bekannt, dass er nicht für den Bundestag kandidiert. Er sehe keine „Realisierungschancen“ für ein Konzept zur Neuordnung der europäischen Finanzmärkte, so seine Begründung. Berliner Zeitung

Wie das „Handelsblatt“ die AfD anschiebt Die Zahl lässt aufhorchen: 19 Prozent der Deutschen würden bei der Bundestagswahl die Alternative für Deutschland wählen, meldet das „Handelsblatt“. Ein irrer Wert. Aber stimmt er auch? Es scheint eher so, als hätte die Zeitung kräftig nachgeholfen. Süddeutsche Zeitung

AfD versus Euro-Fighter Die neugegründete Partei „Alternative für Deutschland“ überspringt die Fünf-Prozent-Hürde. Die Euro-Befürworter stehen angesichts der fortgesetzten Eurokrise in der Beweislast. Wirtschaftswoche

Frauenquote

Ungebrochen, versprochen! Vertrauenserklärungen der Kanzlerin sind so eine Sache. Frau von der Leyen hat Glück, dass die Wahl nahe ist und es in der Politik keine guten Feen gibt. FAZ

Merkels verhängnisvolles V-Wort Wenn Kanzlerin Merkel einem Kabinettsmitglied das Vertrauen ausspricht, droht Ungemach. Der Posten ist in Gefahr. Arbeitsministerin von der Leyen könnte bald diesen prominenten Beispielen folgen. stern

Die Quoten-Revolte und ihre Folgen Nach der Quoten-Revolte der vergangenen Woche ist die Wut auf die CDU-Frauen groß. Doch gegen die geballte Frauenpower lässt sich nichts machen. Die Unions-Frauen bilden Seilschaften und tricksen, wie es die Öffentlichkeit bislang nur von Männern in der Politik gewohnt war. Tagesspiegel

Die Fehler der Quoten-Gegner Es wäre zu ahnen gewesen, dass die Quoten-Abstimmung mehr ist als Gedöns – zumal einer der Anträge aus dem Bundesrat kam. Berliner Zeitung

Die Quotenministerin und das Gären in der Union Zuweilen erweckt die Kanzlerin den Eindruck, ihre behauptete Dominanz sei die einer Scheinriesin, die nicht einmal die eigene Partei im Griff habe Märkische Oderzeitung

Eingeständnis des Scheiterns Schröder war angetreten, um die familienpolitische Modernisierung der CDU weiter voranzutreiben, die ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen und später ärgste Konkurrentin angestoßen hatte – insbesondere die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ihr Beispiel zeigt, dass Quote ohne Qualifikation nicht funktioniert. WAZ

Arbeitskämpfe

Kampf ums Profil Junge (erfolgreiche) Spartengewerkschaften sind Verdi ein Dorn im Auge. Deswegen ist der Tarifstreit mit dem Bodenpersonal so wichtig für den Gewerkschaftsriesen. FAZ

Verhandeln Verdi lässt die Muskeln spielen. Der am Montag von der Gewerkschaft ausgerufene Warnstreik des Bodenpersonals hat fast den kompletten Flugverkehr der Lufthansa in Europa zum Erliegen gebracht. Bonner General-Anzeiger

Am Boden wird es ernst Wegen des streikenden Bodenpersonals der Lufthansa fallen knapp 1.700 Flüge aus. Das harte Vorgehen der Gewerkschaft Verdi ist angemessen. taz

Im Interesse beider Seiten Durch die Anhebung der Mindestlöhne in der Friseurbranche sind nicht alle Probleme vom Tisch, doch zeigt die schnelle Einigung von Verdi und der Landesverbände, wie sehr beiden Seiten an einer Lösung gelegen war. Kölner Stadt-Anzeiger

Italien

Glück auf, alter Mann! Sein Name weckt Hoffnung: Giorgio Napolitano. Der Optimismus überträgt sich sogar auf die Aktienmärkte, dort steigen die Kurse. Doch Napolitano ist schon einmal gescheitert – und warum es diesmal gelingen soll, eine Regierung zu bilden, ist unklar. Süddeutsche Zeitung

Beppe Grillo – der wahre Staatslenker Giorgio Napolitano ist 87 Jahre alt. Nun wurde er erneut zum Staatspräsidenten Italiens gewählt. Das zeigt: Die politische Kaste igelt sich ein. Das Volk wird immer wütender – und Beppe Grillo noch gefährlicher. Tagesspiegel

Parteiendämmerung Die Wiederwahl von Giorgio Napolitano und der Rücktritt von PD-Chef Pier Luigi Bersani, zeigen, wie tief Italien in der politischen Krise steckt. Die Präsidentialdemokratie könnte die einzige Lösung sein. La Repubblica Rom

Boston

Terror, made in America Ein mutmaßlicher Attentäter ist tot, der andere gefasst, doch der Schrecken bleibt. Anders als die 9/11-Terroristen lebten die Verdächtigen schon lange in den USA. Jetzt muss Amerika den Ursachen des Terrors auf die Spur kommen. Denn Boston gibt Rätsel auf. Süddeutsche Zeitung

Amerika nach dem Anschlag in Boston Obamas Kampf gegen den islamistischen Terror hat die Gefahren nicht verringert. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist an der Zeit, das anzuerkennen und einen Kurswechsel zu vollziehen. FAZ

Wenn die digitale Meute auf Hexenjagd geht In sozialen Netzwerken hatten sich Nutzer zusammengetan, um die Täter von Boston zu finden. Schnell gerieten dabei auch Unschuldige unter Verdacht. Es fand eine digitale Hexenjagd statt. Die Welt

Warum uns die Opfer von Boston näher sind Nach den Bombenanschlägen von Boston wird die Frage diskutiert, ob der Westen nur seine eigenen Toten sieht und für diese Interesse und Gefühl zeigt. Doch globale Empathie gibt es nicht. Die Mitleidsfähigkeit von Menschen ist nun einmal begrenzt. Tagesspiegel

Früchte der Blindheit Auch in Russland, dem Geburtsland der beiden Attentäter von Boston, ist eine Debatte über die Hintergründe entbrannt. Insbesondere im Kreis russischer Blogger wird das Thema diskutiert. FAZ

Dzhokhar Tsarnaev has rights The Constitution applies to us all, including the Boston bombings suspect. Los Angeles Times

Why There Are Almost No Chechens in the United States It’s much easier for Chechen refugees to settle in Europe than in the U.S. The Atlantic

…one more thing!

IBAN, die Schreckliche Der Countdown läuft: In wenigen Monaten werden die nationalen Überweisungen und Lastschriften in der Europäischen Union durch ein neues Verfahren ersetzt. Womit Bankkunden und Unternehmer rechnen müssen. Handelsblatt

Leitartikel

Im Kessel Uli Hoeneß hat SPD und Grünen die bisher beste Vorlage im Wahlkampf geliefert. Aus dem Fall Hoeneß drohte ein Fall Merkel zu werden. FAZ

Hoeneß und die Dummheit der deutschen Eliten Uli Hoeneß macht mit seinem Steuergebaren Wahlkampf für Rot-Grün. Die Opposition sieht in Reichen vor allem „Kühe“, die gemolken werden müssen. Aber das „Nutzvieh“ wehrt sich nicht. Warum? Die Welt

Der Bayernkönig und sein Hofstaat Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat im Laufe seiner Karriere mächtige Männer um sich geschart, die ihm treu zur Seite stehen. In guten wie in schlechten Zeiten. Berliner Zeitung

Uli macht Wahlkampf Für Peer Steinbrück und seine SPD könnte es gar nicht besser laufen: Uli Hoeneß ist mit seiner Steuerhinterziehung ungewollt zum Wahlkampfhelfer von Sozis und Grünen geworden. AZ München

Signalchaos auf Europas Schienennetzen In der EU wird ständig daran gearbeitet, einheitliche Normen und Maße zu entwickeln. Im Bahnverkehr herrscht allerdings noch immer Signalchaos. Jedes Land lenkt seinen Bahnverkehr anders. Die negativen Folgen dieses Wirrwarrs hat Siemens gerade zu spüren bekommen. Süddeutsche Zeitung

Nullrunde für die Vernunft Wenn Ver.di will, hebt kein Flugzeug ab. Da ließen Funktionäre ihre Muskeln spielen – zum Schaden für das ganze Land. BILD

France should shun talk of revolution The public mood is dark but the country’s situation is not so bad Financial Times

‚Right wing‘ doesn’t equal ‚terrorist‘ The unjustified rush to pin violence on the ‚right wing‘ undefined8212; particularly the tea parties undefined8212; has reached the point of parody. Los Angeles Times

The Story Behind the Bombers Did al Qaeda ideology inspire the attack or were the two brothers driven by other motivations? Christopher Dickey, Eli Lake, and Daniel Klaidman report on the latest. The Daily Beast

The 100 Most Influential People in the World TIME